Linguistic Awareness of Cultures: Grundlagen eines Trainingsmoduls
In: Studien zur internationalen Unternehmenskommunikation, S. 20-51
14 Ergebnisse
Sortierung:
In: Studien zur internationalen Unternehmenskommunikation, S. 20-51
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 110-113
In: Sprachstruktur - Sozialstruktur: zur linguistischen Theorienbildung, S. 98-113
In soziologischer Perspektive gewinnt das Problem der Konstitution sprachlicher Bedeutungen ein zweifaches Interesse. Einerseits ist sicher, dass sprachliche Bedeutungen in Handlungsprozessen festgelegt, bestätigt und interpretiert werden - wenn auch teilweise unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle normaler tagtäglicher Handlungen, mit denen sich gewöhnlich die Soziologie beschäftigt. Andererseits werden durch sprachliche Bedeutungen Wissensbestände festgelegt, gespeichert, verändert, und diese wiederum bestimmen die Figurierung von Handlungen, die Selbst- und Fremddefinitionen von sozialen Einheiten und die Festlegungen der Beziehungen zwischen sozialen Einheiten, d. h. die Institutionalisierung der normativen Komponente der Sozialstruktur. Der vorliegende Beitrag untersucht die Konstitution sprachlicher Bedeutung in Interaktionszusammenhängen, geht zunächst von zwei evolutionstheoretischen Annahmen aus und erläutert die Folgerungen, die sich daraus ergeben. In Kapitel drei wird die Konstitution sprachlicher Bedeutungen durch Basisakte und Basisregeln analysiert. Abschließend widmet sich der Autor der Konstitution sozialer Wirklichkeit durch sprachliche Bedeutungen. Es wird deutlich, dass die Erfassung von Macht- und Herrschaftsphänomenen sowie von handlungsheteronomen Systembedingungen mit Hilfe des Instrumentariums der sozialwissenschaftlichen Sprach- und Bedeutungsanalyse durchaus chancenreich angehbar ist. Eingemünzt werden kann die Chance aber nur im Rahmen strikt situationsbezogener Analysen, und zwar mit dem analytischen Werkzeug des angedeuteten Arsenals von Basisregeln und Kernmarkierern. (ICD2)
In: Neue Methoden der Analyse historischer Daten, S. 317-362
Der vorliegende Beitrag thematisiert das "Verstehensproblem" in der Geschichtswissenschaft, das der Autor durch eine formale und computergestützte Methode historiographisch-linguistischer Texterschließung angeht. In seinem Verfahren werden die Entscheidungen bei der Textbewertung bilanziert und ein Interpetationsergebnis berechnet. Die Formalisierung des Verstehensprozesses zielt darauf, "Kriterien geisteswissenschaflicher Wissenschaftlichkeit" anzuwenden, durch die individuengebundene Entscheidungen auf dem Weg zum Interpretationsergebnis und das Ergebnis selbst explizit dargestellt und für andere Experten intersubjektiv nachvollziehbar werden. (pmb)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1990-1999
