Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2011

Der Kampf der Kulturbegriffe

In: Multikultur 2.0: Willkommen im Einwanderungsland Deutschland, S. 145-148

Abstract

Der Verfasser plädiert für einen Ansatz, der eine Verbindung zwischen der Kultur und dem Sozialen impliziert. Die Ignoranz gegenüber dieser Verbindung hängt damit zusammen, dass in den letzten 30 Jahren ein meritokratischer Diskurs Platz gegriffen hat, in dem die individuelle Leistungsfähigkeit des Einzelnen in den Vordergrund gestellt wird. Dies ist die Schnittstelle zwischen dem Kulturdiskurs und dem Diskurs um die soziale Frage: Armut und Ausschluss sind demnach das Produkt von Kulturversagen, wenn der Einzelne beziehungsweise ganze Gruppen es nicht vermögen, sich den Imperativen von Ausbildung, Disziplinierung, Lernen und Flexibilität zu unterwerfen. Diese Schnittstelle ermöglicht einen gleichsam "rationalen" Ausschluss der Leistungsunfähigen als Leistungsunwilligen und gewährleistet die Anrufung der Deutschen als Kollektiv der Leistungsträger. Es reicht jedoch nicht aus, hier nur auf den Leistungs-Diskurs zu verweisen: Diese Verquickung von Kultur und Ökonomie hat damit zu tun, dass die Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung systematisch "Verlierer" produziert. Die Migrantinnen und Migranten oszillieren zwischen Ein- und Ausschluss, weil ihnen gesellschaftlich eben diese Funktion zukommt. Die Grundlage dafür ist, dass es in modernen Gesellschaften ein fundamentales Spannungsfeld zwischen Fixierung und Mobilisierung der Arbeitskraft gibt. Die Migranten verkörpern buchstäblich dieses Oszillieren. Sie sind das innere Outsourcing der Gesellschaft. (ICF2)

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