Ethnisch-kulturelle Diskriminierung in der Arbeitswelt ist eine Realität. Auf der Suche nach Rechtsschutz sind die Opfer oft hilflos. Die juristischen, strukturellen, ökonomischen und psychischen Hürden sind meist zu hoch. Die Autorin und der Autor des folgenden Beitrags sind der Meinung, dass die Stärkung des Rechtsschutzes eine grund- und menschenrechtliche Pflicht ist, für die Opfer eine Dringlichkeit darstellt und der Gesamtgesellschaft von grossem Nutzen sein kann. Die Autoren plädieren – nebst weiteren Ansätzen – für ein Rahmengesetz zum Schutze vor und bei ethnisch-kultureller Diskriminierung. Sie diskutieren einzelne inhaltliche Aspekte eines solchen Gesetzes.
Jeder Mensch hat ein Recht auf das für ihn erreichbare Höchstmass an körperlicher und geistiger Gesundheit. Dieses international gültige Menschenrecht schützt alle Personen in gleichem Masse, unabhängig davon, welche Farbe ihre Haut hat, welche Lebensform sie pflegen, welcher Ethnie sie entstammen, welchen nationalen Ursprung sie aufweisen oder welcher Glaubensrichtung sie sich zugehörig fühlen. Der Artikel diskutiert das Thema ausschliesslich aus einer juristischen Perspektive.
Die Arbeit untersucht den Diskurs um das Boxen in der englischen Gesellschaft zwischen circa 1780 und 1820. Sie zeigt, dass er ein wichtiger Schauplatz für die Austragung sozialer, politischer und kultureller Konflikte war. Im Diskurs um das Boxen spiegeln sich in besonderem Maße die Konflikte zwischen civic humanism und politeness wieder, des Konfliktes zwischen zwei einander entgegengesetzten Männlichkeitsidealen: das Ideal vom starken Mann, das von den Boxern verkörpert wird und dem gegenüber das Ideal des verweichlichten und einfühlsamen 'polite man'. Boxen nimmt auch eine zentrale Funktion in den Debatten über die Rolle der Arbeiterklasse im 'body politic' ein: von Konservativen wurde es eingesetzt als gegenrevolutionäre Maßnahme, um die Masse zu mobilisieren ohne Ihnen eine politische Teilhabe zu geben. Radikale sahen es als ein Instrument, um die Arbeiter zu ermächtigen, sie über Ihre Rechte zu informieren und deren Ansprüche auf Emanzipation zu legitimieren. Boxen war zudem ein Schlachtfeld, um verschiedene Verständnisse von Rasse und nationaler Identität auszutragen: einem Verständnis, dass das nationale Ganze als ethnisch homogen konstruierte und einem inklusiveren Verständnis der englischen Nation, das Minoritäten nicht ausschließen musste. ; The study examines the discourse on boxing in English society circa 1780 to 1820. It shows that it was a site of struggle between diverse notions of gender, class, race, and nation. Boxing was a central arena for the opposition between civic humanism and politeness. It was an arena for the struggle between two diametrically opposed manly ideals, the strong and corporeal ideal epitomized by the boxers versus the feminine and sensitive polite ideal. Boxing took on an important role in the debates on the place of the working class in the body politic; conservatives perceived boxing as a counter-revolutionary measure and way to mobilise the masses in defence of their country without granting them political rights. Radicals viewed it as a tool to empowering the workers, educating them on their rights and legitimizing their claims for emancipation. Boxing was also a site of struggle between conflicting notions of race and differing ideas of national identity, specifically between one which saw the nation as ethnically homogenous and another, more cultural understanding of national identity, which was more inclusive to minorities.
