Die Dokumentation des V. Kolloquiums des Arbeitskreises FRIEDEN in Forschung und Lehre an Fachhochschulen geht auf interdisziplinärer Grundlage in unterschiedlichen Lösungsvarianten auf richtungsweisende friedenswissenschaftliche und friedensdidaktische Fragen ein, denen eine besondere Ausbildungsrelevanz zufallen kann. Vortrags- und Diskussionsschwerpunkte sind: Ökologie und Frieden - Ökonomie und Frieden - Kommunale (Un)Friedensstrukturen und Partizipationsprozesse - Deutsch-deutsche Geschichte und Frieden. Enthalten sind 24 Einzelbeiträge. (PHF/teilw. übern.)
Die Grenzenlosigkeit der Aufgaben angesichts von Zeitdruck und geringen Mitteln kennzeichnet heute das Dilemma der Friedensbewegung. Gleichzeitig nimmt der Stellenwert von Nicht-Regierungsorganisationen in der internationalen Politik zu. Internationale Organisationen erwarten eine Mitarbeit von Nicht-Regierungsorganisationen bei der internationalen Konfliktbewältigung, bei der Bereitstellung von Expertisen im Bereich der Abrüstung sowie bei der Aufklärung der Öffentlichkeit ("Friedensarbeit"). Angesichts der proklamierten Ansprüche ist die tatsächliche friedenspolitische Gestaltungskraft der zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bewegungen jedoch noch gering. Das Eingeständnis der Staaten, bei der Bewältigung des internationalen Konfliktgeschehens auf zivilgesellschaftliche Kräfte angewiesen zu sein, rüttelt an den ideologischen Grundmauern des neuzeitlichen Staates. Friedenspolitisch aktive Nicht-Regierungsorganisationen können eine Rolle als mediatisierende Institutionen bei der weiteren Zivilisierung von Staaten und Gesellschaften spielen. (ICE2)
Ethnopolitische Bewegungen und Konflikte in Osteuropa sind Ausdruck eines massiven Entwicklungsschubs und einer brisanten Neuverteilung von Lebens- und Partizipationschancen. In allen nachkommunistischen Ländern gibt es mittlerweile zivilgesellschaftliche Bewegungen. Friedenspolitische Aktivitäten von Nicht-Regierungsorganisationen können sich sowohl auf die Begrenzung von Konflikten als auch auf die Stärkung von Konfliktfähigkeit beziehen. In Bezug auf die Friedensarbeit ziviler Akteure ist es wichtig, vier Konfliktphasen zu unterscheiden: (1) die Phase der Konfliktlatenz und -unterdrückung, (2) die Phase gewaltfreier bis gewaltarmer Konfliktartikulation, (3) die Phase der organisierten Gewaltanwendung sowie (4) die Phase der Nachkriegs-Konfliktbearbeitung. Die unterschiedlichen Akteurtypen in Konflikten (parteiliche, halb- und unparteiliche Akteure) haben in dem so beschriebenen Konfliktverlauf in jeder Phase jeweils unterschiedliche Rollen und Aufgaben. (ICE2)
Der sich nach 1800 vollziehende Strukturwandel des Pazifismus rührte von der Änderung der Kriegführung, der mit der industriellen Revolution verbundenen Hoffnung auf weitreichenden Wohlstand, den neuen Konzepten der Wirtschaftswissenschaften, der Entstehung einer Philanthropiebewegung, dem zunehmenden Selbstbewußtsein des Bürgertums und den Fortschritten des Völkerrechts her. Die Genfer Elite nahm an der Gründung der Gesellschaft 1830 - der ersten ihrer Art in Europa - keinen Anteil, die internationale Reaktion war dagegen positiv. An Aktivitäten sind Wettbewerbe und eine Zeitschrift zu nennen; die Gesellschaft übte vor allem eine Sammelbeckenfunktion aus. Ein allgemeiner Ideenaustausch fand in einem internationalen Netzwerk statt. Von Anfang an dominierte der Präsident Sellon, mit seinem Tod schliefen die Aktivitäten ein. Durch die Aktivitäten der Gesellschaft kam die Friedensbewegung in Europa überhaupt erst in Fluß. Die auch von ihr angeregten Kongresse verhalfen dem Pazifismus zu einer bedeutenden öffentlichen Resonanz. Auch die Berufung Genfs zur Stadt der internationalen Zusammenarbeit wird auf ihre Tätigkeit zurückgeführt. (BE)