Der Beitrag erörtert die Besonderheiten der politischen Rhetorik des politischen Regimes in Russland, in der sich Elemente des Konservatismus und des Neoliberalismus verbinden. Anhand einer Evolutionsanalyse der Ideologie im Putinschen Russland werden mögliche Parallelen zwischen der russischen Variante eines offiziellen Konservatismus und dem Phänomen des Neokonservatismus in westeuropäischen Ländern untersucht.
'Ein neu entwickeltes österreichisches Werteinventar, welches die Skalen Intellektualität, Harmonie, Religiosität, Materialismus sowie Konservatismus und 13 Subskalen umfasst, wurde in einer explorativen Studie von einem Umfrageinstitut einer hinsichtlich der wichtigsten soziodemographischen Variablen repräsentativen, österreichischen Stichprobe (N = 421) vorgegeben. In nahezu allen Teilstichproben wurden Harmonie, Materialismus und Intellektualität deutlich stärker bevorzugt als religiöse und politische Werte. Frauen erzielten gegenüber Männern höhere Ausprägungen für Intellektualität, Harmonie und Religiosität und niedrigere Werte auf der Materialismusskala. Die Ergebnisse zu verschiedenen Altersgruppen widersprechen Ronald Ingleharts Theorie des Materialismus vs. Postmaterialismus, weil jüngere Personen im Vergleich zu älteren signifikant materialistischere Werte vertreten. Bei multivariater Signifikanzprüfung zeigten sich mit dem Alter zunehmende Religiositätswerte, während für Konservatismus keine signifikanten Unterschiede nach Altersgruppen gefunden wurden. Während Arbeiterinnen und Arbeiter gegenüber Angestellten Intellektualität niedriger bewerteten, unterschieden sich die beiden Gruppen nicht hinsichtlich Konservatismus, Beamtinnen und Beamte waren hingegen deutlich konservativer. Arbeiter, Angestellte und Selbständige orientierten sich im Vergleich zu Hausfrauen(-männern) und Pensionistinnen und Pensionisten stärker an materiellen Werten. Befürworter von ÖVP, SPÖ und FPÖ unterschieden sich nicht hinsichtlich Konservatismus. Wählerinnen und Wähler der ÖVP waren aber durch hohe Ausprägungen von Religiosität, Intellektualität und Materialismus gekennzeichnet, jene der Grünen durch hohe Intellektualität neben geringem Konservatismus, Materialismus sowie niedriger Religiosität. Wien und Tirol sind durch ein hohes Maß an intellektueller Aufgeschlossenheit gekennzeichnet, auffallend sind für Tirol auch hohe Ausprägungen von Religiosität und niedrige von Materialismus. Aus den Ergebnissen wird gefolgert, dass soziodemographische Variablen einen ausgeprägt moderierenden Einfluss auf Wertorientierungen haben. Es wird vorgeschlagen, den neu entwickelten Fragebogen als zusätzliches Instrument in der Werteforschung weiter zu erproben.' (Autorenreferat)
Der Verfasser untersucht zunächst Wandlungen in der öffentlichen Meinung in den USA in den siebziger Jahren und zeigt, daß der amerikanische Konservatismus von den sich ergänzenden Trends zu operativem Denken und zu Anti-Etatismus profitiert. Er arbeitet dann die liberale Tradition, den Republikanismus, die religiöse Tradition, den Populismus und die Machbarkeitsphilosophie als zentrale Muster der amerikanischen politischen Kultur heraus. Im folgenden wird die spezifische Form der Aufnahme und Rekonstitution dieser Traditionen im Konservatismus der Reagan-Administration analysiert. Abschließend fragt der Verfasser nach der Bedeutung politisch-kultureller Werte für die Politik der "Rekonstruktion amerikanischer Stärke", vor allem in Gestalt des amerikanischen Unilateralismus. (WZ)
Der Verfasser fragt nach der Bedeutung der "konservativen Gegendiskurse" für die Geschichte und politische Kultur der Bundesrepublik. Nach der Dominanz der "skeptischen Generation" in der intellektuellen Szene der Nachkriegszeit sieht er ein politisches Auseinanderdriften der lange Zeit homogenen Nachkriegsakademikergeneration in den 1968er-Jahren entlang dreier Bruchlinien: Bewertung des NS-Vergangenheit, Bildungspolitik, soziale Demokratie. Hier entwickelte sich eine liberal-konservative Strömung, die jedoch im Gegensatz zur Tradition des deutschen Konservatismus keine demokratiefeindliche Grundhaltung aufweist. Konservative verstehen sich seit den 70er Jahren - im Gegensatz zur Weimarer Republik - als Verteidiger von Republik und Verfassung. Ihr politischer Einfluss beschränkt sich jedoch weithin auf den Bereich des Feuilletons. Zur politischen Polarisierung taugt der deutsche Konservatismus heute nicht. (ICE)
Unter politischen Ideologien werden in dem Beitrag die politischen Weltanschauungen des Liberalismus, des Sozialismus und des Konservatismus im wertneutralen Sinn verstanden. Diesen politischen Grundhaltungen ist je ein Kapitel gewidmet und nur die christlich-demokratische Variante des Konservatismus, wie sie sich in der Weimarer Republik und nach 1945 herauskristallisiert hat, wird in einem gesonderten Kapitel abgehandelt. Referiert werden einerseits Entstehung und typische Denkweisen, andererseits Einfluss und Auswirkungen auf die Gestaltung der Politik, aufgezeigt an den entscheidenden Epochen im 19. und 20. Jh., naemlich an der gescheiterten Revolution 1848/49, an der Bismarck- Aera, an der Weimarer Republik und der Entwicklung nach 1945. Die Uebersicht ueber die Literatur ist in fachwissenschaftliche Sekundaerliteratur und Materialien fuer den Unterricht unterteilt. Unterrichtsgegenstand: Politische Ideologien.