Das Lernzentrum des Vereins LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen bietet Migrantinnen seit 1989 verschiedene Bildungsangebote und -maßnahmen und unterstützt sie damit in ihren individuellen und unterschiedlichen Lebenssituationen. In den letzten 13 Jahren hat es 12 LEFÖ-Bildungsseminare mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten gegeben. Diese Bildungsseminare sind in Österreich die einzige Möglichkeit für eine kontinuierliche und selbstbestimmte Auseinandersetzung mit Migrantinnen und anderen interessierten Frauen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zu Inhalten, die für sie politisch relevant sind. Im Rahmen des Projekts "Lernzentren für Migrantinnen" wird LEFÖ in Zusammenarbeit mit den Partnerinnenorganisationen peregrina und Orient Express eine Erhebung zu "Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft" durchführen. Es soll dabei ein Umgang mit den den Migrantinnen zugewiesenen sozialen und politischen Positionen gefunden werden. Zentraler Hintergrund bzw. Bestandteil des Arbeitsbereichs sind gesellschaftlich-politische Phänomene und Problematiken wie Rassismus, Interkulturalität, Globalisierung, Gender Mainstreaming, Diversity und Kultur. Der Projektgestaltung wird ein feministisch- und migrationskritischer Ansatz zugrunde liegen. Die Migrantinnen sollen dabei zu Themen zu Wort kommen, zu denen sie sonst kaum gehört oder befragt werden, u.a. zu Geschlecht, zu Demokratisierungsprozessen und zu Bildung. (DIPF/Orig.)
Unbestritten ist, dass die Minarettverbots-Initiative gegen das völker- und verfassungsrechtliche Diskriminierungsverbot sowie gegen die Religionsfreiheit verstösst. Zweifel bestehen hingegen betreffend die rechtliche Einordnung der islamfeindlichen Plakate der Befürworter. Der vorliegende Beitrag diskutiert anhand des offiziellen Abstimmungsplakates des Initiativ-Komitees die Tragweite des Spannungsverhältnisses zwischen der Meinungsäusserungsfreiheit und dem Verbot der Diskriminierung wegen der Religionszugehörigkeit. Der Autor kritisiert die diffamierende Kampagne, kommt hingegen zum Schluss, dass sowohl eine strafrechtliche Verurteilung als auch eine ordnungsrechtliche Intervention einen unverhältnismässigen Eingriff in die Meinungsäusserungsfreiheit bedeutet. Er ist zudem der Auffassung, dass mit der Kampagne ein gewisser Widerspruch der Verfassungslage de lege lata zum Vorschein komme und wünscht sich den mutigen Schritt des Verfassungsgebers, dass menschenrechts- und grundrechtswidrige Volksinitiativen de lege ferenda für ungültig erklärt werden können.
Weiße und Nicht-Weiße werden in den visuellen Medien unterschiedlich dargestellt. Unterschiede werden erzeugt durch Narrativik und Technik, insbesondere durch die in Hollywood entwickelte Lichtregie am Set. Weiße stellen üblicherweise die Norm dar. Die US-amerikanische Sitcom SEX AND THE CITY mit ihrem ausschließlich weißen Cast ist ein Beispiel für die Normierung von Whiteness. In der Episode "No Ifs, Ands or Buts" wird die normalerweise unsichtbare Whiteness dem Publikum durch den Auftritt von Afroamerikanern bewusst gemacht. Weiß wird schwarz sowohl ästhetisch, durch die Beleuchtungsdramaturgie, als auch narrativ, durch die Diskussionen über Rassismus, gegenüber gestellt. ; In the visual media, whites and non-whites are portrayed in different ways: By using the type of movie lighting which originated in Hollywood, or the narrative of a story, differences between whites and non-whites are created. Whites are usually standard. The American sitcom SEX AND THE CITY with its all-white cast sets an example for the standardization of whiteness. In its episode "No Ifs, Ands, Or Buts", the audience is made aware of the usually unnoticed norm of whiteness when African Americans enter the scene. Whiteness and blackness are set in contrast with each other not only aesthetically through the use of lighting but also narratively through discussions on racism.
