Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1988

Zur politischen Psychologie der internationalen Beziehungen: kritischer Literaturbericht

In: Politische Psychologie heute, S. 283-295

Abstract

Gegenstand dieses Literaturberichts sind 15 internationale Veröffentlichungen aus den Jahren 1983 bis 1986. Zunächst skizziert die Autorin die Forschungssituation in der BRD und in den USA. Am Beispiel der US-amerikanischen Debatte werden die ungelösten Kernprobleme der Politischen Psychologie der internationalen Beziehungen angesprochen. Im weiteren befaßt sich die Autorin mit Arbeiten, die sich aus polit-psychologischer Sicht mit den Prämissen der Abschreckung befassen. Diese Arbeiten zeigen, daß selbst die Art und Weise wie Politiker entscheiden, ob überhaupt eine Bedrohung vorliegt oder nicht, weniger von der objektiven Lage abhängt, sondern zum einen von einem drängenden Bedürfnis, die Komplexität möglicher Informationen zu reduzieren, sowie zum zweiten von der damit zusammenhängenden Neigung, glaubens-, ideologie- und vorurteilsgestützte Bedrohungsanalysen durchzuführen, die zwangsläufig Fehleinschätzungen der internationalen Lage zur Folge haben. Die adäquate Vereinfachung von Informationen wird zum dritten noch komplizierter, weil das Problem zugleich interaktiv und multilateral ist. Die daraus abgeleitete praktisch-politische Folgerung führt zu der Forderung, kommunikative Politikansätze zu entwickeln. Mit den Arbeiten, die sich mit der daraus folgenden Frage nach der Verständigung unter Rivalen befassen, stehen im Mittelpunkt des folgenden Abschnitts. Kommunikative Politikansätze sind nicht nur Voraussetzung für Wahrnehmungsverbesserungen im Rahmen der Abschreckung, sondern auch Bedingung von Abrüstungsvereinbarungen. Im letzten Teil geht die Autorin auf Ansätze ein, die die internationalen Beziehungen aus einem psycho-historischen Blickwinkel interpretieren. Die Autorin kommt zu dem Schluß: Solche Analysen würden nicht nur der Erfahrung Rechnung tragen, daß Affekte auch in noch so disziplinierten Dialogstrategien nicht einfach dadurch verschwinden, daß man nicht von ihnen spricht, sondern auch der Erfahrung, daß die Fähigkeit zu internationaler Verständigung und Empathie auf der individuellen Ebene der Entscheidungsträger und auf der kollektiven Ebene sowohl kognitive als auch emotionale Voraussetzungen hat. (RW)

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