Gewalttätige Jugendliche: Ergebnisse einer Längsschnittstudie bei Jugendlichen im Raum Leipzig
In: Jugend und Gewalt: Devianz und Kriminalität in Ost und West, S. 155-170
Im Rahmen von mehreren Längsschnittstudien des ehemaligen Leipziger Zentralinstituts für Jugendforschung (ZIJ) seit 1985/86 berichtet der vorliegende Beitrag von der längsschnittlichen Entwicklung der Gewalt bei Jugendlichen im Zeitraum 1991 bis 1993. Die zentrale Fragestellung richtete sich auf ein erhöhtes Problem- und Risikoverhalten der Jugendlichen bzw. die biographische Verarbeitung der sozialen Umbrüche in den neuen Bundesländern. Die Befunde zeigen insgesamt ein Potential an gewaltbereitem Verhalten bei 15 Prozent der Jugendlichen in der Analysestichprobe auf, während direkte und habitualisierte Gewalttätigkeiten von einer Minderheit von 3 Prozent der überwiegend männlichen Jugendlichen über alle Erhebungswellen hinweg ausgeübt wurden. Hieraus wird der Stellenwert von situationsgebundenen Faktoren für aktuelle Gewalthandlungen ebenso sichtbar wie der enge Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und Gewalt. In Bezug auf die individuellen Lebensbedingungen besitzt das emotionale Klima in der Herkunftsfamilie eine größere Bedeutung als soziodemographische Merkmale, ferner neigen leistungsschwächere Schüler vergleichsweise häufiger zu Gewalthandlungen. Die Vielschichtigkeit der Problematik erfordert letztlich komplexe Erklärungsansätze und interdisziplinäre Forschungen. (ICI)