"Das Boot ist voll": Überlegungen zu einer Metapher der politischen Rede
In: Konflikte um Ordnung und Freiheit: sozialwissenschaftliche Beiträge ; Franz Neumann zum 60. Geburtstag, S. 255-270
Abstract
Besonders in der politischen Auseinandersetzung um die Veränderung des Asylrechts fand das im Titel zitierte sprachliche Bild häufige Verwendung. Dieses Bild war und ist beliebt und einprägsam, es besitzt eine starke metaphorische Ausstrahlung. Der Autor zeigt, daß die Verwendung dieser Metapher keineswegs harmlos ist, "denn sie enthält ein außerordentliches und ganz exklusives Szenario, das auf die gesellschaftliche Realität in der Bundesrepublik nicht zu übertragen ist." Bei seiner Analyse richtet sich der Autor gegen eine tendenzielle Mystifikation der Gesellschaft im sprachlichen Bild vom Boot, das voll ist bzw. bald voll sein könnte. In moralischer, politischer und soziologischer Dimension wird der Inhalt dieses Bildes näher untersucht. Eine menschliche Politik der Bundesrepublik gegenüber Fremden, so das Fazit, ist auf der Ebene des Szenarios vom Boot, das voll sein könnte, nicht zu entwickeln. Und noch viel weniger ist diese Metapher für den Versuch geeignet, die hiesigen und berechtigten sozialen Ängste und Nöte zum Ausdruck zu bringen, ohne fremdenfeindlich zu sein. (ICD)
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