Macht, Identität und Respekt
In: Macht: zwischen aktiver Gestaltung und Missbrauch, S. 47-65
Abstract
Der Beitrag entwickelt eine neue sozialpsychologische Perspektive auf (soziale) Macht und Machtprozesse. Aufbauend auf der neueren sozialpsychologischen Identitäts- und Gruppenforschung überwindet diese Perspektive Blickverengungen der traditionellen sozialpsychologischen Machtanalyse und schlägt gleichzeitig Brücken zur Diskussion des Machtkonzepts in den sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen. Im Anschluss an die kritische Analyse der bisherigen sozialpsychologischen Zugänge zu Macht und die Darstellung des Ansatzes wird auf wichtige Implikationen des vorgeschlagenen Perspektivenwechsels für das Verständnis von Stabilität und Veränderbarkeit von Machtstrukturen eingegangen. In diesem Zusammenhang wird einerseits der ungenügende Erklärungswert der Idee von einem "falschen Bewusstsein" aufgezeigt und andererseits für eine stärkere Beachtung des Respektkonzepts plädiert. In einem abschließenden Ausblick wird das Anwendungspotenzial des Identitätsmodells der Macht anhand aktueller Beispiele verdeutlicht. So bereichert diese Fassung des Machtkonzepts auch die soziale Bewegungs- und Protestforschung. Man kann sozialen Protest und soziale Bewegungsaktivitäten verstehen als Versuch, soziale Gegenmacht zu organisieren. Gegenmacht gegen empfundene soziale Ungerechtigkeit, gegen Stereotypisierung und Diskriminierung durch mächtige Personen oder Gruppen, deren Opfer man geworden ist. (ICA2)
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