This article explores how the Moscow-Washington hotline has contributed to crisis stability. Drawing on symbolic interactionist role theory, the article argues that the hotline provides leaders with an opportunity to engage in altercasting behavior so as to trust each other, even if only temporarily, when they contact each other through the hotline to communicate about a situation they define as a crisis. This function of the hotline is particularly useful when leaders have not managed to develop interpersonal trust between them. This new understanding of the hotline questions the dominant view that it merely facilitates communication, and improves on existing symbolic understandings of the device by offering a conceptualization that explains why the intentions with which it is used to communicate are seen as credible. Furthermore, seeing trust as role contributes to trust scholarship in International Relations by offering a middle ground between defining trust as interests, which are often ambiguous in crises, and as shared identity, which is unattainable between adversaries in the short term. We use two historical cases studies, the Six-Day War and the Yom Kippur War, to illustrate our theoretical claims.
Inhaltsangabe: Einleitung: Propaganda ist zeitlos. Sie ist nicht an bestimmte Gesellschaftsformen gebunden und tritt überall dort in Erscheinung, wo es um die Durchsetzung von Machtansprüchen geht. Der Erste Weltkrieg stellt in der Geschichte der Propaganda einen wichtigen Markstein dar, da man in der Zeit zwischen 1914 und 1918 begann, die propagandistischen Techniken zu verfeinern und systematisch auszubauen. Die beiden anfangs angeführten Zitate versinnbildlichen – auch in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge – die Entwicklung von Propaganda im 20. Jahrhundert. Das erste hat seinen Ursprung am Anfang des 20. Jahrhunderts und illustriert den Beginn der sukzessiven und systematischen Verwendung von Propaganda als Mittel der Kriegsführung. Das Zweite, zum Ende des 20. Jahrhunderts angesiedelt, macht deutlich, dass sich Propaganda in ihren Ausprägungen nicht nur auf Kriegszeiten beschränkt, sondern dass auch in Friedenszeiten sowohl ihre Techniken weiter Verwendung finden als auch die Strukturen der propagandageleiteten Kommunikation weiter bestehen.' Warum eine Arbeit zum Thema Propaganda? Sinn und Zweck der Geschichtsschreibung und somit auch meines Studiums der Geschichte ist es, Vergangenes verständlich zu machen, Sinnstrukturen aufzudecken. Hierbei war und ist der Begriff der Propaganda von gesellschaftlicher Relevanz. Dies zeigt auch Thymian Bussemer auf, der sein Buch 'Propaganda: Konzepte und Theorien' mit folgendem Satz beginnt: 'Die Auseinandersetzung mit politischer Propaganda ist eines der zentralen Themen des 20. Jahrhunderts gewesen'. 1.1, Eingrenzungen: Der Titel der Arbeit beinhaltet die Begriffe 'Kriegspropaganda' und 'Habsburgermonarchie', welche schon auf eine zeitliche und räumliche Abgrenzung des Themas hindeuten. Die Beschäftigung mit einem Begriff, der in einem solch umfassenden Ausmaß gebraucht wird, wie es beim Terminus 'Propaganda' der Fall ist , verlangt eine dementsprechende Verengung des Arbeitsfeldes. Diese erfolgt zum einen durch die Fokussierung auf den Ersten Weltkrieg, da dieser in mehrerlei Hinsicht eine Zäsur darstellt. Eine Eingrenzung wird hierbei durch zwei zeitliche Eckpunkte erreicht, welche den Themenbereich auf einen ganz bestimmten zeitlichen Abschnitt begrenzen – die Ermordung des Kronprinzen und seiner Gattin (29. 06. 1914), sowie der Zeitpunkt der österreichisch-ungarischen Kapitulation (03. 11. 1918). Zum anderen schränkt der Fokus auf die Propaganda der Habsburgermonarchie den Themenkomplex in räumlicher und sozialer Hinsicht ein. 1.1.1, Erster Weltkrieg: Der Erste Weltkrieg bewirkte in politischer, wirtschaftlicher sowie kultureller Hinsicht den Zusammenbruch des 'alten Europas'.'1) politisch, da die bisherige europäische Mächtekonstellation kollabierte; 2) wirtschaftlich, da die Weltwirtschaft des 19. Jahrhunderts zusammenbrach; 3) kulturell, da durch den Krieg und die Kriegspropaganda Gemeinsamkeiten ins Abseits rückten und stattdessen Egoismus und Nationalismus in den Vordergrund traten.'Dies sind nur einige der Gründe, weshalb der Erste Weltkrieg oftmals als 'Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts' benannt wird. In Bezugnahme auf das Feld der Propaganda stellt der Erste Weltkrieg insofern einen Einschnitt in deren Entwicklung dar, als das Techniken und Mittel der Beeinflussung in einer bisher noch nicht da gewesenen Art und Weise systematisiert angewandt wurden. Dies betrifft sowohl die Qualität als auch die Quantität der Kommunikation. Technische Errungenschaften machten es möglich, ein Massenpublikum binnen kurzer Zeit anzusprechen. Eigens dafür geschaffene Institutionen beschäftigten sich mit dem Feld der Meinungslenkung. In Österreich-Ungarn wurden dazu Institutionen wie das Kriegspressequartier (KPQ) oder das Kriegsüberwachungsamt (KÜA) ins Leben gerufen. 1.1.2, Österreich-Ungarn: Dass der Fokus auf Österreich-Ungarn gelegt wurde, hat mehrere Gründe. Zum einen kommt hier persönliches Interesse ins Spiel, da sich die Thematik der Habsburgermonarchie im Laufe meines Studiums der Geschichte als für mich interessant herausstellte. Zum anderen hat die vermehrte Beschäftigung mit der Thematik gezeigt, dass die Habsburgermonarchie in Darstellungen den Ersten Weltkrieg betreffend selten als eigener Akteur vertreten ist bzw. oftmals mit dem Deutschen Reich gleichgesetzt wird.' 1.1.3, Ziele der Arbeit, Problemstellung und Literatur: Obwohl es schon zahlreiche Monographien, Studien und Aufsätze gibt, welche sich mit dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich zur Zeit des Ersten Weltkriegs befassen , fällt der Fokus auf den Bereich der Propaganda meist spärlich aus. So gibt es Literatur zu speziellen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekten der Habsburgermonarchie in der Zeit zwischen 1914 und 1918.' Was das Feld der Propaganda in der österreichisch-ungarischen Monarchie betrifft, so wurden bereits einige Arbeiten zu speziellen Aspekten dieses Themas veröffentlicht.'Was die Thematik der Propaganda in österreichisch-ungarischen Zeitungen betrifft, so finden sich dazu nur sehr wenige Werke.'Es zeigt sich somit, dass bereits eine rein quantitative Betrachtungsweise der zur Thematik verfügbaren Literatur Forschungslücken aufzeigt. Bei der analytischen Aufarbeitung der hier verwendeten Literatur wurden zudem einige Punkte offensichtlich, welche für die Beschäftigung mit dem Thema typisch erscheinen. 1. Es gibt nur sehr wenige Arbeiten, welche sich explizit mit der Propaganda im Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. Ist dies der Fall, dann beschränkt sich die Auseinandersetzung entweder auf einen Teilaspekt von Propaganda'oder es fehlt eine genaue Begriffsbestimmung bzw. -abgrenzung.'So ist zum Beispiel in der 'Enzyklopädie Erster Weltkrieg' der Propaganda ein eigenes Kapitel'gewidmet. Dort wird zwar auf die Wirkung und Art der Propaganda eingegangen, eine Beschreibung der angewandten Techniken ist jedoch nur andeutungsweise zu finden. 2. Es gibt Arbeiten, die sich speziell mit dem Begriff der Propaganda auseinandersetzen.'Hier wird Propaganda definiert und meist nur überblicksmäßig an verschiedenen historischen Kontexten angewandt. Diese Anwendung ist'jedoch – alleine schon aus Platzgründen – meist nur sehr allgemein gehalten. 3. Der dritte Punkt, der augenscheinlich wird, ist, dass, – wie schon oben erwähnt –, Österreich-Ungarn meist ausgespart wird. Wenn von der Propaganda der Mittelmächte die Rede ist, beziehen sich die Schilderungen zum überwiegenden Teil auf das Deutsche Reich. Diese Arbeit versucht den festgestellten Aspekten Rechnung zu tragen. Es soll eine Definition von Propaganda gefunden werden, welche Propaganda vom historischen Kontext unabhängig beschreibt. Strukturen von Vergangenem sind natürlich nicht eins zu eins auf die Gegenwart übertragbar – das trifft auch auf die Strukturen von Propaganda zu –, dennoch stellen sie ein Grundgerüst dar, welches sich im Laufe der Zeit verändert und welches als Schablone genutzt werden kann, um Kontinuitäten bzw. Veränderungen aufzuzeigen. Bei diesem Unterfangen wird die Geschichte des Begriffs von Bedeutung sein. Ist der Begriff geklärt, so kann das erarbeitete Schema auf den historischen Kontext der Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg angewendet werden. