Long description: Welche Rolle spielen Flüchtlingsgemeinschaften bei der Finanzierung von Bürgerkriegen? Am Beispiel der Bürgerkriege in Eritrea und Sri Lanka untersucht Katrin Radtke das transnationale Beziehungsgeflecht zwischen den bewaffneten Gruppen und den Flüchtlingen in der Diaspora. Auf der Grundlage mehrmonatiger Feldforschungsaufenthalte in beiden Konfliktländern beschreibt sie, mit welchen Strategien die Flüchtlinge moralisch unter Druck gesetzt werden. Eine ursprünglich freiwillige Gabe wird so zu einer Pflichtabgabe für den bewaffneten Kampf.
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"Nimmt gegenwärtig die Solidarität mit Menschen in weit entfernten Ländern zu? Entwickelt sich ein globales Verantwortungsgefühl? Diese Fragen sind umstritten. Eine Untersuchung des Spendenaufkommens für die Not- und Entwicklungshilfe gibt Hinweise auf die positive Beantwortung dieser Frage." (Autorenreferat)
Die Zukunft der Solidarität wird immer wieder in der Zerfallsperspektive thematisiert. Wenn Solidarität "nationale Solidarität" meint, so kann es mit dem behaupteten Niedergang des Nationalstaats auch durchaus zur Schwächung bestimmter solidarischer Verhaltensweisen kommen. Doch Solidarität existiert in vielen verschiedenen Formen und findet in unterschiedlichen Bezugsrahmen statt. Solidarität hört nicht notwendigerweise an nationalstaatlichen Grenzen auf. Eine gewisse Konjunktur erlebte daher in den letzten Jahren der Begriff der "transnationalen Solidarität". Findet Solidarität zunehmend jenseits des Nationalstaats statt? Diese Frage wird so vielfältig wie kontrovers in den verschiedensten Disziplinen diskutiert. In den Internationalen Beziehungen erhält sie ihre Bedeutung insbesondere im Rahmen der Diskussion um die Entstehung einer normativ gehaltvollen politischen Ordnung jenseits des Nationalstaats. Empirische Studien, die sich mit dem Trend zu transnationaler Solidarität beschäftigen, liegen bisher jedoch so gut wie gar nicht vor. Das vorliegende Papier untersucht den behaupteten Trend zu transnationaler Solidarität exemplarisch am Beispiel der Spenden für die Nothilfe und Entwicklungshilfe. In den Blick gerückt werden neben dem relativen Anteil der Spenden für die Not- und Entwicklungshilfe auch die Spendeneinnahmen von ausgewählten Organisationen in diesem Bereich. Als vorläufiges Ergebnis der Analyse lässt sich zwar ein Trend zu transnationaler Solidarität ausmachen. Dieser Trend ist allerdings durch tiefe Brüche gekennzeichnet, die einer weiteren Erklärung bedürfen. ; Protagonists in the social sciences as well as in politics repeatedly broach the issue of the future of solidarity from the perspective of decay. If solidarity means "national solidarity", it is well possible that the claimed decline of the nation-state leads to a weakening of certain solidarity attitudes. But solidarity exists in a variety of different forms and takes place in many different contexts. Solidarity does not necessarily stop at the borders of the nation-state. This is why the term "transnational solidarity" in recent years has been ascribed increasing significance. Does solidarity increasingly take place beyond the nationstate? Researchers especially in sociology and social anthropology have discussed this question multifariously and controversially. For the discipline of International Relations this discussion gains importance particularly in the context of the debate surrounding the development of a political order beyond the nation-state, on the normative substantive meaning of that term. Yet, empirical studies dealing with the alleged increase in transnational solidarity have been rare up to now. This paper analyzes exemplarily the supposed increase in transnational solidarity using the case of voluntary giving in Germany for humanitarian crisis in distant countries. I consider as indicators for transnational solidarity the relative proportion of donations for humanitarian and development aid as well as the income from donations by a subset of organizations active in this area. The exploratory analysis supports the claim that transnational solidarity has indeed increased. However deep fractures characterize this trend and call for further explanation.
