Reform und Geschichte: das Beispiel der ersten Großen Koalition 1966-1969
In: Zeitschrift für Politikwissenschaft: ZPol = Journal of political science, Band 20, Heft 3/4, S. 291-325
Abstract
"Politik bedarf der Begründung und immer wieder auch der expressiv-symbolischen Beglaubigung: von der politischen Idee bis hin zur parlamentarischen Debatte und Entscheidung. Der instrumentell-argumentative Rückgriff auf Geschichte ist dabei so notorisch wie die Verknüpfung mit leitenden Zukunftsbildern. Reformregierungen und -projekte sind in dieser Hinsicht besonders aufschlussreich, da sie in der Regel unter erhöhtem Rechtfertigungsdruck stehen. Die Regierung Kiesinger/ Brandt amtierte in einer Zeit vielfältiger politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Die Große Koalition, die sich selbst als 'Markstein in der Geschichte' begriff, setzte diverse größere Reformen auf die politische Agenda, von denen die Mehrzahl auch realisiert wurde. Dies war ohne Politik mit der Geschichte kaum möglich. Die explorative Studie untersucht an ausgewählten Texten den Zusammenhang von Geschichts- und Reformpolitik und zeigt auf, welche politische Bedeutung und Funktion der historischen Argumentation im Kontext der übergreifenden Begründung dieser Reformen zukam und in welchem Verhältnis dies zur zeitgenössischen westdeutschen Gesellschaft stand. Dabei zeigt sich, dass Geschichtspolitik in Umbruchzeiten prekärer Natur ist: Wo Grundlagen von Politik sich verändern oder völlig neu definiert werden, sind historische Argumentationen oftmals kontraproduktiv zu aktuellen Intentionen." (Autorenreferat)
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Sprachen
Deutsch
ISSN: 1430-6387
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