Der Ort der Religion im Säkularen Europa
In: Transit: europäische Revue, Heft 27, S. 86-106
Der Beitrag befasst sich mit der Frage, welchen Ort die Religion im Entstehungsprozess des neuen Europa hat. Dieses wird anhand von vier Aspekten, die derzeit kontrovers erörtert werden, am Beispiel der Rolle des katholischen Polen, des Beitritts der Türkei, der Integration außereuropäischer Zuwanderer und des Platzes, der Gott oder dem christlichen Erbe im Text der neuen europäischen Verfassung zugewiesen werden soll, diskutiert. Der Streit um die Aufnahme eines religiösen Bezugs in die Verfassung ist Ausdruck dafür, dass der herrschende säkularistische Dogmatismus in der EU die Religion erst zum Problem werden lässt und so verhindert, mit religiösen Fragen vernünftig und pragmatisch umzugehen. Die neue europäische Verfassung könnte jedoch ein Ausdruck der von den Menschen in Europa geteilten Werte sein und ihnen gleichzeitig erlauben, sich als europäischer Demos neu zu konstituieren. Die bewusst reflektierte Anerkennung der christlichen Prägung Europas muss nicht notwendigerweise zu einem dogmatischen Selbstverständnis führen. (ICH)