Niederlande: soziale Sicherung zwischen staatlicher Grundsicherung und 'For-Profit'-Versicherern
In: Abkehr vom Korporatismus?: der Wandel der Sozialversicherungen im europäischen Vergleich, p. 365-434
Abstract
Im Laufe der Jahrzehnte hat das niederländische System der sozialen Sicherung einen Verlauf genommen, der in Teilen - insbesondere in der Gesundheitspolitik - an die Entwicklung in Deutschland erinnert bzw. ihr vorausläuft. Gleichzeitig kann man unterschiedliche Entwicklungsverläufe in der Selbstverwaltung festmachen: Während für den Bereich der Arbeitslosigkeit die Finanzen von den Sozialpartnern verwaltet wurden, hatten sie lange Jahre keinerlei Einfluss auf die Ausgestaltung der Arbeitsvermittlung. Nach einem recht kurzen Intermezzo tripartistischer Verwaltung und Vermittlung in den 1990er Jahren wurden die Vermittlungsaufgaben den Zentren für Arbeit und Einkommen zugewiesen, die, wie die Auszahlung von Sozialhilfe, auch Aufgaben der Kommunen übernahmen. Nach den ersten sechs Monaten erfolgloser Vermittlung werden die Arbeitssuchenden an private Vermittler weiterverwiesen. Insgesamt kann man also bei aller Unterschiedlichkeit in der Entwicklung der drei Systeme einen Bedeutungsverlust der Sozialpartner für öffentliche Institutionen feststellen und, insbesondere für die Krankenversicherung, eine Hinwendung zum Markt. Seit spätestens den 1980er Jahren lässt sich die schrittweise Betonung eher individueller denn kollektiver Mitglieder- /Kundenpartizipation feststellen. In den privatisierten Organisationen der sozialen Sicherungssysteme sind noch Partizipationselemente vorfindbar, bei denen die Sozialpartner aber je nach Feld eine unterschiedliche Rolle mit verschiedener Verantwortung spielen. (ICB2)
Report Issue