Von der sozialistischen zur postsozialistischen Bürokratie - Transformationsprobleme Rußlands
In: Ost- und Südosteuropa zwischen Tradition und Aufbruch: Aspekte der Umgestaltungsprozesse in den postsozialistischen Ländern, S. 105-132
Abstract
Das politische System des Sozialismus kannte keine Gewaltenteilung im Sinne der westlichen parlamentarischen Demokratien durch die fehlende funktionale Differenzierung von Politik und Ökonomie in der Zentralverwaltungswirtschaft. Aus diesem "Konstruktionsfehler" ist erklärbar, daß und wie im "bürokratischen Sozialismus" bürokratische Herrschaft selbst zum Medium wurde, das politische und ökonomische Strategien nicht nur durchsetzte, sondern überhaupt erst definierte. Insofern hatte die mono-organisationale Bürokratie des sozialistischen Staats im Unterschied zum okzidentalen legalen auch keine wechselnden politischen Herren, die sich durch demokratische Wahlen legitimieren müssen. Der vorliegende Beitrag beschreibt und analysiert, wie die russische Gesellschaft nach der Wende weiterhin an dieser Erblast krankt. Die anfänglichen Hoffnungen auf eine politische Reformierung der sowjetischen Bürokratie haben sich bisher nicht erfüllt. Die Reformversuche haben nur zu einer Delegitimierung der zentralen Staatsstrukturen und Eliten geführt. (pre)
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