Casanova - kaum ein Name der Kulturgeschichte ist so klischeebehaftet wie dieser: der galante Verführer und Frauenheld. Dass der illustre Venezianer nicht nur Damen im Sinn hatte, dass er mit den aufgeklärten Geistern seiner Zeit verkehrte und sich in wissenschaftliche Studien vertiefte, zeigt Ingo Hermann in dieser sorgfältig recherchierten, amüsant geschriebenen Biographie der ersten seit Jahrzehnten. buchkatalog
Die gründlich recherchierte Biographie über den Verfasser der bis heute berühmten Kommunikationsfibel im Geiste der Aufklärung, "Über den Umgang mit Menschen", Adolph Freiherr von Knigge (1757-1796), stellt auch dessen vielfältiges literarisches Werk vor. (Ronald Schneider)
Karl August von Hardenberg (1750-1822),Kabinettsminister und Staatskanzler in Preußen in napoleonischer Zeit und den frühen Jahren der Restauration, hatte in der deutschen Geschichtsschreibung keinen guten Leumund: Er war kein "Patriot", mehr ein Kind des aufgeklärten absolutistischen 18. Jahrhunderts.Und doch war er bei aller Rationalität seines Denkens neben Stein, Scharnhorst, Boyen einer der großen Reformer in Preußen. So würdigt ihn jetzt, Wesentliches nicht stets von Unwichtigem scheidend, der frühere Leiter der ZDF-Kulturredaktion: journalistisch routiniert erzählend mit Anleihen an den Zeitgeschmack und nach Art des Hauses umfangreich aus gedruckten Quellen zitierend, doch gut lesbar. (2)
Ein archaisches Grundmuster menschlichen Sozialverhaltens ist die Suche nach einem 'Sündenbock'. Der Autor entwickelt am Beispiel des Judas, der Entwicklung und Bewertung dieser Gestalt in den Evangelien und der weiteren Geschichte, die allgemeinen Muster der Sündenbockkonstruktion. Der Sündenbock fungiert als Sühneopfer und ist ein Indiz für die Unfähigkeit der Menschen, eigene Schuld anzuerkennen und zu verarbeiten. Das Hauptproblem der Sündenbockkonstruktion sieht der Autor in der Zufälligkeit und Austauschbarkeit des jeweiligen Sündenbocks. Er fordert zu einer höheren Sensibilität gegenüber Tendenzen auf, auch heute wieder Sündenböcke zu produzieren. (BG)
Es wird eine Berührungsangst konstatiert, die das Verhältnis Bildung - Massenmedien bestimmt. Während die technologische Seite der elektronischen Medien unkritische Euphorie auslöst, spielen Medienpädagogik und -didaktik noch immer eine Nebenrolle. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind explizit an einen Bildungsauftrag gebunden, der im Gesamtprogramm wahrgenommen werden müßte. Bildung andererseits ist auf den Einsatz von Medien angewiesen. Deshalb haben medienpolitische Entscheidungen für die Zukunft der Bildung große Relevanz. Eine besondere Gefahr wird in der Kommerzialisierung der Bildung gesehen. Die audio-visuellen Medien können jedoch durch die Sinnlichkeit der Bilder das emotionale Lernen fördern. Den Schulen obliegt es, eine Medienerziehung einzuleiten, die eine kritische Distanz den Medien gegenüber schafft, sowie die Medien in die Bildungskonzeption einschließt. Zweikanalige Kommunikationssysteme und verschiedene Formen der Zuschauerbeteiligung sind Aufgabe der Medien, um ihrer politisch-sozialen Dimension gerecht zu werden. (BS)
Bei der Tiflis-Konferenz wurde erstmals nicht nur der Ost-West-Unterschied, sondern erstmalig auch der Nord-Süd-Gegensatz überbrückt, indem Umweltverantwortung und industrielle Entwicklung nicht mehr als Widerspruch aufgefaßt wurden. Lebensqualität, der zentrale Begriff, heißt für die meisten Länder der Dritten Welt vor allem Entwicklung, für die Industriestaaten aber Kontrolle der Entwicklung. Die verhältnismäßig geringe Beteiligung der Entwicklungsländer an der Tiflis-Konferenz führt zu dem Schluß, daß die substantielle Verantwortung für die Umwelt noch den Industrieländern überlassen wird. Der traditionellen Erziehung und Ausbildung wird bescheinigt, daß sie abstrakt, fragmentarisch und nicht erfolgreich sei, die Menschen auf die sich wandelnde Komplexität der Wirklichkeit vorzubereiten. Auf der Nachfolgekonferenz in München beschäftigte man sich mit der Anwendung der Empfehlungen auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik. Die Auswirkungen beider Konferenzen können natürlich nur langfristig sein. Umwelterziehung durch die Massenmedien muß im Rahmen des gesamten Programmauftrags (z.B. aktuelle Berichterstattung, Bildung, Unterhaltung) gesehen werden und darf nicht in irgendein Programmghetto abgedrängt werden. (KS)