Das norwegische Referendum zum EU-Beitritt von 1994: nationale Identität versus europäische Integration
In: Materialien und Dokumente zur Friedens- und Konfliktforschung 33
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World Affairs Online
In Norwegen und der Schweiz haben die Bevölkerungen die EU-Integration in Volksabstimmungen mehrheitlich abgelehnt. Die enorme Mobilisierung und Emotionalisierung in den Integrationsdebatten kann weder durch ökonomische noch durch politische Umstände hinreichend erklärt werden. Die Hauptmobilisierungsressource der Euroskeptiker liegt vielmehr in der Reaktivierung tief verwurzelter nationaler Selbst- und Fremdbilder. Der vorliegende Beitrag zeigt, wie Akteure in der Schweiz und Norwegen ihren Integrationswiderstand mittels nationaler Erzählungen und Bildersprachen als sinnvoll darstellen. Euroskeptiker verstehen sich primär als Verteidiger der guten nationalen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft und deren Nationalstaat beschreiben sie als wärmer, natürlicher, näher, gerechter, effizienter, friedlicher und demokratischer als das integrierte Europa, welches als ferner, kalter, bürokratischer Superstaat EU dargestellt wird. ; In Norway and Switzerland the majority of the people rejected EU-integration in several referenda. The emotionality and the enormous mobilization that took place in the debates on integration cannot be sufficiently explained by economic and political reasons. Instead, the main resource aiding this eurosceptic mobilisation for lies more in reactivating deeply rooted descriptions of the national self and those of the 'others'. Carving out these collective images, this paper compares how the major eurosceptical actors of Switzerland and Norway describe their actions as meaningful in their iconography and narrations. Eurosceptics perceive themselves mainly as defenders of the national community and its nation-state, which are regarded as warm, natural, close, just, efficient, peaceful and democratic, while an integrated Europe is perceived as a distant, cold and bureaucratic super-state EU.
BASE
Norwegen und die Schweiz sind keine EU-Mitgliedstaaten, weil die Bevölkerungen die Integration mehrheitlich in Referenden ablehnte. Die enorme Mobilisierung und Emotionalisierung in den nationalen Integrationsdebatten kann weder durch ökonomische noch durch politische Umstände hinreichend erklärt werden, zumal die Eliten beider Länder mehrheitlich die Integration unterstützen. Die Hauptmobilisierungsressource von Euroskeptikern liegt vielmehr darin, tief verwurzelte nationale Selbst- und Fremdbilder zu reaktivieren. Diese Diskursanalyse beschreibt vergleichend, auf welche Art und Weise die größten euroskeptischen Akteure der Schweiz und Norwegens diesen Rückgriff auf das Nationale in Integrationsdebatten herstellen. Gefragt wird, wie die "Aktion für eine Unabhängige und Neutrale Schweiz" (AUNS) und die eng mit ihr verbundene "Schweizerische Volkspartei" (SVP) einerseits, und die norwegische Bewegung "Nein zur EU" (norwegisch: Nei Til EU) andererseits, ihren Integrationswiderstand mittels nationaler Narrationen und Bildersprachen als sinnvoll darstellen. Hierzu werden umfangreiche euroskeptische Bild- und Textquellen referiert und gedeutet. Damit wird ein Beitrag zur Forschung über das Selbstverständnis, die Denkweise, die Rhetorik und das Tugendsystem anti-integratorischer Bewegungen geleistet. Denn Euroskeptiker verstehen sich primär als Verteidiger der guten nationalen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft und dessen Nationalstaat beschreiben sie als wärmer, natürlicher, näher, gerechter, effizienter, friedlicher und demokratischer als das integrierte Europa, welches als ferner, kalter, bürokratischer Superstaat EU dargestellt wird. ; Norway and Switzerland are not member states of the EU, since the majority of the people rejected integration in several referenda. The emotionality and the enormous mobilisation in national debates on integration cannot sufficiently be explained by economic and political reasons, since the majority of the elites are supporting integration. Instead, the main resource of mobilisation for Eurosceptics lies in reactivating deeply rooted descriptions of national self and other. For carving out these collective images, this discourse-analysis compares how the major Eurosceptical actors of Switzerland, the "Action for an Independent and Neutral Switzerland" (AUNS) together with the tightly connected "Swiss People's Party" (SVP), on one hand, and the Norwegian movement "No To EU" (NEI TIL EU), on the other hand, describe their actions as meaningful in their iconography and narrations. In doing so, the study refers to and interprets extensive material from Eurosceptical actors and contributes to the understanding of Eurosceptical self-perception, ways of thinking, rhetoric and virtue system. Here Eurosceptics perceive themselves mainly as defenders of the national community and its nation-state, which are regarded as warm, natural, close, justified, efficient, peaceful and democratic, while Europe is perceived as the cold, distant, bureaucratic superstate EU.