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um den in den Punkten 2. und 3. aufgezeigten Forschungslücken Rechnung zu tragen. Im Zuge dessen kommen sowohl qualitative als auch quantitative Methoden zum Einsatz. Diese Analyse kann jedoch nur fragmentarisch ausfallen. Die Arbeit ist also als Versuch zu sehen, das komplexe Phänomen der Propaganda in der Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg in einen Rahmen zu kleiden. Als Objekte der Analyse wurden Tageszeitungen der Habsburgermonarchie in deutscher Sprache mit unterschiedlichen politischen Gesinnungen gewählt. Die Analyse soll mögliche Unterschiede der Berichterstattung zwischen den Tageszeitungen zu bestimmten Zeitpunkten aufzeigen. Die Zeitpunkte wurden so gewählt, dass sie einschneidende Entwicklungen im Kriegsverlauf markieren. Ebenso kann ein Längsschnitt, also der Vergleich der Berichterstattung der gewählten kriegswichtigen Zeitpunkte untereinander, aufschlussreich sein. Als Hypothese wird angenommen, dass sich in Österreich-Ungarn ab Kriegsbeginn 1914 ein Propagandaapparat herausbildete – bzw. der bereits vorhandene auf die Gegebenheiten des Krieges umstellt wurde –, mithilfe dessen es der kaiserlichen Regierung und der Militärführung mittels der Presse möglich war, Einfluss auf die Bevölkerung – im In- und Ausland – zu nehmen. Weiters wird angenommen, dass die dabei verwendeten Techniken sukzessive weiterentwickelt, verfeinert und professionalisiert wurden. Ziel soll es sein, propagandadurchsetzte Kommunikation bei den ausgewählten Medien im Untersuchungszeitraum aufzuzeigen. Der Fokus liegt also klar auf der Enttarnung der Propaganda und weniger auf dem Enttarnen der einzelnen Propagandisten/-innen. Genau diese Aspekte werden im Folgenden beleuchtet. Begonnen wird dabei mit der Begriffsklärung und Definition von Propaganda. Ich stütze mich dabei auf einen von mir verfassten, 2007 in der Online-Zeitschrift Rheton erschienenen Artikel 'Was ist Propaganda?', welcher zum Zweck dieser Arbeit weiter ausgebaut und speziell – dort, wo es notwendig erscheint – an die Thematik des Ersten Weltkrieges angepasst wurde.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung5 1.1Eingrenzungen6 1.1.1Erster Weltkrieg6 1.1.2Österreich-Ungarn7 1.1.3Ziele der Arbeit, Problemstellung und Literatur7 2.Propaganda10 2.1Begriffsgeschichte10 2.2Folgerungen16 2.3Typen des Verständnisses von Propaganda16 2.4Definitionen von Propaganda18 2.5Kommunikationsmodelle20 2.6Paradigmen der Propagandaforschung23 2.7Zusammenfassung25 3.Historischer Kontext28 3.1Zeitungen in Österreich-Ungarn zur Zeit des Ersten Weltkrieges28 3.1.1Zeitungen als Träger und Produzenten von Propaganda28 3.1.2Zeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts29 3.1.3Zeitungen im Krieg31 3.1.4Zugeschriebene und tatsächliche Medienwirkung32 3.2Zeitungslandschaft Österreich-Ungarns 1848-191535 3.3Die analysierten Zeitungen39 3.3.1Die Illustrierte Kronen-Zeitung (Österreichische Kronen-Zeitung)40 3.3.2Die Neue Freie Presse41 3.3.3Die Arbeiter-Zeitung43 3.3.4Die Reichspost44 3.3.5Die Wiener Zeitung45 3.4Die Situation um 191446 3.4.1Warum Krieg?46 3.4.2Die Situation Österreich-Ungarns49 3.4.3Die Presselenkung in Österreich-Ungarn50 3.4.4Zusammenfassung55 4.Entwicklung des Analyseschemas57 4.1Theoretische Annäherungen an die Analyse von Propaganda57 4.1.1Merkmale von Propaganda nach Bussemer57 4.2Eckpunkte der Analyse der Propaganda61 4.2.1Definition von Propaganda64 4.2.2Ziel und Umfang der Analyse65 5.Die Methodik67 5.1Die qualitative Inhaltsanalyse67 5.2Strukturierende Inhaltsanalyse nach Mayring68 5.2.1Die strukturierende Inhaltsanalyse im Zuge dieser Arbeit68 5.2.2Ablaufplan der Analyse69 6.Die Ergebnisaufbereitung73 6.1Die Ablehnung der Begehrnote durch Serbien: 25. Juli 191474 6.1.2Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen80 6.2Der Kriegsbetritt Italiens: 23. Mai 191584 6.2.2Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen91 6.3Die Brussilow-Offensive: 4. Juni 191694 6.3.2Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen99 6.4Der Tod von Kaiser Franz Joseph: 21. November 1916101 6.4.2Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen107 6.5Der Kriegseintritt der USA: 6. April 1917109 6.5.2Zusammenfassender Vergleich der Berichterstattungen116 6.6Zeitungsinterner Vergleich119 6.6.1Neue Freie Presse119 6.6.2Die Reichspost122 6.6.3Wiener Zeitung (Wiener Abendpost)124 6.6.4Die Arbeiter-Zeitung126 6.6.5Die Illustrierte Kronen Zeitung129 6.7Gesamtvergleich der Berichterstattungen132 6.7.1Zusammenfassung134 6.7.2Interpretation der Ergebnisse nach Rosenberger136 7.Schlussbemerkungen und Ausblick138 8.Literatur und Abbildungen142 8.1Auflistung der analysierten Zeitungsartikel146 8.2Abbildungen147 9.Anhang150Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.4, Die Situation um 1914: Nachdem in den vorigen Kapiteln die Arbeit im Hinblick auf deren Ausrichtung eingegrenzt und das verwendete Vokabular definiert wurde, fällt der Fokus der Betrachtung nun auf den Ersten Weltkrieg als solchen. Fokussiert werden zum einen die Ursachen für dessen Entstehung, da diese den historischen Hintergrund darstellen, der – wie schon im ersten Kapitel aufgezeigt – das Basisverständnis für die anschließende Analyse liefert. Zum anderen erscheint es sinnvoll auf die konkrete Situation der Habsburgermonarchie im Krieg näher einzugehen. Weiters werden die speziellen historischen Rahmenbedingungen der habsburgischen Presselandschaft ins Auge gefasst: Welche Versuche gab es, die Presse in die gewünschten Bahnen zu lenken? Welche institutionellen Rahmenbedingungen (Gesetze, Maßnahmen, Institutionen) gab es, um eine Lenkung der Presse zu ermöglichen? Zusammengefasst: Wie wurde Presselenkung – mit Fokus auf Zeitungen – betrieben? 3.4.1, Warum Krieg? Was waren die Ursachen, die zur Eskalation führten? Warum geriet das seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts bestehende europäische Mächteverhältnis in eine derartige Schieflage, dass Krieg als einzig Lösung offen blieb? Zunächst hatte es zu Beginn des Jahrhunderts eher nach zwischenstaatlicher Einigung denn nach Weltkrieg ausgesehen. Zwei Friedenskonferenzen schürten diese Hoffnung und brachten ein kodifiziertes Völkerrecht hervor. Die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung schien ihren Teil zu einer friedlichen Koexistenz beizutragen. Industrielles Wachstum, wirtschaftliche Expansion und, damit einhergehend imperialistische Ausdehnungspolitik führten zur Herausbildung einer 'Pentarchie' – was den europäischen Mächtekanon betraf. Zu den fünf Großmächten Europas gehörten England, Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn und Russland. Zudem wurde der Einfluss der außereuropäischen Staaten Japan und USA im Laufe der Zeit immer bedeutender. Erfolgte die Lösung der Konflikte – welche sich zwangsläufig durch die expansiven Bestrebungen der einzelnen Staaten ergaben – bis 1914 durchwegs auf diplomatischen Wege, wobei dem Verlierer die Möglichkeit zur Wahrung des eigenen Gesichts gelassen wurde¬, so zeichnete sich schon in dieser Periode eine Verschärfung der Konflikte und eine zunehmende Frontenbildung ab. Dies mündete auf der einen Seite in der Bildung des 'Zwei- bzw. Dreibundes' (mit Italien) zwischen Deutschland und der österreichisch-ungarischen Monarchie und auf der anderen Seite in der Herausbildung der 'Entente Cordiale' zwischen England und Frankreich, zu der später noch Russland hinzukommen sollte. Die Aufspaltung in zwei Lager führte zu einem Wettrüsten aller beteiligten Parteien. Die Krisen des beginnenden 20. Jahrhundertes, seien es die Marokkokrisen, die Konflikte am Balkan oder die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers, trugen allesamt zur Verschärfung der Situation bei. Jeder Staat hatte seine eigene Position im Machtgeflecht. Es können somit externe und interne (innenpolitische) Faktoren unterschieden werden. Erstere waren das oben schon beschriebene Bündnissystem, das Wettrüsten und der vorherrschende Imperialismus aller beteiligten Parteien. Letztere müssen staatendifferenter betrachtet werden. Allen gemeinsam waren die Konfliktpotentiale innerhalb des eigenen Herrschaftsraumes. Seien es nun, wie im Fall der Habsburgermonarchie, die Loslösungsbestrebungen einzelner Volksgruppen oder – dem generellen Zeitgeist entsprechende – Forderungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen (zum Beispiel der Arbeiter/-innenschaft): Diese aufkeimenden Konfliktpotentiale versuchte man nach außen zu verlagern. Der äußere Feind sollte die innenpolitischen Spannungen unwichtiger und zweitrangig erscheinen lassen. Zusammenfassend lassen sich nach Bernhard Rosenberger sechs Ursachen, die zu Ausbruch des Ersten Weltkrieges führten, ausmachen: 1. Internationale Ursachen: Es gab eine Anzahl an Konfliktherden in ganz Europa: Deutschland stritt mit Frankreich um das Gebiet um Elsass-Lothringen. Österreich-Ungarn und Russland kämpften um die Vormachtsstellung am Balkan und um die Gebiete des ehemaligen, nun im Zerfall begriffenen Osmanischen Reiches. Österreich-Ungarn wollte die serbischen Großmachtsbestrebungen unterbinden und seine eigene Position am Balkan sichern. 2. Militärische Gründe: Das allgemeine Wettrüsten führte zu einer Militarisierung der Politik, was die Optionen derselben weniger werden lies. Deutschland und England rüsteten zur See und ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Frankreich, Deutschland und Russland Pläne zur Vergrößerung der Armeen umgesetzt. Das Bündnissystem bewirkte, dass sich Deutschland mehr und mehr eingekesselt fühlte und sich deshalb auf das Bündnis mit Österreich-Ungarn konzentrierte. Gerd Krumreich weist zudem auf Fehleinschätzungen die Kriegsdauer sowie die Beschaffenheit des Heeres betreffend hin, welchen die führenden Militärs dieser Zeit unterlagen. 