Die Ausweitung der medizinischen Kampfzone: Herrschaft, Autonomie oder Autonomisierung der Herrschaft?
In: Macht und Herrschaft in der reflexiven Moderne, S. 175-218
Abstract
Modernisierung stellt sich im Bereich der Medizin als ein vielschichtiger Prozess der Medikalisierung dar, der nicht nur den Blick auf den Körper verändert, sondern die Gesellschaft insgesamt betrifft. Die Medikalisierung der Gesellschaft beginnt mit der Entstehung der modernen Medizin im 17. Jahrhundert und erfährt eine sukzessive Ausweitung, die im 20. Jahrhundert zugleich mit einem qualitativen Strukturwandel einhergeht. Gerade aufgrund des medizinischen Fortschritts verschieben sich die institutionalisierten Grenzen von Gesundheit und Krankheit und zugleich wird die Unterscheidung von Therapie und Enhancement des menschlichen Körpers unscharf. Medizinisches Handeln zielt nicht allein auf die Wiederherstellung von Gesundheit, sondern auf die Verbesserung des menschlichen Körpers einschließlich seiner geistigen Leistungsfähigkeit, wobei die Verantwortung für die Erhaltung und Verbesserung ihres Gesundheitszustandes zunehmend den Subjekten selbst zugeschrieben wird. Was dieser Prozess unter Macht- und Herrschaftsgesichtspunkten bedeutet, zeigt der Beitrag am Beispiel der Anti-Aging-Medizin. (ICE2)
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