Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2006

Europa und die arabisch-islamische Welt heute: die blockierte Kommunikation

In: Europa in der Welt - die Welt in Europa, S. 147-165

Abstract

Die Beziehungen zwischen Europa und der arabisch-islamischen Welt sind von Spannungen unterschiedlichster Art geprägt. Der Beitrag beleuchtet nun die Art dieser Spannungen und zeigt ihre Entstehungsmechanismen auf. So wird im ersten Schritt zunächst der polithistorische Hintergrund der heutigen Spannungen beschrieben, wozu folgende Ereignisse zählen: (1) das Ende des alten Kolonialzeitalters im arabischen Orient seit Anfang der 1960er Jahre, (2) die Ablösung der alten europäischen Kolonialmächte durch die USA, (3) der Nahostkonflikt als Spannungsherd und Polarisierungsfaktor, (4) die Rolle des langjährigen Ost-West-Konfliktes sowie (5) der Erste Golfkrieg von 1991. Auf dieser Grundlage folgt im Anschluss die Thematisierung der gegensätzlichen Haltungen zwischen der arabischen und westlichen Welt, die ihren Ausdruck in einer islamischen Widerstandsideologie und einer christlichen kolonialistischen Rechtfertigungsideologie findet. In diesem Zusammenhang wird der erste Irakkrieg hinsichtlich der Frage 'Weltmacht Islam oder Christentum?' betrachtet. Der dritte Schritt befasst sich sodann mit der aktuellen Fixierung auf den Islam in weiten Teilen der europäischen Öffentlichkeit und ihre Auswirkungen. Dazu gehören folgende Aspekte: (1) die politisch dominierte Sicht der Araber auf den Westen, (2) die religiös geprägte westliche Sicht auf die arabische Welt, (3) der alte Orientalismus im postmodernen Gewand, (4) die Rolle westlicher Politik bei der Entstehung des politischen Islam, (5) die Folgen für die Kommunikation mit der westlichen Welt sowie (6) die Frage nach dem Zusammenprall der Kulturen und Zivilisationen. Der vierte Schritt betrachtet abschließend die zunehmend beobachtbare Tendenz westlicher Staaten, ihr Gesellschaftsmodell anderen Völkern und Kulturen gewaltsam aufzudrängen. Diese Bestrebungen werden weitgehend kulturalistisch verbrämt und gewissermaßen als eine Art zivilisatorischer Mission hingestellt, eigentlich geht es aber um die Durchsetzung weltweiter Hegemonialinteressen. Doch der Autor ist der Ansicht, dass der Pluralismus der Welt sich nicht nach Wunsch beheben lässt und Europa durchaus einen konstruktiven Beitrag zum Weltfrieden leisten kann, indem es sich von dem von den USA dominierten neuen hegemonialen Zugriff absetzt. (ICG2)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.