Pilotstudie der Universität Hannover. Forschungsobjekte sind die technischen Facharbeiter und Angestellten der Auto-, Maschinenbau- und IT-Branchen, die sich (zumeist) durch ein hohes Berufsethos auszeichnen und nun in Konflikt mit der zunehmenden Kapitalverwertung stehen. In Bewegung geraten sind soziale Milieus und Berufsfelder, auch Rolle und Akzeptanz von Gewerkschaften. Privilegien schwinden und die Unsicherheit wächst. Die Auswertung der empirischen Ergebnisse führt zu neuen Typenprofilen, die sich den neuen betrieblichen Bedingungen anpassen müssen. Dafür werden Strategien erarbeitet, die die Statusveränderungen der verschiedenen Arbeitnehmergruppen ins Positive wenden und so Motivation, Solidarität und Kompetenzen erhalten sollen; besonders betroffen ist der Typus der "gebremsten technischen Experten" (Ingenieure und Techniker). Eine materialreiche Untersuchung, die zum Einen Bedeutung wegen ihres soziologisch-methodischen Teils hat, wegen der Aussagen der Betroffenen und die realistische Beschreibung von Umstrukturierungen aber auch von großem Interesse für Arbeitnehmer ist. (3)
"Der Autor greift in seinem Beitrag die Überlegungen Kaufmans auf, indem er zwei umkämpfte Demokratiekonzepte gegenüberstellt, die im gegensätzlichen Begriffspaar von partizipatorischer und gelenkter Demokratie zum Ausdruck kommen. In einer sozial- und demokratiegeschichtlichen Betrachtung diskutiert er, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen sich jeweils eine dieser Richtungen durchsetzen konnte bzw. wieder zurückgedrängt wurde. Der Autor zeichnet zunächst die Entwicklung der in den 1960er Jahren neu aufkommenden sozialen und partizipatorischen Bewegungen nach und stellt dabei die besondere Bedeutung der von Arnold S. Kaufman in der Tradition von Deweys pragmatistischer Philosophie verfassten Schrift zur 'participatory democracy' heraus. Dieses Konzept ist in den aktuell wiederauflebenden Demokratiebewegungen präsent und stellt ein Gegenmodell dar zu einer von Oligarchien dominierten und autokratisch gelenkten Form der repräsentativen Demokratie ('guided democracy'). Kennzeichnend ist, dass Demokratie aus dieser Perspektive als soziale Praxis verstanden wird, die an der Alltagserfahrung der sozialen Akteure ansetzt. Gesellschaftliche und politische Partizipation stellen dann eine Möglichkeit dar, ein demokratisches Zusammenleben durch die Übernahme von Verantwortung für das Allgemeinwohl zu erlernen und die persönlichen Fähigkeiten dabei zur Entfaltung zu bringen. Der Autor arbeitet in seinem Beitrag unter Zugrundelegung von Bourdieus Ansatz des sozialen Raums und der sozialen Felder schließlich einen Zusammenhang heraus zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Faktoren, die in spezifisch historischen Konstellationen international eine Ablösung konservativ-autoritärer Regime ermöglicht haben. Zu diesen Faktoren rechnet er zum einen sozialstrukturelle Verschiebungen in der Berufsstruktur mit Tendenz zur Höherqualifizierung, zum anderen die emanzipative Modernisierung sozialer Milieus und ihrer Alltagskulturen sowie deren gewachsene Potenziale der Selbst- und Mitbestimmung. Zu Zeiten sozial-liberaler Vorherrschaft waren hier Koalitionen zwischen Alltagsmilieus, partizipatorischen Bewegungen und politisch führenden Fraktionen möglich, die eine Öffnung der Politik für mehr Partizipation und direkte Demokratie zur Folge hatten. Diese wurden seit den 1980er Jahren durch konservativ-neoliberale Gegenbewegungen wieder zurückgedrängt. Die herrschenden politischen Fraktionen werden jedoch aufgrund von nicht aufgelösten Konflikten und Widersprüchen, wie die der nicht erfüllten Gerechtigkeits- und Nachhaltigkeitsvorstellungen, der sozialen Schieflagen und verweigerten partizipatorischen Teilhabe, von den aktuell wieder auflebenden Demokratiebewegungen international neuerlich herausgefordert." (Textauszug)
