Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2005

Der Experte als Platzhalter und Interpret moderner Mythen: das Beispiel der Stammzelldebatte

In: Wozu Experten?: Ambivalenzen der Beziehung von Wissenschaft und Politik, S. 149-171

Abstract

Am Beispiel der deutschen Diskussion um die moralische Legitimität der Stammzellforschung befasst sich der Beitrag mit der diskursanalytischen Perspektive der Symbolkraft von Expertisen. Gerade die Narrationen der Experten über den Status des Embryos - und damit deren Definition des Lebensbeginns - bündelten einflussreiche Vorstellung über die Grenzen des Verfügbaren und beeinflussten die Politik in ihrer Entscheidung. Aus einer solchen Perspektive wird unterstrichen, dass sie in der Moderne aufbrechenden Entscheidungszwänge nicht mehr qua Überlegenheit des Expertenwissens gelöst werden können. Gleichzeitig wird deutlich, dass Experten mehr als lediglich Vermittler von medizinisch-genetischem oder ethischem Fachwissen sind. Den konkreten Entscheidungszwängen kann auch und gerade von Seiten der Experten nur durch Erzählungen entsprochen werden, die letztlich bestimmte Weltbilder und Vorstellungen vom guten Leben transportieren. Dementsprechend charakterisiert der Autor die Mitglieder der diversen Ethikräte als "symbolische Unternehmer", die in Form von Erzählungen und öffentlichkeitswirksamen Mythen über den Lebensbeginn Problemdefinitionen und Lösungsvorschläge kommunizieren. Mit seiner Analyse verbindet sich das Plädoyer, jene Tendenz zur Wiederverzauberung, die der Rationalisierungsprozess in sich birgt, nicht als Defizit, sondern als Chance für eine Öffnung von Diskursarenen zu bereifen. Eine solche Chance eröffnet sich jedoch nur dann, wenn man sich keinen Illusionen über den kognitiven Status von Expertise hingibt. (ICH2)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.