Die Autorin betont den Zusammenhang zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem und kennzeichnet Bildung als notwendige, wenn auch keineswegs als hinreichende Voraussetzung für Erfolge im Beschäftigtensystem. Sie geht im Beitrag auf die Brechung des Zusammenhangs zwischen Bildungs- und Arbeitsmarkt durch die hierarchische Organisation des Geschlechterverhältnisses ein. Es existiert eine geschlechtstypische Arbeitsteilung sowohl in Ehe und Familie als auch in Arbeit, Beruf, Politik und Macht. (DIPF/Sch.)
Verlagsinfo: Im Schulerfolg haben die Mädchen die Jungen längst ein- oder gar überholt. Läßt sich deshalb sagen, daß beide Geschlechter von der Schule in gleicher Weise gestützt, gefördert und in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden? Die Autorin geht dieser Frage in einer Studie nach, die sich mit der Entwicklung von Selbstvertrauen bei 10- bis 16jährigen Schülerinnen und Schülern befaßt und die Ergebnisse einer eigenen Längsschnitt-Untersuchung bei 1.600 hessischen Schülerinnen und Schülern an Gesamtschulen präsentiert. Diese bisher umfassendste Untersuchung zur geschlechtsspezifischen Sozialisation in bundesdeutschen Schulen macht deutlich, welch diffizile Sozialisationsmechanismen sich hinter der Fassade formaler Gleichheit verbergen. Sie zeigt, wie sehr die Mädchen - trotz guter Schulerfolge - in der Ausbildung eines positiven Selbstbildes behindert werden und wie stark gerade sie von der personalen Zuwendung ihrer LehrerInnen abhängig sind. Welche Folgerungen aus diesen Ergebnissen für Schule und Unterricht zu ziehen sind, wird abschließend diskutiert.
Der Beitrag untersucht die Prozesse von Kompetenzerwerb und Identitätsentwicklung von Mädchen und Jungen in der Institution Schule. Untersucht wird die Zeit der Adoleszenz, die in der Biographie der Schüler das Ende der Kindheit und den Übergang zum Jugendalter markiert. Nach Aussagen der Autorin erleben Mädchen die Phase der Frühadoleszenz früher und anders als Jungen. Für Jungen ist Kompetenzerwerb im Bereich Technik problemlos in ihre sozialen Interaktionsbeziehungen und in die Ausbildung der eigenen Geschlechtsidentität zu integrieren, während dies für Mädchen eher gebrochen und gegen Widerstände möglich ist. Das Lehrangebot schulischer Bildung in technisch- naturwissenschaftlichen Fächern müsse geschlechtsspezifisch unterschiedliche Zugangsweisen berücksichtigen und das herrschende Technikverständnis in seiner Verkürzung aufbrechen. (pka)
Diese Replik auf den Beitrag von Volker Hagemeister im selben Heft stimmt mit dessen "Kritik des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts durchaus überein und ist ebenfalls weit davon entfernt, die schulische Koedukation abschaffen zu wollen. Sie hält dem Autor aber vor, daß er wichtige Ergebnisse der geschlechtsspezifischen Sozialisationsforschung nicht zur Kenntnis genommen habe und seine Argumentation teilweise durch diskriminierende Vorurteile über das weibliche Lern- und Leistungsverhalten gekennzeichnet sei." (IAB2)