"Seit mehr als einem Jahrzehnt lässt sich in einigen allgemeinen Gesellschafts- und Sozialtheorien und besonders in der Techniksoziologie ein zunehmendes Interesse an der Materialität der Dinge beobachten: neben dem menschlichen Körper sind dabei vor allem Artefakte vom Rand ins Zentrum der Erklärungsmodelle gerückt und werden dort - wie etwa in dem Konzept der verteilten Handlungsträgerschaft - nach ihren besonderen Beitrag zur Genese, Reproduktion und Transformation sozialer Zusammenhänge befragt. Maßgebliche Initiatoren und Träger dieser Bewegung sind vor allem eine spezifische Variante der Kulturtheorien: die so genannten Praxistheorien sowie die an die Philosophie des Pragmatismus anschließenden Sozialtheorien. Die von diesen Theorien betriebene Verschiebung des Erkenntnisinteresses und die Rekonfiguration elementarer Kategorien (z.B. Materialität, Wissen, Akteure, Artefakte) stellt die qualitative Sozialforschung vor neue Herausforderungen. Bislang hatte man sich hier vor allem auf den methodischen Zugang zu Sprache und Texten konzentriert und erst in der jüngsten Vergangenheit wurden einige sozialwissenschaftliche Analysen von Filmen und Bildern unternommen. Der methodische Zugriff der Sozialwissenschaften auf die Materialiät von Artefakten erscheint im Vergleich zu Diskursen und Medien noch schwieriger: entsprechende Instrumente und Verfahren sind unterrepräsentiert und kaum vorhanden. Der Beitrag unternimmt einen Blick über den Tellerrand der Soziologie hinaus auf die methodischen Zugänge zu nichtsprachlichen Quellen einiger benachbarter Disziplinen: Ethnologie und europäische Volkskunde, Cultural Studies und Anthropologie, Geschichtswissenschaften und Archäologie, Medienwissenschaften und Semiotik: sie alle haben auch mit Forschungsmaterial zu tun, dass nicht sprachlich vorliegt, sondern Dinge - Versammlungen von Material. Kann sich qualitative Forschung in der Soziologie von deren Methoden anregen lassen? Nach einer knappen Skizzierung des methodischen Repertoires der genannten Disziplinen soll abschließend die Frage nach ihrer Relevanz für die empirische Sozialforschung der Soziologie diskutiert werden." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 1814-1821
"Mit dem 'linguistic turn' in Soziologie und Ethnologie entsteht zugleich die Frage, ob über Materielles noch angemessen geredet werden kann. Dieser Zweifel trifft vor allem die - kultursoziologisch besonders fruchtbare - 'poststrukturalistische' Variante, der das Konzept des arbiträren Signifikanten als Metapher dient, um die Eigenständigkeit kultureller Muster zu erfassen. Befürchtet wird eine Neigung zu Textualismus oder Idealismus, die den 'cultural turn' überdreht. Diese Problemdiagnose trifft die Sache aber nur halb: Tatsächlich spielen Verweise auf materielle Strukturen in der an Lévi-Strauss anknüpfenden Soziologie eine zentrale Rolle; nur erscheint diese Materialität typischerweise nicht als Dimension des Kulturellen selbst (als Materialität der Kultur), sondern als etwas Externes, das dem Kulturellen entweder fremd gegenübersteht (als 'Wirklichkeit') oder es determiniert (etwa: als eine materielle Struktur sozialer Ungleichheit, die als Basis eines Überbaus wirkt). In beiden Varianten führt dies zu einer Beschränkung der Kulturanalyse auf Ideologiekritik; die Hoffnung, mit der Aufwertung des Sprachlichen zugleich einen 'cultural turn' zu vollziehen, erfüllt sich damit nur recht unvollständig. Der systematische Grund dieser Beschränkung liegt in der linguistischen Leitmetapher: Da als Bild für das Verhältnis von kulturellen Musternund sozialer Welt das rein arbiträre Verhältnis von Lautbild und Bedeutung eines Buchstabenzeichens