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Je besser wir verstehen, wie die Welt uns verändert, desto besser können wir die Welt verändern. Freie Märkte, freie Wahlen, freie Meinungsäußerung, der freie Wille - Freiheit assoziieren wir mit Zivilisation, sie soll ein Leitfaden sein für unsere Gesellschaft. Dennoch wird der Begriff im Zweifel immer wieder in sein Gegenteil verkehrt: zunehmende Ungleichheit, die Aushöhlung der Demokratie, eine irrationale Strafjustiz oder eine entmenschlichende Außenpolitik sind Beispiele dafür. Raoul Martinez fordert uns dazu auf, den Grenzen unserer Freiheit ins Auge zu sehen, um uns ultimativ in die Lage zu versetzen, sie zu überwinden. Seine Recherchen in so unterschiedlichen Bereichen wie Neurowissenschaft, Kriminologie, Psychologie, Politik, Klimawissenschaft, Wirtschaft und Philosophie bilden die Basis für dieses Manifest, dessen Ziel darin besteht, ein besseres Verständnis der Zusammenhänge und Abhängigkeiten in unserer Welt zu entwickeln und uns damit das Rüstzeug in die Hand zu geben, sie zu verändern. Raoul Martinez ist Schriftsteller, Maler und preisgekrönter Filmproduzent. Freedomist sein erstes Buch. Es entstand nach über zehn Jahren Forschungsarbeit. Der erste Teil seiner gleichnamigen Dokumentationsreihe The Lottery of Birth(2012) wurde als Beste Dokumentation für das London Raindance Film Festival nominiert und gewann 2012 den Artivist Spirit Award beim Artivist Festival in Hollywood. Seine Kunst wurde u.a. in der National Portrait Gallery in London ausgestellt. Raoul Martinez lebt und arbeitet in London.

Die kenntnisreiche Studie des Harvard-Historikers Robert Darnton (ID-G 19/91) analysiert die Funktionsweisen der literarischen Zensur in autoritären Systemen und versteht sich dabei als eine "Geschichte der Zensur von innen". Im Vergleich von 3 sehr unterschiedlichen Beispielen der Steuerung der Literatur durch staatliche Macht-Instanzen versucht er zu einer gültigen Definition von literarischer Zensur und ihrer Funktionsweisen zu kommen: der Zensur im vorrevolutionären Frankreich, in Britisch-Indien und in der DDR. Im Mittelpunkt der gründlich recherchierten und fast durchweg gut lesbaren Studie steht die Praxis der Zensoren, die an vielen konkreten Beispielen veranschaulicht wird. Dabei ist besonders lehrreich - auch für die aktuelle Debatte um die "Grenzen der Satire" in Deutschland - wie schnell ein Druck von oben in eine ganz unbewusste Selbstzensur der Autoren mündet. Bedauerlich nur, dass Ausblicke in die Praxis der Zensur im 3. Reich oder in muslimischen Ländern fehlen. Ein anspruchsvolles, aber insgesamt gelungenes Sachbuch zu einem wichtigen Thema, das eine breitere Empfehlung verdient

Jeder Mensch hat ein kreatives Gehirn, stellt der US-amerikanische Kognitionswissenschaftler und Wissenschaftsjournalist fest, nicht nur Künstler, Erfinder und andere "kreative Typen". Er erklärt, wie kreative Momente zustande kommen, welche Bedeutung Tagträumerei, aber auch Frustration und Leere im Kopf dabei haben, wie Unternehmen zu nützlichen neuen Ideen kommen, wie in der Schule die Grundlagen für erfolgreiche und schöpferische Leistungen gelegt werden und wie wir selbst kreativer werden können. Eine flüssig geschriebene und bunt gemischte Zusammenstellung von Geschichten, Fallbeispielen und Ergebnissen wissenschaftlicher Forschungen, ergänzt um Anregungen zur Beschäftigung mit den eigenen Denkgewohnheiten. (2)

