"Die zentrale Bedeutung von Parteien, Verbänden und Bewegungen in modernen Demokratien ist unbestritten. Als intermediäre Organisationen leisten sie die kommunikative Vermittlung von Staat und Bürgerschaft. Seit geraumer Zeit ist jedoch von der Krise dieser Organisationen die Rede. Die Auflösung traditioneller Milieus, Mitgliederschwund, Medialisierung, politische Entgrenzung u.a. stellen neue Herausforderungen, die es kommunikativ zu bewältigen gilt. Was sind die relevanten Umweltveränderungen und welche Folgen haben sie für die politische Kommunikation? Der Beitrag beleuchtet diese Fragen aus system- und organisationstheoretischer Perspektive und schließt mit forschungsleitenden Thesen zum Wandel der politischen Kommunikation intermediärer Organisationen." (Autorenreferat)
In diesem Beitrag werden funktionale Probleme intermediärer Organisationen in modernen Gesellschaften diskutiert. Steigende Heterogenität und wankelmütige Interessen und Motivationen werden aus der Perspektive von Organisationen als wachsende Unbeständigkeit der Mitgliederbeziehungen wahrgenommen, die mit Rationalisierung der Organisation und Einsparungen in den Austauschbeziehungen in Angriff genommen werden. Gleichzeitig bewirken steigende Komplexität und Interdependenz von kausalen Zusammenhängen auf der Ebene des Gesellschaftssystems eine wachsende Dichte der interorganisationellen Netzwerke, die die Souveränität und Identität der beteiligten Organisationen verunsichern. Intermediäre Organisationen stehen unter dem Druck, gleichzeitig auf - Probleme des Managements von Vielfalt, die aus ihren Beziehungen zu dem zugrundeliegenden Mikrosystem erwachsen, und auf - Probleme des Managements der Interdependenz, die aus ihren Beziehungen zu dem umgebenden Makrosystem erwachsen, reagieren zu müssen. (KWÜbers.)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Abteilung Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung, Band 2008-109
"Arbeit unter Marktbedingungen wird zu einem Bestandteil des Wettbewerbs und der Eigendynamik in der Wirtschaftsentwicklung. Dieser ökonomische Zusammenhang gibt den Handlungsspielraum für die jeweiligen politischen Akteure des Bereichs Arbeitsmarktpolitik in einer Regierung vor und bestimmt weitgehend deren Gestaltungsmöglichkeiten. Als alternativer theoretischer Zugang zum Thema Gestaltung von Sozial- und Arbeitsmarktpolitik wird das aus der Wohlfahrtsökonomie entwickelte Konzept des Capability Approach vorgestellt, das veränderte Sichtweisen auf Arbeitslosigkeit, den Zugang zu Beschäftigung, den politischen Handlungsrahmen dafür sowie auf die Möglichkeiten regionaler Arbeitsmarktpolitik entsprechend den Zielen der 'European Employment Strategy' (EES) eröffnet. Dabei hat die Regionalisierungspolitik der Europäischen Union den Regionen als Aktionsraum wichtiger institutioneller Akteure neue Bedeutung verliehen. In diesem Rahmen können intermediäre Organisationen in der regionalen Arbeitsmarktpolitik mit umfassenden Networkingfunktionen auf regionaler Ebene als funktionale Bausteine wesentlich zur Entwicklung institutioneller und kollektiver Capabilities in den Regionen beitragen. Die politische Ebene der Bundesländer als Träger der Strategie der Regionalisierung hat seit den 1990er Jahren in Zusammenhang mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie dem erhöhten Umfang der EU-Strukturfonds erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Arbeitsmarktpolitik der Länder setzt landesspezifische Akzente hinsichtlich bestimmter Zielgruppen oder Problemlagen und stellt eine wichtige Quelle der Innovation in der deutschen Arbeitsmarktpolitik dar. Für die Umsetzung der EU-Strukturfonds besitzen die Länder insgesamt relative Eigenständigkeit, die ihnen jedoch besondere Verantwortung bei der Programmplanung und Mittelvergabe, bei Controlling und Evaluierung auf Landesebene auferlegt. Zur Bewältigung dieser Aufgaben haben die Bundesländer mehrheitlich neue intermediäre Organisationen gegründet, die den zuständigen Landesministerien zur Seite stehen. Diese Organisationen haben in erster Linie beratende und koordinierende Aufgaben in der regionalen und lokalen Arbeitsmarktpolitik zu erfüllen. Sie stellen damit wichtige funktionale Bestandteile der institutionellen Struktur der Länder bei der Umsetzung einer integrierten regionalen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik dar. Einer vergleichenden Analyse dieser intermediären Organisationen in den Bundesländern hinsichtlich ihres Aufgabenumfangs und der Strategien zur Umsetzung regionaler Arbeitsmarktprogramme sowie einer Typisierung der arbeitsmarktpolitischen Handlungsmuster nach Gruppen schließt sich eine Fallstudie zur Arbeit der Gesellschaft für Innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) in Nordrhein-Westfalen als Beispiel für gute Praxis einer intermediären Organisation bei der Förderung regionaler Capabilities in der Arbeitsmarktpolitik an." (Autorenreferat)