3. Wirtschaftliche Ursachen: Die wachsenden Industrien der europäischen Staaten suchten nach Absatzmärkten und neuen Rohstoffquellen in Übersee. England bekam zunehmend wirtschaftliche Konkurrenz von Deutschland, das zur Handelsmacht aufgestiegen ist. Deutschland und Russland waren Konkurrenten was den Getreidehandel betraf. Eine Ausnahme stellte die Stahlindustrie dar, in der es starke Verflechtungen der Staaten untereinander gab. 4. Innenpolitische soziale Einflussfaktoren: Die inneren Konflikte wurden nach außen getragen. Innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie vermehrten sich die Spannungen zwischen den aufkeimenden nationalen Bewegungen. Die Monarchie verstärkte ihre außenpolitischen Bestrebungen, um von den innenpolitischen Problemen Abstand zu nehmen und um das Prestige als 'Großmacht' zu bestätigen. In Deutschland versuchte man durch außenpolitische Erfolge die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen zu einen. Ein äußerer Feind bedeutete zudem mehr inneren Zusammenhalt. 5. Der Zeitgeist: Durch den vorherrschenden Imperialismus bzw. Nationalismus erschien Krieg immer mehr als legitimes Mittel der Konfliktbereinigung. Jede Nation fühlte sich anderen gegenüber überlegen. Deutschland wollte zu den anderen Großmächten aufschließen, welche ihrerseits um die angestammten Positionen rangen. 6. Individuelle Fehlentscheidungen: Die tragenden Entscheidungen können auch an Personen, welche die Entscheidungsmacht hatten, festgemacht werden. Politischen Entscheidungsträger/-innen war es vorbehalten über Krieg und Frieden zu entscheiden. Andrej Mitrovic führt die österreichisch-ungarische Beamt/-innenschaft als gewichtigen Faktor an. Laut ihm kam es zu einer Überbetonung des Konflikts mit Serbien, was in einer aggressiveren Politik dem Königreich gegenüber mündete.
This dissertation seeks to understand and explain the sustainability problem of foreign aid driven institution-building or development initiatives in fragile and post-conflict contexts using decentralised development planning institutions called VDCs as cases. The research integrates case study embedded with mixed-method research design. Evidence shows that VDCs in West Africa are not independent and self-sufficient institutions. They don't have the capacity and inputs of their own necessary to exercise the powers and responsibilities bestowed on them as coordinating entities of the multilevel planning process at the village level. Capacity issues includes the ability to learn and adapt to environmental changes, to build their human resources, their internal incentives systems, and to ensure the fit of their strategy, structure and technology to the environment. In contrast, there is short supply of inputs such as materials/logistics, monetary, human, information, and knowledge resources that VDCs acquire from their environment to facilitate the production of outputs such as products, services, programs, and ideas. All these deficiencies explain the unsustainability of VDCs' active involvement in the decentralised planning system. After the phase-out of donor-funded CDDP, VDCs no longer enjoy substantial external support in terms of inputs and capacity building either from their governments or external donor agencies. In terms of clientele, VDCs tend to serve people of lower socioeconomic strata who are resource and capacity poor. What explains the unsustainable activity of VDCs as local level public sector planning institutions are chiefly: the minimal degree of political and bureaucratic support for their participation in multilevel development planning, weak links with local governments, central government MDAs, NGOs, private sector entities and other CBOs operating within their respective regions. VDCs in West Africa rely heavily on voluntary efforts of their members, which means they lack stability and are susceptible to dissipation at any critical stage when their leadership functions are not institutionalised. Periodic capacity-building and having mechanisms in place for community access to information are essential to institutionalise the leadership functions of VDCs. In addition are the strict enforcement of legal and regulatory frameworks that support community action and functioning intergovernmental arrangements for financial flows to local governments and their lower-level assemblies. Added to these are the forging of strong and iv effective functional linkages between VDCs, their governments (local and central) and non-governmental institutions for the injection of the necessary external technical inputs and financial resources. While the presence of all of these factors is vital for the sustainability of voluntary public institutions like the VDCs, their absence or limited supply can cause institutional decay and eventual unsustainability as being experienced in the case of West African VDCs. The mismatch between the nature of the outputs and services of VDCs and their voluntary nature makes their existing inefficiency and sustainability problem almost inevitable. ; Die vorliegende Dissertation zielt darauf ab, das Nachhaltigkeitsproblem von ausländischen Hilfs-Initiativen zur Institutionenbildung oder Entwicklungshilfe in fragilen und Post-Konflikt-Kontexten unter Einbeziehen von Dezentralisierten Entwicklungsplanungsinstitutionen (VDCs) als Fallbeispiele zu verstehen und zu erklären. Das Forschungsdesign verbindet die Methoden der Fallstudie und Mixed-Methods Design. Es lässt sich belegen, dass VDCs in Westafrika weder unabhängige noch autarke Institutionen sind. Sie verfügen nicht über die notwendigen Kapazitäten und Kräfte, um die ihnen als Koordinationseinheiten im mehrstufigen Planungsprozess auf Dorf-Ebene zugeschriebenen Verantwortlichkeiten und Funktionen auszuüben. Kapazitätsprobleme umfassen dabei die Fähigkeit zu lernen und sich veränderten Umweltbedingungen anzupassen, das eigene Personal sowie interne Anreizsysteme aufzustellen, sowie die Passfähigkeit der eigenen Strategie, Technologie und Struktur mit der Umwelt sicherzustellen. Hinzu kommt, dass wichtige Faktoren, die VDCs zur Umsetzung von Programmen, Ideen und Dienstleistungen wie Materialien, Logistik, sowie finanzielle, personelle, informationsbezogene und wissensbezogene Ressourcen nur spärlich vorhanden sind. All diese Defizite erklären die nicht nachhaltige Beteiligung der VDCs in den dezentralisierten Planungsprozessen. Nach dem Auslaufen von spendenfinanzierten CDDP genießen VDCs keine nennenswerte externe Förderung im Sinne von Kapazitätsbildung und Ressourcen von Seiten der Regierungen oder externen Geberinstitutionen mehr. Was die Zielgruppe betrifft, so dienen VDCs tendenziell Bevölkerungsgruppen aus den unteren sozioökonomischen Schichten, die über wenig Ressourcen und Kapazitäten verfügen. Folgende Aspekte erklären die nicht nachhaltigen Aktivitäten der VDCs als lokale öffentliche Planungsinstitutionen im Wesentlichen: die minimal ausgeprägte politische und bürokratische Unterstützung für die Teilnahme an mehrstufiger Entwicklungsplanung, schwache Verbindungen mit lokalen Regierungen, der Zentralregierung, MDAs, Nichtregierungsorganisationen, Akteuren des Privatsektors und anderen CBOs, welche ebenfalls in der entsprechenden Region arbeiten. VDCs in Afrika sind stark auf die freiwilligen Bemühungen ihrer Mitglieder angewiesen, was bedeutet, dass sie instabil sind und anfällig für Zersplitterung, wenn ihre Führungsposition nicht institutionalisiert wurde. vi Regelmäßige Kapazitätsbildung sowie Mechanismen, die der Gemeinschaft Informationszugang ermöglichen sind essentielle Voraussetzungen, um die Führungsposition der VDCs zu institutionalisieren. Weitere wichtige Faktoren sind die strikte Umsetzung der rechtlichen und regulatorischen Rahmen, welche Gemeindearbeit unterstützen, sowie funktionierende zwischenstaatliche Vereinbarungen für Finanzströme zu den lokalen Regierungen und den ihnen unterstehenden Versammlungen. Hinzu kommen die starken und effektiven funktionellen Verbindungen zwischen den VDCs, ihren Regierungen (lokal und zentral) und nichtstaatlichen Institutionen, um notwendige externe technische und finanzielle Ressourcen zu erlangen. Während das Vorhandensein all dieser Faktoren für die Nachhaltigkeit der ehrenamtlichen öffentlichen Institutionen wie den VDCs von höchster Bedeutung ist, kann ihre Abwesenheit oder ungenügende Ausprägung den institutionellen Zerfall und Untragbarkeit wie im Fall der westafrikanischen VDCs zur Folge haben. Die Diskrepanz zwischen der Natur der Ergebnisse und Dienstleistungen der VDCs sowie deren ehrenamtlicher Natur macht ihre vorliegende Ineffizienz und Nachhaltigkeitsproblematik nahezu unvermeidlich.