Das "Jahrbuch für Historische Bildungsforschung" widmet sich in interdisziplinärer Orientierung der historischen Analyse von Bildung, Erziehung und Sozialisation, den alltäglichen und institutionellen Bedingungen des Aufwachsens, der Geschichte von Kindheit und Jugend und von Medien der Vergesellschaftung. Band. 8 (2002) präsentiert zwei Themenschwerpunkte, die der Praxis pädagogischer Formierung im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert nachgehen: "Kolonialpädagogik" - in der Darstellung der ambivalenten, zwischen Nationalisierung, Rassismus und Emanzipation changierenden Funktion und Rezeption der Kolonien in der Jugend- und Abenteuerliteratur; "Pädagogik in sozialen Bewegungen" - im Blick auf das Umfeld von Kunst, Bildung des Massengeschmacks und Lebensreform bis hin zu sozialistischer Nacktkultur und Ethischer Erziehung. Die Abhandlungen werfen zunächst neues Licht auf die Philanthropen und den Ursprung ihrer Pädagogik zwischen der pädagogischen Praxis eines Hauslehrers und der gelehrten Tradition der Rhetorik; sie zeigen dann moderne philanthropische Traditionen in den wissenschaftlichen Stiftungen der USA nach 1900, die nationalistisch-pädagogischen Aktivitäten des Vereins für das Deutschtum in Berlin nach 1920 und den Diskurs über Frauenbildung und -ausbildung in Leipzig vor und nach 1914; sie geben schließlich eine Analyse des Konflikts von Ernst Krieck mit der Regierung des demokratischen Preußen. Quelle und Kommentar gelten dem NS-Widerständler Adolf Reichwein und dem Kreis seiner Freunde nach 1945. Als Anregung zu Diskussion und Kritik wird die kulturwissenschaftliche Debatte über die Konstruktion der Vergangenheit im Modus von Erinnerung und Vergessen aufgegriffen, ein Thema, das am Beispiel von Versuchen, mit Studierenden den Nationalsozialismus zu verstehen, unsere eigene Aufforderung zu Erinnerung und Reflexion bestimmt. (DIPF/Orig.)
This is a study about the causes and consequences of the eugenic intrusions into our society´s reproductive culture by medicine over the course of the twentieth century. By the turn of the twenty-first century, such scientific intrusions through biotechnological selection at the very beginning of a human´s life have become socially acceptable and part of the task of family planning. Of intrinsic interest is the goal of subjecting the normative ideal images of family, motherhood, fatherhood and childhood - which through medical science have advanced eugenic intrusions into the social organization of the species "reproduction" - to a gender-sensitive analysis. This study also highlights how these ideal images are integrated into the development of the biotechnologies of conception and selection, and how these technologies in turn influence familiy planning. The issue are analyzed against the background of social and scientific developments which accompanied and made possible the rise of eugenic rationality in the twentieth century. The sources used for this analysis are medial studies published in the journal Wiener Klinische Wochenschrift between 1900 and 2000; the methodology applied is discourse analysis. The project was financed by a research grant (APART) under the auspices of the Austrian Academy of Science (ÖAW). This research demonstrates: which concepts of gender and generation within the families are inherent to the eugenic ideal images; which social transformation processes were integrated into these ideal images; how and why parenthood and childhood were scientiffically rationalized and modernized; the demands which have increasingly confronted parents over the past decades as regards successful instruction and education; the duties which emanated in the namen of the child´s well-being; and the reasons for which biotechnological selection at the very beginning of human life currently has a sweeping influence on motherhood and childhood. Finally, the study demonstrates that the existing reproductive culture in our society is infused by eugenic rationality. A further investigative dimension of the eugenic mainstream is also developed by virtue of the approach in which the focus consistently points to the scientific reorganization of the entire context of reproduction. And by virture of which the scientification of the reproductive culture is examined and analyzed by contextualizing Austria´s twentieth-century social and socio-political history. In addition, a profound and exemplary critiqu of science is elaborated by employing the approaches of the sociology of science as well as the history of science and drawing upon the Austrian example of (bio)medicine and bio(medical) technologies of conception and selection. Science is presented in its cultural and political entanglement as a bastion of hegemonic masculinity, staking a claim to the connection between science and responsibility.
