ZusammenfassungDieser Text stellt die Frage, welche Rolle guter Sex für eine gute Jugend spielt. Eine gute Jugend wird als ethisch-normatives Konzept, vergleichbar mit dem des guten Lebens, verstanden. In einem ersten Schritt werden vier Kriterien für guten Sex entwickelt – moralische Legitimität, Wunscherfüllung, Augenhöhe und Authentizität. Ausgehend vom Diskurs über die sexuellen Rechte von Jugendlichen wird dafür argumentiert, dass die Möglichkeit, guten Sex zu haben, Teil einer guten Jugend ist. Schließlich widmet sich dieser Text den sozialen Bedingungen von gutem Sex in der Jugend.
Der Verfasser setzt sich mit einigen Definitionsansätzen des Begriffs "soziale Gerechtigkeit" auseinander. Dabei werden verschiedene Positionen unterschieden: die libertäre, die eine sozialstaatlich institutionalisierte Umverteilung zur Korrektur des Marktes ablehnt, die sozialliberale Position, in der Grundgüter fair verteilt werden sollen, um gerechte Startchancen zu gewährleisten. Auch die kommunitaristische Position wird in Betracht gezogen, bei der es aus Gründen der Gerechtigkeit Güter geben muss, deren Verteilung nicht vom Geld abhängt, wie zum Beispiel Gesundheit und Bildung. Darüber hinaus wird die "aktivierende" Position präsentiert, bei der in einem individuellen, selbstbestimmten Handeln das zentrale Mittel zur Beseitigung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit gesehen wird. Anschließend werden bestimmte ostmitteleuropäische Besonderheiten thematisiert. Es wird hervorgehoben, dass es sich hierbei lediglich um die Beschreibung von Tendenzen handelt, die in den einzelnen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Es schließt sich eine Analyse der sozialen Gerechtigkeit im europäischen Vergleich an. Der Autor unterscheidet drei Modelle des Sozialstaats in der EU: ein kontinentales Modell (beitragsfinanziert und obligatorisch mit hohen Lohnnebenkosten), ein skandinavisches Modell (steuerfinanziert mit aktiver Familienpolitik) und ein angelsächsisches oder liberales Modell (steuerfinanziert, auf Verminderung und Bekämpfung von Armut ausgerichtet). Anschließend wird zu den zentralen Problemen Arbeitsmärkte und Arbeitsmigration übergeleitet. Die Problematik der Transformationsgewinner und -verlierer wird am Beispiel Polens erörtert. Zum Schluss werden einige Einstellungen und Haltungen dargestellt, die für Transformationsverlierer in Ostmitteleuropa typisch zu sein scheinen. (ICG2)
In dem Beitrag werden die Erfahrungen einer ostdeutschen Soziologin berichtet, die sie nach der sogenannten Wende angesichts drastischer Veränderungen in der Forschungslandschaft in den neuen Bundesländern mit neuen Arbeitsbedingungen, neuen Arbeitsbelastungen in neuen Arbeitsfeldern vertraut machen mußte. Ausgehend von strukturellen und methodischen Überlegungen zur Projektarbeit werden die grundlegenden Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland aufgezeigt. Die aus dem Transformationsprozeß resultierenden Schwierigkeiten werden skizziert. Die aus den Erfahrungen resultierenden Konsequenzen für die Vorbereitung und Durchführung weiterer Projektbesprechungen werden beschrieben. (ICA)
From the 1860s to the 1880s, Vienna was the hotbed of organising for a permanent labour movement in the Habsburg lands. During this period, Vienna proved to be a social and political laboratory in which very different forms of workers' protests and organisations were tested. Moreover, there was no clear trend towards unification or homogenisation; rather what appeared were breaks and reversals. The aim of this chapter is to map the colourful variety of labour movements in this brief period and embed them in the equally colourful structures of the Viennese working classes. Numerically dominant were workers and journeymen engaged in small-scale production still dominated by traditional artisanal working and living conditions, such as living in the master's household, being unmarried, and moving frequently between workplaces and cities. The opposite and much smaller pole was formed by mechanical engineers, who were qualified and well-paid married men in stable occupations. I argue that the latter small group of workers shaped the Viennese labour movement in its early years. The economic crisis of 1873 and the years that followed, however, significantly weakened their social and political position and created space for the revival of forms of protest and organisation rooted in artisanal traditions. The "Blue Monday", as the Saint Monday was called in German, symbolises this tradition.
