Bracher schildert in seinem Beitrag Vorbereitung und Ablauf des von Stauffenberg an Hitler am 20. Juli 1944 verübten Attentats sowie die massive Reaktion des NS-Staates auf den Anschlag. Dabei verharrt der Autor nicht in der Beschreibung der konkreten Ereignisse, sondern äußert sich ausführlich über die gesellschaftlichen, politischen und militärischen Randbedingungen, ohne deren Kenntnis die konkrete Zielsetzung, Art und Zeitpunkt der Ausführung wie auch letztendlich das Scheitern des Anschlags unverständlich bleiben müßten. Bracher stellt die ehrenwerten Motive der Attentäter heraus und begegnet damit auch nach 1945 laut gewordenen Vorwürfen, daß das Attentat letztlich opportunistischen Zwecken in einer sowieso aussichtslosen Lage gedient habe. (KF)
Der vorliegende Beitrag soll den vorsätzlichen Mord als einen Aspekt des Einzel- und Gruppenverhaltens, der sich auf das öffentliche Leben auswirkt und den Verlauf der politischen Geschichte beeinfußt, einordnen und bestimmen. Zu Beginn seines Aufsatzes wendet sich der Autor gegen die räumliche bzw. zeitliche Beschränkung des Themas auf die europäischen Verhältnisse im 19. und 20. Jahrhundert. Der Gefahr eines derartigen historischen Narzißmus versucht er zu begegnen, indem er zum einen wiederholt auf Attentate in früheren Zeiten hinweist, zum anderen aber auch herausstellt, in welchem Ausmaße sich gerade in modernen Zeiten die politisch motivierte Gewalttätigkeit zu einer globalen Epidemie ausgeweitet hat. Kann man einerseits in der Geschichte der politischen Attentate eine bemerkenswerte Kontinuität feststellen, die sich besonders eindrucksvoll in der stets aktuellen Theorie des Tyrannenmordes manifestiert, so lassen sich jedoch andererseits seit 1790 einige neue Tendenzen beobachten. Erst im 19. Jahrhundert begannen die Angeklagten, bewußt von ihrem Erscheinen vor Gericht Gebrauch zu machen, indem sie ihre Taten und Prinzipien mit dem Ziel verherrlichten, eine allgemeine Demonstration der Unterstützung im Volk zu provozieren. Mit der zunehmenden Verbreitung der Massenmedien stieg das öffentliche Interesse, das den Attentätern zuteil wurde. Nach dem 1. Weltkrieg setzten weitere tiefgreifende Veränderungen ein. Während von 1851 bis 1900 auf rund 40 prominente Europäer tödliche bzw. potentiell tödliche Anschläge verübt wurden, zählte man von 1919 bis einschließlich 1928 bereits 54 Attentate. Das rasche Zunehmen der Häufigkeit der Mordanschläge war vor allem eine Folge der Anwendung der modernen Waffen- und Sprengstofftechnologie durch die Täter, die das Verhältnis der Chancen zwischen Angreifer und Opfer entscheidend verschob. Im 20. Jahrhundert beobachtete der Verfasser vor allem zwei Konstanten in der Taktik gewalttätiger politischer Gruppierungen: Zum einen erwiesen sich gerade diejenigen Regierungen als besonders repressiv, welche aus organisierten Widerstandsbewegungen hervorgegangen waren, zum anderen erwiesen sich die Taktiken und Schlachtrufe der Linken und rechten Gewalttäter in zunehmenden Maße als austauschbar. So bedienen sich beispielsweise die RAF und die Roten Brigaden ähnlicher Methoden wie die faschistische Organisation Consul in ihrem Kampf gegen die Weimarer Republik. (STB)
In: Die deutsche und die österreichische Arbeiterbewegung zur Zeit der Zweiten Internationale: Protokoll des bilateralen Symposiums DDR - Österreich vom 30.9. bis 3.10.1981 in Linz, S. 1-23
