Aufsatz(gedruckt)1977

Stabilität, Wechsel und Antwortsicherheit der Wahlabsicht in den Wahlstudien 1976 und 1972

In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 18, Heft 2/3, S. 627-643

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Abstract

Die Leistungsfähigkeit der Wahlforschung, relativ zutreffende prognostische Aussagen über die Stabilität oder den Wechsel der Wahlabsicht auch in Zeiten politischen Wandels zu machen, soll geprüft werden. Dabei wird dem Problem mangelnder Validität, das aus der möglichen Divergenz von Verhaltensintention und tatsächlichem Verhalten resultiert, weniger Bedeutung gemessen, als der unzureichend bestimmbaren Reliabilität der erfragten Wahlabsicht. Ist die Reliabilität unbekannt, so stellt sich auch die Falsifikation von Hypothesen über die Wahlabsicht als schwierig dar, besonders der Untersuchung von Einflußfaktoren, die einer Veränderung unterliegen, sind Grenzen gesetzt. Anhand der Ergebnisse der Mannheimer Wahlstudie der Bundestagswahlen von 1972 und 1976 sollen die Gründe und Motivationen der Wähler analysiert werden, die während dreier Befragungen ihre Wahlabsicht geändert haben. Daraus folgt, daß der Prozentsatz der Wähler, die zwischen jeder Befragung ihre Antwort zur Wahlabsicht änderten weit größer ist, als die multiplikative Wahrscheinlichkeit für einen solchen Wechsel. Diese subjektive Antwortunsicherheit wird aus einem geringen politischen Interessen und einer inkonsistenten politischen Präferenz erklärt. Im weiteren soll das Modell von James S. Coleman angewandt werden, um in der Analyse von echtem Wechsel diese subjektive Antwortunsicherheit zu berücksichtigen und beide Komponenten quantitativ getrennt bestimmen zu können. Die These, daß die inkonsistenten Wähler in allen Fällen eine weitaus höhere Antwortunsicherheit aufweisen als die konsistenten wird damit bestätigt. Die Anwendung weiterer, von Lee M. Wiggins entwickelter Modelle ist bei der Feststellung der unterschiedlichen Antwortunsicherheit von Konsistenten und Inkonsitenten bzw. subjektive Sicheren und Unsicheren dienlich. Letzendlich wird resümiert, daß die empirische Wahlforschung sich nicht nur mit den Schwierigkeiten unzulänglicher Bestimmung der Verhaltensintentionen auseinandersetzen muß, sondern sich noch intensiver mit den Problemen unzureichender Realisierung formal einwandfreier Stichprobenplänen widmen muß. (MM)

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