Die Verfasser zeigen, dass die Erfolgsgeschichte des politischen Akteurstypus 'Interessenverband', wie sie im Begriff der "organisierten Gesellschaft" zum Ausdruck kommt, für den einzelnen Verband mit einer enormen Zunahme der funktionalen und strukturellen Anforderungen verbunden gewesen ist. Individualisierungs- und Pluralisierungsprozesse in der Gesellschaft sowie wachsende Komplexität und Interdependenz auf der Ebene der Politik ließen sich strategisch nur durch immer weitere Spezialisierung, Ausdifferenzierung und Professionalisierung bewältigen. Strukturell spiegeln sich diese Veränderungen in der zunehmenden Vielfalt der Außenbezüge und wachsender Komplexität, funktional in einem multiplen Aufgabenzuschnitt wider. Der Preis der Multifunktionalität ist ein Spannungsverhältnis zwischen unterschiedlichen Anforderungen und strategischen Orientierungen, das die Bestandssicherung zu einem Balanceakt macht, der nur durch permanente Anpassungen an die sich rasch verändernden inneren und äußeren Anforderungen bewältigt werden kann. Neben die für Interessenverbände zentrale Konkurrenz zwischen Mitgliedschafts- und Einflusslogik, die durch die zunehmende Rationalität des Mitgliedschaftsverhältnisses nicht aufgehoben, sondern nur verändert wird, treten neue Konfliktpotenziale etwa zwischen politischer Interessenvertretung und Dienstleistungsproduktion hinzu. Es wird argumentiert, dass während Flexibilität und Funktionalität des politischen Organisationsmodells "Interessenverband" zur rasanten Zunahme der Zahl der Interessenverbände beigetragen haben, diese Gegebenheit nunmehr zur entscheidenden Rahmenbedingung für das Handeln der Verbände wird, indem es die Konkurrenz um Mitglieder und Einfluss permanent erhöht. Die Unwägbarkeiten der immer stärker individualisierten politischen Tauschakte motivieren die Verbände zu einem durch situative Gegebenheiten geprägten Strategiewandel, der mit einiger Sicherheit zu einer Schwächung ihrer gesamtgesellschaftlichen Funktionen führt. (ICG2)
Arbeit unter Marktbedingungen wird zu einem Bestandteil des Wettbewerbs und der Eigendynamik in der Wirtschaftsentwicklung. Dieser ökonomische Zusammenhang gibt den Handlungsspielraum für die jeweiligen politischen Akteure des Bereichs Arbeitsmarktpolitik in einer Regierung vor und bestimmt weitgehend deren Gestaltungsmöglichkeiten. Als alternativer theoretischer Zugang zum Thema Gestaltung von Sozial- und Arbeitsmarktpolitik wird das aus der Wohlfahrtsökonomie entwickelte Konzept des Capability Approach vorgestellt, das veränderte Sichtweisen auf Arbeitslosigkeit, den Zugang zu Beschäftigung, den politischen Handlungsrahmen dafür sowie auf die Möglichkeiten regionaler Arbeitsmarktpolitik entsprechend den Zielen der 'European Employment Strategy' (EES) eröffnet. Dabei hat die Regionalisierungspolitik der Europäischen Union den Regionen als Aktionsraum wichtiger institutioneller Akteure neue Bedeutung verliehen. In diesem Rahmen können intermediäre Organisationen in der regionalen Arbeitsmarktpolitik mit umfassenden Networkingfunktionen auf regionaler Ebene als funktionale Bausteine wesentlich zur Entwicklung institutioneller und kollektiver Capabilities in den Regionen beitragen. ; The Capabilities Approach as developed by Amartya Sen in welfare economics represents an important alternative theoretical framework for labour market and social policy. It offers a new perspective on employment policy and on the potential for regional labour market policies. The European Employment Strategy and in particular European Regional Policy have markedly increased the importance of the regions and of institutional actors at the regional level. In this context new intermediary organizations with comprehensive networking functions have become an important actor in the development of institutional and collective capabilities in the regions. Within Germany the Federal States (Bundesländer) have become increasingly important actors in the implementation of regional labour market policies since the 1990s. This development is rooted in the secular increase in unemployment levels as well as in the expansion of the European structural funds. State labour market policies develop programs for selected target groups and to address specific labour market problems within the broader framework of German labour market policy and have been an important sources of innovation.