Die Nebennieren sind als hormonbildende Drüsen zentrale Stressorgane des menschlichen Organismus ; die Katecholamine und das Cortisol sind die von Ihnen produzierten so genannten Stresshormone. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Nebenniere und ihren Stresshormonen aus einer kulturwissenschaftlichen und einer medizinischen Perspektive ; wobei im Verlauf der Auseinandersetzung mit der Thematik ein Ineinanderfließen dieser beiden Sichtweisen unvermeidbar wird – ein meinerseits durchaus erwünschtes und erwartetes Phänomen ; korrespondiert es doch gut mit einem von mir formulierten Grundpostulat ; welches besagt ; dass eine scharfe und dichotomisierende Trennung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften nicht nur rational unbegründet ; sondern auch ein Hemmnis der wissenschaftlichen Entwicklung darstellt. Vorangestellt wird zunächst ein Überblick über die physiologische und pathologische Anatomie der Nebennieren ; die hormonelle Regulation und typische Nebennierenerkrankungen ; letzteres gerade auch um das Verständnis der Folgen funktioneller Nebennierenveränderungen wie bspw. Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) zu erleichtern. Im Speziellen wird dann auf die Stresshormonanalytik im Labor eingegangen ; die mit hinreichender Präzision in verschiedenen Körperflüssigkeiten möglich ist. Zu berücksichtigen bleibt hierbei eine respektable Variabilität ; die sowohl methodischer als auch biologischer Natur ist ; und die Einzelbefunde grundsätzlich wenig aussagekräftig erscheinen lässt. Aus methodisch-laboranalytischer Sicht ist somit für kulturwissenschaftliche Fragestellungen – sofern man diesen methodischen Ansatz für begündet halten möchte – ausschließlich die Untersuchung größerer Gruppen einschließlich einer statistisch begleiteten Befundauswertung sinnvoll. Grundlegend erfolgt ferner eine wissenschaftliche Diskussion der Begriffe "Ethnizität" und "ethnische Zugehörigkeit". Zusammenfassend – und vielleicht etwas verkürzend ; es sei mir an dieser Stelle aber erlaubt – kann festgehalten werden ; dass die kulturwissenschaftliche Definition einer "ethnischen Gruppe" schwerlich mit dem Gebrauch dieses Terminus in der medizinischen Literatur korrespondiert ; letzteres gilt gleichermaßen für den Begriff "Ethnizität" ; der in der kulturwissenschaftlichen Defition einen dynamischen Prozess beschreibt. Dies ist ein Problem für den Umgang mit und die Interpretation der zur Verfügung stehenden medizinisch geprägten Literatur. Eine Analyse medizinisch-wissenschaftlicher Publikationen einschließlich einer persönlichen Korrespondenz mit verschiedenen Autoren führt zu der Feststellung ; dass die Empfehlung der US-amerikanischen National Institutes of Health ; die Kategorien der Klassifikation der ethnischen Zugehörigkeit als soziales bzw. politisches Konstrukt und nicht biologisch-anthropologisch zu verstehen ; nicht oder zumindest nur partiell umgesetzt wird. Beim Vorhaben einer Untersuchung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten verschiedener menschlicher Gesellschaften ist dann eine Auseinandersetzung mit dem Stand der der Diskussion der Universalienforschung erforderlich. Wichtig scheint mir ; mit Antweiler (2007) festzuhalten ; dass menschliche Universalien keineswegs immer biologisch begründet sein müssen ; sondern durchaus auch soziale und kulturelle Ursachen haben ; aber auch einer Interaktion biologischer und kultureller Faktoren entspringen können. Was für Gemeinsamkeiten gilt ; ist auch für Unterschiede relevant. Prinzipiell ist ferner neben einer genetischen auch die nicht-genetische Informationsweitergabe (tradigenetische Evolution) zu berücksichtigen. In einem ersten analytischen Schritt wird dann in dieser Arbeit systematisch untersucht ; ob in der wissenschaftlichen Weltliteratur Hinweise für ethnische Unterschiede der Stresshormonregulation existieren. Im Weiteren wird dann die Frage relevant ; ob ggf. solche Unterschiede für die Entstehung von Krankheiten und deren Therapie bedeutsam sein können ; und ob in diesem Zusammenhang ethnologisch