dient, erscheint Kultur rasch als etwas, das zu 'den Sachen' in einem vollkommen äußerlichen Verhältnis steht; die Isolierung eines strikt Arbiträren ruft nach der Benennung eines strikt Materiellen, das ihm als Gegenpol dient. - Die Konsequenz aus dieser Diagnose wäre, auf die Metapher des arbiträren Signifikanten zu verzichten. Der Grund des Eigengewichts des Kulturellen ließe sich dann anders verorten: nicht mehr in einem arbiträren Verhältnis des Kulturellen zu den Sachen, sondern in der internen Unterbestimmtheit der materiellen Aspekte des Sozialen selbst. Wichtige Ausgangspunkte dafür bietet die Diskussion, die an Bruno Latours Techniksoziologie anknüpft." (Autorenreferat)
In: Analyse verbaler Daten : über den Umgang mit qualitativen Daten, S. 59-89
Der vorliegende Beitrag zeigt, daß die Inhaltsanalyse keine Methode ist, die irgendeinem wissenschaftstheoretischen Lager (qualitativ, quantitativ) zuzuordnen ist. Die Inhaltsanalyse ist lediglich ein methodisches Paradigma mit einer großen Palette möglicher Varianten zur Beschreibung und Erfassung der Merkmale und der typischen Bedeutungsstrukturen von Textmengen. Der Autor stellt die Spezifika dieser Methode heraus, diskutiert deren Grenzen und wendet sich dann, um Mikro- und Makroanalyse miteinander verbinden zu können, der semantischen Struktur der Inhaltsanalyse zu. (pmb)
In: Auf der Suche nach den Tatsachen: Proceedings der 1. Tagung des Nachwuchsnetzwerks "INSIST", 22.-23. Oktober 2014, Berlin, S. 40-67
Plausibilität spielt in allen Wissenschaftskulturen eine gewichtige Rolle - ob implizit oder explizit. Auffällig ist jedoch, dass es keiner spezifisch geschulten Kompetenz oder der Vermittlung eigenständiger Fähigkeiten bedarf, um einen Sachverhalt als "plausibel" zu beurteilen, während bei verwandten Begriffen wie etwa "logisch" je nach den methodologischen Gepflogenheiten der einzelwissenschaftlichen Disziplin besondere Schulung, Einarbeitung oder Expertise erwartet wird. Der vorliegende Text verfolgt zwei Ziele: Zunächst wird anhand von Auszügen einer Analyse die Verwendung des Wortes plausibel in Philosophie und Linguistik herausgearbeitet und strukturiert sowie schließlich in ein Modell seines typischen Sprachgebrauchsmusters überführt. Dieses Muster ist das erste Ziel, ein Zwischenergebnis, das als Basis für das zweite Ziel dient. Im daran anschließenden Teil wird dieses Muster hypothetisch auf möglichst vielfältige Wissenschaftsbereiche übertragen und auf seine Anwendbarkeit zur allgemeinen Beschreibung wissenschaftlicher Umbruchsprozesse hin überprüft, angefangen bei historischen Beispielen bis zur Gegenwart und darin dem besonderen wechselseitigen Verhältnis zwischen Laienwissen, Fachwissen und den dazwischen vermittelnden Medien. Das zweite Ziel ist es, zu zeigen, dass sich in den vielschichtigen und flexiblen Verwendungen von plausibel ein implizites Argumentations- und Denkmuster widerspiegelt, mit dem Wissen sowohl gefestigt als auch hinterfragt werden kann. Mit diesen Wissensdynamiken einhergehend wird entsprechend auch der Status wissenschaftlicher Tatsachen immer wieder neu zur Disposition gestellt: Was gilt unter welchen Bedingungen als plausibel oder nicht? Was ist das besondere an der Verwendung dieses Wortes?
