'Toleranz als Stadtgespräch' heißt ein Weg, der zugleich ein Ziel ist. Dieser bürgerschaftliche Weg verknüpft die Offenheit des Dialoges mit der Verbindlichkeit von Werten des Zusammenlebens.
Die Zusammenführung der einzelnen madagassischen Gesellschaften zu einer "Prä-Nation" fand 1896 durch die franz. Annexion Madagaskars ein Ende. Die Gesellschaften, in denen die Familie, ihre Ahnen, das Land der Ahnen sowie die kosmologischen Beziehungen den räumlich begrenzten identitären Horizont bildeten, instrumentalisierte die Kolonialmacht durch ihre politique des races. Ethnisierung wurde zum Instrument einer divide et impera-Politik. Das Ergebnis war der Abbruch einer Entwicklung zu nationaler Kohärenz und Identität sowie die Fixierung gesellschaftlicher Fragmentierung. In fünf Jahrzehnten der Unabhängigkeit hat es der madagassische Staat nicht vermocht, die identitäre Diversität in eine nationale Identität zu überführen. Politische Interessen instrumentalisieren dagegen die Ethnizität, so dass das identitäre Bewusstsein von der Gesellschaftszugehörigkeit, vom Familien- und Ahnenbezug sowie den damit verknüpften kosmologischen Konzeptionen bestimmt und räumlich begrenzt wird.
Sosiaalipsykologian ja kirjallisuustieteen alaan kuuluvan tutkimuksen kohteena on identiteetti saksalaisessa maahanmuuttajakirjallisuudessa. Tutkimuksessa analysoidaan ns. ensimmäisen sukupolven maahanmuuttajien runoja symbolisen interaktionismin identiteettikäsityksen avulla. Vaikkakin maahanmuuttajakirjailijat paneutuivat erityisen aktiivisesti identiteettinsä muutokseen, heidän identiteettikehityksensä edustaa tutkimuksessa myös muita maahanmuuttajia. Tutkimus voidaan jakaa kolmeen osaan. Ensimmäinen osa tarjoaa sosiologisen viitekehyksen kirjallisuuden analyysille. Siinä käsitellään Saksan maahanmuuton taustaa, maahanmuuttajien sopetumisprosesseja uuteen maahan sekä symbolisen interaktionismin identiteettikäsitystä, jota erityisesti sovelletaan runoanalyysiin. Pääteoriana käyetään sosiologi Lothar Krappmannin identiteettiteoriaa. Ensimmäisen osan lopussa tarkastellaan maahanmuuton vaikutusta yksilön identiteettiin. Toisessa osassa esitellään saksalaisen maahanmuuttajakirjallisuuden synty, sen kirjailijat, funktio, tematiikka, kielellinen näkökulma sekä yhteys identiteetin problematiikkaan. Kolmas osa koostuu runojen empiirisestä analyysistä. Tutkimuksessa analysoitiin 15 runoa, jotka jaoteltiin kuuden kronologisesti etenevän näkökulman alle. Runot ensimmäisen näkökulman alla esittelevät identiteettiä, joka ei ole vielä valmis muutokseen, kun taas runot kuudennen kohdan alla tuovat esiin muutoksia läpikäyneen, tulevaisuuteen suuntautuvan identiteetin. Runoanalyysissa sovelletaan Krappmannin identiteettikäsitystä ja tarkastellaan etenkin sitä, mitä yksilön tulisi tehdä saavuttaakseen tasapainoisen identiteetin Krappmannin käsityksen mukaan. Tutkimuksessa saatiin selville, että maahanmuuttajat kokevat automaattisesti suuren identiteetin muutoksen. Muutoksen läpikäymiseen kuuluu muutoksen vastustaminen, kotimaan kulttuurin ikävöinti ja idealisointi sekä yritys saavuttaa "vanha elämä" takaisin. Jos maahanmuuttaja kuitenkin pyrkii tasapainoon elämässään, hän dynaamisesti osallistuu sosiaaliseen kanssakäymiseen, kohtaa menneisyytensä kriittisesti sekä näkee tasa-arvossa, pluralismissa