Der Hamburger Senator für Kultur und Medien beleuchtet, wie verschiedene Bereiche unserer Gesellschaft durch die Corona-Pandemie beeinflusst werden; er regt an, die aktuelle Situation auch dazu zu nutzen, mit Hilfe ergebnisoffener Diskussionen die eine oder andere Nachjustierung zu ermöglichen. (2)
In seinem Basisartikel wendet sich der Autor der Bedeutung der Öffentlichkeit für die Demokratie zu. Ausgehend von dem Entstehen einer öffentlichen Sphäre seit Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelte sich im Zeitalter der Aufklärung eine Vorstellung von einer vernunft- und argumentbasierten Öffentlichkeit. Im Folgenden arbeitet der Verfasser die heutigen Kernfunktionen Transparenz, Validierung und Orientierung heraus und verortet sie in liberalen und deliberalen Öffentlichkeitsmodellen. Ebenen von Öffentlichkeit sind "Kommunikation au trottoir", Veranstaltungen, Proteste sowie Kommunikationsformen durch Massenmedien. Die Bedeutung öffentlicher Kommunikation ist durch die zunehmende Entgrenzung wirtschaftlicher und politischer Prozesse in den letzten Jahren gewachsen. Daraus entstehen neue Herausforderungen, insbesondere im Zusammenhang mit den Neuen Medien.
Verlagsinfo: "Die Kunst heute besteht darin, Journalismus zu machen trotz der Medien", sagt ein ehemaliger Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit". Er macht damit auf den gewichtigen Unterschied zwischen der kommunikativen Verständigungsorientierung journalistischen Handelns und der Profitlogik eines ausdifferenzierten Mediensystems aufmerksam . Beide haben innerhalb einer deliberativen Öffentlichkeit spezifische, aber keineswegs deckungsgleiche Aufgaben und Funktionen. Das normative Verständnis eines diskursiven Journalismus zielt darauf, Journalismus als lebensweltlich kommunikatives Handeln eigenständig zu konturieren. Es ist Ausdruck einer wissenschaftlichen Journalistik, die Journalismus nicht bloß als Objekt empirischer Analyse begreift, sondern auch als zu verstehenden sozialen Sinnzusammenhang sowie als kritisch und emanzipatorisch zu begleitende Aufklärungspraxis. Eine ausreichend theoretisch fundierte Diskursethik lässt guten Journalismus auch unter den Bedingungen des heutigen Mediensystems als weiterhin machbar erscheinen.
Der Beitrag untersucht das komplexe Wechselverhältnis zwischen massenmedialem System und Journalismus. Dabei steht nicht die Kritik am Output des Mediensystems oder an Einseitigkeiten im journalistischen Handeln im Mittelpunkt sondern die Frage, ob im massenmedialen System ein Journalismus erhalten werden kann, der gesellschaftliche Aufgaben erfüllt, und ob nicht aus den Krisen des Mediensystems Chancen für den Journalismus erwachsen können. Dabei wird betont, dass Massenmedien und Journalismus in einem widersprüchlichen Verhältnis zu einander stehen (Emanzipation und Vermachtung). Der Beitrag diskutiert die Auswirkungen eines zunehmend zweckrationalisierten kommerziellen Mediensystems auf die Autonomie des Journalismus und fordert die Rückkehr zu einer aktiveren, gestaltenden Kommunikationspolitik sowie die Wahrung journalistischer Handlungsspielräume. (ICH)
Der Autor untersucht die gestiegene Bedeutung, die emotionale Kommunikationsaspekte durch die Politikvermittlung im Fernsehen erhalten. Dabei steht die Identifikation von Kriterien zur normativ informierten Beurteilung der Angemessenheit entsprechender Darstellungsstrategien im Mittelpunkt des Beitrags. Im Rückgriff auf emotionssoziologische Studien zeigt er auf, dass Emotionen gleichermaßen Produkt wie Ressource sozialer Interaktion sind. Auch politische Prozesse sind daher ohne eine emotionale Komponente nicht denkbar. Gerade im dominant visuell ausgerichteten Kontext des Fernsehens rücken affektive Identifikationsmuster in der Rezeption der Politik und ihrer maßgeblichen Protagonisten in den Mittelpunkt. In Gegensatz zu den Printmedien, sind es die emotionalen Reaktionen, welche Politiker auf dem Bildschirm bei den Rezipienten hervorrufen, die