Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Auseinandersetzung mit dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs vom 15. Juni 2018 in besonderer Bezugnahme auf die Wahrung der Geschlechtsidentität gemäß Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Damit verbunden diskutiere ich die vom VfGH geforderte verfassungsgemäße Interpretation des § 2 Abs 2 Z 3 PStG 2013 und damit einhergehende Fragestellungen rund um eine positive Festlegung des Geschlechtseintrags für intergeschlechtliche Personen. Abschließend gehe ich auf Folgeentscheidungen zum Anlassfall ein und analysiere, was es rechtlich zu bedeuten hat, wenn der Gesetzgeber weiter untätig bleibt, einen verfassungskonformen Geschlechtseintrag begrifflich festzulegen. ; eingereicht von Sarah Widter ; Universität Linz, Diplomarbeit, 2019 ; (VLID)4492336
Umfeld: Diversity & Inclusion Management DiM motiviert Unternehmen und Verwaltungen, verantwortungsvoll mit der Vielfalt an Menschen und Eigenschaften umzugehen und ermöglicht, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Ziel der Studie ist es, den Entwicklungsstand der verschiedenen Dimensionen von DiM in der deutschsprachigen Schweizer Arbeitswelt zu erfassen. Weiter soll der Stellenwert ermittelt werden, den die Dimension sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in der Personalpolitik einnimmt. Methode: Berücksichtigt wurden die 500 umsatzstärksten Schweizer Unternehmen, alle Kantonsverwaltungen, die Bundesverwaltung, Fachhochschulen und Universitäten sowie Universitäts- und Kantonsspitäler. Berücksichtigt wurden nur Organisationen mit Sitz in der Deutschschweiz mit mindestens 200 Mitarbeitenden. Insgesamt wurden 462 Organisationen identifiziert und angefragt. Detailliert in Telefoninterviews befragt wurden 67 Organisationen. Resultate: In knapp zwei Dritteln der befragten Organisationen ist das DiM entweder in ein abgestimmtes Gesamtkonzept integriert oder sie verfügen über eine Strategie für den Umgang mit der Vielfalt der Mitarbeitenden. Allerdings bezieht sich dieses teilweise nur auf eine Dimension. Die Dimension sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität wird von 23 Organisationen berücksichtigt. Als Hauptgrund für einen Verzicht auf ein DiM wird angeführt, dass die Organisationen den Nutzen eines DiM geringer einschätzen als die Kosten der dafür benötigten Ressourcen. Die Studie ermöglicht einen Überblick über den aktuellen Stand des DiM in der Deutschschweiz und zeigt Unternehmen und Verwaltungen Handlungsfelder zur Entwicklung oder Ausbau eines ganzheitlichen DiM unter besonderer Berücksichtigung der Kerndimension sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität auf.
Der Artikel [.] thematisiert das Problem der Erinnerung als kollektiver Praxis. Dabei geht es der Autorin um den Nachweis, dass bislang das Geschlecht eine vernachlässigte Analysekategorie in diesen Diskursen darstellt. Die Autorin rekonstruiert die Erinnerungsdiskurse der Frauenforschung und fragt auch nach Geschlechtsidentitäten in solchen Diskursen. Die Frauenforschung habe lange eine einseitige Erinnerungspolitik betrieben, weil sie auf der Spur der Entlastung von Frauen als Opfer verhaftet geblieben sei. Als spezifische Problematik der dritten Generation bezeichnet die Autorin die Verantwortung für das "Wie" des Erinnerns an die nationalsozialistische Vernichtungspolitik und den Umgang mit Schuld und Verantwortung. In Anlehnung an neuere empirische Studien beschäftigt sich der Beitrag auch mit der Frage, wie innerhalb von Familien insbesondere die nationalsozialistische Vergangenheit thematisiert wird und welche Rolle Geschlechtsidentitäten und -stereotype dabei einnehmen. (DIPF/Orig.)
International audience ; Menschenrechtsverletzungen aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität (SOGI) wurden auf internationaler Ebene lange Zeit kaum zur Kenntnis genommen. Doch seit einigen Jahren wird dem Thema in den Vereinten Nationen breiterer Raum eingeräumt. Die Yogyakarta-Prinzipien und eine Studie des Amtes des Hohen Kommissars für Menschenrechte stellen nur die ersten Schritte auf dem Weg zu einem umfassenderen Schutzansatz dar. Er muss gegen den Widerstand vieler Staaten weiterverfolgt werden.