ja tulevaisuudessa suuren mahdollisuuden. ; 1. EINLEITUNG 4 2. SOZIO-POLITISCHE SITUATION DER MIGRANTEN 7 2.1 "DIE GASTARBEITER" 8 2.2 SOZIALE SITUATION DER MIGRANTEN 11 3. SOZIALISATIONSPROZESSE UND MIGRATION 13 3.1 SOZIALISATIONSPROZESSE 13 3.2 EINGLIEDERUNGSPROZESSE 14 3.2.1 Akkulturation und Assimilation 15 3.2.2 Integration 17 3.2.3 Kritische Überlegungen 19 4. ZUR IDENTITÄT 21 4.1 SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS 22 4.1.1 Mead 23 4.1.2 Goffman 23 4.1.3 Krappmann 24 4.2 IDENTITÄT UND MIGRATION 30 4.3 IDENTITÄT UND SPRACHE IN DER MIGRATION 35 5. MIGRANTENLITERATUR IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND 37 5.1 ENTSTEHUNG UND BEGRIFFLICHE PROBLEMSTELLUNG 37 5.2 AUTOREN 42 5.3 FUNKTION DER LITERARISCHEN TÄTIGKEIT 43 5.3.1 Bedeutung des Schreibens für den Autor 44 5.3.2 Gesellschaftliche Funktion der literarischen Tätigkeit 45 5.3 THEMATIK DER MIGRANTENLITERATUR 46 5.3.1 Heimat 47 5.3.2 Fremdheit 48 5.4 SPRACHE DER MIGRANTENAUTOREN 49 6. IDENTITÄT IN DER MIGRANTENLITERATUR 52 6.1 IDENTITÄT UND MIGRANTENLITERATUR DAS MODELL VON SCHILLINGS 52 6.2 AUTHENTISCHE LITERATUR? 53 6.3 IDENTITÄT ALS THEMA IN DER MIGRANTENLITERATUR 55 7. EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG ÜBER DIE DARSTELLUNG DER IDENTITÄT IN DER MIGRANTENLITERATUR 57 7.1 HINTERGRUND DER UNTERSUCHUNG 57 7.1.1 Ziel und Arbeitsweise der Untersuchung 57 7.1.2 Ausgewählte Autoren und ihre Texte 59 7.2 ANALYSE DER GEDICHTE MIT HILFE VON CHIELLINOS THESEN ZUM THEMA IDENTITÄT IN DER FREMDE 60 7.2.1 Chiellinos Thesen 60 7.2.1.1 Ablehnung jeder möglichen Veränderung 61 7.2.1.2 Wahrnehmung eingetretener Veränderungen 70 7.2.1.4 Vorschlag einer möglichen Identität 81 7.2.1.5 Warnung vor einer falschen Identität 86 7.2.1.6 Verteidigung/Vertrauen die in der Fremde erworbenen Identität 92 8. ZUSAMMENFASSUNG 100 LITERATURVERZEICHNIS 106 ANHANG 118
Vor dem Hintergrund sich aktuell verändernder Arbeitsbedingungen empfehlen einige Autoren eine stärkere Berücksichtigung individueller Merkmale für die Untersuchung des Karriereerfolgs (vgl. Blickle & Schneider, 2009; Rodrigues, Guest & Budjanovcanin, 2013). In einer neueren Meta-Analyse (Ng, Eby, Sorensen & Feldman, 2005) zeigt sich allerdings nur ein sehr geringer Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und objektiven Indikatoren einer erfolgreichen Karriere wie Gehalt oder Beförderungen (r = .11 bzw. r = .08). Der Einfluss von Moderatorvariablen ist dabei wahrscheinlich. Die sozioanalytische Persönlichkeitstheorie (Hogan & Blickle, 2013) hat sich in der Vergangenheit zur Erklärung und Vorhersage von beruflicher Leistung und Karriereerfolg bewährt. Sie postuliert u. a., dass sozialer Aufstieg durch das Zusammenspiel von Aufstiegsaspiration als Aspekt der menschlichen Identität und sozialer Fertigkeit bedingt wird: Nur bei gleichzeitig hoher Ausprägung beider Merkmale ist mit übersummativ hohem Aufstiegserfolg zu rechnen. Die vorliegende Studie übertrug die Vorhersagen der sozioanalytischen Theorie erstmalig auf die Anzahl der Beförderungen innerhalb eines zurückliegenden Sechsjahreszeitraums als objektivem Kriterium des Karriereerfolgs. Unter Berücksichtigung der Befunde von Ferris, Treadway et al. (2005) und im Gegensatz zu bisherigen Untersuchungen zum Thema wurden politische Fertigkeiten