Der Beitrag betrachtet die heutige Stagnationskrise und vertritt dabei die These, dass diese und mögliche Auswege aus ihr immer noch mit dem zentralen Theorem von Marx untersucht werden: dem Theorem des Widerspruchs zwischen den Produktivkräften einerseits und ihrer institutionellen Organisationsform, den Produktionsverhältnissen. Demnach bringt die kapitalistische Gesellschaft nicht nur die Probleme hervor, sondern auch die Potenziale und Ansätze ihrer Lösung. Ein solches Vorgehen setzt jedoch eine undogmatische Lesart von Marx voraus. Der Beitrag geht zunächst auf die Große Depression der 1930er Jahre ein, wendet sich anschließend Marx zu und stellt daran anschließend dar, wie sich besonders in den letzten Jahrzehnten die sozialen Milieus nicht zuletzt auch der arbeitenden Klassen durch eine erhebliche Weiterentwicklung und Differenzierung verändert haben. Gleichzeitig werden sie durch einen einschneidenden Umbau des Sozialstaates herausgefordert. In der Gesellschaft wachsen die Kompetenzen und Autonomiebestrebungen vor allem der jüngeren Milieuteile. Dem steht, als Folge des neoliberalen "Pfadwechsels" der Politik, eine von oben kommende Verschärfung der gesellschaftlichen Kontrollmechanismen und der Unsicherheit sozialer Lagen gegenüber. Der Beitrag stellt diese beiden gegenläufigen Veränderungen auf empirischer Grundlage dar und fragt dann, welche Interessengruppen und internationalen ökonomischen Bedingungen den Wechsel zur neoliberalen Deregulierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik herbeigeführt haben. Schließlich entwickelt der Autor, wie sich die wachsende Unzufriedenheit mit den Volksparteien, die den Abbau des Wohlfahrtsstaates zu verantworten haben, mit einer neuen internationalen Konstellation trifft, in der es immer schwieriger wird, die neoliberale Politik wie bisher fortzusetzen. (ICB2)
Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwiefern "klassenlosen" Ideale nur Ansprüche waren oder doch die Praxis der "alternativen" oder "neuen" sozialen Bewegungen real geprägt und repräsentiert haben. Bedeuteten sie das Ende der früheren Unterschiede von Klassenkulturen und Klassenpolitik? Oder wiederholten sie nur das bekannte Verhalten aller sozialen Bewegungen, sich anfangs zu universalistischen Idealen im Interesse aller Menschen zu bekennen und diese dann später doch zur Verklärung des Aufstiegs einer neuen Generation von "Führern" zu verwenden? Oder waren sie beides - ein Impuls für weniger Ungleichheit, der sich später aber selbst erschöpfte und blockierte? Diesen Fragen wird schrittweise nachgegangen. Einleitend wird das Scheitern der herkömmlichen Klassen- und Schichtungstheorien dargestellt, die mit ihren unterkomplexen Schemata den komplexen Strukturwandel der hoch entwickelten Gesellschaften nach 1945 nicht mehr erfassen konnten, sodass neue Theorien zu der Frage gefunden werden mussten, wie der ökonomische mit dem kulturellen und dem politischen Wandel zusammenhing. Anschließend werden eigene Forschungen zur sozialen Zusammensetzung und zum Wandel der neuen Milieus im Überblick vorgestellt. Sie gehen davon aus, dass die Entstehung und Entwicklung der neuen sozialen Milieus ein Ausdruck des Wandels der Klassengesellschaft als ganzer und ohne diesen nicht zu verstehen ist. (ICF2)