Im Fokus der Dissertation steht der Zusammenhang zwischen der Biographie und der beruflichen Identität hauptamtlicher Jungenarbeiter. Befragt wurden Jungenarbeiter ausgewiesener Einrichtungen für Jungenarbeit in Hessen bezüglich ihrer Sozialisation als Mann ; ihrer erfahrenen Männlichkeitsbilder und ihrer Konstruktion von Männlichkeit. Dabei interessiert der Zusammenhang retrospektiver Lebensgeschichte hinsichtlich der Konzeption professionellen Handelns ; Motivation sowie die Auswirkungen sozialpädagogischer Arbeit der Jungenarbeiter auf die eigene Geschlechtsidentität. Das Ziel der qualitativen Studie ist eine Bestandsaufnahme und Kategorisierung der unterschiedlichen Entwicklungen beruflicher Selbstverständnisse der Professionellen und ihre durch Selbstbilder formulierte Identitäten ; darunter deren Geschlechtsidentität und Professionsverständnis ; welches sich in Genderkompetenz ausdrückt. Die vorliegende Arbeit verortet sich vor diesem Hintergrund zwischen Geschlechter- ; Biographie- und Professionalisierungsforschung und trägt bei zum Diskurs um Professionalisierung und Fachlichkeit im beruflichen Handeln von Pädagog*innen. Sie bezieht sich vorrangig auf deutschsprachige Literatur ; behandelt aktuelle Forschungsstände disziplinübergreifend und vielschichtig ; um einen erziehungswissenschaftlichen Horizont zu öffnen ; der stellenweise widersprüchliche Ansätze vorstellt und gerade deshalb den Diskurs in der Forschungslandschaft abbildet. Die diskursive Aufbereitung des Theorieteils der Arbeit dient als Grundlage zur Interpretation und Vertiefung der Interviewanalyse des empirischen Teils. Inhaltlich behandelt die Dissertation für die geschlechtsspezifische Arbeit relevante Perspektiven einzelner Forschungsgebiete der Geschlechter- ; Professionalitäts- und Biographieforschung und bezieht dabei maßgebliche Theorien aus den Fachdisziplinen Pädagogik ; Soziologie ; Psychologie ; Biologie und Neurowissenschaft ein. Die Forschungsarbeit gliedert sich in drei Teile: Teil A ; bietet einen theoretischen Zugang zum Forschungskontext mit drei Dimensionen an: Die Geschlechter- ; Professionalitäts- ; und Biographieforschung. Dies berücksichtigt die Komplexität des Forschungsgegenstandes ; der männlichen Geschlechtsidentität aus der Perspektive beruflicher und biographischer Selbstbeschreibungen von Jungenarbeitern. In Kapitel II wird der Entstehungshintergrund von Jungenarbeit näher betrachtet sowie deren Inhalte und professionellen Anforderungen in dem Modell der Genderkompetenz verdichtet. Nachfolgend findet eine Vertiefung der Theorien zur Entstehung männlicher Geschlechtsidentität und der Diskurse um Männlichkeit statt. Hierbei wird Geschlechterforschung und die mit der Kategorie Geschlecht verknüpften Forschungsgebiete wie Professionalität und Biographie ausdifferenziert ; um Forschungslücken aufzugreifen ; welche die Ausgangslage für die vorliegende Dissertation bilden. Teil B beinhaltet den konzeptionellen Zugang der empirischen Arbeit ; das Forschungsdesign. In Kapitel III werden die Methodenfrage und die methodologische Vorgehensweise der qualitativen Studie unter Verwendung des themenzentrierten Interviews erläutert. Nach der Vorstellung des Auswertungsschritts der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) und der Bedeutung der nachfolgenden Fallportraitierung der Interviews schließt das Kapitel mit einer Methodenreflexion ab. In Teil C ; findet durch die Darstellung und Diskussion der Forschungsergebnisse ein Rückbezug auf den Forschungsstand statt und der Versuch ; eine Synthese mit den aufgeführten Theorien herzustellen ; die gleichzeitig die fachliche Diskussion mit einfließen lässt. Kapitel IV stellt im ersten Schritt typisierende Fallportraits vor und behandelt zweitens im thematischen Vergleich detailliert die Forschungsergebnisse zum professionellen Selbstverständnis der Jungenarbeiter. Zuletzt werden die empirischen Befunde auf theoretischer Ebene generalisiert. Danach schließt die Arbeit mit einem Fazit ab ; welches die Ergebnisse der Diskussion in Bezug auf die Forschungskontexte abstrahiert. Hierbei wird für die Professionalisierung vor allem die Bedeutung von Selbstreflexion hervorgehoben und im Rahmen von Genderkompetenz an zwei Aspekten verdeutlicht: Biographizität und Selbstreferentialität.