auf Facetten-Ebene analysiert und dabei auf Netzwerkfähigkeit als soziale Fertigkeit der sozioanalytischen Theorie fokussiert. Mittels hierarchisch-moderierter Regressionsanalysen und unter statistischer Kontrolle von Alter, Geschlecht, höchstem Bildungsgrad und Brancheneffekten konnten die Vorhersagen der sozioanalytischen Theorie an einer Stichprobe von 212 Führungskräften aus ganz Deutschland bestätigt werden. Der Unterschied zwischen der Anzahl der Beförderungen bei Führungskräften mit hoher Aufstiegsaspiration und hoher Netzwerkfähigkeit und Führungskräften mit hoher Aufstiegsaspiration und niedriger Netzwerkfähigkeit betrug .57 SD der Anzahl der Beförderungen (p < .05). Auch nach Kontrolle der übrigen Facetten politischer Fertigkeiten (sozialer Scharfsinn, soziale Gewandtheit, dargestellte Ehrlichkeit) blieben die Ergebnisse robust nachweisbar. Implikationen und Grenzen der Studie werden diskutiert.
Nach der Theorie der sozialen Identität (Tajfel 2010) sind zwei hauptsächliche Mechanismen auszumachen, mittels derer der aktuelle soziale Wandel soziale Identitäten bedrohen können. Zum einen vermehren sich durch Prozesse wie Individualisierung, Pluralisierung der Lebensformen oder kultureller Diversifizierung die Optionen sozialer Kategorisierung, was zu einer Art "kognitivem Overload" und damit zu Verunsicherung führen kann (Hermans, Dimaggio 2007). Zum anderen erfahren zahlreiche soziale Kategorien eine deutliche Umwertung: Beispielsweise werden neue Familienformen aufgewertet, traditionelle Lebensweisen und Geschlechterrollen abgewertet. Verunsicherung und sinkende soziale Anerkennung (insbesondere auch die Abwertung als vormals superior erachteter Kategorien) wecken aber für weite Teile der Bevölkerung das Bedürfnis nach Vereinfachung und Wiederherstellung alter Anerkennungsordnungen (Fukuyama 2019), was "populistischen" Politikstilen entgegenkommt. Obwohl sich diese These zunehmender Beliebtheit erfreut, stehen empirische Belege der Auswirkungen der Bedrohung sozialer Identitäten weitgehend aus. Die aktuelle Studie will dieses empirische Defizit vermindern. Basierend auf einer deutschlandweiten Online-Studie (n=1003, geschichtet nach alten/neuen Bundesländern) untersucht sie die Effekte von Identitätsverunsicherung und Anerkennungsdefiziten hinsichtlich vierer bedeutsamer sozialer Kategorien auf unterschiedliche Dimensionen populistischer Einstellungen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die bislang übliche Gegenüberstellung einer eher ökonomisch ausgerichteten "Modernisierungsverliererthese" (Bisbee et al. 2019) und eine kulturalistisch ausgerichteten "Backlash-These" (Inglehart, Norris 2017) zur Erklärung populistischer Einstellungen eher Scheingegensätze beschreiben. Zentral für die Ausbildung populistischer Einstellungen sind Identitätsbedrohungen. Diese resultieren aus Verlusten sozialer Anerkennung, die sich sowohl aus reinen Wertkonflikten ergeben können (z.B. Abwertung traditionaler Lebensformen), als auch aus ökonomisch fundierten Konflikten (Abwertung gering qualifizierter Arbeit etc.). Die Theorie sozialer Identität legt damit einen bedeutsamen psychologischen Mechanismus offen, der erklärt, wie und unter welchen Umständen Prozesse sozialen Wandels sich in populistischen politischen Einstellungen niederschlagen.
