"Die 90er Jahre sind angeblich das Jahrzehnt der Ethik. Zumindest spricht die Vielzahl von in der Presse präsentierten politischen Fragen, deren Lösung jeweils mit ethischen Erwägungen verbunden sei, für diese Einschätzung. Folgen wir Gramsci, so wäre zu konstatieren, daß ethische Fragen zu einem hegemonialen Problem geworden sind. Dafür spricht auch jenes Heer von traditionellen Intellektuellen (nach Gramsci: Commis, d.h. Laufburschen der herrschenden Klasse), das mit konstanter Regelmäßigkeit bisherige ethische Vorbehalte so außer Kraft zu setzen vermag, daß eine entsprechende Legitimation politischer, rechtlicher und ökonomischer Strategien möglich ist." (Autorenreferat)
Diese Einführung in die Ethik führt systematisch in die Hauptthemen der philosophischen Ethik ein und skizziert die historisch maßgeblichen Positionen. Die verständliche Sprache des Autors, die Veranschaulichung durch zahlreiche Beispiele sowie Skizzen und Zusammenfassungen erleichtern es den Leserinnen und Lesern, auch abstrakte Gedankengänge nachzuvollziehen und Überblick zu gewinnen.
"On the face of it, Critical Theory and Applied Ethics do not seem to have much in common. But when they are understood as theoretically diverse approaches to political ethics many similarities become visible, although some stark differences remain. In this article, the similarities are highlighted by looking at four crucial elements of both theories. The first element is the normative basis in marxism or liberalism. The second element is the proposed method of social change via revolution or reform. The third element is the main addressees of the theories, in one case the political institutions and in the other all citizens as political agents. The fourth element is the methodological stance of the theories as rooted in philosophy alone or in philosophy plus social theory and social science. The article ends with the argument that there are enough similarities to combine elements of both theories into one position, which could be called Critical Humanism." (author's abstract)
In: Berichte / Forschungsinstitut der Internationalen Wissenschaftlichen Vereinigung Weltwirtschaft und Weltpolitik (IWVWW) e.V, Band 10, Heft 91, S. 5-11
Habilitationskolloquium "Ethik der Robotik – Problemstellungen und Forschungsansatze", Universität Siegen, 30.05.2018 ; Die Robotik gehört zu den großen Herausforderungen der Menschheit. Oftmals werden die technologischen Fortschrittsperspektiven der Robotik aus ökonomischer und politischer Sicht unkritisch begrüßt, ohne die ethischen Dimensionen in den Blick zu nehmen. Der Beitrag skizziert eine Ethik der Robotik, untersucht roboterethische Fragestellungen und Problemlösungsansätze.
Die Kontingenzen des Lebendigseins sind die Möglichkeitsbedingung für Freiheit. Das ist die zentrale These einer Philosophie des Lebendigen, die es unternimmt, die Verfassung des Menschlichen in ihren materialen und leiblichen Wurzeln zu beschreiben. Sie entdeckt Sig-naturen der Kontingenz nicht nur in den biologischen Gegebenheiten des Organismus und in den elementaren Erfahrungen existenzieller Leibhaftigkeit, von Lust und Schmerz, sondern auch im lebendigen Selbst, das den leer gewordenen Platz des wiederholt totgesagten "Vernunftsubjekts" einzunehmen verdient. Denn alle Vermögen von Sprach- und Denkfähigkeit, die diesem zugesprochen wurden, sind wesentlich leibgebunden. Auch die Fähigkeit, "ich" zu sagen, erwächst aus den Potentialen des Lebendigen, die der homo sapiens mit anderen lebenden Wesen teilt.Leben lernen heißt, mit Grenzen zu leben: im Bewusstsein seiner Bedingtheiten. Alle Signaturen der Kontingenz, die dem Lebendigen anhaften, sind zugleich Hinweise auf seine Offenheit und Freiheit. Eine Ethik des Lebendigen denkt ihr Subjekt nicht als trans-zendentales Vernunftsubjekt, sondern als lebendiges Subjekt, dessen Grunderfahrungen Spontaneität und Freiheit und zugleich die Erfahrungen von Grenzen sind, die ihm die Unwägbarkeiten seiner Existenz als leibliches Wesen auferlegt. Damit werden Ansprüche auf Universalität und kategoriale Geschlossenheit, die zum definierenden Merkmal der philosophischen Kerndisziplinen Erkenntnis-theorie, Ethik, Ontologie gehören, für sie fraglich. Die Maximen und Prinzipien, die die Ethik entwickelt und verteidigt, haben in ihrer Geltung dieselben Grenzen wie das Leben, das Lebendigsein selbst. Davon geht das Unternehmen einer Ethik des Lebendigen aus. Sie will die Erfahrung des Lebendigseins zu Bewusstsein und in Erinnerung bringen.
Eilert Herms: Theologische Ethik und Rechtsbegründung; Michael Beintker: Schuld und Strafe im Strafrecht. Einige Erwägungen aus theologischer Sicht; Michael Welker: Moral, Recht und Ethos in evangelisch-theologischer Sicht; Robert Alexy: Recht und Moral; Eilert Herms: Leben. Wahrnehmen, Verstehen, Gestalten
Wie wirkt sich der Konsum von Gewaltdarstellungen im Fernsehen auf uns aus? Wie steht es um die Ethik der Medienmacher? Wie finden wir zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet? Dieser Band versammelt grundlegende Artikel namhafter Fachleute zu Fragen, die heute entscheidender sind denn je.
"In der Ideen- und Verfassungsgeschichte der westlichen Zivilisation sind drei Ansätze politischer Ethik vorgegeben. Der erste Ansatz orientiert sich an der Person der Politiker und Bürger, der zweite an den politischen Institutionen, der dritte an den Resultaten der Politik. In der Antike waren die personorientierte politische Ethik und die institutionorientierte etwa gleichgewichtig. Im Mittelalter überwog der Personalismus, in der Neuzeit der Institutionalismus. Der Paradigmenwechsel erfolgte in der italienischen Renaissance. Zur gleichen Zeit trat die erfolgsorientierte Bewertung der Politik ins Blickfeld, zunächst ohne, später mit Beachtung moralischer Anforderungen. Der Verfasser gibt einen Überblick über die drei Entwicklungslinien. Er argumentiert zugunsten einer Synthese der drei Ansätze in Auseinandersetzung mit nichtwestlichen Kulturen." (Autorenreferat)