vorrangig interessante Themen wie kultureller Wandel und Rassismus eine besondere Rolle spielen. Möchte man den Umgang mit der Definition der ethnischen Zugehörigkeit in der medizinisch geprägten Literatur zumindest als Arbeitsgrundlage akzeptieren ; lässt sich festhalten ; dass es offensichtlich solche Unterschiede gibt. So sei exemplarisch für in den westlichen Industrienationen (speziell den USA) lebende Personen westafrikanischer Herkunft erwähnt ; dass hier der Bluthochdruck häufiger beobachtet wird ; dass Stoffwechsel und Wirkung des Stresshormons Noradrenalin Besonderheiten aufweisen und eine bestimmte Arzneimittelgruppe ; die so genannten Betablocker ; therapeutisch schwächer wirksam sind. Auch die Regulation der adrenocorticotropen Achse weist Besonderheiten auf. Vorrangig interessant scheint mir ; dass die vorliegenden Befunde stark dafür sprechen ; dass es sich hier keineswegs um rein biologische Phänomene handelt ; sondern offenbar um eine Interaktion letzterer mit soziokulturellen Faktoren ; wobei hier vorrangig Diskriminierungs- und Gewalterlebnisse ; Rassismus – erlebt und internalisiert – ; Situationen des kulturellen Wandels und der kulturellen Instabiltät sowie die sozial-beruflichen Rahmenbedingungen zu nennen sind. Eine Beziehung zu Krankheitsrisiken wie der arteriellen Hypertonie und dem Diabetes mellitus liegt nahe und scheint mir hinreichend belegt. Im zweiten Schritt wird dann – dem Stichwort "objektive Stressmessung" assoziiert – geprüft ; ob sich anhand der in der Literatur vorliegenden Befunde begründen lässt ; einen Einsatz der Stresshormonanlytik unter verschiedenen Rahmenbedingungen als methodisches Instrument für kulturwissenschaftliche Fragestellungen vorzuschlagen. Dies ist zu bejahen ; wobei sich interessanterweise aus den vorliegenden Befunden herausarbeiten lässt ; dass neben Unterschieden der zeitlichen Kinetik des "Anspringens" beider Systeme die komplementäre Analytik der Funktionen des sympathoadrenergen und des adrenocorticotropen Systems dichotome Faktoren des Stresserlebens abbilden können ; wobei die sympathoadrenerge Aktivierung eher allgemein das Erregungsniveau und die mentale Anstrengung ; die adrenocorticotrope Aktivierung hingegen die damit einhergehende emotionale Belastung und den negativen Affekt darstellen. Langfristiger Stress kann eine Umstellung zentraler Regulationsmechanismen des adrenocorticotropen Systems bewirken. Der dritte analytische Schritt dieser Arbeit schließlich zielt auf Hinweise für ein tiefergehendes Verständnis einer Interaktion zwischen kulturell-sozialen und somatisch-medizinischen Faktoren und damit letztendlich wissenschaftsmethodisch auf einen integrativen kulturwissenschaftlich-medizinischen Ansatz. Im Fokus steht hierbei das erst kürzlich verstandene Phänomen der epigenetischen Regulation. Die in diesem Kontext erhobenen Befunde stellen die nicht unübliche Sichtweise ; "Natur" als stabiles Fundament und "Kultur" als modulierenden Faktor zu verstehen ; grundsätzlich auch aus naturwissenschaftlicher Sicht in Frage. Für das adrenocorticotrope System darf als hinreichend belegt gelten ; dass dessen Funktionalität durch soziokulturelle Faktoren moduliert werden kann. Ein aktuell identifiziertes molekulares Korrelat dieses Phänomens ist die DNA-Methylierung der Promotor-Region des Glucocorticoid-Rezeptor-Gens. Vereinfacht ausgedrückt determiniert die DNA-Methylierung ; wie oft dieses Gen "abgeschrieben" wird. Es deutet sich an ; dass die epigenetische Regulation ein nicht auf dieses Gen beschränkter Vorgang ist ; sondern offenbar universell ist. Diese Phänomene können durchaus der Schlüssel für ein tiefergehendes Verständnis der Interaktion kultureller und biologischer Faktoren sein. Deren weitergehende interdisziplinäre kulturwissenschaftliche und medizinische Erforschung kann ein tieferes Verständnis des Wechselspiels zwischen Kultur und Gesundheit ; aber auch speziell der Rollen von Rassismus ; Diskriminerung ; kulturellem Wandel und kultureller Instabilität sowie psychosozialer Traumatiserung bzw. Vernachlässigung ermöglichen.