die Meinungs- und Willensbildungsprozesse beeinflussen. Unter "Emotionalisierung der Politikvermittlung" wird die gestiegene Bedeutung emotionaler Beziehungen zu einzelnen Politikern verstanden, die durch die technische Verbreitungsstruktur des Massenmediums Fernsehen und durch seine Nähe suggerierenden bildlichen Präsentationsmöglichkeiten forciert werden. Nonverbale Zeichen der auftretenden Politiker werden von den Rezipienten in parasozialer Interaktion zur Beurteilung von Kompetenz-, Sympathie- und damit letztlich Loyalitätsfragen herangezogen. An die Stelle einer rationalen Auseinandersetzung mit den präsentierten Sachaussagen tritt eine emotionale Sympathieentscheidung, die Auswirkungen auf manifeste Entscheidungen innerhalb der politischen Institutionen hat. Um sich theoretisch mit politischer Legitimation im Zeitalter medial vermittelter Politik zu beschäftigen, entwickelt der Autor Modelle, nach denen sich die Rationalität dieser Form emotionaler Entscheidungen berücksichtigen und bemessen lässt. (RG)
Untersucht wird die strukturelle Überforderung des (Fernseh-)Journalismus bei bildmächtigen Ereignissen. Ausgehend von dem Befund, dass die Attentate des 11. September 2001 gezielt auf Medienwirkungen hin kalkuliert waren, um durch Schockbilder die Wirkung der Anschläge zu verstärken, werden die Verarbeitungsbedingungen und -routinen journalistischer Formate in den Blick genommen. Journalismus als ein zentraler und vor allem professionell ausgeübter öffentlicher Handlungsmodus steht daher vor der Aufgabe, durch die Vermittlung und Bearbeitung von Themen und Ereignissen durch informierende und kommentierende Formate in den Massenmedien, den Informationshaushalt einer Gesellschaft zu gestalten und dadurch dem Einzelnen Orientierung in einer unüberschaubaren Umwelt zu verschaffen. Dies gilt im besonderen Maße in Extremsituationen, in denen die lebensweltlich eingeübten Routinen der Problembewältigung durch äußere Anlässe nachhaltig erschüttert werden. Diese Aufgabe konnten Journalisten am 11. September 2001 augenscheinlich nicht erfüllen. Die Übertragung des Unfassbaren in Echtzeit, die starken Bilder verdrängten jede Möglichkeit, mit verbalem Text die notwendigen Kontextualisierungsleistungen zu erbringen. (RG)
Die Medienethik als Form der angewandten Moralphilosophie leistet einen systematischen Beitrag auf der Suche nach einem angemessenen Umgang mit der Fülle unterschiedlicher medialer Angebote und Formate. Im interdisziplinär ausgerichteten "Handbuch Medienethik" systematisieren renommierte Autorinnen und Autoren medienethisch relevante Konzeptionen und Begriffe und typologisieren relevante Praxisfelder. Jenseits der tagesaktuell aufgeregten Ethik-Debatten werden Fundamente und Stützpfeiler medienethischen Denkens und Handelns analysiert. Dabei werden Begründungen, Institutionen, Anwendungsfelder, Spannungsfelder, Grenzbereiche, Länderperspektiven und Initiativen der Medienethik dargestellt und reflektiert.
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Rezension: Anders als "Parteien in der Mediendemokratie" (BA 12/02) beschäftigt sich dieser Sammelband ausschließlich mit dem Thema Politik- und Politikervermittlung, bzw. -Inszenierung in den Medien. Es beginnt mit einem historischen Rückblick auf die Volksaufklärung des 18. Jahrhunderts und der Propaganda im Nationalsozialismus und geht dann direkt über zum heute üblichen Infotainment. "Scharping im Pool", Promi-Talkshows, die Rituale von Fernsehauftritten und Fernsehduellen, "Westerwelle im Container" um nur einige der aufgegriffenen Beispiele zu nennen, die die heutige Politikberichterstattung kennzeichnen. Alles übergreifend wird der Frage nachgegangen, ob diese Art der Präsentation des Politischen dem Inhalt noch angemessen ist und ob sie überhaupt dazu dient, Interesse und Aufmerksamkeit für politische Zusammenhänge zu entwickeln. Leider ohne Register. Angesichts der Aktualität des Themas durchaus zusammen mit dem o.g. Titel einsetzbar. (2)