[EN] This article deals with the possibility to find an identity-establishing political framework that gives space to cultural diversity and exceeds in a normative as well as institutional respect the model of passive tolerance defended by the procedural liberalism. Leaving behind the antithesis of liberalism and nationalism, we show some aporias that come along with the practical realization of the two models of political communities. They concern the limits of constitutionalism (1) and of the concept of tolerance (2). Then we examine if a republican mod-el could satisfy the requirements of the complex modern societies to be acceptable and provide identification potential for all members (3). The identification of the individuals with the whole complex of institutions, legal system and political practice could serve as a base for a new form of "patriotism", if and only if they permit political participation and the coexistence of different cultural traditions. On such a basis, the formation of an open and inclusive collective identity is conceivable, an identity appropriate for multicultural and plurinational societies. ; [DE] Ziel dieses Artikels ist es, die Möglichkeit eines identitätsstiftenden politischen Rahmens zu erwägen, der Freiraum lässt für kulturelle Unterschiede und sowohl normativ als auch institutionell über das Modell der passiven Toleranz des prozeduralen Liberalismus hinausgeht. Die Antithese von Liberalismus und Nationalismus zurücklassend werden einige Aporien aufgezeigt, die bei der praktischen Umsetzung der beiden Modelle politischer Gemeinschaften zutage treten. Sie betreffen die Grenzen des Konstitutionalismus (1) und des Toleranz-Konzepts (2). Anschließend wird untersucht, ob ein republikanisches Modell für die komplexen modernen Gesellschaften einen Rahmen darstellen könnte, der für alle Mitglieder akzeptabel ist und Identifikationspotential bietet (3). Die Identifikation der Individuen mit dem Gesamt der Institu-tionen, des Rechtssystems und der politischen Praxis könnte, sofern diese politische Partizipation und den Bestand unterschiedlicher kultureller Traditionen erlauben, als Grundlage für eine neue Form von "Patriotismus" dienen. Auf dessen Basis wäre die Ausbildung einer offenen und inklusiven kollektiven Identität möglich, wie sie für multikulturelle und plurinationale Gesellschaften geeignet erscheint. ; Peer reviewed
Die Arbeit widmet sich der elektroakustischen Musik aus Lateinamerika. Sie wird aus musikanalytischer, historischer sowie kulturwissenschaftlicher Perspektive erörtert. Die Fragestellung richtet sich auf den Begriff der Identität in Zusammenhang mit den untersuchten KomponistInnen, wobei die Einflussproblematik sowie die Aneignungs- und Anpassungsprozesse ans Licht gebracht werden. Zuerst werden identitätsbezogene Aspekte im vorelektroakustischen Musikschrifttum diskursanalytisch untersucht. In den Vordergrund rücken dabei die Begriffe Kolonialmusik, Nationalmusik und Neue Musik vor dem Entstehungshorizont elektroakustischer Musik. Zweitens erfolgt eine Rekonstruktion der frühen analogen elektroakustischen Komposition in Lateinamerika mit Schwerpunkt auf den elektroakustischen Werken, die am Centro latinoamericano de altos estudios musicales (CLAEM) in den 1960er Jahren realisiert wurden. Am Ende der Arbeit entfaltet sich der Begriff der Identität als drei Lesarten der elektroakustischen Musik und dient einer musikanalytisch belegten Interpretation ausgewählter Kompositionen.
Die Bedeutung von Religion als bestimmender Identitätsfaktor für die Entstehung einer nationalen muslimischen Identität in den Philippinen hat ihre Wurzeln in der Entstehungszeit der unabhängigen philippinischen Republik (1946), in der muslimischen Auflehnung gegen den Einschluss des mehrheitlich muslimischen Mindanaos in die philippinische Nation.