Seidel untersucht in ihrem Referat die Beziehungen zwischen der deutschen und österreichischen Sozialdemokratie in den Jahren 1900 bis 1907. Neben allgemeinen Erörterungen über die veränderte Situation durch die Zeit des Imperialismus kommt die Autorin auf besondere Aspekte in den Beziehungen zwischen der deutschen und österreichischen Sozialdemokratie zu sprechen. Neben ihrem Wirken in der II. Internationale besaßen beide zahlreiche bilaterale Verbindungen und darüberhinaus auch spezifische, nur die Arbeiterbewegungen der beiden Länder berührende Fragen und Kontakte. Neben den häufig betonten Übereinstimmungen zwischen beiden Parteien in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts traten auch Meinungsverschiedenheiten auf, so etwa in der Frage des Massenstreiks und in der Stellung zum Revisionismus. Trotzdem überwogen die traditionell freundschaftlichen Kontakte. Seidel will mit ihrem Referat einen Vorstoß in ein Arbeitsgebiet geben, daß in nächster Zeit in Form von Dissertationen und Diplomarbeiten an der Universität Leipzig erarbeitet werden soll. (WJ)
Der Beitrag befaßt sich der Rolle der Gewalt in der neueren Geschichte Irlands, d.h. er zeichnet im wesentlichen eine Geschichte der IRA. Die Organisatoren des irischen Osteraufstandes von 1916 beriefen sich auf eine Reihe anderer Aufstände in den letzten Jahrhunderten, die die britische Herrschaft zu beenden suchten. Alle scheiterten jedoch im wesentlichen an der schlechten und diletantischen Vorbereitung. Ähnlich war es 1916. Obwohl wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt waren, schlug man trotzdem los, um die vermeintliche Tradition des Widerstandes fortzusetzen. Militärisch war der Aufstand ein Mißerfolg, doch in der öffentlichen Meinung bekam die Nationalbewegung, die sich in der Sinn Fein eine politische Partei schuf, großen Zulauf. Auch die paramilitärischen Organisationen nahmen zu, besonders nachdem 1919 die Sinn Fein verboten wurde. In der Zeit von 1919-1921 führte die Irish Republican Army (IRA) einen regelrechten Krieg gegen Großbritannien, der schließlich mit dazu beitrug, daß 1922 ein irischer Freistaat gebildet werden konnte. Doch viele Einheiten der IRA lehnten diesen Kompromiß ab und setzten den Kampf fort. Sie konnten jetzt nicht mehr auf die Unterstützung der Bevölkerung rechnen und zogen sich bald in die Berge zurück, um einen Guerillakrieg zu führen. 1923 konnten sie von der Regierung de Valera endgültig besiegt werden. Die Auseinandersetzung um die Politik de Valeras, den die IRA als britischen Renegaten betrachtete, ging jedoch weiter. 1927 verließen de Valera und seine pragmatischen Anhänger die Sinn Fein Partei und gründeten die sog. Fianna Fail. Erst 1937 hatte sich das politische System Irlands soweit konsolidiert, daß alle politischen Gruppen bereit waren auf der Grundlage des Kompromisses von 1922 zusammenzuarbeiten. Von nun ab wandte sich die IRA dem britischen Norden der Insel zu. Während des Krieges, in dem Valera auf Irlands Neutralität bedacht war, wurden viele IRA-Anhänger wegen Verbindungen zu Deutschland interniert. Die Nachkriegsgeschichte der IRA verlief sehr wechselhaft, bis 1969 mit der Provisional IRA eine neue Periode des Terrors begann. (HOE)
Anhand bayerischer Beispiele wird der Wandel der SPD von einem sozialdemokratischen "Lager" im Sinne einer Lebens- und Überlebensgemeinschaft vor 1933 zu einer "modernen" Volkspartei ohne abgegrenzte Gegenkultur nach 1945 dargestellt. Dazu wurden zunächst gesellschaftlicher Standort und sozialpsychologische Entwicklung der Sozialdemokratie vor 1933 skizziert, insbesondere die Formierung und Entwicklung des sozialdemokratischen "Lagers". Sodann wurde die Rolle des sozialdemokratischen "Lagers" bezüglich des Verhaltens der Sozialdemokratie im Dritten Reich und nach dem Zweiten Weltkrieg aufgezeigt. Der Autor kommt zu dem Schluß, daß es den Repräsentanten des "Lagers" nach 1945 nicht mehr gelang, "es als verpflichtende sozialdemokratische Lebensform und als Basis der Parteiorganisation wiederherzustellen". Die Gründe sieht er in der Zerstörung des sozialdemokratischen "Lagers" durch den Nationalsozialismus sowie in der im Exil erfolgten programmatischen Neubesinnung, derzufolge die SPD zu einer Massenpartei ausgebaut werden sollte. (AG)
