Zweiwöchentlicher Pressespiegel mit Meldungen und Artikeln europäisch-sprachiger Zeitungen aus den Ländern des Vorderen Orients zu aktuellen und längerfristigen politischen und sozio-ökonomischen Problemen und Entwicklungen in der Region, wie sie sich aus nationaler bzw. regionaler Sicht darstellen. (DÜI-Hns)
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 strebte die US-Administration sukzessive die weltweite Verstärkung der militärischen Präsenz des Landes und der sicherheitspolitischen Kooperation an. Ab Herbst 2002 intensivierte sich in diesem Kontext auch das US-Engagement im Sahel-Sahararaum, der als potentieller Rückzugsraum und Fluchtraum für islamistische Terroristen des al-Qa'ida-Netzwerkes eingestuft wurde. Als regionale Maßnahme zur Bekämpfung des Terrorismus in den Sahelstaaten rief das US-Außenministerium die Pan-Sahel-Initiative (PSI) ins Leben und beauftragte das US European Command mit der Umsetzung der militärischen Initiative. Die PSI ist ein militärisches Hilfs- und Ausbildungsprogramm für die Sahelstaaten Mali, Mauretanien, Niger und Tschad, die zudem eine multilaterale Antiterrorismuskooperation zwischen diesen vier Staaten und den nördlichen Nachbarstaaten Algerien, Marokko und Tunesien anregen soll. Neben dem Aspekt Terrorismusbekämpfung steht jedoch die Sicherung des wirtschaftlichen Interesses der US-Administration im Sahel-Sahararaum im Zentrum des amerikanischen Engagements. Der Beitrag geht auf die offizielle Begründung der PSI, die Zielsetzung und die einzelnen bislang umgesetzten Maßnahmen ein. Vor dem Hintergrund der Sicherheitsproblematik im Sahel-Sahararaum (Terrorismus, Schmuggel, Migration) wird die Reichweite und der Nutzen von PSI erörtert. (DOI/DÜI)
Der Mord am früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-Hariri am 14.2.2005 führte nach wochenlangen Massenprotesten und einer internationalen Kampagne gegen das der Tat beschuldigte Syrien zum Abzug der seit 1976 im Land stationierten syrischen Truppen sowie, nach einer schweren innenpolitischen Krise, zur Rückkehr des mit dem Großteil der anti-syrischenOpposition verbündeten Hariri-Lagers an die Macht. Inmitten einer Serie blutiger Anschläge, die ebenfalls dem syrischen Regime angelastet wurden, kehrten die alten Syriengegner Michel Aoun und Samir Geagea ins politische Leben des Landes zurück. Das traditionell enge syrisch-libanesische Verhältnis wurde durch diese Entwicklungen schwer in Mitleidenschaft gezogen. (DOI/DÜI)
Die Bevölkerung Nordafrikas und des Mittleren Ostens hat sowohl unter der traditionellen Krankheitslast übertragbarer Krankheiten und Mangelerscheinungen sowie hoher Müttersterblichkeit als auch in wachsendem Ausmaß unter lebensstilbedingten Zivilisationskrankheiten zu leiden. Vielen dieser Probleme könnte durch Gesundheitsvorsorge und gesundheitsfördernde Maßnahmen effizient und kostengünstig begegnet werden. Präventive Gesundheitsprogramme sind dann erfolgversprechend, wenn sie auf die Kultur und Werte der jeweiligen Gesellschaft abgestimmt werden. Die vorliegende Arbeit fragt deshalb nach dem speziell "islamimmanenten Gesundheitsförderungspotential". Möglichkeiten, aber auch Grenzen von Gesundheitsförderung mittels eines "Islamic lifestyle" werden u.a. bezüglich der Themen Hygiene, Ernährung, Bewegung, Tabakkonsum, Gesundheit von Mutter und Kind, sexuell übertragbare Krankheiten etc. diskutiert. Die Arbeit schließt mit einem Appell an ein verstärktes und verantwortungsbewusstes Zusammenwirken von Gesundheitspolitik und (gemäßigten) religiösen Kräften. (DÜI/DOI)
