"Der Einsatz von Computertechnologien wird häufig unter der Fragestellung diskutiert, ob es im Zuge einer technischen Integration auch zu einer Re-Integration vormals geteilter Arbeiten kommt. Das Zwischenfazit aus einem laufenden Forschungsvorhaben zum Einsatz von CAD und CAP in den technischen Büros des Maschinenbaus lautet, daß die Vielfalt an spezialisierten - allerdings auch qualifizierten - Tätigkeiten eher noch zunimmt. Auch auf längere Sicht kann keine Rede davon sein, daß sich die klassische Aufteilung produktionsvorbereitender Tätigkeiten auf Konstruktion und Arbeitsplanung entscheidend verändert." (Autorenreferat)
"In den wissenschaftlichen und politischen Debatten wird das Spannungsverhältnis von Innovation und Mitbestimmung kontrovers diskutiert. Der Beitrag zeigt auf der Basis von empirischen Befunden eines explorativ-qualitativen Forschungsprojektes, dass und wie Mitbestimmung durch Absicherung von Innovationsressourcen auf dem Wege informeller Vereinbarungen und ausgehandelter Regelungen zur Sicherung und Gestaltung von Produktinnovationen beitragen kann. Dargestellt werden anhand von vier Fallstudien aus der Chemie- und Pharmaindustrie und des Maschinen- und Anlagenbaus unterschiedliche Konstellationen und Politikstile und daraus resultierende Varianten 'mitbestimmter Innovation' zwischen Sicherung und Gestaltung. Unterschieden wird zwischen einem begleitend absichernden Politiktypus von Mitbestimmung und einem proaktiven gestaltenden Politiktypus, der Regelungen zur Innovation in Aushandlungsprozessen mit dem Management erzielen kann. Damit arbeitet der Beitrag arbeitet letztlich Bedingungen und Grenzen von mitbestimmten Innovationsspielregeln heraus." (Autorenreferat)
How are work and knowledge organized in high-skill services? This question is widely debated as these work-arrangements are often presented as precursors of a future reconciliation of flexibility and self-determination. After introducing some of the most important concepts, the focus will be directed towards the Internet-Industry, which has been perceived as an especially innovative part of the (German) labor market since the mid-1990s. It will be argued that this new industry has been constituted at the core of Internet-services, displaying a distinctive structure of (usually small) firms with rather clear-cut portfolios and job-profiles. Drawing upon 12 case-studies in German Internet-companies, we will discuss the nature and development of interdisciplinary project-work as well as the (changing) significance of flexible employment-relationships, flat hierarchies and indirect methods of control. Emerging is a picture of young companies, in which expectations of creative tasks and egalitarian work-structures are widespread among management and employees alike. They are, however, increasingly confronted with the need to rely upon routine work, stable employment, formal hierarchical structures and direct control under the conditions of consolidation after 2001. This makes the Internet-companies of our sample appear as rather typical small- and medium-sized enterprises, shaped by the German institutional framework of work-organization as well as by the front-line character of service work, although the (often frustrated) ideals of self-determination may prove to be a source of future innovation.
Mit ihrem Buch Capital as Power (2009) haben Jonathan Nitzan und Shimshon Bichler eine radikale Alternative zu neoklassischen und marxistischen Wirtschaftstheorien vorgelegt. "Kapital" begreifen sie im Rahmen ihres neuen Ansatzes nicht im engeren Sinn als ökonomische Größe, die - wie in der Neoklassik - in Nutzen-Einheiten oder - wie in der marxistischen Werttheorie - in abstrakter Arbeit gemessen werden kann, sondern als symbolische Quantifizierung gesellschaftlicher Macht. Diese Konzeption verspricht nicht nur, einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der aktuellen Krisenentwicklungen der Weltwirtschaft zu liefern, sondern sie hat auch interessante Berührungspunkte zum Konzept der imaginären Institution bei Cornelius Castoriadis. Der diesjährige VSFA-Workshop soll die Möglichkeit bieten, den Ansatz von Nitzan und Bichler kennenzulernen, über seine kapitalismus - und krisentheoretischen Implikationen nachzudenken sowie nach den Verbindungen zum Denken von Castoriadis zu fragen.
"Systemische Rationalisierung" im Industriebetrieb zielt auf mehr als "nur" die unmittelbare Produktion, worunter zusätzlich zur Fertigung und Montage zumindest noch die ihnen vorgelagerten Bereiche Entwicklung und Konstruktion sowie die Arbeitsvorbereitung zu zählen sind. Die vorliegende Untersuchung zeigt, daß und wie der Computereinsatz in den Technischen Büros selbst ein wesentlicher Ansatzpunkt systemischer Rationalisierung ist. Die Darstellung beginnt mit einer historischen Skizze der Entstehung technischer Angestelltenarbeit im Maschinenbau und der Erläuterung ihrer wesentlichen Funktionen. Es folgt eine exemplarische Beschreibung zentraler Tätigkeitstypen technischer Angestelltenarbeit im Zusammenhang mit den Rationalisierungsfolgen, die CAD- bzw. CAP-Einsatz für diese Arbeit mit sich bringen. Abschließend wird expliziert, was es heißt, die Computerisierung technisch-geistiger Arbeit als "Rationalisierung der Informationsform" zu bestimmen. (pmb)