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Norwegen und die Schweiz sind keine EU-Mitgliedstaaten, weil die Bevölkerungen die Integration mehrheitlich in Referenden ablehnte. Die enorme Mobilisierung und Emotionalisierung in den nationalen Integrationsdebatten kann weder durch ökonomische noch durch politische Umstände hinreichend erklärt werden, zumal die Eliten beider Länder mehrheitlich die Integration unterstützen. Die Hauptmobilisierungsressource von Euroskeptikern liegt vielmehr darin, tief verwurzelte nationale Selbst- und Fremdbilder zu reaktivieren. Diese Diskursanalyse beschreibt vergleichend, auf welche Art und Weise die größten euroskeptischen Akteure der Schweiz und Norwegens diesen Rückgriff auf das Nationale in Integrationsdebatten herstellen. Gefragt wird, wie die "Aktion für eine Unabhängige und Neutrale Schweiz" (AUNS) und die eng mit ihr verbundene "Schweizerische Volkspartei" (SVP) einerseits, und die norwegische Bewegung "Nein zur EU" (norwegisch: Nei Til EU) andererseits, ihren Integrationswiderstand mittels nationaler Narrationen und Bildersprachen als sinnvoll darstellen. Hierzu werden umfangreiche euroskeptische Bild- und Textquellen referiert und gedeutet. Damit wird ein Beitrag zur Forschung über das Selbstverständnis, die Denkweise, die Rhetorik und das Tugendsystem anti-integratorischer Bewegungen geleistet. Denn Euroskeptiker verstehen sich primär als Verteidiger der guten nationalen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft und dessen Nationalstaat beschreiben sie als wärmer, natürlicher, näher, gerechter, effizienter, friedlicher und demokratischer als das integrierte Europa, welches als ferner, kalter, bürokratischer Superstaat EU dargestellt wird. ; Norway and Switzerland are not member states of the EU, since the majority of the people rejected integration in several referenda. The emotionality and the enormous mobilisation in national debates on integration cannot sufficiently be explained by economic and political reasons, since the majority of the elites are supporting integration. Instead, the main resource of mobilisation for Eurosceptics lies in reactivating deeply rooted descriptions of national self and other. For carving out these collective images, this discourse-analysis compares how the major Eurosceptical actors of Switzerland, the "Action for an Independent and Neutral Switzerland" (AUNS) together with the tightly connected "Swiss People's Party" (SVP), on one hand, and the Norwegian movement "No To EU" (NEI TIL EU), on the other hand, describe their actions as meaningful in their iconography and narrations. In doing so, the study refers to and interprets extensive material from Eurosceptical actors and contributes to the understanding of Eurosceptical self-perception, ways of thinking, rhetoric and virtue system. Here Eurosceptics perceive themselves mainly as defenders of the national community and its nation-state, which are regarded as warm, natural, close, justified, efficient, peaceful and democratic, while Europe is perceived as the cold, distant, bureaucratic superstate EU.
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In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Band 13, Heft 5-6, S. 36-44
ISSN: 0863-4564
World Affairs Online
In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Band 13, Heft 5/6, S. 36-44
ISSN: 0863-4564
Der Beitrag analysiert und vergleicht die Argumente gegen einen EU-Beitritt im Umfeld von Referenden. Erstaunlicherweise spielte neben ökonomischen Gründen und einer nationalromantischen kollektiven Selbstbeschreibung in beiden Fällen eine sehr kritische öffentliche Meinung zum Demokratiedefizit der EU eine ausschlaggebende Rolle. Die Gegenüberstellung von "undemokratischer Union" und demokratischem Nationalstaat ist die wichtigste ideologische Ressource der Euroskeptiker, denn sie stellt einen starken normativen Begründungszusammenhang her, der zudem auf der berechtigten Kritik am EU-Demokratiedefizit basiert. Die Durchschlagskraft dieses Arguments wird noch dadurch erhöht, dass die kollektiven Selbstbeschreibungen der Norweger und Schweizer auf dem Postulat beruhen, besonders demokratisch zu sein. Anders als etwa in der deutschen Tradition wird das eigene Land als Musterdemokratie eingestuft. Dies führt zum einen zu einem robusten Selbstbewusstsein gegenüber der "undemokratischen Union" und zugleich zu der Vorstellung, die jeweilige demokratische Verfasstheit der Nation und des Nationalstaates enthalte eine "Zauberformel" für das menschliche Zusammenleben. Erst diese normative Sichtweise erklärt, warum Abstimmungen über ein bisschen mehr oder weniger Integration zu massiver Mobilisierung in der Bevölkerung und zu verbissener Verteidigung des Nationalstaates führen. (ICA)
In: Ästhetik & Kommunikation, Band 30, Heft 107, S. 61-66
ISSN: 0341-7212
In: The Baltic Sea Region: Nordic Dimensions - European Perspectives - Band 5
In: Die Ostseeregion: Nördliche Dimensionen - Europäische Perspektiven v.5
HauptbeschreibungGo North! was the programmatic title of an international conference on Baltic Sea Region Studies that took place at Humboldt University of Berlin from April 4-6, 2005. It was hosted by the BalticStudyNet project, which is part of the European Union's Erasmus Mundus programme for the global promotion of European higher education. In order to discuss the past, present and future of Baltic Sea Region Studies, the Berlin conference brought together about fifty government representatives and scholars from all Baltic Sea Region countries, including Russia, as well as from the United