Thema dieser geistesgeschichtlichen Arbeit ist der knapp zehn Jahre alte, die wissenschaftslichen Fachgrenzen weit überschreitende und bis in die Tagespolitik hineinreichende Historikerstreit. Der Autor stellt diese Kontroverse in ein weites Bezugsfeld von früheren, ähnlichen Kontroversen und geschichtswissenschaftlichen Fallstudien der frühen Bundesrepublik. Eine leitende These lautet: Im Historikerstreit Mitte der achtziger Jahre sei es nicht nur um die Fragen der Einordnung des Nationalsozialismus gegangen, sondern im Kern um ein kollektives politisches Bewusstsein, um die Inhalte und Notwendigkeit einer nationalen Identität der Deutschen wurde die eigentliche Kontroverse in Westdeutschland geführt." Gerd R. Ueberschär
Der Artikel legt eine kritische Würdigung von Identitätspolitik vor. Kritische Würdigung meint hier, dass der Kampf um Befreiung und Teilnahme an der Mehrheitsgesellschaft anerkannt wird, dass damit aber längst nicht alles gerechtfertigt ist, was heute unter dem Label Identitätspolitik firmiert. Als eine wichtige Unterscheidung wird die Differenzierung zwischen Identitätspolitik und identitären Politiken eingeführt. Gegen die latente Gefahr Identitäten zu essentialisieren, auch wenn Identität (nur) als Motor eines Befreiungskampfes gesehen wird, wird als Ausweg eine Strategie zeitweiliger und solidarischer Koalitionen vorgeschlagen.The article presents a critical appraisal of identity politics. Critical appreciation means here that the struggle for liberation and participation in the majority society is legitimized and recog-nized, but that by no means everything that today operates under the label of identity politics is justified. As an important distinction is therefore introduced the differentiation between identity politics and identitarian politics. Against the latent danger of essentializing identities, even if identity is (only) seen as a motor for liberation struggle, a strategy of temporary, and solidarity coalitions is propos
Der Aufsatz soll eine Reflexion darüber angeregen, inwieweit die Sprachwissenschaften im Bereich der Minderheitssprachenförderung ihre Argumentation an einem politischen Trend orientieren. Als Grundlage dient die Analyse sprachpolitischer Diskurse in Katalonien. Diese basiert auf Reden des Politikers Jordi Pujol, der von 1980 bis 2003 Präsident der Generalitat (Autonomieregierung) von Katalonien war, und Texten katalanischer Soziolinguisten, die die Förderung der katalanischen Sprache unterstützen.
Dreidimensionale lebensgroße Figuren gehören zu den wirkmächtigen und auffälligsten Artikulationsformen der griechischen und römischen Antike. Wegen ihrer Anschaulichkeit sowie wegen ihrer dauernden und körperhaften Präsenz sind sie besonders einflussreiche Konkretisierungen von religiösen Auffassungen, Machtverhältnissen und Wissensordnungen. Spätere Epochen der europäischen Kulturgeschichte haben sich in immer neuen Rückbezügen daran orientiert. Der vorliegende Band untersucht die Leistung der Statuen als eine Konkretisierungsform von politischen, sozialen und religiösen Vorstellungen. Den Ausgangspunkt bilden Phänomene der griechischen und römischen Antike, doch machen Beiträge aus der Kunstgeschichte, Ethnologie und Germanistik deutlich, dass das Thema weit über die Altertumswissenschaften hinaus interessant und wichtig ist. Gerade der Blick auf außereuropäische Ausdrucksformen macht deutlich, dass die Entwicklung der antiken Skulptur, die aus einer europäischen Perspektive konsequent und selbstverständlich erscheint, nur eine unter vielen möglichen Optionen darstellte.
Die Nagastämme bewohnen die südöstlichen Ausläufer des Himalaya im Grenzgebiet von Indien und Burma. Bis vor etwa hundert Jahren als Kopfjäger gefürchtet und von den Bewohnern der Ebenen gemieden, entwickelten sie in ihrer Abgeschiedenheit eine einzigartige materielle Kultur und orale Tradition. Durch die britische Kolonialherrschaft und die baptistische Missionierung, erfuhr die Kultur der Naga ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen starken Wandel. Nach 1947 wurden die Nagaberge gegen den Willen ihrer Bewohner in den neuen indischen Staat integriert. Die Folge war ein blutiger Krieg, der unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit mehr als fünfzig Jahre lang tobte. Erst seit kurzem sind die Gebiete für Ausländer wieder zugänglich. Dieser Band versammelt Aufsätze, Interviews und Bildessays von Naga- und westlichen Autoren zur Kultur, Geschichte und zum Identitätswandel der einstigen Kopfjäger. In detaillierten Objektbeschreibungen von renommierten internationalen Ethnologen und Völkerkundlern wird sowohl die vergangene als auch die gegenwärtige Welt der Naga lebendig.