Menschenrechtsverletzungen aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität (SOGI) wur-den auf internationaler Ebene lange Zeit kaum zur Kenntnis genommen. Doch seit einigen Jahren wird dem Thema in den Vereinten Nationen breiterer Raum eingeräumt. Die Yogyakarta-Prinzipien und eine Studie des Amtes des Hohen Kommissars für Menschenrechte stellen nur die ersten Schritte auf dem Weg zu einem umfassenderen Schutzansatz dar. Er muss gegen den Widerstand vieler Staaten weiterverfolgt werden.
Identitätspolitische Ansätze sind spätestens seit den Queer Studies auch in Bezug auf Gender von steigender Relevanz. Doch gibt es bis heute kaum wissenschaftliche Texte zu nicht-binären Gender Identitäten und deren diskursive Normierungsprozesse. Wie entstehen nicht-binäre Gender? Warum erfreuen sich diese gegenwärtig zunehmender Beliebtheit? Inwiefern hängt lesbische Identitätsgeschichte mit der verbreiteten Entwicklung nicht-binärer Gender Identitäten zusammen? Welche diskursiven Umbrüche fanden wann und warum statt, und von wem wurden sie angestoßen? Im Rahmen dieser Masterarbeit werden Perspektiven genau da hin gelenkt, wohin sie bisher nur selten zu gelangen scheinen. Darüber hinaus werden Fragen nach normativen Diskursen rund um nicht-binäre Gender Identitäten gestellt. Wie und von wem werden nicht-binäre Normen hergestellt? Wo und warum werden diese wirksam? Dabei spielt das Wie eine wegweisende Rolle, um nach brüchigen_widersprüchlichen gesellschaftlichen Ordnungsmustern zu fragen. Auf theoretischer Basis der Queer Studies, Trans* Studies, sowie den Methoden poststrukturalistischer Diskuranalyse, werden nicht-binäre Identitäten zentral gesetzt, um diese sichtbar-er zu machen. Sie treten dabei nicht als "Andere" oder "Abweichungen" auf, sondern als Ausgangspunkte dieser Arbeit. Zudem wird den verschiedenen Normativitätskonzepten eine Erweiterung in Form der "Queernormativitäten" hinzugefügt, um damit auf interdiskursive Vernetzungen hinzuweisen. ; At least since the emergence of Queer Studies, approaches of identity politics concerning gender have gained in relevance. Still, hardly any scientific texts can be found about non-binary gender identities and the discursive processes of defining related normativities. How do these genders develop? Why is their popularity growing right now? How does the history of lesbian identity coincide with the common formation of non-binary gender identities? Which discursive changes happened when; why and who where they motivated by? This masters thesis strives to focus on these barely worked on aspects. More than that, questions about normative discourse regarding non-binary gender identities are being asked. How are non-binary norms formed who is responsible? Where and why do they apply? Thereby the why is essential in looking for fragile_contradictory societal order patterns. Working with theoretical approaches of Queer Studies, Trans* Studies, as well as methods of poststructural discourse analysis, non-binary identities are heavily featured, in order to make them (more) visible. At the same time they do not act as a showing of what is "different" or "divergent", but as main pillars of this thesis. Furthermore, queer normativities are added to the different concepts of normativity to shine a light on the interconnectedness of different discourses. ; vorgelegt von Karina Stefan ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019 ; (VLID)3703715
In BGE 137 I 305 bezeichnete das Bundesgericht unter Bezugnahme auf Art. 8 Abs. 3 Satz 2 BV, § 5 Abs. 2 KV/ZG und das CEDAW-Übereinkommen die Ablehnung der Weiterführung der Gleichstellungskommission Zug ohne Ersatzlösung als rechtswidrig. Daran anschliessend diskutiert der vorliegende Beitrag die Tragweite des Urteils für den institutionellen Diskriminierungsschutz betreffend weitere Diskriminierungsdimensionen wie z.B. das Alter, die Herkunft, eine Behinderung und die Geschlechtsidentität. Die Analyse zeigt, dass das Völker- und Verfassungsrecht von den Kantonen wirksame institutionell-organisatorische Massnahmen zum Abbau von tatsächlichen Diskriminierungen verlangt. Entgegen der Auffassung des Bundesgerichts kommt der Autor zum Schluss, dass hierfür staatliche Fachinstitutionen erforderlich sind, die einen expliziten und spezifischen Auftrag zum Abbau tatsächlicher Diskriminierungen haben.