Die Aufmerksamkeit des Autors im vorliegenden Beitrag gilt einer extremen Rechten, die mittlerweile über eine Reihe von Zeitschriften unterschiedlicher Form verfügt und publizistisch bis hinein in den Konservatismus dringt. Diese rechten Intelligenzblätter und Theorieorgane werden - nach zwei Kriterien unterschieden - vorgestellt. Zum ersten Kriterium "rechtsextremistisch" zählen Blätter, die einen demokratischen Verfassungsstaat eindeutig ablehnen. Zu ihnen gehören: (1) das rechtsextreme Theorieorgan "Nation Europa"; (2) die Zeitschrift "Europa Vorn"; (3) die "Staatsbriefe", die eine Wiederbelebung der deutschen Reichsidee fördern wollen; (4) die Zeitschrift "Elemente" - ein publizistischer Ableger der französischen Neuen Rechten. Zu dem Kriterium "Brückenspektrum", eine Position, die zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus angesiedelt ist, gehören die Zeitschriften "Criticon", "Wir selbst", "Zeitwende" und "Junge Freiheit". (psz)
In dem Aufsatz werden die grundlegenden Gedanken von Gustav Schmollers Kathedersozialismus dargelegt. Schmoller interpretiert die soziale Frage um in eine sittliche; propagiert wird die soziale Integration der Arbeiterschaft durch Sozialpolitik. In Opposition sowohl zum liberalen Manchestertum wie zum sozialdemokratischen Sozialismus stehend, plädiert Schmoller für einen Konservatismus, der die liberale Wirtschaft mit sozialen Reformen und konservativer Kultur verbinden soll. Dieser soziale Konservatismus stellt die Bemühung dar, die soziale Frage durch Sozialreformen zu lösen, um sie nicht als politische aufkommen zu lassen. Motiviert sind diese Konzessionen an die Arbeiter von einer kleinbürgerlichen Angst des totalen Verfalls. Abschließend wird Schmollers Plädoyer für einen Interventionsstaat zur zeitgenössischen Bismarckschen Sozialgesetzgebung und zu modernen Ausprägungen des Sozialstaats in Beziehung gesetzt. (KS)
Aus Anlaß des Todes von Arnold Gehlen am 21.1.1976 wird dessen Werk gewürdigt. Dabei stellt der Verfasser immer wieder den Bezug von Gehlens geistigem Konservatismus zu dessen persönlichem Handeln und Verhalten her. Ein Kernstück von Gehlens Werk ist seine elementare Anthropologie, die weniger im Neuentwurf von Kategorien besteht, als in einer ideen- und bilderreichen Zusammenziehung verschiedener Theoriestücke. Seine anthropologischen Argumentationen münden in die Ausarbeitung ihrer soziologischen Konsequenzen. Unter dem Gesichtspunkt der politischen Realisierung von Gehlens Denken geht Verf. speziell auf dessen ambivalentes Verhältnis zum Nationalsozialismus ein. In der Nachkriegszeit ging Gehlens lebensphilosophisch begründeter Konservatismus in eine Theorie der technischen Zivilisation ein, was allerdings sein Abgleiten in eine Randposition nicht verhindern konnte. Gehlens Werk kann aber nicht einfach als "bürgerliche Wissenschaft" beseite gelegt werden, sondern das auf einer Fakten- und Einsichtsfülle basierende provozierende Denken erfordert eine eingehendere Auseinandersetzung. (GR)
Front Matter --I. Konservatismus und die Englischen Konservativen als Gegenstand der Forschung --II. Grundlagen des Politischen Denkens --III. Jahre der Panik: Die Konservativen und die Revolution 1846-1852 --IV. Gesellschaft und Wirtschaft --V. Staat und Politik --VI. Lieber Revolution Machen als Erleiden: Wahlrechtsreform als Gesellschaftspolitische Vorwärtsverteidigung 1852-1867 --VII. Religion und Kirche --IX. Resümee: Der Konservatismus der Englischen Konservativen 1846-1868 --Back Matter
