Bevölkerungsstand, Bevölkerungsbewegung, Haushalte und Familien in der Bundesrepublik Deutschland 1947 bis 1999
Die vorliegende Datenkompilation gibt einen Überblick über die Entwicklung der Bevölkerung und ihrer Struktur für den Zeitraum 1947 bis 1999 in der Bundesrepublik Deutschland auf der Grundlage ausgewählter Ergebnisse der amtlichen Bevölkerungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (Wiesbaden). Vielfach setzt der Berichtszeitraum - entsprechend der Datenlage - früher oder auch erst später ein. Für die ersten Nachkriegsjahre liegen nur vereinzelt statistische Unterlagen vor. Zur Bevölkerungsstatistik gehören Untersuchungen über Größe und Struktur der Bevölkerung eines Landes (Regionalstruktur wie die Bevölkerung bezogen auf Gebietseinheiten, Vitalstruktur wie z.B. Alter, Geschlecht, Familienstand, Heiratsalter, Ehedauer und Sozialstruktur wie Haushalt und Familie) sowie Untersuchungen über natürliche Bevölkerungsbewegungen (Geburten, Sterbefälle, Eheschließungen, Ehelösungen) und räumliche Bevölkerungsbewegungen (Zu- und Fortzüge innerhalb des Bundesgebiets und über dessen Grenzen). Statistiken der räumlichen Bevölkerungsbewegungen werden in dem vorliegenden Datenüberblick nicht berücksichtigt.
Grundlage der Bevölkerungsstatistik ist eine geeignete Definition des Begriffs 'Bevölkerung'. Neben der Vorgabe eines Stichtags und eines Gebietsstands, auf die sich die Bevölkerungszahl beziehen soll, ist insbesondere die sachliche Abgrenzung des Bevölkerungsbegriffs bedeutsam. Das Residenzprinzip fand in Deutschland von 1950 bis 1985 Anwendung. Personen mit einer Wohnung gehören zur Wohnbevölkerung der Gemeinde, in der sich die Wohnung befindet. Personen mit mehreren Wohnungen gehören zur Wohnbevölkerung der Gemeinde, von der aus sie zur Arbeit oder Ausbildung gehen (oder in der sie sich überwiegend aufhalten). Seit 1985 ist in Deutschland als maßgebendes Kriterium als Folge der Verabschiedung eines neuen Melderechtsrahmengesetzes im Jahre 1989) der Ort der alleinigen Wohnung bzw. des üblichen Aufenthalts im Sinne einer Hauptwohnung. D.h. zur Bevölkerung zählen in Deutschland wohnende Ausländer und vorübergehend Abwesende, aber nicht ausländische Besucher und Touristen. Das bisher geltende allgemeine Residenzprinzip wurde somit durch ein familiäres Residenzprinzip ersetzt.
Bei der Bestandsanalyse der Bevölkerung geht es vor allem um eine Darstellung der Aufgliederung der Gesamtbevölkerung nach den Merkmalen Alter (üblicherweise mit den Klassenbreiten 1, 5 oder10 Jahre), Alterjahren, Geschlecht, und Region (Gebietseinheiten, z.B. Bundesländer, Regierungsbezirke, Kreise). Weitere Gliederungsmerkmale sind der Familienstand, die Religionszugehörigkeit und die Staatsangehörigkeit. Ausgangsbasis bilden die Volkszählungen (1950, 1961, 1970 und 1987) sowie die jährliche Stichprobenerhebung des Mikrozensus (seit 1957).
Die jährliche Fortschreibung der Bevölkerung nach Geburts- und Alterjahren, Geschlecht, Familienstand und Gebietseinheiten erfolgt mittels der Ergebnisse der Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegungen über Geburten, Sterbefälle, Eheschließungen und Ehelösungen sowie der Wanderungsstatistik über Zu- und Fortzüge.
Die natürliche Bevölkerungsbewegung (Geburten- und Sterbefälle) wird über Zählkarten der Standesämter erfasst. Zunächst werden Lebend- und Totgeburten (sog. 'Vitalität) unterschieden. Neben der Gesamtzahl der Geburten ist vor allem deren Aufgliederung nach dem Alter der Mutter von besonderem Interesse. Darüber hinaus werden u.a. ehelich und nichtehelich Geborene (sog. 'Legitimität') erfasst. Aufschluss über die Veränderungen bei der Geburtenhäufigkeit gibt allerdings erst die Berechnung von Maßzahlen der Fertilität, welche die Geburtenzahl zum Bevölkerungsstand in Beziehung setzen: Allgemeine Geburtenziffer (Verhältnis der Zahl der Lebendgeborenen zum durchschnittlichen Bevölkerungsstand), spezielle Geburtenziffer (allgemeine Geburtenrate oder allgemeine Fruchtbarkeitsziffer; gibt das Verhältnis aus der Zahl der Lebendgeborenen eines Jahres zur Anzahl der Frauen im Alter von 15 bis unter 45 Jahren an) und die altersspezifische Geburtenziffer (Verhältnis der Zahl der Lebendgeborenen von Müttern in einer Altersklasse zum Bevölkerungsstand von Frauen in dieser Alterklasse). Weitere demographische Komponenten sind die Anzahl der Kinder, die Geburtenfolge und der Geburtenabstand. Zur Bevölkerungsbewegung zählen schließlich noch die Eheschließungen, das Heiratsalter der Frauen und Männer, die gerichtlichen Ehelösungen und die Scheidungsintensität (Zahl der jährlichen geschiedenen Ehen je 10.000 bestehender Ehen).