Inhaltsangabe: "Der Himmel mit seinen Luftstraßen erscheint uns ohne Grenzen oder Hindernisse. Und doch war der Luftraum innerhalb Deutschlands nahezu ein halbes Jahrhundert getrennt. […] Zwischen 1945 und 1990 gab es daher so gut wie keine Verbindung zwischen den auf dem Gebiet der zivilen Luftfahrt tätigen Menschen Deutschlands." Dieses Zitat gibt gut die Situation wieder, in der sich der zivile Luftverkehr im geteilten Deutschland zwischen 1945 und 1990 befand. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und der Gründung beider deutscher Staaten 1949 begann auch eine Zeit der getrennten und gegeneinander ausgerichteten Außenpolitiken. Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) versuchte im Bereich der innerdeutschen Beziehungen in den Anfangsjahren so schnell wie möglich die Wiedervereinigung anzustreben. Als dieser Plan Mitte der 1950er Jahre aber aufgegeben werden musste, da die Erfolgsaussichten zu gering waren, ging man dazu über, sich als alleinigen rechtmäßigen deutschen Staat auf internationaler Bühne zu präsentieren. Dieser Alleinvertretungsanspruch prägte über fast 15 Jahre die Außenpolitik der BRD. Mit der Hallstein-Doktrin (benannt nach dem damaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt Walter Hallstein) von 1955 ging man noch einen Schritt weiter: es wurde allen Staaten mit den Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht, wenn diese eben solche mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) aufnehmen sollten und den Staat damit faktisch anerkennen würden. Damit verhinderte die Bundesrepublik "bis 1972 die Aufnahme normaler diplomatischer Beziehungen der DDR zu den Ländern der westlichen Welt und zur Mehrzahl der Entwicklungsländer,…" Doch welche Reaktion zeigte darauf eigentlich die DDR selbst? Deren Außenpolitik beruhte nach Ansicht einiger Wissenschaftler bis etwa 1970 auf zwei Zielen: Einerseits wollte man eine Internationalisierung des sozialistischen Systems erreichen; Andererseits wurde auf eine Kooperation mit dem kapitalistischen Ausland abgezielt, die dem eigenen Staat den größtmöglichen Nutzen bringen sollte. Die außenpolitische Führung des ostdeutschen Staates ging dabei sehr konsequent vor. Alle Bereiche, sei es Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Verkehr, etc., wurden den beiden großen Hauptzielen untergeordnet. Letztendlich ging man immer davon aus, dass die Zusammenarbeit in einem bestimmten Feld später auch andere Politikbereiche beträfe und damit auch dort eine bessere zwischenstaatliche Kooperation von Nöten wäre. Der Endpunkt würde dann mit der Anerkennung der DDR durch den jeweiligen Partnerstaat erreicht sein. Natürlich lag dabei besonders das westliche, nicht-sozialistische Ausland im Zentrum der Anstrengungen. Nur durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu kapitalistischen Staaten konnte die DDR dem westdeutschen Alleinvertretungsanspruch effektiv entgegentreten und diesen aushöhlen. Auch auf dem Feld der zivilen Luftfahrt war das der Fall. Besonders hier, in einem der wohl internationalsten Bereiche des Verkehrs überhaupt, wo eine enge Zusammenarbeit zwischen einzelnen Staaten unumgänglich ist, waren die Möglichkeiten gegeben, Außenpolitik zu betreiben. Durch einen Beschluss des Ministerrates der DDR wurde am 01. Mai 1955 die 'Deutsche Lufthansa' (Ost) gegründet. Damit waren die Grundlagen zum Aufbau eines zivilen Luftverkehrs im Ostteil Deutschlands gegeben. Drei Jahre später gründete man dann aus namensrechtlichen Gründen die 'Interflug, Gesellschaft für internationalen Flugverkehr mbH'. In den folgenden Jahrzehnten bis zum Ende der DDR 1990 spielte dieses Unternehmen eine entscheidende Rolle. Dem außenstehenden Beobachter stellt sich aber auch die Frage, ob sich dessen Einfluss nur auf den Luftverkehr beschränkte, oder damit auch außenpolitische Absichten verfolgt wurden? Wie oben bereits erwähnt ist gerade die Luftfahrt ein Feld, was sich durch eine enorme Internationalisierung auszeichnet, welche gekennzeichnet ist durch ein sehr tiefgreifendes Zusammenspiel zwischen den einzelnen Partnern, in der Regel eben Staaten. Daher wäre es ja nur verständlich, diesen Verkehrsbereich auch für andere politische Ziele zu nutzen. War dies auch in der DDR der Fall, insbesondere in den Beziehungen zum nicht-sozialistischen Ausland? Wollte man damit den Alleinvertretungsanspruch und die Hallstein-Doktrin der westdeutschen Seite umgehen? Wie ging man dabei vor? Warum versuchte die DDR mit bestimmten Ländern ein Luftverkehrsabkommen zu schließen? Was waren die Intentionen eben jener Verkehrs- beziehungsweise Außenpolitik? Und welche Folgen hatte das dann auch für die deutsch-deutschen Beziehungen? Diese und eine Vielzahl weiterer Fragen versucht die hier vorliegende Arbeit zu beantworten. Gang der Untersuchung: Insgesamt gliedert sich die hier vorliegende Arbeit in sieben Kapitel. Der erste Teil gibt eine Einführung zur Thematik wieder und behandelt nebenbei den Aufbau und die Quellenlage zu dieser Problemstellung. Gerade im letzten Bereich gibt es doch einige Besonderheiten, sodass hier durchaus eine detailierte Analyse notwendig ist. Kapitel zwei geht auf allgemeine Angaben zum zivilen Luftverkehr der DDR ein. Das beinhaltet die Situation zu Beginn des Luftverkehrs der DDR bis etwa Anfang der 1960er Jahre. Weiterhin werden Konzeptionen für die Beziehungen zu nichtsozialistischen Staaten dargestellt, aber auch einfache Perspektivpläne der DDR für den Bereich der Zivilluftfahrt sind darin enthalten, sowie Ausarbeitungen über die Rolle des Flughafens Berlin-Schönefeld und Statistiken. Ohne eine solche Darstellung wäre es nur schwer möglich, die weitere Analyse der Luftverkehrsbeziehungen zu verstehen. Die darin enthaltenen Grundlagen geben schon einen ersten guten Überblick über die eigentlichen Absichten der DDR in diesem Politikbereich wieder, wenngleich sich auch jeder einzelne Problempunkt von den anderen abhebt und es auch zwischen den einzelnen Staaten große Unterschiede gibt. Im folgenden Teil werden die Luftverkehrsbeziehungen zwischen der DDR und der BRD bis etwa 1980 dargestellt. Das reicht von den anfänglichen Beziehungen der beiden deutschen Staaten in diesem Bereich, über plötzliche Politik- und Strategiewechsel bis hin zu wirtschaftlichen Problemen für die einzelnen Seiten. Es steht außer Frage, dass bei einer Analyse des DDR-Luftverkehrs im Bezug zur Außenpolitik eine Erörterung der Beziehungen zur BRD nicht fehlen darf. Für beide Staaten stand der jeweilige Gegenüber fast immer im Zentrum der politischen Arbeit. Somit ist eine Auseinandersetzung mit diesem Problemfeld unumgänglich. Ähnlich verhält es sich mit den Luftverkehrsbeziehungen zu Österreich, die im nächsten Kapitel behandelt werden. Auch hier spielte der Ost-West-Konflikt eine große Rolle. Und auch hier war der Einfluss Westdeutschlands auf die Politik der Alpenrepublik immer von großer Bedeutung. Somit ist es nicht verwunderlich, dass auch dieses Land mit in den Fokus der Arbeit gerät. Interessanterweise gab es in den Luftverkehrsbeziehungen zu Österreich immer wieder Schwankungen. Zwischen 1960 und 1970 bestand eine recht gute Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern auf diesem Gebiet. Ab etwa 1968 änderte sich die Situation unter dem wachsenden Druck der BRD wieder. Später kam es erneut zu einem Kurswechsel der österreichischen Politik. Der wechselvolle Ablauf der Beziehungen erfordert daher eine nähere Erläuterung. Das fünfte Kapitel gibt zwei ausgewählte Beispiele für die luftverkehrspolitischen Beziehungen der DDR wieder. Zum einen handelt es sich dabei um Zypern und zum anderen um Finnland. Bei beiden Ländern gibt es entscheidende Gründe für diese Wahl. Zypern war im Bereich des Luftverkehrs der erste nichtsozialistische Staat, mit dem die DDR Beziehungen anstrebte und später aufnahm. Auch die besondere politische Situation des Inselstaates hatte einen gewissen Einfluss für das Vorgehen der ostdeutschen Politik gehabt. Zypern war erst 1960 in die Unabhängigkeit entlassen worden, zwischen den verschiedenen Volksgruppen auf der Insel kam es aber immer wieder zu Unruhen. Und gerade solche politischen Geschehnisse beeinflussten oft das Handeln der DDR. Auch in den Unabhängigkeitsentwicklungen in Afrika versuchte die Staatsführung immer wieder, sich auf die Seite der neugegründeten Staaten und gegen die alten, meist nichtsozialistischen Kolonialmächte zu stellen. Somit stellte auch Zypern außenpolitisch eine große Herausforderung für die DDR dar. Anders, aber dennoch nicht uninteressant, verhält es sich mit Finnland. Schon zu Beginn der 1960er Jahre gab es in Ostdeutschland Bestrebungen zur Aufnahme eines Flugverkehrs mit Finnland. Doch besonders hier versuchte die BRD ihren großen Einfluss geltend zu machen und den nordeuropäischen Staat von etwaigen vertraglichen Regelungen mit der DDR abzuhalten. Die Gründe, mit denen die westdeutsche Führung das versuchte, sind für eine tiefgreifende Analyse der deutsch-deutschen Beziehungen durchaus von Interesse. Das vorletzte Kapitel fasst die bisherigen Ergebnisse nochmals zusammen und befasst sich mit der abschließenden Frage, ob die zivile Luftverkehrspolitik der DDR tatsächlich auch eine Außenpolitik war? Wollte man damit den eigenen Status Quo im Bereich der internationalen Beziehungen erhöhen? Oder verfolgte man doch nur rein verkehrspolitische Ziele? Im letzten Teil der Arbeit werden dann die verwendeten Quellen wiedergegeben, untergliedert in Akten, Literatur, Zeitungsartikel und Sonstiges. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Analyse der Luftverkehrspolitik der DDR sehr umfangreich ist, vor allem wenn diese im Bezug auf die außenpolitische Rolle vorgenommen wird. Es ist aber quantitativ einfach nicht möglich, sich mit den einzelnen Beziehungen zu allen Staaten zu befassen. Darunter würde auch die Qualität leiden. Daher wird sich nur mit ausgewählten Beispielen befasst, geben diese doch einen guten Überblick über das hier zu behandelnde Themenfeld. Wie oben schon erwähnt soll dabei aber nicht die Außenpolitik der DDR im Mittelpunkt stehen. Vielmehr wird sich mit den luftverkehrspolitischen Zielstellungen befasst und welche Absichten damit verfolgt wurden.
