Die Macht des magischen Denkens: zur Phantasie-Ideologie von Faschismus und Terrorismus
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 62, Heft 8, S. 647-657
Abstract
Die vorherrschende Deutung der Terroranschläge des 11. September 2001 als einer Kriegshandlung beruht nach Meinung des Autors auf der Annahme, dass eine Gewalttat von dieser Größenordnung nur darauf gerichtet sein konnte, ein politisches Ziel zu verfolgen. Dahinter steht die Gestalt Clausewitz' und dessen berühmte Definition des Krieges als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Ist dies aber das richtige Modell für ein Verständnis des 11. September? Der Autor stellt in seinem Beitrag eine Argumentation vor, die von einer Bemerkung des Komponisten Karlheinz Stockhausen über den 11. September stammt, nämlich seinem vielzitierten Kommentar, es handle sich dabei um "das größte Kunstwerk, was es überhaupt gibt". Trotz des problematischen Nihilismus, der Stockhausens ästhetischem Urteil zugrunde liegt, enthält es nach Ansicht des Autors eine wichtige Einsicht und kommt einer Beurteilung des 11. September näher als die konkurrierende Interpretation nach dem Modell eines Clausewitz'schen Krieges. Denn Stockhausen hatte eine wichtige Wahrheit erfasst: Der 11. September war die Realinszenierung einer Phantasievorstellung. Der Autor diskutiert vor diesem Hintergrund die Phantasie-Ideologie von Faschismus und Terrorismus sowie die Macht des magischen Denkens. Die Zerstörung der Symbole amerikanischer Macht am 11. September war nach seiner Interpretation eine "spektakuläre Theateraufführung" und geschah in einem "bombastischen Spektakel, worin die Kollektivphantasie des radikalen Islam anschaulich verkörpert wurde". (ICI2)
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Deutsch
ISSN: 2510-4179
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