Kontextfaktoren der Heuristikverwendung bei Sachabstimmungen
In: Sachunmittelbare Demokratie im interdisziplinären und internationalen Kontext 2009/2010: Deutschland, Liechtenstein, Österreich, Schweiz und Europa, S. 133-153
Abstract
Die politische Kognitionspsychologie hat nachweisen können, dass mentale Entscheidungshilfen auch bei Wahlen und Sachabstimmungen häufig angewendet werden. Während die individuellen Bestimmungsgründe der Heuristikverwendung gut erforscht sind, ist über die kontextuellen Bedingungen wenig bekannt. Welche Eigenschaften der Entscheidungssituation begünstigen die Verwendung von Heuristiken bzw. machen sie wenig wahrscheinlich? Der Beitrag geht dieser Frage am Beispiel von Schweizer Sachabstimmungen nach. Dabei wird die Heuristikverwendung zum ersten Mal auf der Basis der Stimmmotivangaben der Vox-Befragten erhoben. Die Analyse zeigt, dass die Komplexität der Vorlage die Angewiesenheit auf Heuristiken signifikant erhöht. Daneben üben auch noch die Konfliktintensität und das Vertrauen in den Bundesrat einen Einfluss auf das Ausmaß der Heuristikverwendung aus. Letzteres zeigt den nach wie vor starken Einfluss des Bundesrates auf die Meinungsbildung der Stimmbürgerschaft, aber gleichzeitig auch das Risiko für Behördenvorlagen, die in Zeiten sinkenden Regierungsvertrauens dem Volk vorgelegt werden. (ICB2)
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