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Ob durch Spiegel im All, künstlich erzeugte Wolken oder Partikel in der Stratosphäre, die technischen Möglichkeiten, Einfluss auf das Klima zu nehmen, scheinen in einer Welt, die zunehmend mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert wird, grenzenlos (vgl. Deutschlandfunk 2023).Geoengineering steht für den Versuch, gegen die steigenden Temperaturen und CO₂-Emissionen anzukämpfen und das Klimasystem der Erde zu beeinflussen. Während die wissenschaftliche Erforschung dieser Technologien immer weiter fortschreitet, rückt auch die politische Machbarkeit solcher Eingriffe in den Fokus von internationalen Debatten und politischen Agenden. Doch was ist solares Geoengineering und wie funktioniert es, welche politischen Risiken birgt es und wie umsetzbar erscheint dieses Vorhaben derzeit? Diesen Fragen will die folgende Arbeit nachgehen.Zunächst soll Geoengineering im allgemeinen und solares Geoengineering im besonderen dargestellt werden. Neben der Vorstellung verschiedener Konzepte des solaren Geoengineerings soll auch die technologische Machbarkeit dargestellt werden. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit der politischen Seite des solaren Geoengineerings. Die politischen Risiken sollen thematisiert werden. Zudem sollen Probleme der Umsetzbarkeit im politischen Rahmen anhand von Spieltheorien erläutert werden und das Dilemma des moralischen Risikos, das sich am solaren Geoengineering zeigt, dargestellt werden.GeoengineeringFür den Begriff des Geoengineering existiert in der Wissenschaft bislang keine allgemeingültige Definition (vgl. Wagner 2023, S. 11). Eine in der Literatur verbreitete Definition stammt von der britischen Royal Society. Demnach umfasst Geoengineering bewusste und zielgerichtete – meist in großem Maßstab durchgeführte – Eingriffe in das Klimasystem mit dem Ziel, die anthropogene Klimaerwärmung abzumildern (vgl. Royal Society 2009, S. 1).Auch in der Definition des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change – kurz IPCC) werden unter Geoengineering technologische Maßnahmen verstanden, die darauf abzielen, das Klimasystem zu stabilisieren, indem sie direkt in die Energiebilanz der Erde eingreifen und dadurch das Ziel verfolgen, die globale Erwärmung zu verringern (vgl. IPCC 2007).Laut dem Klimaökonom Gernot Wagner ist die Begriffsverwendung von Geoengineering, wie sie auch in diesen Definitionen verwendet wird, zu vage. Es handelt sich nach ihm um eine menschengemachte Bezeichnung, die durch seine häufige Verwendung im öffentlichen Diskurs entstanden ist und häufig als Überbegriff für zwei sich stark unterscheidende Konzepte verwendet wird (vgl. Wagner 2023, S. 11). Grundlegend werden die Maßnahmen des Geoengineering in zwei Kategorien untergliedert:Maßnahmen zur Kohlenstoffdioxidentfernung: Unter diese Maßnahmen fallen Technologien, die das Ziel haben, dem Kohlenstoffkreislauf der Atmosphäre CO2 zu entziehen und dieses dauerhaft zu speichern. Diese Maßnahmen werden auch als Kohlenstoffentnahme oder im englischen Sprachgebrauch als Carbon Dioxid Removal (CDR), Carbon Geoengineering oder Direct air capture bezeichnet (vgl. Wagner 2023, S. 12).Maßnahmen zur Beeinflussung des Strahlenhaushalts: Diese Maßnahmen werden auch unter solarem Geoengineering, solar radiation management (SRM), Strahlungsmanagement, solar radiation modification oder als albedo modification bezeichnet. Gemeint sind damit Methoden, die einen umfassenden und gezielten Eingriff zur Abkühlung der Erde vorsehen und damit die Atmosphäre in Bodennähe abkühlen sollen (vgl. Wagner 2023, S. 11).Da in dieser Seminararbeit das solare Geoengineering im Fokus steht, soll im nachfolgenden Kapitel genauer auf die verschiedenen Ansätze des solaren Geoengineerings eingegangen werden.Solares GeoengineeringDas solare Geoengineering setzt am Klimasystem der Erde an. Die Sonne spielt in diesem System den Motor. Während ein Teil des Sonnenlichts direkt über Wolken, Bestandteile der Luft oder der Erdoberfläche reflektiert und an den Weltraum zurückgegeben wird, wird der andere Teil der Strahlung durch die Atmosphäre und den Erdboden in Wärmestrahlung umgewandelt (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 9). Ein Teil dieser Wärmestrahlung bleibt aufgrund bestimmter Gase in der Atmosphäre und erwärmt die Erde, sodass Leben überhaupt möglich ist, hierbei spricht man vom natürlichen Treibhauseffekt. Der andere Teil der Wärmestrahlung wird an den Weltraum abgegeben (vgl. Deutscher Wetterdienst 2023). Wird nun durch bestimmte Faktoren, wie zu viel anthropogen verursachte Treibhausgase, die Atmosphäre zusätzlich erwärmt, spricht man vom Klimawandel (vgl. ebd.).Solares Geoengineering kann nun an verschiedenen Punkten des Klimasystems ansetzen, um die Temperatur der Atmosphäre zu senken. Zum einen an der reflektierten Solarstrahlung durch eine Veränderung der Erdoberfläche oder der Wolken, an der abgegebenen Wärmestrahlung durch den atmosphärischen Gehalt an Treibhausgasen und Aerosolen sowie durch Installationen im Weltraum (Umweltbundesamt 2011, S. 9). Die verschiedenen Konzepte des solaren Geoengineerings sollen nachfolgend kurz vorgestellt und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit eingeordnet werden.Änderung der Albedo von OberflächenKonzepte, die sich die Änderung der Albedo von Oberflächen zunutze machen, setzen auf die Reflektion der einfallenden Sonnenstrahlen von Oberflächen. Je nach Farbe und Beschaffenheit von Oberflächen und Körpern werden einfallende Sonnenstrahlen unterschiedlich stark reflektiert (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 12). Das Verhältnis der Strahlung, die auf einem Objekt ankommt, und dem, was zurückgeworfen wird, wird als Albedo bezeichnet. Es ist daher ein Maß für das Rückstrahlungsvermögen von Objekten. Während dunkle Flächen, wie zum Beispiel Ozeane ein niedrigeres Rückstrahlungsvermögen und damit eine niedrige Albedo aufweisen, besitzen helle Oberflächen ein hohes Rückstrahlungsvermögen und damit eine hohe Albedo, die dazu führt, dass die Temperatur sinkt und die an den Weltraum abgegebene Wärmestrahlung verringert wird (vgl. ebd.).Um die Albedo von Oberflächen zu erhöhen, wird beispielhaft für diese Art des solaren Geoengineerings vorgeschlagen, Dächer, Straßen und Gehwege weiß zu streichen, rückstrahlungsstarke Pflanzen in der Landwirtschaft einzusetzen, Wüstenregionen mit reflektierenden Planen zu bedecken oder die Ozeane durch schwimmende reflektierende Gegenstände aufzuhellen (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 12).Auch wenn das Streichen von ganzen Städten eine niederschwellige Art des solaren Geoengineerings darstellt, würde diese Vorgehensweise nur bedingt einen Beitrag zur Reduktion der Temperatur leisten (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 12). Zudem dürfte der Einsatz von reflektierenden Feldfrucht- und Grünlandsorten ebenso scheitern, da enorme Flächen benötigt werden würden und große Monokulturen entstehen könnten (vgl. ebd. S. 13). Und auch der Vorschlag, die Ozeane mit schwimmenden Gegenständen aufzuhellen, ist kritisch zu betrachten und steht im Widerspruch zu anderen Umweltzielen wie der Vermeidung von Müll in den Meeren. Zudem würde die Funktion der Meere eingeschränkt und ein Ökosystem der Erde vom Licht abgeschnitten werden, wodurch die Nebenwirkungen auf den Menschen nur bedingt planbar wären (vgl. ebd.).Erhöhung der Albedo von WolkenDamit Wolken entstehen können, werden neben der passenden Temperatur und Luftfeuchtigkeit kleine Partikel wie Sandkörner, Salzkristalle oder Staub benötigt. Sie bilden die sogenannten Kondensationskerne, an denen das Wasser kondensieren kann, wodurch sich kleine Tröpfchen bilden. Der Gehalt dieser Wassertröpfchen bestimmt die Reflektionseigenschaft einer Wolke und somit ihre Albedo. Kleine Tröpfchen werfen das Sonnenlicht stärker zurück und führen zu einer längeren Lebensdauer der Wolken und zu dem gewünschten Abkühlungseffekt (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 13 