Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2008

Ausblick: auf dem Weg in die Präventionsgesellschaft?

In: "Das da draußen ist ein Zoo, und wir sind die Dompteure": Polizisten im Konflikt mit ethnischen Minderheiten und sozialen Randgruppen, S. 165-182

Abstract

Dem Begriff der Prävention haftet eine selbst legitimierende Eigenschaft an: Wer will schon bestreiten, dass es besser sei zu handeln, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist oder dass Vorbeugen besser als Heilen ist? Der Autor fragt dennoch, was es mit Kriminalität und Prävention auf sich hat. Schließen die beiden Phänomene einander aus oder bedingen sie sich sogar, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad? Der Autor beschreibt zunächst, dass sich in den letzten Jahren eine Präventionskultur ausgebreitet hat, die auch im öffentlichen Raum operiert. Der Präventionsdiskurs bewegt sich von mobiler Jugendarbeit über Rauchverbot, Null-Toleranz gegenüber Kleinkriminellen und Aufenthaltsverbote für Obdachlose bis hin zum allseits überwachten Bürger im Antiterror-Kampf. "Prävention" wird immer umfassender und droht, damit immer beliebiger zu werden. Sie erfreut sich jedoch zunehmender Beliebtheit bei Polizei und Verwaltung, Politik und Bürgerschaft. Die Polizeipräsidien verfügen inzwischen über ein "Kommissariat Vorbeugung", die meisten Städte haben ein oder mehrere kriminalpräventive Gremien ins Leben gerufen, die Politik erweitert die polizeilichen Präventionsbefugnisse und die Bürger engagieren sich im Rahmen kommunaler Präventionsaktivitäten. Der Autor plädiert vor diesem Hintergrund dafür, einen Weg zu finden zwischen strikter Orientierung an rechtsstaatlichen Regeln auf der einen Seite und dem Überbordwerfen rechtsstaatlicher Normen auf der anderen Seite, zwischen dem Risiko der Kriminalität und der Sicherheit der Kriminalprävention. So stärkt z. B. das präventive "In-Gewahrsam-Nehmen" von Protestierern wie beim G-8-Gipfel in Heiligendamm mit Sicherheit nicht das Vertrauen in die staatlichen Institutionen. (ICA2)

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