Schumacher zählt die agrarischen Wahlbewerber aus, um Aussagen über politische Orientierung und Bindung ländlicher Führungsschichten machen zu können. Dabei stellt sich eine durch parteiübergreifende agrarpolitische Übereinstimmungen der Programmatik verschiedener Parteien jedoch kaschierbare Schwächung der 'Agrarbank' des vorrevolutionären Reichstags heraus. Schumacher verweist auf einen leistungsfähigen Strang der Erforschung von Wahlergebnissen, welcher vor allem im Zusammenhang des konstitutionellen Systems seinen Sinn besaß. Über die nackte Abgeordnetenstatistik hinausgehend, verweist Schumacher überdies auf die Bedeutung agrarischer und ländlicher Milieus für den numerischen Erfolg agrarischer Interessenvertreter auf dem politischen Massenmarkt. (MH2)
Im Rahmen der Dritten Otto-Bauer-Konferenz in Wien 1982, auf der gemeinsame theoretische Orientierungspunkte, aktuelle Probleme und Herausforderungen der Eurolinken erörtert wurden, skizzierte der Autor Inhalt und Ziele eines Sozialismus des Dritten Weges. Für charakteristisch erachtete er dabei Strukturen, in denen die Macht vergesellschaftet wird, über den begrenzten Bereich der Lohn- und Sozialleistungskämpfe hinausgeht und fähig wird, sich in der Produktionsorganisation, der Arbeitsstrukturierung, in den produktiven Rekonversionen, aber auch in den neuen Themen der Umwelt, der Lebensqualität, der zwischenmenschlichen Beziehungen, der Erringung des Friedens zur Geltung zu bringen. Des weiteren nannte er als Ziele die Annäherung an die kämpfenden Massen der Dritten Welt sowie an neue gesellschaftliche Kräfte in Europa, darüber hinaus die Ergreifung von Eigeninitiative, Anregung kollektiver Kämpfe und ein Ausdrücken neuer Kreativität des Individuums. (JS)
Der Diskussionsbeitrag bestreitet, daß für die Analyse der politischen Gewalt die Einengung auf den Mord als Blickwinkel sinnvoll ist. Vielmehr müßte die Frage, was Gewalt ist, zuerst geklärt werden. Dann zeigt sich, daß die Vorstellung von Gewalt und Mord historisch relativ ist: Was als normal, was als legitime Gewalt und was als Terror gilt, unterliegt im Verlauf der Geschichte großen Veränderungen. Ohne diese Unterschiede einer genauen Prüfung zu unterziehen, wird es äußerst schwierig sein, den Terrorismus des 20. Jahrh. angemessen zu beurteilen. (MH)
Der Artikel befaßt sich mit den historischen Wurzeln der Gewerkschaftsbewegung und deren Anteil an der Bildung der Einheitsgewerkschaft nach 1945. Zu Beginn werden die Gründungsphase der Gewerkschaften in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts und die Bildung der verschiedenen Richtungsgewerkschaften beschrieben. In der Weimarer Zeit vertrat der ADGB, geleitet vom rechten Flügel der SPD, eine wesentlich auf staatliche Schlichtung sich stützende Lohnpolitik, während die KPD sich auf eine kämpferische, gegen sozialpartnerschaftliche Illusionen gerichtete Politik einsetzte. Vergeblich schlug die KPD dem ADGB gegen Ende der Weimarer Republik eine gemeinsame Aktion gegen den Faschismus vor. Erst in den verschiedenen Exilgruppen kam es teilweise zur Zusammenarbeit zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten und anderen Gruppen, deren Ergebnis nach dem Krieg die Bestrebungen einer Einheitsgewerkschaft war. (HOE)