Seit Beginn der 70er Jahre gibt es in der Bundesrepublik Deutschland wie in den USA einen intellektuellen Neokonservatismus, in dem viele Strömungen zusammenlaufen, die aus der liberalen Tradition der Aufklärung, aus der christlichen Soziallehre, der Ideologiekritik und der positivistischen Wissenschaftstheorie stammen. Nicht oder kaum enthalten sind dagegen jene Elemente der europäischen Tradition, die sich selbst als "konservativ" bezeichneten und seit Anfang des 19. Jahrhunderts einen militanten Konservatismus pflegten. Der Autor beleuchtet den Begriff und das Phänomen des Konservatismus unter mehreren Aspekten der Geschichtsphilosophie, der Revolutionserfahrung, der Fortschrittsfeindlichkeit und des Katholizismus, um zu zeigen, wo die Verbindungslinien zur 'konservativen Revolution' der Weimarer Republik, zum Nationalsozialismus und zu 'postmodernen' Ideologien verlaufen. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die gegenwärtigen Fronten zwischen 'Konservativen' und 'Progressiven' in der Begrifflichkeit des 19. Jahrhunderts nicht abgebildet werden könne. Der Grund dafür sei ein verändertes Tempo der historischen Entwicklung. Nicht die Erstarrung, sondern die Instabilität unserer Lebensverhältnisse sei es, die uns heute zu schaffen mache. (KA)
Das Bundesverfassungsgericht gilt als großer Innovator. Dieses dominante Bild ergänzt der Essay, motiviert durch das 70. Jubiläum des Bundesverfassungsgerichts, um die These eines konservativen Gerichts. In einigen Bereichen scheint das Gericht eher als Konservator denn als Innovator aufzutreten. Entgegen der vorherrschenden Auffassung zeigen die Autoren auf, dass, wo und warum das Bundesverfassungsgericht konservativ und konservierend judiziert. Sie ergänzen damit die dominante Erzählung vom Gericht als Treiber dogmatischer Neuerungen durch die bisher unterbelichtet gebliebene Perspektive des Konservatismus in der bundesverfassungsgerichtlichen Rechtsprechung. Der Essay entwickelt dazu eine Skala des dogmatischen Konservatismus: Vom Bewahren und Beharren über das Bremsen bis hin zum Musealisieren. In vier ausgewählten Themengebieten – der Staatsrichtung der Grundrechte, dem Staatskirchenrecht, dem Verhältnis zur Gubernative und der europäischen Integration – analysieren die Autoren zentrale Judikate mithilfe dieser Skalierung. Sie beziehen dabei zugleich die hinter der Dogmatik stehenden strategischen und (staats)politischen Erwägungen der Karlsruher Rechtsprechung mit ein.
Access options:
The following links lead to the full text from the respective local libraries:
Die politische Kultur der westlichen Welt in einer breit angelegten Gesamtschau. Von den Griechen und ihrer Entdeckung von Politik und Demokratie, über die Römer und die christliche Welt bis zur Gegenwart, die vom Kampf um Menschenrechte und dem Totalitarismus zugleich gezeichnet ist, wird das ganze Spektrum des Politischen Denkens vorgestellt. Band 3/3: Von Konservatismus und Liberalismus bis Nietzsche. Die Entstehung und Ausformung aller zentralen politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts sind Thema des Bandes. Konservatismus und Liberalismus, Sozialismus und Kommunismus (der utopische und der wissenschaftliche), individualistischer und kollektivistischer Anarchismus alle politischen Denkrichtungen und ihre jeweiligen Vertreter werden dargestellt. Mit Kurzbiografien und ausführlichen Bibliografien
Access options:
The following links lead to the full text from the respective local libraries:
Die englischen Konservativen des mittleren 19. Jahrhunderts geben Rätsel auf. Wie kam es, dass sie 1867 eine Wahlrechtsreform durchsetzten, die sogar weiter ging als die Forderungen der Reformliberalen? Und was machte in der Umwälzungsphase zwischen ländlicher Gesellschaft und Industrienation ihren spezifisch konservativen Charakter aus? In dieser Studie analysiert der Autor die wichtigsten Grundlagen des konservativen politischen Denkens und zeigt an Fallbeispielen auf, was sie für das konkrete politische Handeln bedeuteten. So gelingt es ihm, den englischen Konservatismus als vor allem anti-radikalen und zivilgesellschaftlich orientierten Radikal-Konservatismus zu begreifen. Die Wahlrechtsreform war in diesem Zusammenhang eine Vorwärtsverteidigung, um durch eine Demokratisierung der bestehenden Verhältnisse eine echte Demokratie zu verhindern.