Im Zuge der Globalisierung verändert sich auch die Arbeitswelt. Sowohl Arbeitnehmer wie Unternehmer müssen sich auf diesen tiefgreifenden Umbruch einstellen, der geprägt ist durch weltweite Vernetzung, einen globalen Arbeitsmarkt mit konkurrierenden Fachkräften, steigende Lebenserwartung und zunehmende Migration, veränderte gesellschaftliche Strukturen und eine Kultur der Nachhaltigkeit infolge schwindender Ressourcen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Erwerbsbiografien gilt es eine Vision der eigenen beruflichen Zukunft zu entwickeln, die mehr Eigenverantwortung und Kreativität, mehr Innovation und Flexibilität verlangt. Das Arbeitsleben wird sich immer stärker mosaikartig aus sehr unterschiedlichen Stationen zusammensetzen. Die an der London Business School lehrende Unternehmensberaterin beschreibt nachvollziehbar und mit insgesamt optimistischem Grundton diesen Prozess und motiviert dazu, die Planung des eigenen Berufslebens kreativ anzugehen, wobei sie auch die Schattenseite sieht und die Verlierer dieser Entwicklung ohne Zugang zum globalen Arbeitsmarkt durchaus benennt. Aktuell und gut lesbar. (2) (Reinhild Khan)

Rechtzeitig zum Klimagipfel in Kopenhagen und 3 Jahre nach seiner "... unbequeme(n) Wahrheit" (BA 12/06) erscheint Al Gores neues Buch, in dem er Lösungsmöglichkeiten für die damals aufgelisteten Probleme zusammenträgt. Und getragen ist das Buch von einer - manchmal beinahe naiven - optimistischen Grundhaltung. Umfassend werden die in der "... unbequeme(n) Wahrheit" benannten Problemzonen der gegenwärtigen klimatischen Prozesse aufgegriffen und deren Therapierbarkeit behandelt. Dabei erklärt Gore die notwendigen naturwissenschaftlichen und technischen Basics ausführlich und verständlich. Dazu trägt auch die gute Ausstattung mit Bildmaterial, Diagrammen und Funktionsgrafiken bei. - Das Buch wird aus aktuellem Anlass, wegen der prominenten Verfasserschaft, aber wohl auch aufgrund des Faktischen seines Gegenstandes reichlich nachgefragt werden. Vielleicht kann es deshalb einen Beitrag dazu leisten, "Die Denkweise (zu) verändern" (Kapitel 14), zumal hier nicht radikal, wie bei D. Jensen ("Endgame", BA 5/09, und "Das Öko-Manifest", 7/09), der Sturz der Zivilisation postuliert wird. (1 S) (Olaf Kaptein)

Spricht das Buch auf den ersten Blick auch das "ganz normal" gestörte Eltern-Kind-Verhältnis an, so hat die bekannte französische Psychoanalytikerin (vgl. "Sei wie du fühlst", BA 6/02; "Heute lach ich, morgen wein ich ...", BA 10/03) doch eindeutig Leser wie ihre - erwachsenen - Klienten im Blick, die mit Erfahrungen von schwerer Misshandlung durch die Eltern, sexuellem Missbrauch, Vernachlässigung und krasser Lieblosigkeit in ihre psychotherapeutsiche Praxis kamen. Die Stationen und Auswirkungen gestörter Eltern-Kind-Beziehungen breitet Filliozat anhand vieler Fallbeispiele aus, um dann in Kapiteln zur "Arbeit der Heilung" bis "Hin zur Aussöhnung" konkret Übungen zur Verarbeitung des Erlittenen und zum Aufbau einer neuen Beziehung zwischen erwachsenen Kindern und Eltern anzuleiten, nicht ohne auf die notwendige therapeutische Begleitung mehrfach hinzuweisen. Gut verständlich und ermutigend, als Therapiebegleiter oder zur Vorbereitung auf eine Therapie empfohlen. (2)

