"Zu einem Spaziergang durch die Jahrhunderte" wird eingeladen, zu keinem geruhsamen Schlendern, das auch Abkürzungen erlaubte. Zu besichtigen ist eine Art Geschichtspanorama, bei dem der Schwerpunkt auf den engen Beziehungen des Balkans zum übrigen Europa liegt. Darum gibt es auch keine speziellen Länderkapitel. Stärker als in vergleichbaren Editionen ist der kulturelle Kontext herausgearbeitet. Hauptaspekt: Nur, wer "weit hinabsteige in die Tiefe der Jahrhunderte", könne die Gegenwart verstehen. Die Balkan-Geschichte wird wie sauber gefegt: von Vorurteilen, ahistorischer Methodologie, päpstlichen Fehlinterpretationen, Mythen, Medien-Zerrbildern, auch denen von 1999. Razumovsky (ihr letztes Jugoslawienbuch: BA 1/92; keine Überschneidung) spart dabei nicht mit Kritik an der deutschen Balkanpolitik, vor allem am Kosovo-Krieg. Eine Leserschaft ist nötig, die mehr als nur historische Grundkenntnisse besitzt. Diese bedeutende Neuerscheinung hat Parallelen insbesondere zu M. Weithmann (BA 10/95) sowie S. Mønnesland (BA 10/97). Für kleinere Bestände bliebe - sofern vorhanden - Weithmann ausreichend. (1) (Gert Kreusel)
Wenn der Versuch unternommen wird, das seit geraumer Zeit wieder aktuelle Thema "Balkan" im Allgemeinen und (Ex-) Jugoslawien im Besonderen erneut zu beleuchten, ist dem Autor zufolge vor allem ein Rückgriff auf die geschichtlichen Zusammenhänge geboten, denn diese können dazu dienen, grundlegende Strukturen des Problemfalles "Balkan" herauszuarbeiten. Der Autor nimmt hierzu eine skizzenhafte Hypothesenbildung vor, wobei das ehemalige Jugoslawien im Fokus seiner Betrachtungen steht. Dies ist nicht nur auf die biografischen "Verstrickungen" des Verfassers zurückzuführen, sondern entspricht vor allem der Überzeugung, dass Jugoslawien ein Staat war, der eine zentrale Lage in Südosteuropa innehatte und von zentraler Bedeutung für die geschichtliche, politische, ökonomische und soziokulturelle Entwicklung dieses Teils des Kontinents war. Der Autor ist ferner der Auffassung, dass gerade das Beispiel Jugoslawien, das so viele Fragen aufwirft und wahrlich nicht wenige "Geschichten" produziert, eine permanente Herausforderung darstellt, die keineswegs nur Südosteuropa tangiert. Zudem führt eine gründliche Analyse der "Balkan-Anomalien" seines Erachtens zu einer Erkenntnissteigerung, die mit der Betrachtung "normaler" Umstände kaum zu erreichen ist. (ICI2)
Vor rund 100 Jahren brachen im östlichen Europa die großen Imperien zusammen. Nach diesem Wendepunkt versuchten die Nachfolgestaaten, das imperiale Erbe durch Assimilierung, Vertreibung und Zerstörung zu tilgen. Dennoch stehen die modernen Nationalstaaten auf dem Balkan bis heute in vielerlei Form in der Tradition besonders des osmanischen und habsburgischen Reichs. Oliver Jens Schmitt schreibt vor diesem Hintergrund die Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert als postimperiale Geschichte. Durch den ungewohnten Blickwinkel ist es ihm möglich, den Balkan als Großregion zu begreifen und Kontinuitätslinien über alle Brüche autoritärer und totalitärer Herrschaft bis in die Gegenwart aufzuzeigen. Auf der Grundlage neuester Forschungen werden zentrale Entwicklungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur transnational verglichen, sodass Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Staaten des Balkans, aber auch der gesamten Region auch im europäischen Kontext deutlich zu Tage treten.
Examines Greece's policy toward the Balkans in the post-cold war era under the Mitsotakis and Papandreou administrations; includes the Macedonian question, policies of the New Democratic party (ND) and Panhellenic Socialist Movement (PASOK), and other issues.