In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie: ARSP = Archives for philosophy of law and social philosophy = Archives de philosophie du droit et de philosophie sociale = Archivo de filosofía jurídica y social, Band 106, Heft 1, S. 4-18
"Junge Musliminnen und Muslime sind häufig unter einer problematisierenden Perspektive Ziel von Forschungsarbeiten. Jugendliche mit muslimischem Hintergrund zunächst aber als junge Menschen in ihren für das Jugendalter spezifischen sozialen Kontexten und Alltagswelten zu betrachten, stellt ein bislang häufig vernachlässigtes Forschungsthema dar. Der vorliegende Beitrag untersucht daher die Art und Weise, wie junge Musliminnen und Muslime ihren Alltag und ihre Freizeit gestalten, in welchen sozialen Bezügen sie dies tun und in welcher Form sie sich in Vereinen sowie gesellschaftlichen Gruppen engagieren. Die Daten des DJI-Surveys Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A) zeigen, dass die Gruppe der jungen Musliminnen und Muslime unter Bedingungen starker sozialer Ungleichheiten aufwächst. Unter Kontrolle von Einkommen, Bildung und familiärem Hintergrund finden sich dagegen kaum mehr Unterschiede in der Freizeitgestaltung, der Nutzung von Bildungs- und Jugendangeboten sowie der Aktivität in Vereinen und Gruppen." (Autorenreferat)
Dieser Bericht enthält die Ergebnisse des Post-Tests des 6. EWCS, der von GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (Deutschland) durchgeführt wurde. Ziel ist es, Erkenntnisse für die Interpretation der Ergebnisse des 6. EWCS und Input für die Entwicklung und Überarbeitung des 7. EWCS zu liefern. Zwei wichtige Forschungsfragen werden behandelt. Die erste besteht darin, Unterschiede im Verständnis der Fragen zwischen Angestellten und Selbständigen festzustellen. Zweitens werden potenzielle Messfehler im Zusammenhang mit dem Konzept der Beschäftigung und dem Hauptkriterium der bezahlten Arbeit für Arbeitnehmer in atypischen Arbeitssituationen untersucht. Für den Post-Test wurde ein Mixed-Mode-Design verwendet. Ein kognitiver Online-Pretest in Großbritannien, Deutschland und Polen wurde mit insgesamt 365 angestellten und selbständigen Befragten durchgeführt. Persönliche Interviews mit 32 Befragten in Deutschland und Polen lieferten Einblicke in atypische Arbeitssituationen, wie z.B. Mehrfachbeschäftigung oder prekäre Beschäftigung.
"Die Durchsicht einschlägiger Forschungsergebnisse zu Einstellungen und Orientierungen von Managern aus den neuen Bundesländern kommt zu einem auffallend eindeutigen Ergebnis: Die ostdeutschen Führungskräfte verfügten im Vergleich zu ihren westdeutschen Kollegen über eine weniger stark ausgeprägte Erfolgsund Wettbewerbsorientierung und neigten eher zu risikovermeidendem und konventionalistischem Handeln. Gleichzeitig wird ihnen attestiert, 'lernbereit' und 'intrinsisch motiviert' zu sein. Die Mehrheit der Führungskräfte ostdeutscher Herkunft präferiere darüber hinaus ein Führungsverständnis, das sich durch autoritär-paternalistische, kontroll- und anweisungszentrierte Beziehungen gegenüber Mindermächtigen auszeichne. Hinzu komme eine ausgeprägte Orientierung an tiefgestaffelten Hierarchien und an einer Entscheidungszentralisation. Derartige Untersuchungen handeln aber immer nur von 'isolierten Akteuren'. Dem Mangel an betriebsspezifischen Analysen soll mit Hilfe erster Ergebnisse eines 1994 bis 1997 an der Friedrich-Schiller Universität Jena durchgeführten Forschungsprojektes zum Management ostdeutscher Industriebetriebe begegnet werden." (Autorenreferat)
"Junge Menschen, die in der Kinder- und Jugendhilfe aufgewachsen sind, sind in der Regel häufiger von Armut betroffen als ihre Peers (vgl. Stein 2012). Dabei sind junge Erwachsene generell schon die am häufigsten von Armut betroffene Gruppe unserer Gesellschaft (vgl. Statistisches Bundesamt 2011). Da sich die Bewältigungslagen junger Erwachsener erheblich voneinander unterscheiden, schlagen wir für die Kinder- und Jugendhilfe einen differenzierten Zugang zu den Lebenslagen ihrer Adressat_innen vor. Dabei wird Kinder- und Jugendhilfe selbst zum Akteur in der Gestaltung von Handlungsspielräumen der jungen Menschen. Am Beispiel Studierender mit Erziehungshilfeerfahrung möchten wir in diesem Beitrag auf die Produktivität der getrennten Betrachtung von Bewältigungslage und Lebenslage hinweisen, um sie dann ins Verhältnis zueinander setzen zu können." (Autorenreferat)
'Dieser Artikel befasst sich mit den Lebensbedingungen von Menschen in Österreich, die aufgrund individueller bzw. gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zur Zeit vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Für diese reichen arbeitsmarkt-politische Maßnahmen wegen vielfältiger Hindernisse nicht aus (Probleme in Bezug auf Wohnversorgung, lange Abwesenheit vom Arbeitsmarkt, gesundheitlicher Zustand, geringe Vorqualifikationen, Motivation, ...). Als Grundlage für diesen Artikel dienen die Zwischenergebnisse der Studie 'Ressourcen und Belastungen von am Arbeitsmarkt extrem benachteiligten Personen', die im Rahmen des EQUAL-Projekts 'Integration von Randgruppen durch Modellbildung und Konzertierung von Angeboten' (IRMKA) von Februar 2003 bis Jänner 2005 durchgeführt wird. Davon ausgehend wird außerdem dargestellt, wie für diese so genannten 'Randgruppen' bzw. Multiproblemgruppen innovative arbeitsmarktpolitische Maßnahmen entwickelt werden können, die zu einer Re-Integration in die Arbeitswelt beitragen.' (Autorenreferat)
Im Artikel werden auf Basis einer qualitativen Erhebung im Jahr 2015 Beiträge der österreichischen Zivilgesellschaft zur Bewältigung der sogenannten Flüchtlingskrise untersucht. Es wurden Tätigkeiten in der Erst- und Notversorgung wie auch in der Integration der Flüchtlinge dargestellt und Herausforderungen für zivilgesellschaftliche Organisationen und ihre (freiwilligen) MitarbeiterInnen erhoben, mit Einschätzungen von syrischen AsylwerberInnen ergänzt und Herausforderungen für die Zivilgesellschaft diskutiert. Der Beitrag schließt mit einer gesellschaftspolitischen Einschätzung des zivilgesellschaftlichen Engagements und seiner Rahmenbedingungen.