Die kumulative Dissertation setzt sich mit der Frage auseinander, warum selbst strukturell benachteiligte Personen in Organisationen diskriminierende Praktiken häufig reproduzieren. Außerdem erkundet sie geeignete Werkzeuge, um als Forschende subtile Formen der Reproduktion sozialer Ungleichheit in und durch Organisationen zu erkennen. Es wird diskutiert, warum Forschende dabei nicht nur kritisch selbstverständliche (Diversitäts-)Kategorien hinterfragen, sondern auch selbstreflektiert und politisch vorgehen sollten. Außerdem wird aufgezeigt, wie verschiedene Machtperspektiven helfen können, soziale Ungleichheit in ihrer Komplexität zu verstehen. Denn soziale Ungleichheit ist mehr als ungleiche Ressourcenverteilung und daraus resultierende mangelnde, gesellschaftliche Teilhabe. Schließlich wird am Beispiel von Altersungleichheiten verdeutlicht, dass benachteiligte Beschäftigte aus Angst vor Einkommens- oder Jobverlust sowie aufgrund von Männlichkeitsvorstellungen stereotype Altersbilder und benachteiligende Praktiken reproduzieren. Materielle Verhältnisse und Geschlechtsidentitäten prägen folglich Widerstandsformen und -möglichkeiten.
Vorangetrieben von »Schwulen« selbst wurde seit dem 19. Jahrhundert das Konzept schwuler Identität durchgesetzt. Noch heute gelten »Sichtbarkeit« und »Identität« weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung und Respekt. Jedoch wird aktuell immer deutlicher, dass auf diese Weise ein Ordnungsregime entsteht, das auf Geschlechternorm, Weißsein, Bürgerlichkeit und Paarbeziehung basiert. So werden beispielsweise Queers of Color und Queers mit abweichenden Lebensentwürfen marginalisiert. Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen die Gewissheit, dass eine einheitliche schwule Identität existiert, aus unterschiedlichen Perspektiven: bewegungsgeschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung. ; Gay Visibility – Gay Identity. Critical Perspectives: In the 19th century »gays« themselves pushed forward the concept of gay identity. Until today »visibility« and »identity« count as key terms in the homosexuals' fights for recognition and respect. Recently it has become increasingly clear, however, that these concepts support a regime of order based on gender norms, whiteness, bourgeois ideals and the predominance of the couple, thus marginalizing, among others, queers of color and queers with alternative lifestyles. The authors of the book question the existence of a single gay identity from different perspectives: the history of the gay movement, the philosophy of science, and the analysis of current social controversies about homo-nationalism and racist gentrification.
