Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2013

Menschenwürde - ihre gesellschaftsstrukturellen Bedingungen

In: Menschenwürde und Medizin: ein interdisziplinäres Handbuch, S. 419-446

Abstract

Die Menschenwürde als empirisches Phänomen zu begreifen, heißt ein genuin soziologisches Verständnis davon zu entwickeln, was unter Menschenwürde zu verstehen ist. Daraus ergeben sich zum Beispiel die Fragen, ob der Sachverhalt, dass allen Menschen eine unverlierbare Würde zuerkannt wird, als eine normative gesellschaftliche Institution oder als eine normativ relevante Vorstellung verstanden werden kann, und wie diese Institution mit gesellschaftlichen Strukturen zusammenhängt. Es wird also kein moralphilosophisch begründetes Menschenwürdeverständnis vorausgesetzt, sondern es wird danach gefragt, ob im sozialen Leben Vorstellungen oder Einrichtungen entstehen, die man sinnvoll als "Menschenwürde" bezeichnen kann. Der sachliche Gehalt von Menschenwürde wird hier nicht philosophisch, sondern gesellschaftstheoretisch bestimmt. Insgesamt lassen sich drei Konzepte menschlicher Würde unterscheiden: Menschenwürde als Resultat des Kults des Individuums, Menschenwürde als Leistung der Persönlichkeit in funktional differenzierten Gesellschaften sowie Würde des biologisch-lebendigen Menschen als integrierende Institution funktionaler Differenzierung. Alle drei Theorien menschlicher Würde, die im vorliegenden Beitrag näher vorgestellt werden, stimmen darin überein, dass sich die Annahme, dass allen Menschen in gleicher Weise eine Würde zukommt, nur im Zusammenhang mit der zunehmenden Durchsetzung funktionaler Differenzierung von Gesellschaften sinnvoll begreifen lässt. Die Unterschiede liegen darin, wie dieser Zusammenhang im Einzelnen verstanden wird. (ICI2)

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