f.). Anwendbar wäre dieses Konzept in Küstenregionen, indem durch Flugzeuge oder Schiffe vermehrt Kondensationskerne ausgebracht werden, um niedrige Wolken über den Ozeanen zu generieren (vgl. ebd.).Technisch ist dieses Konzept umsetzbar, die Einsatzorte könnten gewechselt und der Einsatz auch kurzfristig gestoppt werden. Bei großen Flächen sind die Auswirkungen auf Windsysteme, Meeresströmungen und Niederschläge sowie Folgen für Meeresorganismen jedoch noch unklar. Daher ist die weitere Erforschung dieser Thematik nötig (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 14).Installationen im erdnahen WeltraumDiese Konzepte setzen an der einstrahlenden Sonnenenergie in erdnahen Umlaufbahnen an und sollen die ankommende Sonnenstrahlung auf der Erde reduzieren. Als Ideen für diese Art des solaren Geoengineering kursieren beispielsweise das Anbringen eines reflektierenden Materials zwischen Erde und Sonne, an der ein Riesenspiegel, ein Aluminiumgeflecht oder eine Vielzahl an reflektierenden Scheiben installiert werden könnte. Auch das Anbringen eines Saturn-ähnlichen Rings aus Staubpartikeln wird in diesem Kontext diskutiert (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 16).Diese Konzepte klingen wenig realistisch und schwer umsetzbar. Es würden je nach Verfahren immense Mengen an Material benötigt werden und hohe Materialkosten bergen. Des Weiteren ist unklar, wie genau und wo solche Konstruktionen im Weltraum angebracht werden könnten. Zudem wäre durch spiegelnde Objekte im Weltraum die solare Einstrahlung nicht gleichmäßig verteilt, was dazu führen könnte, dass sich die atmosphärische und ozeanische Zirkulation verändern würde (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 16).Ausbringung stratosphärischer AerosoleDurch Vulkanausbrüche konnte nachgewiesen werden, dass in der Stratosphäre durch geringere Austauschprozesse von Luftmassen Ascheteilchen und Schwefelverbindungen Monate bis Jahre verweilen können und dadurch weniger Sonnenlicht zur Erdoberfläche gelangt und das Klima der Erde um 0,1 bis 0,2 °C gemindert wird (vgl. Umweltbundesamt 2011, S. 14). Diese Erkenntnisse sollen im Sinne des solaren Geoengineering angewendet werden, indem zum Beispiel über Wetterballons oder spezielle Flugzeuge Schwefelverbindungen in die Stratosphäre freigesetzt werden. Diese oxidieren dort zu Sulfatpartikeln, die die Sonnenstrahlung streuen und damit das an der Erdoberfläche einfallende Sonnenlicht reduzieren könnten (vgl. ebd. S. 15).Diese Art des solaren Geoengineerings wird wohl derzeit am häufigsten diskutiert. Aus technischer Sicht lässt sich die Ausbringung von Aerosolen einfach ermöglichen. Dieses Konzept des Geoengineering ist im Vergleich zu anderen Methoden eher kostengünstig und könnte schon mit einstelligen Milliarden-Dollar-Beträgen pro Jahr realisiert werden (vgl. Wagner 2023, S. 15). Jedoch überwiegen weitere Risiken als die bloße technische Umsetzbarkeit, die im Abschnitt der politischen Risiken für diese Art des solaren Geoengineering ausführlicher erläutert werden.Solares Geoengineering als politisches ThemaBevor man sich mit der politischen Umsetzbarkeit von solarem Geoengineering befassen kann, muss darauf eingegangen werden, wie solares Geoengineering derzeit in der Klimapolitik thematisiert wird. Da es sich beim Klima um ein gemeinschaftliches Gut handelt und der Klimawandel keinen Stopp vor Grenzen macht, wird die Klimapolitik auch als sogenannte "Querschnittsaufgabe" bezeichnet. Nicht ein Akteur allein kann diese politische Aufgabe lösen. Im Feld der Klimapolitik sind Prozesse der vertikalen und horizontalen Politikintegration sowie die Einbindung verschiedener Akteure beinhaltet. So ist die deutsche Klimapolitik in zwischenstaatliche und völkerrechtliche Abkommen der internationalen Klimapolitik integriert (vgl. Roelfes 2022).Teil dieser Struktur sind die Berichte des Weltklimarats, das Pariser Klimaabkommen oder die Convention on Biological Diversitiy der UNO, die wichtige Grundlagen für politische Entscheidungen der Länder zum Klimaschutz bilden. Daher soll vorgestellt werden, inwieweit das solare Geoengineering in diesen Debatten thematisiert wird.Solares Geoengineering in Berichten des IPCCDer IPCC oder auch Weltklimarat veröffentlicht in seinen Sachstandberichten zusammengefasst den aktuellen Stand der Klimaforschung, bewertet diesen und bereitet ihn für die Politik auf. Dadurch nimmt die zwischenstaatliche Organisation der Vereinten Nationen Einfluss, inwieweit ein Thema in der Politik behandelt wird und welche Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt werden, ohne direkte Handlungsempfehlungen abzugeben. Stattdessen sind Bewertungsmodelle in den Veröffentlichungen integriert, die verschiedene Klimaszenarien beinhalten (vgl. Wittstock 2023, S. 40).Im fünften Sachstandsbericht des IPCC werden Methoden des Geoengineering erstmals bei einem Migrationsszenarium aufgeführt. Da nur in wenigen Szenarien die Emissionsreduktion allein die Erderwärmung auf 2 °C begrenzen könnte. Soziale und politische Aspekte wurden bei den Modellierungen jedoch nicht berücksichtigt (vgl. Wittstock 2023, S. 41). Vermehrt wird auf die Methode des Carbon Dioxid Removals eingegangen, aber auch das Solar Radiation Management wird thematisiert. Insgesamt befürwortet der IPCC nicht direkt die Methoden des Geoengineering, sondern empfiehlt die weitere Erforschung dieser Technologien auf technologischer und sozialwissenschaftlicher Ebene (vgl. ebd. S. 42).Solares Geoengineering im Pariser KlimaabkommenIn den politischen Debatten des Pariser Abkommens von 2015 und den Texten des Abkommens wurden Methoden des solaren Geoengineerings nicht diskutiert. Dennoch kamen nach der Ratifizierung des Abkommens Methoden des Geoengineering vermehrt ins Gespräch. Das angestrebte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, ist nach Klimaforscher*innen nur mit Unterstützung des Geoengineering möglich (vgl. Wittstock 2023, S. 44 f.).Solares Geoengineering in der Convention on Biological DiversityAuch im Rahmen der Convention on Biological Diversity wurde das solare Geoengineering weitreichend diskutiert. Der Schwerpunkt der multilateralen Diskussion beim Thema Geoengineering liegt in diesem Übereinkommen. Im Jahr 2010 wurde für Geoengineering im allgemeinen auf der Grundlage des Vorsorgeprinzips sowie ökologischer und sozialer Bedenken eine Vereinbarung aufgeschoben (vgl. Heinrich Böll Stiftung 2018, S. 5).Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass solares Geoengineering in den politischen Debatten Einzug hält und diskutiert wird, jedoch derzeit keine Strukturen zu finden sind, die den Einsatz erlauben. Mit Vereinbarungen und Einigungen in den Diskussionen kann derzeit nicht gerechnet werden.Risiken des solaren GeoengineeringsWie bei der Beschreibung der einzelnen Konzepte des solaren Geoengineering deutlich wurde, handelt es sich je nach Konzept um realistischere oder weniger realistische Vorhaben, Einfluss auf das Klima der Erde zu nehmen. Während Konzepte, welche Installationen im Weltraums vorsehen und sehr hohe Kosten mit sich brächten, weniger diskutiert werden, wird die Ausbringung von stratosphärischen Aerosolen weit häufiger in politischen Debatten diskutiert. Doch gerade diese Art des solaren Geoengineering birgt politische Risiken, auf die nun eingegangen werden soll.Immer wieder wird diskutiert, inwieweit das solare Geoengineering durch Aerosole Einfluss auf das regionale Klima und damit auf die Landwirtschaft von bestimmten Ländern hat (vgl. Wagner 2023, S. 46). Während starke Kritiker wie die Klimawissenschaftler Alan Robock und David Keith es für möglich halten, dass es durch den falschen und leichtsinnigen Einsatz zu regionalen Klimaanomalien kommen kann, die im schlimmsten Fall die Nahrungsversorgung von Milliarden Menschen bedrohen und damit zu einem politischen Problem ausufern (vgl. ebd. S. 57), äußern neuere umfassendere Analysen weniger Bedenken bezüglich des sich verändernden regionalen Klimas, da es sich um ein komplexes System handelt.Es wird davon ausgegangen, dass der Effekt des solaren Geoengineering nicht nur eine geringere Oberflächentemperatur der Erde nach sich zieht, sondern auch Temperaturextreme reduzieren kann und dadurch die Verdunstung von Wasser reduziert wird. Dadurch zeigt sich, dass die Welt durch solares Geoengineering eher wie eine Welt ohne Klimawandel aussieht und große Hungersnöte aufgrund von ausbleibendem Regen eher unwahrscheinlich sind (vgl. ebd. S. 58).Ein weiteres politisches Risiko besteht im Ozonabbau. Während in den vergangenen Jahren durch die politische Reglementierung von Fluorchlorkohlenwasserstoff das Ozonloch zum Schrumpfen gebracht wurde, führen Sulfat-basierte stratosphärische Aerosole durch ihren Säuregehalt zu einer Reduktion des Ozons in der Atmosphäre, wodurch die Erholung des Ozonlochs verlangsamt wird (vgl. Wagner 2023, S. 63). Zwar wurde in Forschungsgruppen auch mit einer Alternative für Sulfat-Aerosole experimentiert, doch diese Studien sind noch am Anfang. Generell ist nicht gewiss, wie solares