In der Mortalitätsstatistik werden die im Berichtszeitraum beurkundeten Sterbefälle (nicht die Totgeborenen und gerichtlichen Tot-Erklärungen) erfasst. Neben der Statistik der Todesursachen sind insbesondere das Alter und das Geschlecht der Gestorbenen von besonderem Interesse, hierbei wiederum erfährt die Säuglingssterblichkeit besonderes Augenmerk.
Zum ständigen Arbeitsprogramm der Bevölkerungsstatistik gehören auch die auf Volkszählungs- und Mikrozensusergebnissen beruhende Haushalts- und Familienstatistik. Angaben über die Haushalts- und Familienzugehörigkeit der Bevölkerung erlauben Aussagen über die unterschiedlichen Formen des privaten Zusammenlebens in der Gesellschaft, wobei Haushalt und Familie als soziale Gruppen mit unterschiedlicher Funktion und Zielsetzung verstanden werden. Der Familienbegriff der amtlichen Statistik geht von einer zusammenlebenden Personengemeinschaft aus, die vorwiegend durch das Eltern-Kind-Verhältnis bestimmt wird. Privathaushalte bestehen demgegenüber unabhängig vom Verwandtschaftsverhältnis aus einer oder mehrerer Person(en), die zusammen wohnen und gemeinsam wirtschaften. Alle Personen, die allein oder zusammen mit anderen einen Haushalt bilden, werden als die Bevölkerung in Privathaushalten bezeichnet; bei diesem Bevölkerungsbegriff fehlen die in Gemeinschafts- oder Anstaltsunterkünften lebenden Personen, da sie in der Regel keinen eigenen Haushalt haben.
Bei der Darstellung von Familien wird – ergänzend zum erwähnten Familienbegriff der amtlichen Statistik – von der sogenannten Kernfamilie ausgegangen, die sowohl Ehepartner ohne Kinder als auch Ehepaare sowie Alleinerziehende mit ihren ledigen Kindern (ohne Altersbegrenzung) umfasst. In Anlehnung an Empfehlungen der Vereinten Nationen wird dabei von einem idealtypischen Familienzyklus ausgegangen, bei dem auch Ehepartner vor der Geburt eines Kindes als Familie gelten. Neben den leiblichen Kindern werden auch die ledigen Stief-, Adoptiv- und Pflegekinder zur Familie gerechnet, sofern sie im elterlichen Haushalt leben. Entscheidende Merkmale für den hier verwendeten Familienbegriff sind demnach das Kriterium der Ehe bzw. Elternschaft und das Zusammenleben der Familienmitglieder. Es kann nur der nur der Teil der Familie statistisch nachgewiesen werden, der in einem zusammenlebt, jedoch nicht die außerhalb des elterlichen Haushalts lebenden Familienmitglieder; so verlassen erwachsene Kinder das Elternhaus und gründen einen eigenen Haushalt, oder geschiedene Frauen und Männer leben mit ihren Kindern getrennt vom Ehepartner. Die Darstellung der Familie mit Kindern kann hier nur die im elterlichen Haushalt wohnenden ledigen Kinder erfassen. Außerdem werden verheiratete, geschiedene oder verwitwete Kinder, auch wenn sie noch im Haushalt der Eltern leben, nicht mehr zur Herkunftsfamilie gerechnet.
Ein primäres Gliederungskriterium für Haushalte und Familien ist ihre Größe, d.h. die Anzahl der Mitglieder. Weiter werden die Haushalte und auch Familien nach bestimmten Merkmalen (Geschlecht, Familienstand) der Bezugsperson (früher: Haushalts- oder Familienvorstand) nachgewiesen. Ferner werden Familien aufgegliedert nach ihrem Typ im Rahmen des Familienzyklus oder der Familienphasen. Haushaltstypen werden gebildet nach Art der Verwandtschaft oder Nicht-Verwandtschaft und der Generationenzahl ihrer Mitglieder.
Thematische Übersicht der Tabellengruppen in HISTAT:
A. Stand und Entwicklung der Bevölkerung;
B. Natürliche Bevölkerungsbewegung;
C. Privathaushalte;
D. Familien;
E. Frauen im Alter von 15 Jahren und älter: Familienstand, Kinderzahl.