0\. Inhaltsverzeichnis 1 1\. Einleitung 10 2\. Einwanderungsgesellschaft Deutschland Historische Entwicklungslinien der institutionellen Entrechtung 25 3\. Das dezentrale Lagersystem Deskriptive Heimanalysen 91 4\. Theoretische Heimanalysen Zur Mikrophysik der Herrschaft in den Lagern 411 5\. Die Bundesrepublik im Spiegel ihrer Lager 514 6\. Literatur 542 7\. Anhang 562 ; Asylsuchende, de facto Flüchtlinge und geduldete MigrantInnen werden seit 1982 in lagerähnlichen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die dezentral über das Bundesgebiet verteilt liegen. Dieses System wird als dezentrales halboffenes Lagersystem gefasst, der Lagerbegriff kritisch diskutiert (Agamben, Goffman, Herbert). Die Einwanderungsgeschichte in die Bundesrepublik Deutschland wird unter dem Gesichtspunkt der Lagerinstallation seit 1945 aufgerollt. Derzeit sind immer noch über 100.000 Menschen davon betroffenen, mit dem Zuwanderungsgesetz wurden Ausreiseeinrichtungen (Ausreisezentren/Abschiebelager) zur Forcierung freiwilliger Ausreisen als neue Lagerform kodifiziert. Der Einschluss der MigrantInnen in der gesellschaftlichen Exklusion findet weitgehend hinter dem Rücken einer kritischen Öffentlichkeit statt. Diese Forschungsarbeit geht von der Analyse des Sozialraums Lagers aus der Perspektive seiner BewohnerInnen aus und erarbeitet Strukturdimensionen, die diesen analytisch fassbar machen. Es eröffnet sich ein potentiell rechtfreier Raum, der systematische Menschenrechtsverletzungen produziert. In raum-, rassismustheoretische und sicherheitstechnologische Überlegungen eingebettet wird eine Analyse der politischen, ökonomischen und ideologischen Funktionen das dezentrale Lagersystem erarbeitet. Eingebettet in kritisch-materialistische Theorieansätze wird ein fundierter Begriff des institutionellen Rassismus (Hall, Bourdieu) entworfen. Die Entrechtung von MigrantInnen und deren Einschluss im Lager wird dann in seinen historischen Dimensionen fassbar als wichtiger Regulationsmodus der Einwanderungsbewegungen in die Bundesrepublik ...
Diese Untersuchung betrachtet die historische Entwicklung englischer Bildungspolitik und ihrer Gestaltung im Hinblick auf ethnische Gruppierungen. Untersucht man die Auswirkungen sozialer Bildungsversorgung auf ethnische Mehrheiten und Minderheiten, werden viele wichtige Themen und die folgenden Fragen aufgeworfen: Schließt das Bildungssystem Teile der Bevölkerung wie zum Beispiel ethnische Minderheiten aus? Kann kulturelle Vielfalt gelehrt und gefördert werden? Der Beitrag untersucht, was diese Fragen für afro-karibische, asiatische und muslimische Gemeinschaften impliziert. Assimilations-, Integrations- und multikulturelle Bildungspolitik werden analysiert. Indem Dokumente und Berichte der Bildungs- und Sozialpolitik untersucht werden, soll die Zielsetzung dieser Untersuchung den Leser anregen, darüber nachzudenken, wie Bildungspolitik Gesellschaft formt und welche Konsequenzen dies auf die Lehrtätigkeit von ethnischen Bildungsthemen in Bezug auf kulturelle Vielfalt und institutionalisierten Rassismus haben kann. ; This research reviews the historical evolution of English ethnic education policy-making. The social provision of education when examining the implications on ethnic majorities and minorities raises many important issues and poses the following questions: Does the education system exclude sections of the population i.e. ethnic minorities? Can cultural diversity be taught and promoted? The research explores the implications these questions raise for Afro-Caribbean, Asian and Muslim communities. Assimilationist, integrationist and multicultural education policies are analysed. By examining education and social policy documents and reports, the objective of this research is to make the reader think about how education policy shapes society and what consequences this can have on teaching ethnic educational issues concerning cultural diversity and institutionalised racism.