Ursula Langkau-Alex untersucht in ihrem Aufsatz am Beispiel der Stadt Amsterdam die deutsche sozialdemokratische Emigration in den Niederlanden nach 1933 hinsichtlich des zahlenmäßigen Umfangs der Flüchtlinge, der Bedingungen antifaschistischer politischer Arbeit für sie sowie bezüglich Dauer und Intensität dieser Aktivitäten. Verhältnis zur SDAP und politische Differenzierungsprozesse in den Emigrantenzentren werden dabei ebenso angesprochen wie die Folgen illegaler Arbeit für das soziale Leben der Emigranten. Abschließend wird die Reaktion der Flüchtlinge auf die deutsche Invasion in die Niederlande geschildert; Freitod oder Internierung war das Los vieler sozialdemokratischer Emigranten, von denen die meisten allerdings schon 1938 ausgebürgert worden waren, was die These der Verfasserin von den Niederlanden als Durchgangsland vieler Flüchtlinge bestätigt. Grundlage dieser Ergebnisse ist Verarbeitung von Archivmaterialien wie Briefen, Protokollen etc.. (KS)
Die Darstellung der Frauenbewegung und ihre Polarisierung in Kriegsgegner und -befürworter während des Ersten Weltkrieges im Deutschen Reich ist Thema des Aufsatzes. Dazu beschrieb die Autorin zunächst die Lage der Frauen zwischen 1914 und 1918, sodann die Arbeit und Entwicklung der bürgerlichen, sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Frauenbewegung sowie der radikalen Pazifistinnen. Die Befürwortung bzw. Gegnerschaft zum Krieg als Bestimmungsmoment politischer und praktischer Arbeit ließ sich nicht auf Partei- bzw. Organisationsebene klar ablesen, sondern zog als Resultat unterschiedlicher Kriegsursachenerklärungen eine Trennungslinie quer durch die Organisationen. So waren die schweigende Mehrheit und der aktive linke Flügel der sozialistischen Frauen, der radikal-demokratische Flügel und die Stimmrechtsbewegung der bürgerlichen Frauen, die Gewerkschaftsbasis und die Pazifistinnen gegen den Krieg, während der überwiegende Teil der bürgerlichen Frauen, die Gewerkschaftsspitze und die "Mehrheitssozialistinnen" im Aufruf zum "Heimatdienst" den Ersten Weltkrieg unterstützten, was später dazu führte, daß Frauenarbeit sich beschränken sollte auf Sozialpolitik und Sozialarbeit als "Domäne der Frauen". So zeigt Wurms auf, daß der Erste Weltkrieg einen Einschnitt in die Frauenbewegung darstellt, insofern als sich der gemäßigte bis konservative Teil der bürgerlichen und der mehrheitssozialistische Flügel der proletarischen Frauenbewegung in das bestehende System integrieren ließen, während die linken Frauen der Sozialdemokratie die Kontinuität der proletarischen Frauenbewegung wahrten und die "politische Entwicklung zur Novemberrevolution" vorantreiben. (AG)
Im Rahmen der Dritten Otto-Bauer-Konferenz in Wien 1982, auf der gemeinsame theoretische Orientierungspunkte, aktuelle Probleme und Herausforderungen der Eurolinken erörtert wurden, widmete sich der Autor der Nachkriegspolitik der Labour-Regierungen in Großbritannien. Beginnend bei den Verstaatlichungen von Kohlebergbau und Eisenbahn nach Kriegsende schilderte er zunächst die Auseinandersetzungen um die Besetzung der Führungspositionen, die zu geringe Arbeiterrepräsentation und um die Gewerkschaftsberufung in die kontrollierenden Behörden, des weiteren die Gründe für die zunehmende Kritik an der Verstaatlichungspolitik. Das Versagen des Mitte der 70er Jahre entstandenen neuen Labour-Party-Programms mit dem Konzept der Partnerschaft zwischen Regierung und Gewerkschaften auf der Grundlage von Planungsvereinbarungen legte er anschließend dar. Große Hoffnungen setzte er schließlich in die Bemühungen von lokalen Verwaltungen und anderen Institutionen, die gegenwärtig ohne Regierungsunterstützung Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit zukunftsorientierter Produktion durchführen; bei einem Wiedereintritt der Labour Party in die Regierung könnte letztere als Modell für die Demokratisierung der britischen verstaatlichten Industrie dienen. (JS)