Geoengineering den Erholungsprozess beeinflussen kann (vgl. ebd. S. 65).Während erneuerbare Energien, wozu auch Solarenergie gehört, durch die Politik stark gefördert werden, kann durch die Dimmung des solaren Geoengineerings der Solarertrag reduziert werden. Photovoltaikanlagen können zwar auch mit dem diffusen Licht, das durch solares Geoengineering entsteht, Strom erzeugen, aber wie genau sich die Reduktion des Sonnenlichts auf die Energiegewinnung auswirkt, ist unklar (vgl. Wagner 2023, S. 69).Ein weiteres Problem, das sich vor allem auf der politischen Ebene zeigt und hohe Bedenken gegenüber solarem Geoengineering erzeugt, bezieht sich auf eine schnellere und nicht genau vorhersehbare Erwärmung bei einem Aussetzen der Maßnahmen. Solares Geoengineering könnte eine Angriffsfläche für Anschläge sein. Aber auch Naturkatastrophen oder rasche politische Veränderungen können Grund zur Sorge wecken (vgl. Wagner 2023, S. 71).Würde die globale Durchschnittstemperatur gesenkt und der Einsatz des solaren Geoengineering abrupt beendet werden, könnte dies zu einem "termination shock" führen. Die Temperaturen könnten nach oben schellen, ohne dass eine Anpassung der Umwelt möglich wäre. Zudem besteht auch die Gefahr, dass trotz langwieriger wissenschaftlicher Forschung unvorhergesehene Probleme auftauchen könnten, die solch einen "termination shock" heraufbeschwören könnten (vgl. ebd. S. 72).Mit diesen Risiken hängen auch die Bedenken zusammen, dass es kein sofortiges Zurück gibt. Wenn einmal mit der Ausbringung von Aerosolen begonnen wurde, ist ein Abbruch nur sehr langsam möglich (vgl. Wagner 2023, S. 72). Um die Maßnahmen zu stoppen, kann nur stufenweise vorgegangen werden. Da sich Aerosole 12 bis 18 Monaten in der Stratosphäre befinden, können diese nicht innerhalb eines Tages entfernt werden (vgl. Wagner 2023, S. 72).Ein weiteres Risiko betrifft die Steuerung des Vorgehens. Mechanismen wie menschliches Versagen stellen dabei eine besondere Gefahr dar (vgl. Wagner 2023, S. 73). Solares Geoengineering birgt viele Gefahren, die übersehen werden könnten. So kann das Ziel, den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zu reduzieren, durch den leichtsinnigen Einsatz von solarem Geoengineering umgangen werden (vgl. ebd.).Kommerzielle und militärische Kontrollen stellen ein weiteres Risiko dar. Im Prozess der Ermöglichung von solarem Geoengineering sieht Wagner eine Vielzahl an Unternehmen bei jeder Lieferkette beteiligt (vgl. Wagner 2023, S. 74). Militärische Kontrollen sind in solch einem Bereich besonders besorgniserregend und könnten anderen Ländern falsche Signale vermitteln und auch die Kontrolle des solaren Geoengineerings durch die Verteilung von Patenten wäre nach Wagner kritisch zu sehen (vgl. ebd.).Einen weiteren wichtigen Aspekt stellt ein möglicher Konflikt mit bereits bestehenden Abkommen dar. Das geltende Umweltkriegsabkommen ENMOD verbietet die militärische und feindselige Nutzung umweltverändernder Techniken, verbietet derzeit jedoch nicht die Forschung am solaren Geoengineering und würde im Falle eines bestehenden globalen Steuerungssystems auch nicht die Durchführung von solarem Geoengineering verbieten (vgl. Wagner 2023, S. 74).Dieses Problem führt auch zu einer der riskantesten Unklarheiten des solaren Geoengineering und zu der Frage, wer solares Geoengineering kontrollieren soll und wem diese moralische Autorität obliegt? Bislang gibt es keine global greifende Governance-Struktur, der sich alle Menschen der Erde anschließen würden und die solche Entscheidungen treffen könnte, und solch eine zu gründen, erscheint derzeit unmöglich (vgl. Wagner 2023, S. 75).Und nicht zuletzt besteht ein erhebliches Risiko im Bereich der unvorhergesehenen Konsequenzen. Derzeit geht es noch vor allem um die Erforschung der Technologien des solaren Geoengineering. Größere Risiken und Unsicherheiten sprechen eher für einen erhöhten Forschungsbedarf. Man weiß nicht alles und kann womöglich in diesem Bereich nie alles wissen, solange solares Geoengineering nicht tatsächlich eingesetzt wird (vgl. Wagner 2023, S. 82).Probleme der Umsetzbarkeit des solaren GeoengineeringNeben den Risiken, die solares Geoengineering mit Aerosolen birgt, zeigen sich auch auf der Ebene der Umsetzbarkeit weitere Probleme. Nach Gernot Wagner kommen beim solaren Geoengineering zwei spieltheoretische Phänomene zu tragen, die auf die Umsetzbarkeit Einfluss nehmen und damit das Entscheidungsverhalten beeinflussen. Zum einen der Free-Driver-Effekt sowie das Gefangenendilemma (vgl. Wagner 2023, S. 33).In der Spieltheorie geht es um strategische Entscheidungssituationen. Es werden Situationen untersucht, in denen das Ergebnis nicht von einer Partei allein bestimmt werden kann, sondern nur von mehreren gemeinsam. Die Handlungen des*der Einzelnen wirken sich immer auf das Ergebnis der*des Anderen aus (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 2023).Free-Driver-ProblemBeim Klimawandel kommt die "Tragik der Allmende" zum Tragen. Während im Mittelalter die Dorfwiese, auf der jede*r Dorfbewohner*in sein*ihr Vieh weiden lassen konnte, auf Kosten der Allgemeinheit verwüstet wurde, lässt sich dieses Szenario heutzutage auf die Nutzung der Atmosphäre als Senke für anthropogen verursachte Treibhausgase übertragen (vgl. Forschungsinformationssystem 2023). Während die Vorteile der Emissionen privatisiert sind, trägt die Allgemeinheit die Kosten der Verschmutzung und muss Lösungen für den Klimawandel finden (vgl. Wagner 2023, S. 22).In der Klimapolitik wirkt sich auf spieltheoretischer Ebene das "free-rider-problem" oder auch Trittbrettfahrerproblem darauf aus, warum wenige Länder hohe Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen. Für ein einzelnes Land liegt es nicht im Eigeninteresse, als Erster die Kosten für die CO₂-Minderung zu tragen. Wenn alle anderen so weitermachen wie bisher, hätte es keine Vorteile für das Land, mehr zu tun als die anderen. Was dazu führt, dass die Motivation, strenge Maßnahmen für eine CO₂-Reduktion zu ergreifen, sehr gering ist und nicht umgesetzt wird (vgl. Wagner 2023, S. 22).Anders als beim Trittbrettfahrerproblem, bei dem es nicht im Eigeninteresse des*der Einzelnen liegt, als Erste*r die Kosten für eine CO₂-Minderung zu tragen, und damit eine Tatenlosigkeit einhergeht, führt beim Free-Driver-Problem eine zu hohe Handlungsbereitschaft zu einem Problem (vgl. Wagner 2023, S. 23). Aufgrund der geringen Kosten für die Umsetzbarkeit des solaren Geoengineering durch Aerosole stellt solares Geoengineering ein mächtiges Werkzeug dar, dass Staaten dazu veranlassen kann, "Gott" zu spielen (vgl. ebd.). Daher könnte es zu einem zu schnellen Einsatz und damit einhergehend einer schnellen Umsetzbarkeit von solarem Geoengineering kommen. Die Risiken und Ungewissheiten mindern diesen Effekt gerade noch ab (vgl. Wagner 2023, S. 28).GefangenendilemmaAuch das Gefangenendilemma kommt bei der Frage nach der Umsetzung von solarem Geoengineering zum Tragen. Das Dilemma beruht auf der Unvorhersehbarkeit des Verhaltens der*des anderen Spielers*in und kennzeichnet eine Situation, bei der sich zwei rational denkende Individuen selbstsüchtig verhalten und einander verraten, obwohl es für beide besser wäre, an einem Strang zu ziehen (vgl. Wagner 2023, S. 33).Anhand einer 2x2-Matrix stellt Wagner die Klimapolitik anschaulich dar. Das Ziel beider Länder ist, die CO₂-Emissionen zu reduzieren. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, dies durch eine hohe Minderung der Emissionen zu verfolgen und es damit durch einen ambitionierten Klimaschutz zu tun, oder durch eine niedrige oder langsame Minderung der Emissionen. Wenn sich nicht beide Länder auf die hohe Minderung einigen, wird immer die niedrige Minderung gewinnen, was bedeutet, dass das schwächste Glied über den Ausgang der Situation entscheidet (vgl. ebd. S. 34). Dieses Szenario verdeutlicht auch, warum es so schwierig ist, eine hohe Emissionsreduzierung zu verwirklichen. Wenn andere Länder wenig im Hinblick auf den Klimaschutz tun, bietet das keine Anreize für ein anderes Land, sich stärker für den Klimaschutz einzusetzen (vgl. ebd.).Kommt zu dieser vorgestellten Matrix nun noch die Option des solaren Geoengineering hinzu, die durch ihre schnelle und (relativ) günstig Umsetzbarkeit überzeugt, würde solares Geoengineering an Stelle der Reduktion von CO₂-Emissionen kommen und das eigentliche Ziel, die Emissionen zu reduzieren, könnte verfehlt werden (vgl. Wagner 2023, S. 35).Wichtig bei diesem spieltheoretischen Ansatz ist auch die Rangfolge, die ein Land aus den Komponenten des solarem Geoengineering, hoher CO₂-Minderung und niedriger CO₂-Minderung aufstellt. Wenn ein Land ein großes Interesse verfolgt, das Klima zu schützen, und sich einer hohen Minderung der Emissionen verschreibt, gibt es zwei Optionen, an welchem Rangplatz solares Geoengineering angeordnet wird. Entweder als erste Option, mit der Reihenfolge solares Geoengineering vor hoher Minimierung der Emissionen und an dritter Stelle die langsame Minimierung der Emissionen. Diese Reihenfolge führt