Die Städte Nürnberg und Erlangen haben es sich zur Aufgabe gemacht, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in ihrer Antidiskriminierungsarbeit stärker zu berücksichtigen und als Bestandteil der kommunalen Politik der Vielfalt nach außen zu tragen. In der vorliegenden Studie werden die Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zu der Frage präsentiert, inwiefern die Vielfaltsdimensionen sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität (SOGI) in ausgewählten Bereichen berücksichtigt werden. Daran anknüpfend werden Handlungsempfehlungen formuliert, wie SOGI sukzessive als Querschnittsthema in relevanten kommunalen Aufgabenbereichen verankert werden können. Hierfür nimmt die Studie das Menschenrecht auf sexuelle Selbstbestimmung zum Ausgangspunkt, fokussiert die Bedeutung und Funktion der Kommune und stellt SOGI in einen intersektionalen Kontext. ; The cities of Nuremberg and Erlangen are committed to further promote sexual and gender diversity as an integral part of their municipal anti-discrimination and diversity policies. This study presents the results of a qualitative survey on how sexual orientation and gender identity (SOGI) as dimensions of diversity have been taken into account in selected areas. Subsequently, recommendations are presented on how SOGI could be gradually established as a cross-sectional theme in relevant municipal areas of responsibility. For this purpose, the study draws on the human right of sexual self-determination. It focuses on the meaning and role of the municipality and puts SOGI into an intersectional context. 2512‐4153
Zu den grundlegenden Aspekten von gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen zählt auch die Pluralisierung von Rollenvorgaben und Lebenswelten. Der italienische Nationalstaat betrieb mit der Entwicklung des Bildungswesens in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine Modernisierungspolitik, die gleichzeitig mit der Eröffnung von Bildungschancen für breitere Teile der Bevölkerung auch den Frauen der Mittelschichten eine Möglichkeit der eheunabhängigen Versorgung bot. Durch diese neuen Realitäten wurden traditionelle Weiblichkeitsbilder in Frage gestellt, doch enthielt das neue weibliche Berufsbild gleichzeitig auch Restriktionen, die einen sehr deutlichen Unterschied der Geschlechter festhielten. Modernisierungs- und Emanzipationsdiskurse überschneiden sich daher nicht völlig. Pirandellos Figur der Marta Ajala in L';esclusa, die, von ihrem Ehemann verstoßen, Lehrerin wird, soll zunächst auf den Hintergrund des gesellschaftlichen und literarischen Diskurses über das Berufsbild der Lehrerin bezogen werden. Als literarischer Vergleichstext bietet sich Il romanzo della fanciulla von Matilde Serao an, die dem Umkreis des Verismus angehörte und mit ihrem Text für eine Verbesserung der finanziellen und rechtlichen Situation der jungen Lehrerinnen plädierte. Pirandello macht allerdings durch die Handlungsführung deutlich, dass die wirtschaftliche Selbständigkeit aufgrund der Moralklauseln des Casati-Gesetzes, das das Unterrichtswesen regelte, fragil bleibt. Marta gerät durch ihre Emanzipation nur in eine neue Falle. Dieses Handlungselement lässt sich als Zeichen dafür interpretieren, dass Pirandello die Widersprüche der damaligen Geschlechterpolitik bewusst waren. Auch in der Novelle "La maestrina Boccarmè" wird die Situation der Lehrerin als zerrissen von dem Widerspruch zwischen Berufs- und Geschlechterrolle dargestellt. Auffällig ist jedenfalls, dass Pirandello weibliche Geschlechtsidentität so konzipiert, dass sie weder in einem traditionalistischen, durch Konstrukte der Mannesehre geprägten "sizilianischen" ...
Diese Masterarbeit behandelt die Verfolgung von LGBTI Personen und ihr Recht auf Asyl. Insbesondere werden die spezifischen Probleme und Herausforderungen einer Person, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität flüchten muss, betrachtet. Dazu zählen etwa Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Glaubhaftmachung des Asylgrundes gegenüber den Behörden sowie Probleme in Hinblick auf die inländische Fluchtalternative oder ein spätes Vorbringen des Fluchtgrundes. Neben der Definition der Begriffe LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans* und Intersex), Asylsuchende, Flüchtling, Migrant_innen gibt die Arbeit einen Einblick in die gesellschaftliche und rechtliche Lage von LGBTI Personen in der Europäischen Union. Es werden gesetzliche Bestimmungen zum Schutz von LGBTI Personen besprochen, sowie Hassverbrechen und Diskriminierungen gegen LGBTI Personen in der Europäischen Union erörtert. Anschließen wird dargestellt was Verfolgung ist, welche Verfolgungsgründe in der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt sind, sowie wo und in welcher Art und Weise LGBTI Personen Verfolgungen drohen. Wichtige Rechtsquellen im Asyl- und Flüchtlingsrecht, die insbesondere für LGBTI Asylsuchende von Bedeutung sind, werden genauer betrachtet. Weiters gehe ich auf die Fragen ein, ob die Anforderung die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität im Herkunftsland zu verbergen menschenrechtskonform