Die Entwicklungen im Sudan werden in den Medien momentan komplett vom Konflikt im westsudanesischen Darfur dominiert. Dieser Konflikt, der zwar unterschwellig schon Jahre schwelt, ist seit Anfang 2003 offen ausgebochen und hat trotz der Kürze der verstrichenen Zeit sowohl hinsichtlich der Opfer als auch der Vertriebenen gravierende Ausmaße angenommen. Noch fehlt allerdings eine plausible Erklärung für die Eskalation dieses Konfliktes und die Schärfe der Auseinandersetzungen. Der Konflikt überrascht vor allem deshalb, weil seit Sommer 2002 die sudanesische Regierung mit dem Sudan People's Liberation Movement in Verhandlungen zur Lösung des seit der Unabhängigkeit 1956 schwelenden Konfliktes zwischen dem Nord- und Südsudan eingetreten ist, die nach zahlreichen Verhandlungsrunden überwiegend im kenianischen Naivasha mit der Erklärung von Nairobi am 5. Juni 2004 einen vorläufigen Schlusspunkt gefunden haben. Die bevorstehende Interimsperiode wird allerdings zeigen müssen, ob der geschlossene Frieden ein kalter Frieden bleibt, d.h. nur das Einhalten von Waffenstillstandsvereinbarungen garantiert, oder ob er tatsächlich zu einer breit angelegten sozio-ökonomischen Entwicklung insbesondere des kriegszerstörten Südsudan führt, an deren Ende die Hoffnung steht, dass die Südsudanesen beim 2010 anberaumten Selbstbestimmungsreferendum für die Aufrechterhaltung der territorialen Einheit votieren. Skepsis ist in dieser Hinsicht angesagt, denn das in Khartum ansässige autoritäre Regime mit seiner ungebrochenen Vision eines islamischen Gesellschaftsmodells erschwert nicht nur den Friedensprozess im Südsudan, sondern führte auch seit der Machtübernahme 1989 zur Konfrontation mit denjenigen nordsudanesischen Oppositionsgruppen, die seither für mehr Demokratie und Menschenrechte in einem säkularen Staat Sudan streiten. Dieser grundlegende Konflikt ist noch offen und die eigentliche Ursache für die Destabilisierung des Sudan in den letzten Jahrzehnten. (DOI/DÜI)
Jordanien ist einer der verlässlichsten Bündnispartner des Westens im Nahen Osten. Insbesondere mit den USA ist das Königreich in einer engen wirtschaftlichen und politischen Beziehung verbunden. Während der Irakkrise 2002/03 hat sich die Führung des Landes an die Seite der USA gestellt. In der Bevölkerung stößt dieser Kurs allerdings auf heftige Kritik. Jordanien ist stark von wirtschaftlichen Hilfen aus dem westlichen Ausland abhängig. Aufgrund seiner geopolitischen Lage als Pufferstaat zwischen verschiedenen schwelenden Krisenherd bedarf es einer geschickten Innen- wie Außenpolitik, um den unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Interessen der Geldgeber, der arabischen Nachbarn und nicht zuletzt der Bevölkerung gerecht zu werden. Bislang ist es den jordanischen Monarchen stets gelungen, das labile Gleichgewicht im Inneren ebenso zu wahren wie die auswärtige Unterstützung finanzieller und politischer Art sicherzustellen. Der Handlungsspielraum der jordanischen Führung ist jedoch angesichts der unterschiedlichen Einflussfaktoren stark eingeschränkt. Das Land benötigt dringend Reformen auf wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und politischem Gebiet, um die Stabilität des Systems auf Dauer sichern zu können. Eine Wiederbelebung des demokratischen Reformkurses der 1990er Jahre steht derzeit nicht zu erwarten, zumal eine politische Öffnung die massive Kritik innerhalb Jordaniens an den USA offenbaren würde. Dies aber könnte den Zufluss westlicher Hilfszahlungen gefährden, die wiederum den maroden Staatshaushalt stützen. (DOI/DÜI)
The US invasion of Iraq has heightened the threat to Syria from the US neo-cons who aim to deprive it of its remaining cards in its contest with Israel over the Golan Heights. The war on terrorism has put the spotlight on the safe haven given by Syria to militant Palestinians, its support for Hizbollah, and its non-conventional weapons capability, while Syria's stand against the invasion of Iraq enabled the neo-cons to paint Syria as a US foe. The US invasion of Iraq damaged important Syrian interests and would have been opposed by any Syrian leadership. Post-invasion US demands on Syria threatens its most vital interests, including its deterrent against Israel, its role in Lebanon, and its Arab nationalist legitimacy. Syria is trying to make the minimal concessions to the US needed to disarm the neo-cons without wholly surrendering to its demands. Damascus portrays itself indispensable to stability and a peace settlement in the region. External pressures on Syria have delayed rather than accelerated internal reform but Syria's impending accession to the Euro-Med partnership may unblock the process. (DOI/DÜI)