Ohne Terror keine totalitäre Regierung, kein effizienter Terror ohne Konzentrationslager: Hannah Arendts Plan einer kurzen Geschichte der Lager nehmen 2 Zeithistoriker (Freie Universität Brüssel, Institut für Sozialgeschichte Paris) auf und legen erstmals eine umfassende, komparative und systematische Bilanz der Lagersysteme vor, die von den Anfängen (Kuba 1896, Südafrika/Buren 1900, Herero 1904) bis zu den jüngsten Beispielen in Ostasien und Ex-Jugoslawien, von Vernichtungslagern der Nazis, Zwangsarbeiterlagern des sowjetischen Gulag und chinesischen Laogai bis zu Lagern in den USA, Lateinamerika und Japan reicht. Versucht wird eine Typologie und Klassifikation: Internierungslager, Arbeitslager, NS-KZ der Vorkriegszeit, Vernichtungslager. Dargestellt werden Aufbau, Funktion, Zweck der Lager, wobei die des Gulag und der Nazis ohne jede relativierende Absicht (wie bei E. Nolte) besonders eingehend analysiert werden. Eine klare, auf Sachinformationen zielende Studie, derzeit ohne Vergleich. (2) (Friedrich Andrae)

Der Handel mit Menschen ist weder ein historisches Phänomen, noch beschränkt er sich auf abgelegene Gegenden der Erde. Vielmehr ist die moderne Sklaverei ein Teil des globalen Marktes - das ist der schockierende Befund dieses aufsehenerregenden Buches.

Im Juni 1998 nahm die EZB ihre Arbeit auf, sie gilt als Testfall für das zukünftig stärker geeinte Europa. Obwohl die Protokolle der Ratssitzungen nicht öffentlich zugänglich sind, gelingt es dem zur Zeit in Bonn lebenden amerikanischen Wirtschaftsjournalisten durch genaue Recherche und viele persönliche Befragungen an wichtige Hintergrundinformationen zu kommen. Er behandelt Entstehungsgeschichte, Funktionen, geldpolitische Strategien und nationale Positionen. Wirklich interessant sind seine Beurteilungen von Personen und nationalen Empfindlichkeiten, so auch die umstrittene Ernennung von Präsident Duisenberg. Die amerikanische Einschätzung der Rolle Deutschlands und der EU ist sehr aufschlußreich. Sie wird der Weltwirtschaft Auftrieb geben und die USA von der "Weltführerschaft" entlasten. Sehr lesbar mit Register und Anmerkungen. (2) (Elke Günther)

Nach einer Einführung in den Palästina-Konflikt werden in knappen Abschnitten zahlreiche Gesichtspunkte eines möglichen Friedens untersucht. Dazu gehören die Sicherheit Israels, die PLO und ihr Umgang mit der Macht, die Absichten der Hamas, die Rolle Jordaniens, das Problem Jerusalem, Wasser und Boden, die wirtschaftliche Entwicklung ... . Kurze Gedankenspiele beschäftigen sich mit einigen negativen Möglichkeiten, wie Bürgerkrieg, autoritärer Palästinenserstaat, Selbstisolation Israels ... . Ein lexikalischer Teil gibt Hinweise zu Orten, Völkern, Volksgruppen, Bewegungen, Parteien und einigen wenigen Persönlichkeiten des Konflikts. Mit einer Chronologie von 1976-1996 (Wahl Netanjahus), Glossar, Literatur. Das aus über 30 Seiten bestehende und übersichtliche Kartenmaterial erläutert die entsprechenden Textstellen oder gibt zusätzliche Informationen. (2) (Herbert Lindenlaub)

Das Buch zeigt mit Faszination die Geschichte der Clintons bis zum Amtseid des Präsidenten. Mit Interessanten Informationen über Kindheit, Drogen, Macht und Perversität beschreibt das Buch den wohl interessantesten und skandalträchtigsten Präsidenten der amerikanischen Geschichte.

Ist Geld männlich? Warum werden die meisten Risiko-Kapitalinvestitionen von Männern getätigt und was hält Frauen eigentlich davon ab? Die Wirtschaftspolitologin und Finanzmanagerin Mara Harvey weist in ihrem Essay über ökonomische Geschlechterungleichheit auf den unzureichenden Kapitalzugang für Frauen hin. Sie hinterfragt unsere bis heute verzerrte Wahrnehmung von Frauen, Risikobereitschaft und Geld. Und zeigt, warum und auf welchen Ebenen wir dieses überholte geschlechtsspezifische Narrativ auflösen müssen. Mehr Finanzaktivität von Frauen wird sich nicht nur bei deren eigener Vermögenssicherung auszahlen - sondern als gesamtgesellschaftlicher Gewinn durch neue, noch nicht explorierte Investitionen.