ist. Im letzten Kapitel werden spezifische Probleme im Aufnahmeland, vor allem im Zusammenhang mit der Unterbringung, sowie die Problematik der Mehrfachdiskriminierung von LGBTI Flüchtlingen, erörtert. ; This master thesis deals with the persecution of LGBTI people and their right to asylum. In particular, the specific problems and challenges a person who is forced to flee, because of their sexual orientation or gender identity, will be examined. These include difficulties related to the substantiation of the reasons for asylum to the authorities as well as problems with regard to the internal flight alternative or a late submission of the flight reason. In addition to the definitions of the terms LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans* and Intersex), asylum seekers, refugees, migrants, the paper gives an insight into the social and legal situation of LGBTI people in the European Union. It discusses legal provisions for the protection of LGBTI people as well as hate crimes and discrimination against LGBTI people in the European Union. Afterwards, it will be shown what persecution is, which reasons for persecution are recognized in the Geneva Convention, as well as where and in what manner LGBTI people threatens persecutions. Important legal sources in asylum and refugee law, which are particularly for LGBTI asylum seekers of importance, are examined in more detail. Moreover I address the issue, whether the request to conceal the sexual orientation or gender identity in the country of origin is conform to human rights. In the last chapter specific problems in the host country, especially in connection with the accommodation and the problem of multiple discrimination against LGBTI refugees, are discussed. ; Manfred Derler ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2014 ; (VLID)239812
human rights violations based on sexual orientation and gender identity (SOGI) have for a long time hardly been noticed at international level. However, in recent years, the issue has been given a wider scope in the United Nations. The Yogyakarta Principles and a study by the Office of the High Commissioner for Human Rights are only the first steps towards a more comprehensive approach to protection. It needs to be pursued against the opposition of many states. ; Menschenrechtsverletzungen aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität (SOGI) wurden auf internationaler Ebene lange Zeit kaum zur Kenntnis genommen. Doch seit einigen Jahren wird dem Thema in den Vereinten Nationen breiterer Raum eingeräumt. Die Yogyakarta-Prinzipien und eine Studie des Amtes des Hohen Kommissars für Menschenrechte stellen nur die ersten Schritte auf dem Weg zu einem umfassenderen Schutzansatz dar. Er muss gegen den Widerstand vieler Staaten weiterverfolgt werden. ; human rights violations based on sexual orientation and gender identity (SOGI) have for a long time hardly been noticed at international level. However, in recent years, the issue has been given a wider scope in the United Nations. The Yogyakarta Principles and a study by the Office of the High Commissioner for Human Rights are only the first steps towards a more comprehensive approach to protection. It needs to be pursued against the opposition of many states. ; International audience
International audience ; Die saint-simonistischen Begriffe "männlich" und "weiblich" sollen hier anhand des Falles von Pierre Leroux, einem Pariser Aktivisten des Saint-Simonismus, betrachtet werden. Es wird u. a. dessen Vorstellung von geschlechtlicher Identität und ihrer inhärenten Variabilität ins Auge gefasst. Die politische und theoretische Initiative Leroux' ist insofern von historischem Interesse als sie zur Verbreitung des Glaubens an die Metempsychose und an "mystische Wahrheiten" beitrug. Diese "mystischen Wahrheiten" steuerten in Leroux' Denken zur Definition der Geschlechteridentitäten bei und formten um 1840 seinen Begriff von "Solidarität". Die Frage der "Politik der Solidarität" ist heute noch aktuell, insbesondere einer "Geschlechtsidentität", d. h. einer weiblichen Solidarität, die den Feminismus nicht als Identitätspolitik artikuliert. ; D'une part, ma contribution interroge les concepts saint-simoniens de « masculin » et de « féminin » en se basant sur le cas concret de Pierre Leroux, adepte du saintsimonisme dès 1830 à Paris ; d'autre part, elle revient sur la notion d'identité sexuée, ainsi que sur sa variabilité intrinsèque. L'initiative politique et théorétique de Leroux au sein du groupe saint-simonien présente un intérêt historique, car elle a notamment participé à la diffusion au cours du XIXe siècle des croyances en la métempsychose et en des « vérités mystiques ». Ces « vérités mystiques » ont contribué à définir les identités de « genre » dans la pensée de Leroux et à façonner autour de 1840 son concept de « solidarité ». Or la question d'une « politique de la solidarité », et particulièrement de la « solidarité de genre » – c'est-à-dire d'une solidarité féminine qui ne fasse pas du féminisme une politique identitaire – est réactualisée dans le débat contemporain.