In der vorliegenden Kurzfassung zum Abschlußbericht der "Umfrage 69", die vom Zentralinstitut für Jugendforschung 1969 in Auftrag gegeben wurde, werden Lebensbedingungen und Einstellungen von Schülern in der DDR aufgrund ihrer sozialen Herkunft analysiert. Untersucht wurde die ideologische Arbeit unter der Kenntnis des Einflusses der Eltern auf die Bewußtseinsbildung; die soziale Herkunft nach dem Tätigkeitsbereich der Eltern klassifiziert; das Staatsbewußtsein, das Weltbild, die Einstellung zum "sozialistischen Internationalismus" und das Freund- und Feindbild analysiert. Desweiteren wurden die Wohnverhältnisse der Familie, die Berufstätigkeit der Mutter hinterfragt und Erkenntnisse über Verwandtschaft im Ausland und der Besitz von Wertgegenständen eruiert. Die Studie verdeutlicht, daß "sich unter Führung der SED immer stärker die politisch-moralische Einheit des Staatsvolkes der DDR entwickelt". Die Studie veranschaulicht auch, daß die ideologischen Einstellungen Jugendlicher und auch ihre Lebensbedingungen sich in Abhängigkeit von der Tätigkeit der Eltern voneinander unterscheiden. Im Anhang dokumentieren Tabellen die Ergebnisse. (psz)
Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen von Deutschland ist ein wichtiges Ziel der Raumordnung, das der Sicherung einer Mindestversorgung dient. Für sechs Subdimensionen der Lebensverhältnisse (Demographie, Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Wohlstand, Wohnungsmarkt und Infrastruktur) werden auf der Basis von 25 Einzelindikatoren für insgesamt 413 Teilräume (Kreise und kreisfreie Städte) Teilindizes berechnet. Eine Ungleichwertigkeit der Lebensverhältnisse wird in einem Teilraum angenommen, wenn in mehreren Subdimensionen eine Häufung unterdurchschnittlicher Abweichungen vom Bundesmittel feststellbar ist. (Autorenreferat)
Es wird die Frage diskutiert, wie in einer Gesellschaft Bezugsgruppen mit einem Wertesystem entstehen, das die Anwendung illegaler politischer Gewalt fordert oder zumindest billigt. Die wenigen vorliegenden einschlägigen Untersuchungen über die Kommunikation vor der Entstehung von Unruhen, Ausschreitungen und Revolutionen legen die Vermutung nahe, daß sich Subkulturen, deren Werte und Normen die Anwendung illegaler politischer Gewalt billigen oder fordern, relativ langsam in einem Zeitraum von mindestens fünf bis sieben Jahren entwickeln. Darüber hinaus kann man annehmen, daß an der Kommunikation höchst unterschiedliche Personen mit völlig verschiedenen Intentionen und Argumenten teilnehmen, die nur zu einem Teil bewußt und absichtlich zu der Entwicklung beitragen. Zur empirischen Fundierung dieser Annahmen werden folgende Verhaltensweisen vergleichend untersucht: Das Engagement von Autoren der Gruppe 47 in literarischen, kulturpolitischen und politischen Konflikten, die Beschäftigung von Wissenschaftlern und Wissenschaftspublizisten mit Problemen des sozialen Wandels am Beispiel des Themas "Revolution", die Berichterstattung des "Spiegel" über Demonstrationen und die dabei gezeigten Verhaltensweisen, die Demonstrationshäufigkeit in der BR Deutschland in verschiedenen Jahren und die Häufigkeit von politischem Mord und Terror in verschiedenen Jahren. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von 1960 bis 1972. (GB)