Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2001

Zwangs-(E)migration und soziale Ausschließung: Aspekte der Jugendkriminalpolitik in England und Deutschland im 19. und frühen 20. Jahrhundert

In: Integration und Ausschließung: Kriminalpolitik und Kriminalität in Zeiten gesellschaftlicher Transformation, S. 95-107

Abstract

Das Bemühen um die gesellschaftliche Integration von randständigen Existenzen und sozial Benachteiligten gilt gemeinhin als eine historische Errungenschaften des modernen Wohlfahrtsstaats, dessen Wurzeln in Westeuropa in die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts zurückreichen. Der vorliegende Beitrag hinterfragt diesen sozialintegrativen Anspruch der bürgerlichen Gesellschaft anhand einer Analyse der Sanktionspraxis von Jugendkriminalität, die zeigt, das die Behandlung jugendlicher Delinquenten vor dem Ersten Weltkrieg keinesfalls eindeutig auf ihre Integration in die Gesellschaft, also auf ihre Resozialisierung, ausgerichtet war. Diese These wird an Hand der sozialhistorischen Erkenntnisse über die englische Kinderemigration (child emigration) erläutert, die in ihrer Art und in ihrem Umfang als einmalig für die europäische Geschichte gelten kann. Zwischen 1870 und 1930 wurden ca. 200.000 Kinder und Jugendliche aus Großbritannien nach Kanada und Australien zwangsemigriert. Dabei handelte es sich mehrheitlich jedoch nicht um delinquente Jugendliche oder Zwangszöglinge, sondern um Unterschichtkinder, die in irgendeiner Form der öffentlichen oder privaten Fürsorge anheimgefallen waren. (ICA)

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