Qualitative Verfahren werden in der Sozial- und Praxisforschung meist verwandt, weil sie eine intensive Analyse von Kausalfaktoren und die Entwicklung alternativer Handlungsoptionen im Fall sozialer Problemstellungen eher unterstützen als quantitative Verfahren. Ausgehend von den Ergebnisse aus drei Studien im Feld der Politischen und Geschlechterpsychologie beschäftigt sich dieser Artikel mit Teilnehmender Aktionsforschung als einem sinnvollen qualitativen Ansatz zum Umgehen mit sozialen Phänomenen wie Rassismus, Gewalt gegen Frauen oder mit Kindern, die aufgrund bewaffneter Konflikte gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Hierzu werden drei Bereiche angesprochen: 1. Es wird kurz in die Geschichte und in den theoretischen Bezugsrahmen des Paradigmas der Teilnehmenden Aktionsforschung eingeführt. 2. Es werden aktuelle Entwicklungen in den USA, Deutschland und Lateinamerika zusammengeführt, dies insbesondere auch mit Blick auf Frauenforschung. 3. Teilnehmende Aktionsforschung wird als Verfahrensgruppe beschrieben incl. den relevanten Modellen, Zielen und Hauptkonzepten. URN: urn:nbn:de:0114-fqs060438 ; Qualitative methodology is used in social and intervention research because it facilitates a deeper analysis of causal factors and development of alternative solutions to social problems. Based on the findings of three studies in the field of political and gender psychology, this article focuses on Participant Action Research (PAR) as a useful qualitative approach to deal with social phenomena, such as racism, violence against women, and the problem of children and youth who have been dislocated as the result of armed conflict and sheltered by the Colombian government's program for persons relocated to civil society. This article is composed of three parts. The first part offers historical and theoretical background to the Action Research (AR) paradigm, its validation criteria and their meaning for the development of the Latin American rendering of Participant Action Research (PAR). The second part synthesizes ...
Titelblatt Inhaltsverzeichnis 1\. Das Untersuchungsvorhaben 1 1.1. Einleitung 1 1.2. Forschungsstand 5 1.3. Ausgangsthese 9 1.3.1. Untersuchungsgegenstand und -zeitraum 12 1.4. Methodik 15 1.4.1. Experteninterviews 18 1.4.1.1. Art der Befragung 20 1.4.1.2. Auswahl der Experten 22 1.4.1.3. Anforderungen an den Interviewer 25 1.4.1.4. Transkription und Auswertung des Interviews 29 1.4.2. Flächenmaßanalyse 31 1.4.3. Vergleichende Themenanalyse 33 1.4.4. Titelseitenanalyse 36 1.4.5. Wortfeldanalyse 38 2\. Die Bedeutung des Sports in der Gesellschaft 43 2.1. Die Erscheinungsformen des Sports in der Gesellschaft 43 2.1.1. Breiten- und Freizeitsport 45 2.1.2. Leistungssport 50 2.1.3. Hochleistungs- und Berufssport 50 2.1.3.1. Zuschauer- oder Showsport 53 2.2. Die Organisation des Sports 56 2.2.1. Die Vereine 57 2.2.2. Die kommerziellen Sportanbieter 60 2.2.3. Sport in den neuen Bundesländern 62 2.3. Der Zusammenhang zwischen Sport und Politik 63 2.4. Der Zusammenhang zwischen Sport, Wirtschaft und Massenmedien 68 2.4.1. Sportsponsoring 75 2.4.2. Die hervorgehobene Rolle des Fernsehens 80 2.5. Besondere Merkmale der Sportberichterstattung 85 2.5.1. Mediensportrealität 85 2.5.2. Kritik an der Sportberichterstattung 90 2.5.3. Die Sprache der Sportberichterstattung 94 3\. Der besondere Stellenwert des Fußballs in der Gesellschaft 99 3.1. Zur Geschichte des Fußballs 99 3.2. Der Profifußball in Deutschland 101 3.2.1. Die Profivereine der Bundesliga 105 3.2.2. Die arbeitsrechtliche Stellung der Spieler 108 3.2.2.1. Das Bosman-Urteil 110 3.2.3. Die Gewalt auf dem Spielfeld 114 3.2.4. Die Gewalt auf den Rängen 119 3.2.5. Fußball und Rassismus 123 3.3. Die weltweite Bedeutung eines Fußball-WM-Turniers 125 4\. Die Sportpresse 131 4.1. Zur Geschichte der Sportpresse 131 4.2. Die momentane Situation der Sportpresse in Deutschland 135 4.2.1. Rechtliche Grundlagen 135 4.2.2. Die Aufgabe der Presse 136 4.2.3. Die Organisation der Presse 138 4.2.4. Das Sportressort in der Tageszeitung 140 4.2.5. Die Sportzeitschriften 142 4.2.6. Die ...