Der Autor legt ein interdisziplinäres Einleitungswerk vor, das die von der Historiografie traditionell als Geschichte des Balkans und als Geschichte des Nahen Ostens getrennt dargestellten Räume wiedervereinigt. In 17 Kapiteln spannt der Autor einen weiten Bogen von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart. Im Alten Mesopotamien wurden bereits vor vielen Jahrtausenden Grundlagen gelegt, auf denen später Europa errichtet werden sollte. Die angesprochenen Themenfelder umfassen u.a. sowohl Politik, Wirtschaft, Demografie, Migration, Religion und Technik als auch historisch-anthropologische Fragestellungen, wie etwa Körperbewusstsein und Geschlechterbeziehungen. ; Karl Kaser
The Balkans and the Near East share millennia of a shared history, which stretches from sedentarization in early history to the 20th century. In the Neolithic period, in Mesopotamia and in the Balkans basic techniques and skills were developed on which Europe and the Islamic world could be based later on. Thus, for example, in the centres of "Ancient Europe" - in the middle basin of the Danube River - already in the 5th millennium people experimented with early script systems, long before the first cuneiform texts in Mesopotamia and the hieroglyph texts in ancient Egypt became in use. The "division of labour" between the various scholarly disciplines in the fields of Balkan studies and Near (Middle) East studies resulted in the separation of a shared history into a Southeast European or Balkan history on the one hand and a history of the Near (Middle) East on the other hand. It is therefore the aim of the monograph to unite the separated histories to a joint one. Since this cannot be done by the simple operation of adding up two histories, the volume opens new perspectives. A comparable historiographical piece of work does not yet exist. The geographical space covered by the text extends between Bosnia in the west, the Iraq in the east and the Arabic Peninsula and Egypt in the south. The composition of the material is based on regional and temporal comparison. Specifically, temporal comparison constitutes a great challenge, because approximately 10,000 years are covered. The book is organized by topics and comprises 17 chapters, 455 manuscript pages and approximately 120 graphs and photographs. Conceptualized as an introductory text, the book may also interest a wider public. The style of writing is generally intelligible and addresses for instance the burning contemporary tensions between Islam and Europe. In addition, topics such as history of religion, historical-anthropological, economic, cultural as well as questions of gender relations are addressed on a principal basis. - Der Balkan und der Nahe Osten teilen eine Tausende von Jahren währende gemeinsame Geschichte, die von der Sesshaftwerdung in der Frühgeschichte bis in das 20. Jahrhundert reicht. In Mesopotamien und auf dem Balkan wurden in der Jungsteinzeit jene Techniken und Fertigkeiten entwickelt, auf denen später Europa und die islamische Welt aufbauen konnten. So wurde beispielsweise in den Zentren "Alteuropas" - entlang der mittleren Donau - ab dem 5. Jahrtausend bereits mit frühen Schriftsystemen experimentiert, ehe die ersten Keilschrifttexte in Mesopotamien und die Hieroglyphenschrift Ägyptens entwickelt werden sollte. Die "Arbeitsteilung" zwischen einzelnen Wissenschaftsdisziplinen hat es mit sich gebracht, dass diese gemeinsame Geschichte immer wieder aufs Neue gesondert geschrieben wurde: einerseits als Geschichte des Balkans oder des südöstlichen Europa, andererseits als Geschichte des Nahen Ostens. Das zur Publikation anstehende Buch hat das Ziel, diese gesondert betrachteten Geschichten zu einer gemeinsamen zusammenzuführen und entwirft somit eine völlig neue Perspektive. Eine vergleichbar konzipierte Darstellung wurde noch nicht unternommen. Geografisch gesehen erstreckt sich die Darstellung zwischen Bosnien im Westen, dem Irak im Osten und der Arabischen Halbinsel und Ägypten im Süden. Die Darstellung des Stoffes ist auf regionalen und temporalen Vergleichen aufgebaut. Insbesondere der temporale Vergleich stellt eine Herausforderung dar, weil der Zeitraum ca. 10000 Jahre umfasst. Das nach Themenbereichen geordnete Buch ist in 17 Kapitel gegliedert und umfasst 455 Manuskriptseiten mit rund 120 Abbildungen. Als eine Einführung für Studierende konzipiert, kann das Werk auch ein allgemein interessiertes Publikum ansprechen. Der Text ist allgemein-verständlich gehalten und geht insbesondere auch auf das gegenwärtige Spannungsverhältnis zwischen dem Islam und Europa ein. Des Weiteren werden religionsgeschichtliche, historisch-anthropologische, ökonomische, kulturelle wie auch Fragen der Geschlechtergeschichte grundsätzlich beleuchtet.