Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2010

Governance im modernen Staat

In: Governance - Regieren in komplexen Regelsystemen: eine Einführung, S. 37-48

Abstract

Der anglo-amerikanische Begriff Governance wurde etwa seit Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts verbreitet in politikwissenschaftlichen Analysen benutzt und ersetzte schrittweise den bis dahin geläufigen Begriff der politischen Steuerung. Dieser Wandel der Semantik spiegelt eine tief greifende Veränderung des steuerungstheoretischen Paradigmas seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhundert wider, eine Veränderung, die zumindest teilweise Ausdruck realer Veränderungen von Institutionen und Prozessen der Politikentwicklung und gesellschaftlichen Regelung im modernen westlichen Nationalstaat ist. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert, dass und wie der Begriff Governance die Aufmerksamkeit auf Strukturen und Prozesse der Regelung lenkt, und zwar, wenn über Governance im Kontext des Staates gesprochen wird, einer Regelung im Öffentlichen. Die Autorin kritisiert hier die stillschweigende Unterstellung, Governance sei per se erfolgreich, sei "gut" im Sinne des "good governance". Häufig erreichen jedoch Versuche der Regelung, der Problemlösung, der wirkungsvollen Erfüllung einer anerkannten öffentlichen Aufgabe keineswegs ihr Ziel. Diese Selektivität der Perspektive, die mit dem Begriff Governance zusammenhängt, liegt in der Ausblendung wichtiger herrschaftssoziologischer Aspekte bei der Analyse des politischen Geschehens. Es ist die gleiche Selektivität, die bereits der Theorie politischer Steuerung mit einem "Problemlösungsbias" innewohnt. Hier wie dort steht die gelungene oder misslingende Regelung im Zentrum des Interesses, nicht dagegen das so eminent politische Motiv des Machterwerbs und Machterhalts um seiner selbst willen. (ICA2)

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