"Sri Lanka ist ein kleiner Inselstaat mit etwa 19,5 Millionen Einwohnern. Seit 1983 wird das Land vor der Ostküste Indiens von einem blutigen Bürgerkrieg erschüttert, der sich entlang ethnischer Konfliktlinien formiert und im Wesentlichen zwischen der srilankischen Armee und der tamilischen Befreiungsbewegung 'Liberation Tigers of Tamil Eelam' (LTTE) ausgetragen wird. Obwohl die LTTE der srilankischen Armee zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen ist, konnte die Organisation im Laufe ihres Bestehens immer wieder große Erfolge erringen. Sie gilt weltweit als eine der waffentechnologisch am besten ausgerüsteten bewaffneten Gruppen. In dem Beitrag werden die Bedingungen der materiellen Reproduktion der LTTE in Beziehung zu politischen und sozialen Aspekten der Gewaltordnung gesetzt. Nach einem kurzen Abriss der historischen Entwicklung des Konflikts wird ein Überblick über Zusammensetzung, Organisation und soziale Einbettung der Gewaltformation und über ihre materielle Reproduktion vermittelt. Im Fazit werden die Verknüpfungen und Wechselbeziehungen zwischen den ökonomischen, politischen und sozialen Aspekten der Gewaltordnung akzentuiert und in ihrem internationalen Kontext betrachtet." (Autorenreferat)
Der Verwicklung von Diaspora-Gemeinden in Bürgerkriege gilt in den Politik- und Sozialwissenschaften zunehmendes Interesse. Untersuchungen über "neue Kriege" und die politische Ökonomie des Krieges zeigen, wie Diaspora-Gemeinden als Ressourcen für bewaffnete Gruppen fungieren und so die Dauer von Bürgerkriegen verlängern. Die innere Dynamik der Beziehungen zwischen den Diaspora-Gemeinden und den entsprechenden bewaffneten Gruppen wird jedoch meist nicht behandelt. Dieser Beitrag untersucht am Beispiel der eritreischen Gemeinschaft in Frankfurt a. M. und der tamilischen Diaspora in Toronto, wie bewaffnete Gruppen finanzielle Verbindungen zur Diaspora knüpfen. Beide Beispiele zeigen, dass bewaffnete Gruppen Einnahmen aus Spenden, Steuern und Unternehmenstätigkeit nur dann generieren können, wenn sie eine Verbindung zur "moral economy" der Diaspora herstellen können. Diese "moral economy" besteht aus einem ausgeklügelten System von Gaben und Verpflichtungen. Sie dient dazu, die Folgen der Unsicherheit im Exil zu mildern. In vielen Fällen wirkt sie über Staatsgrenzen hinweg. Typischerweise pflegen Diaspora-Angehörige Kontakte mit Personen oder Gruppen mit demselben Hintergrund im Aufnahmeland, im Herkunftsland und in anderen Aufnahmeländern. Wenn eine bewaffnete Gruppe nicht an die "moral economy" der Diaspora anknüpfen kann, wird Erpressung zur einzig möglichen Geldquelle. (ICEÜbers)
In: Publications from the Research Unit Transnational Conflicts and International Institutions, Research Area Civil Society, Conflict and Democracy, Social Science Research Center Berlin SP IV 2007-304
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Abteilung Transnationale Konflikte und Internationale Institutionen, Band 2007-304
"Die Zukunft der Solidarität wird immer wieder in der Zerfallsperspektive thematisiert. Wenn Solidarität 'nationale Solidarität' meint, so kann es mit dem behaupteten Niedergang des Nationalstaats auch durchaus zur Schwächung bestimmter solidarischer Verhaltensweisen kommen. Doch Solidarität existiert in vielen verschiedenen Formen und findet in unterschiedlichen Bezugsrahmen statt. Solidarität hört nicht notwendigerweise an nationalstaatlichen Grenzen auf. Eine gewisse Konjunktur erlebte daher in den letzten Jahren der Begriff der 'transnationalen Solidarität'. Findet Solidarität zunehmend jenseits des Nationalstaats statt? Diese Frage wird so vielfältig wie kontrovers in den verschiedensten Disziplinen diskutiert. In den Internationalen Beziehungen erhält sie ihre Bedeutung insbesondere im Rahmen der Diskussion um die Entstehung einer normativ gehaltvollen politischen Ordnung jenseits des Nationalstaats. Empirische Studien, die sich mit dem Trend zu transnationaler Solidarität beschäftigen, liegen bisher jedoch so gut wie gar nicht vor. Das vorliegende Papier untersucht den behaupteten Trend zu transnationaler Solidarität exemplarisch am Beispiel der Spenden für die Nothilfe und Entwicklungshilfe. In den Blick gerückt werden neben dem relativen Anteil der Spenden für die Not- und Entwicklungshilfe auch die Spendeneinnahmen von ausgewählten Organisationen in diesem Bereich. Als vorläufiges Ergebnis der Analyse lässt sich zwar ein Trend zu transnationaler Solidarität ausmachen. Dieser Trend ist allerdings durch tiefe Brüche gekennzeichnet, die einer weiteren Erklärung bedürfen." (Autorenreferat)
This article develops a theoretical-conceptual perspective on the institutional dynamics which began with the creation of international institutions following the Second World War & which may lead to the establishment of a new, normatively significant political order beyond the nation-state. Based upon a diagnosis of the successes & failures of post-World-War institutions, we develop two core hypotheses (including the relevant causal mechanisms) which ascribe central importance to the unintended effects of political intervention. Our first claim is that shifting governance & governing to international institutions results unintentionally in the gradual supra- & transnationalization of politics & policies. Our second claim is that, over time, increased intervention along with the growing significance of trans- & supranational institutions will result in societies becoming more politicized which, in turn, will lead to problems of legitimacy for forms of governance beyond nation-states. Tables, Figures, References. Adapted from the source document.