dazu, dass solares Geoengineering auf Kosten anderer Klimaschutzmaßnahmen durchgesetzt wird. Bei einer anderen Möglichkeit, die die Einordnung der hohen Minimierung der Emissionen in der Rangfolge vor solarem Geoengineering und als letzte Option die niedrige Minimierung des CO₂s platziert, bleibt das Hauptziel, die Emissionen zu senken, bestehen (vgl. Wagner 2023, S. 36).Hinzu kommt im spieltheoretischen Rahmen, dass das endgültige Ergebnis auch davon abhängt, an welcher Stelle in der Rangfolge ein anderes Land solares Geoengineering verortet. So könnte solares Geoengineering auch an Platz drei der Rangfolge anderer Länder stehen. Je nachdem, an welcher Stelle es verortet wird, setzt sich in der Matrix ein anderes Szenario durch (vgl. Wagner 2023, S. 37).Es zeigt sich also, dass es sich bei den spieltheoretischen Überlegungen um ein komplexes Zusammenspiel von den verschiedenen Spielparteien und ihren Ansichten zum Klimaschutz handelt. Die bloße Verfügbarkeit von solarem Geoengineering kann aufgrund seiner Risiken auch zur Verschärfung der Umweltpolitik führen. Inwieweit solares Geoengineering durch den vernünftigen Einsatz einen positiven Effekt auf das Klima und den Planeten haben kann, bleibt immer noch unklar (vgl. Wagner 2023, S. 41).Moralisches Risiko des solaren GeoengineeringIm Zusammenhang mit dem solaren Geoengineering steht immer wieder der Begriff des moralischen Risikos - auch "moral hazard" genannt. Definitorisch wird moralisches Risiko beschrieben als "den fehlenden Anreiz, sich vor Risiken zu schützen, wenn man vor den Folgen geschützt ist" (Wagner 2023, S. 131). In der Anwendung gibt es ein breites Gebiet, auf dem das moralische Risiko wirken kann. Ein bekanntes Beispiel ist die Krankenversicherung oder das Anlegen eines Sicherheitsgurts beim Autofahren. Das bloße Anlegen kann zu riskantem Verhalten durch schnelleres Fahren führen. Denn der Sicherheitsgurt macht schnelles Fahren scheinbar sicherer (vgl. Wagner 2023, S. 131).Im Zusammenhang mit dem solaren Geoengineering besteht die Sorge darin, dass der Einsatz von solarem Geoengineering zu einem Anstieg der Kohlenstoffdioxid-Emissionen führen könnte und klimaschädliche Mechanismen weiter ausgebaut werden (vgl. Wagner 2023, S. 132). Gernot Wagner beschreibt das moralische Risiko, welches beim solaren Geoengineering zum Tragen kommt, auch als "grünes moralisches Risiko". Darunter versteht er "den fehlenden Anreiz, tiefgehende, komplexe Umweltprobleme anzugehen, weil die Möglichkeit einer schnellen technologischen Lösung, z.B. Geoengineering, besteht" (Wagner 2023, S. 133).Diese Bedenken stammen laut Wagner vor allem aus dem linken Umweltschutz und kritisieren, dass technologische Lösungen allein nicht weit genug gehen und die grundlegenden Ziele verfehlen. Befürchtet wird auch, dass komplexe gesellschaftliche Veränderungen umgangen werden könnten (vgl. Wagner 2023, S. 133). Kritisiert wird in diesem Zusammenhang auch, dass sich bei solarem Geoengineering eine "Technofix"-Mentalität zeigt, die darauf vertraut, dass soziale und ökologische Probleme mit technologischem Fortschritt zu lösen seien. An den zugrundeliegenden Ursachen und Treibern des Klimawandels wird nicht gearbeitet und Nebeneffekte sowie Risiken verlagert (vgl. Schneider 2020).Bei diesen Diskussionen muss man jedoch beachten, dass die gerade eingesetzten Interventionen, CO2-Emissionen zu reduzieren, um den Klimawandel zu bekämpfen, zu wenig greifen und die aktuellen politischen Debatten dazu führen, dass solares Geoengineering als eine Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel diskutiert wird (vgl. Wagner 2023, S. 141).Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, ob solares Geoengineering das erste oder das letzte Mittel gegen den Klimawandel ist. Wenn solares Geoengineering die beste Lösung darstellt, liegt es nach Wagner auch nahe, dass ein Verzicht auf fossile Brennstoffe unvorstellbar erscheint (vgl. Wagner 2023, S. 141). Andere, vielleicht auch schwierigere und teurere Maßnahmen gegen den Klimawandel erscheinen dabei überflüssig und das grüne moralische Risiko wird beschworen (vgl. ebd.).Wird solares Geoengineering als letzte Rettung angesehen, könnte es jedoch auch nicht den gewünschten Effekt erzielen. Denn wenn die erhofften Erwartungen nicht erfüllt werden, gibt es keine weitere Lösung. Daher kann solares Geoengineering nicht als alleinige Lösung für dieses komplexe Problem angesehen werden und das moralische Risiko schwingt in allen Entscheidungen für und gegen solares Geoengineering mit (vgl. ebd.).FazitDiese Seminararbeit wollte der Frage nachgehen, ob sich das solare Geoengineering als Maßnahme gegen den Klimawandel eignet. Aus Sicht der aktuellen politischen Lage, die in internationalen Abkommen eingebettet ist, in denen der Umgang mit solarem Geoengineering noch nicht hinreichend geregelt ist beziehungsweise eine Einigung immer wieder verschoben wird und kein rechtlicher Rahmen über die Nutzung von solarem Geoengineering besteht, verschiedene Risiken und Probleme sowohl auf technischer als auch auf sozialer Ebene konstatiert werden, zeigt sich, dass solares Geoengineering derzeit noch kein geeignetes Mittel im Kampf gegen den Klimawandel darstellt.Auch wenn sich solares Geoengineering in Form der Ausbringung von Aerosolen technisch und mit verhältnismäßig geringen Kosten umsetzen lassen würde, birgt es noch auf zu vielen Ebenen Risiken. Erschreckend sind vor allem die unvorhersehbaren Folgen, die nicht einschätzbar sind und die erst durch eine tatsächliche Anwendung auftreten können, sowie die Gefahr eines termination shocks. Gerade auf politischer Ebene, auf der Strukturen für einen Einsatz noch fehlen, würde ein verfrühter Einsatz vor allem Konflikte schüren und einem Spiel mit dem Feuer gleichkommen.Auch eine Klimapolitik, die solares Geoengineering vor das Ziel stellt, die CO₂-Emissionen signifikant zu senken, geht in die falsche Richtung. Solares Geoengineering kann in Zukunft als sinnvoller Zusatz gegen den Klimawandel und nicht als Lösung des eigentlichen Problems dienen.Bis solares Geoengineering durch Aerosole tatsächlich umsetzbar ist, bedarf es weiterer Forschung, nicht nur auf technischer, sondern auch auf sozialwissenschaftlicher Ebene, sowie geeigneter globaler Governance-Strukturen, die solch ein Vorgehen mit globalen Auswirkungen rechtfertigen können. Denn letztendlich stellt sich die Frage, ob und wer das Klima überhaupt beeinflussen will und darf. Und dazu sollte solares Geoengineering im öffentlichen Diskurs thematisiert und in einem transparenten und partizipativen Prozess in der Öffentlichkeit ausgehandelt werden, damit solares Geoengineering als technische Möglichkeit in der Zukunft eingesetzt werden kann.LiteraturDer Deutsche Wetterdienst (2023): Klimawandel – ein Überblick (dwd online) <https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimawandel/klimawandel_node.html> (26.12.2023).Deutschlandfunk (2023): Können wir nicht einfach die Sonne verdunkeln? (Deutschlandfunk vom 15.02.2023) <https://www.deutschlandfunk.de/geoengineering-klimawandel-100.html> (23.12.2023).Forschungsinformatiossystem (2023): Beispiel: Die "Tragik der Allmende" (Forschungsinformationssystem.de vom 14.07.2023) <https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/328924/> (07.01.2024).Gabler Wirtschaftslexikon (2023): Spieltheorie (wirtschaftslexikon.gabler.de) <https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/spieltheorie-46576#:~:text=Definition%3A%20Was%20ist%20%22Spieltheorie%22,von%20den%20Aktionen%20anderer%20abhängt> (08.01.2024). Heinrich Böll Stiftung (2018): Ein zivilgesellschaftliches Briefing zur Governance von Geoengineering. Dem Geo-Sturm standhalten (boell.de) <https://www.boell.de/sites/default/files/hbf_etc_geogovern_briefing_de.pdf> (11.01.2024).IPCC (2007): Climate Change 2007: Mitigation. Contribution of Working Group III to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (vom 12.01.2018) <http://www.ipcc.ch/pdf/assesment-report/ar4/wg3/ar4_wg3_full_report.pdf> (23.12.2023).Roelfes, Michael (2022): Klimapolitik in Deutschland (bpb vom 24.06.2022). https://www.bpb.de/themen/klimawandel/dossier-klimawandel/509727/klimapolitik-in-deutschland/ (01.01.2024). Royal society (2009): Geo-Engineering the Climate: Science, Governance and Uncertainty, Royal society: London.Schneider, Linda (2020): Ein Technofix für das Klima? Die Interessen hinter dem Geoengineering im Meer (boell.de vom 23.04.2020) <https://www.boell.de/de/2020/04/23/ein-technofix-fuer-das-klima-die-interessen-hinter-dem-geoengineering-im-meer> (10.01.2024). Umweltbundesamt (2011): Geo-Engineering wirksamer Klimaschutz oder Größenwahn? <https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4125.pdf> (10.01.2024).Wagner, Gernot (2023): Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln? Das riskante Spiel, mit Geoengineering die Klimakrise aufhalten zu wollen, Oekom: München. Wittstock, Felix (2023): Alternativloses Climate Engineering? Kommunikation von NGOs in einer klimapolitischen Kontroverse, Nomos: Baden Baden.