Auf der Basis von Gründungs- und Sitzungsprotokollen, Programmpapieren sowie Meldungen des DFD-Mitteilungsblattes "lernen und handeln" wird die Geschichte des Demokratischen Frauenbund Deutschland (DFD), dessen Ziele, Arbeitsweise und Schwierigkeiten zwischen 1947 und 1957 in der BRD dargestellt. Der DFD knüpfte an die Tradition der fortschrittlichen bürgerlichen und sozialistischen Frauenbewegung des frühen 20. Jahrhunderts an, wobei als Voraussetzung für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau Frieden und Demokratie angesehen wurden, dies dann auch die vorwiegenden Ziele waren und die thematischen Schwerpunkte der Arbeit ausmachten. So kämpfte der DFD gegen Remilitarisierung, Westintegration, Atomrüstung, allgemeine Wehrpflicht und für die Einheit Deutschlands. Zentrale Forderungen für Gleichberechtigung waren das Recht der Frauen auf Berufsarbeit und gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Mit der Begründung, der DFD sei eine "verfassungswidrige und staatsgefährdende Organisation" wurde er am 10.4.1957 verboten. Die Autorin sieht die Leistung des DFD darin, daß er unpolitische und unorganisierte Frauen zu aktivieren vermochte und es ihm gelang, den Widerspruch von Rüstungspolitik und Frauenemanzipation zu vermitteln. Allerdings - so kritisiert sie - wirkte der Anspruch, für alle Frauen zu sprechen, unglaubwürdig; die Darstellungsformen sprachen lediglich den "bewußteren Teil der Frauen" an und hatten wenig Verbindung mit konkreten Alltagserfahrungen; trotz des überparteilichen Anspruchs erweckte der DFD den Anschein der KPD-Zugehörigkeit. (AG)
Beatrix Herlemann stellt in ihrem Beitrag die über die gemeinsamen äußeren Rahmenbedingungen für alle Emigranten hinausgehenden Besonderheiten der Asylantengruppen kommunistischer Flüchtlinge in den Niederlanden von 1933 bis 1945 dar. Auf der Basis von deutschem Quellenmaterial werden Organisation, Arbeitsweise sowie regionale Aktivitäten kommunistischer Emigranten in den Zusammenhang der Konzepte illegaler und antifaschistischer Arbeit von KPD und Komintern gestellt. Für die streng konspirativ arbeitenden Kommunisten war das Exil nur als vorübergehender Aufenthalt zur Reaktivierung für den erneuten Kampf in Deutschland geplant; dabei war die Arbeit an der deutsch-niederländischen Grenze besonders bzgl. der Aufnahme neuer (kommunistischer) Flüchtlinge und der illegalen Propagandaarbeit wichtig. Trotz der Schwächung der Untergrundarbeit der KPD in Deutschland gab es auch in den Niederlanden zu Beginn der 40er Jahre neue Organisationspläne; 1943 wurde die illegale KPD-Arbeit in den Niederlanden stark geschwächt, mit Flucht oder Hinrichtung der wichtigsten Funktionäre fand die Arbeit 1944 ein Ende, nachdem bereits 1940 die meisten deutschen Emigranten die Niederlande nach der deutschen Okkupation verlassen hatten. (KS)
Im Rahmen der Dritten Otto-Bauer-Konferenz in Wien 1982, auf der gemeinsame theoretische Orientierungspunkte, aktuelle Probleme und Herausforderungen der Eurolinken erörtert wurden, widmete sich der Autor der Nachkriegsentwicklung der italienischen Gewerkschaftsbewegung, die er als Rätegewerkschaft charakterisierte und in ihrer Entstehung, ihren Inhalten und Konzepten ausführlich beschrieb. Als Höhepunkt der Bewegung stellte er die 1969/70 erfolgte Einrichtung der Fabrikräte mit dem Kennzeichen der Vereinigung von Forderungspolitik, Kontrolle und Verhandlung im Unternehmen sowie den zunehmenden Einfluß auf die staatliche Wirtschaftspolitik heraus. Die in der Mitte der 70er Jahre einsetzende Wirtschafts- und Sozialkrise mit ihren Negativeffekten auch für die Gewerkschaften erfordert laut Verfasser (1) eine veränderte Konzeption mit Erkennung neuer Instrumente, neuer Interventionszentren und Gewinnung einer alternativen Massenkultur sowie (2) eine vollkommene Erneuerung der Gewerkschaft mit einem entsprechenden Plan zur gesellschaftlichen Transformation. (JS)