Von 1885 bis 1908 war Leopold II nicht nur König von Belgien, sondern auch der Eigentümer des Freien Staates Kongo. Seine Politik in beiden Ländern konnte jedoch verschiedener kaum sein: Während in Belgien die Lebensbedingungen der Menschen verbessert wurden, errichtete Leopold im Kongo eine brutale Tyrannenherrschaft. Der Artikel analysiert die fundamentalen Unterschiede im Regierungsstil mit Hilfe der 'selectorate theory', die die unterschiedlichen Politikergebnisse auf Varianzen der politischen Institutionen zurückführt. Dafür modelliert er regierende Politiker als nutzenmaximierende Akteure, was für den Regierenden zu allererst bedeutet, seine Macht zu erhalten. Im Rahmen von Belgiens Regierungssystem benötigte Leopold II eine breite Anhängerschaft um an der Macht zu bleiben. Im Gegensatz dazu war er im Kongo nur auf eine sehr kleine Gruppe von Unterstützern angewiesen. Um zu zeigen, dass die 'selectorate theory' einer ad hoc Erklärung von Leopolds unterschiedlichen Regierungsstilen z.B. durch Rassismus überlegen ist, wird die fortdauernde Relevanz politischer Institutionen anhand eines Vergleichs mit der Regierungszeit des Kongolosen Mobutu Sese Seko gezeigt. ; From 1885 until 1908 Leopold II was not only the King of Belgium but also the personal owner of the Congo Free State. The policy outcomes during his reign turned out to be fundamentally different in the two countries: Whereas in Belgium he improved living conditions, in the Congo he established a brutal tyranny. This paper analyses the reasons for these different leadership styles of Leopold II by means of the 'selectorate theory'. The selectorate theory explains policy outcomes as a function of governance institutions. It assumes that the ruler maximizes his own utility which means first of all to sustain himself in power. Under Belgium's governmental institutions Leopold II required broad support from the general public but in the Congo he only needed a very small group of supporters. To reduce the possibility that Leopold's different leadership styles were caused mainly by racism his period is compared to the reign of the Congolese leader Mobutu Sese Seko.
Das Buch gibt einen Einblick in die diskurstheoretischen Grundlagen und Begründung der "Kritischen Diskursanalyse" sowie in deren empirische Anwendung auf dem Gebiet der Analyse von Medien- und Alltagsdiskursen, insbesondere zu den Themenbereichen Einwanderung, Rassismus und Biopolitik. Die Rezension diskutiert vor allem die Frage der theoretischen Begründung eines diskurskritischen Vorgehens und dessen methodischer Umsetzung. Kritisiert wird der Versuch, normative Geltungsansprüche einer diskurskritischen Position vor allem aus der Diskurstheorie FOUCAULTs zu begründen. Hinsichtlich des methodischen Vorgehens stellt sich die Frage nach angemessenen Gütekriterien für die Dateninterpretation, ein Problem, das in der diskursanalytischen Methodendiskussion bislang insgesamt noch nicht befriedigend beantwortet ist. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0702274 ; The book presents an overview of the theoretical foundation of Critical Discourse Analysis and its empirical application in the field of the analysis of media- and everyday discourses. It focuses particularly on the areas of migration, racism and biopolitics. The review note mainly discusses the question of the theoretical reasoning of critical discourse orientation and its methodological implementation. The question is opened up as to whether a critical position can be founded on FOUCAULT's theory of discourse alone. Regarding the methodological approach, the lack of criteria for the validity of data analysis is criticized—thus addressing a problem that is not yet solved in the field of discourse analysis in general. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0702274 ; El libro presenta un amplio panorama de los presupuestos teóricos del Análisis Crítico del Discurso y de su aplicación empírica en el análisis de los discursos cotidianos y de los medios de comunicación. Presta una especial atención a temáticas como la migración, el racismo o la biopolítica. La revisión discute, esencialmente, la cuestión del razonamiento teórico del discurso crítico y su implementación metodológica. Uno de ...