Das protestantisch-loyalistische Milieu in Nordirland: reaktionäre Radikalisierung und ethno-sozialer Identitätsverlust
In: Radikale Milieus: das soziale Umfeld terroristischer Gruppen, S. 307-338
Als Gegenpol zur republikanischen IRA entstanden im protestantischen Lager die Untergrundorganisationen UVF und die quasi legale UDA, die mit allen Mitteln den Status quo der staatsrechtlichen Verbindung Nordirlands mit dem Vereinigten Königreich zu wahren suchten. Die Autorin zeigt das eigentümlich ambivalente Verhältnis der protestantischen Oberschicht zu den beiden Gewaltorganisationen und ihrem primär in der Unterschicht verankerten Unterstützungsmilieus auf. Deren Terrorakte fanden insgeheim die Unterstützung des protestantischen Establishments. Ähnlich war die Haltung der nordirischen Sicherheitsbehörden. Während das militante Kräftefeld um die IRA das Friedensabkommen mühelos bei der katholischen Bevölkerung in politisches Kapital umsetzen konnte, verloren sich die protestantischen Gewaltverbände in wechselseitigen Fehden oder glitten in die Kriminalität ab. (ICB)