ICANN: ein Experiment globaler Koregulierung
In: Wer regiert das Internet?: ICANN als Fallbeispiel für Global Internet Governance, S. 83-257
Im November 1998 beauftragte das US-amerikanische Handelsministerium auf Anweisung der Regierung die ihm unterstellte "National Telecommunication and Information Administration" (NTIA) damit, die Privatisierung des Domainnamen-Systems im Internet voranzubringen. Die NTIA wiederum beauftragte die "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" (ICANN) mit der Verwaltung des Domainnamen-Systems. Die ICANN ist eine Non-Profit-Organisation nach kalifornischem Recht, die auch die Funktion übernahm, Streitigkeiten über Markennamen zu schlichten und mehr Wettbewerb bei der Registrierung von Domainnamen zu ermöglichen. Das Hauptproblem von ICANN bestand darin, sich gegenüber der internationalen Internet-Gemeinde zu legitimieren. Das zunächst gebildete Interimsdirektorium hatte zwar umfassende Kompetenzen, ihm fehlte aber die Legimination, sie auch auszuüben. So entschloß sich ICANN, im Oktober 2000 eine globale Direktoriumswahl per Internet durchzuführen. In dieser "At-Large-Membership-Wahl" wurden fünf Direktoren gewählt, außerdem wurde die ICANN-Satzung dergestalt überarbeitet, daß den Nutzern Mitspracherechte bei den Entscheidungen des ICANN eingeräumt wurden. Trotz vieler Streitigkeiten vor und nach der Wahl kann diese erste weltweite Internet-Wahl als erfolgreich bezeichnet werden. Dafür spricht auch , daß zwei der vehementesten ICANN-Kritiker in das Direktorium gewählt wurden. (Dem deutschen Aufsatz auf S. 83-180 folgt auf S. 181-257 die englische Übersetzung.) (KB)