Verteilungsprobleme in der Industriegesellschaft
In: Wirtschaftliche Entwicklungslinien und gesellschaftlicher Wandel, S. 131-144
Abstract
"Die Industriegesellschaft unserer Tage ist dadurch gekennzeichnet, daß starke Gruppen glauben, man könne die Verteilung der Einkommen unabhängig von der Produktion der Güter regeln. Verteilungsfragen stehen in allen industrialisierten Ländern im Vordergrund, wenn es um politisierte Entscheidungen, um Mehrheiten und um Macht geht. Gewerkschaften und Regierungen versuchen, das Marktergebnis so zu beeinflussen oder so zu korrigieren, daß mehr 'soziale Gerechtigkeit' erreicht wird. Sie verweisen dabei auf Marktunvollkommenheiten, die zu einer Einkommensverteilung führen, die den sozialen Frieden gefährden würde. Übersehen wird häufig die negative Rückkoppelung, mit der der Markt auf allzu starke Eingriffe in seine Funktionsfähigkeit reagiert. Die Gegenreaktionen treten gerade dann besonders zutage, wenn die Funktionsfähigkeit des Marktsystems ohnehin stark belastet ist - etwa in Zeiten, in denen der Strukturwandel ein hohes Maß an Anpassungsflexibilität verlangt. Da niemand die Sozialpolitik ganz abschaffen will, kommt es allein darauf an, Grenzen für die verteilungspolitische Aktivität des Staates aufzuzeigen. Vermutlich hat das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft deshalb so viel an Überzeugungskraft verloren, weil es keinen Konsens über eine Norm enthielt, die die soziale Komponente begrenzt." (Autorenreferat)
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