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 435-438
"Gesetze repräsentieren nicht nur die Struktur einer konkreten Rechtspraxis (z.B. eines Verfahrensrechts), sondern immer auch die Struktur der jeweiligen Praxis ihrer Herstellung, der Kodifikation. Die sprachliche Ausdrucksgestalt von Gesetzestexten hat damit auf zwei analytisch unterscheidbaren Ebenen Implikationen für das richterliche Handeln: einmal in der Hinsicht der festgeschriebenen Praxis, zum anderen in der Hinsicht der Form dieser Festschreibung. In beiden Hinsichten können die Gesetze den Anforderungen professionellen richterlichen Handelns mehr oder weniger adäquat sein. Diese Problematik läßt sich am Beispiel des preußischen Zivilprozeßrechts von 1781 herausarbeiten. Die Analyse zeigt die Struktur einer 'unvollständigen Positivierung' auf, die eine richterliche Gesetzesbindung in verschiedenen Einsichten erschwert. Vor allem kommen Geltungsanspruch und sprachliche Form der Gesetze noch nicht zur Deckung. Es findet sich der Duktus einer 'Ratgeberliteratur', die schon vorab bestehende Probleme verhandelt Der Text verhält sich damit strukturell zu der von ihm erst einzurichtenden Praxis so, als wäre sie schon eingerichtet. Dies erzeugt Ambivalenzen hinsichtlich des Stellenwertes des Gesetzbuches. Eine 'vollständige Positivierung', d.h. in diesem Fall: eine auch sprachlich durchgeführte Einrichtung konstitutiver Regeln des Verfahrens, entspricht der Anforderung der Gesetzesbindung besser, indem sie die Texte mit einer strukturell eindeutigen 'rule of recognition' (H.L.A. Hart) versieht." (Autorenreferat)
In: 27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - Gesellschaften im Umbruch: Sektionen und Arbeitsgruppen, S. 535-539
"Das DFG-Forschungsprojekt 'Alltagsrhetorik in Ost- und Westdeutschland' untersucht Unterschiede in den Selbstdarstellungsstrategien von Ostdeutschen und Westdeutschen in Bewerbungsgesprächen. Bewerbungsgespräche sind gekennzeichnet durch Formalität, Asymmetrie und Zweckgerichtetheit. Die Ziele der Beteiligten divergieren u.U. stark: Während der Einstellende zwecks Entscheidungsfindung u.a. die Schwächen des Gesprächspartners zu ergründen sucht, bemüht sich der Bewerbende um eine möglichst positive Selbstdarstellung. Das erfolgreiche Absolvieren eines Bewerbungsgesprächs verlangt ein hohes Maß an interaktivem Geschick. Ostdeutsche Bewerberinnen und Bewerber haben nicht nur weniger Routine im Umgang mit dem Aktivitätstyp, da Bewerbungsgespräche für die ostdeutsche Gesellschaft eine neue 'kommunikative Gattung' darstellen. Sie stecken darüberhinaus in dem Dilemma, einerseits mit dem westlichen Kommunikationsstil für eine positive Selbstdarstellung - der die Norm für ihre Beurteilung liefert - nicht vertraut zu sein, andererseits aber nicht auf die - wenig erfolgversprechenden - ostdeutschen Mittel zurückgreifen zu wollen. In der Begegnung einer ostdeutschen Bewerberin oder Bewerbers mit dem in aller Regel westdeutschen Personalchef prallen zwei Kommunikationskulturen und -gewohnheiten aufeinander, was auf beiden Seiten Irritationen auslösen kann. Die linguistische Forschung zu den politischen, sozialen und kulturellen Umwälzungen in Ostdeutschland war bisher im wesentlichen auf Lexik beschränkt; die Untersuchung des sprachlichen Handelns ermöglicht die Beschreibung weiterer Merkmale ostdeutschen Sprechens. Natürlich hat sich die ostdeutsche Kommunikationskultur in den sechs Jahren seit der Wende durch die Integration westlicher Elemente verändert; auf der Folie einer gemeinsamen Sprache und einer nun gemeinsamen Staats- und Wirtschaftsstruktur ist ein Mischstil entstanden aus Versatzstücken östlicher und westlicher Stilelemente, der für alle Beteiligten durch eine gewisse 'Fremdheit' gekennzeichnet ist. Der Vortrag stellt Ergebnisse der Untersuchung von Stilmerkmalen ostdeutscher Alltagsrhetorik und Selbstdarstellungsstrategien in simulierten und authentischen Bewerbungsgesprächen vor." (Autorenreferat)
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 360-370
Untersucht wird, inwieweit Zuwanderer, Emigranten, Gastarbeiter etc. in den entsprechenden autochthonen Gruppen in Österreich aufgenommen werden. Weiterhin wird gefragt, ob es einer Stärkung der autochthonen ("alten") Minderheiten durch die "neuen" Zuwanderer kommt und welche Faktoren das interethnische, politische, kulturelle etc. Verhalten bestimmen. Es werden vor allem die Situation und die Bedingungen für die Entwicklung interethnischer Beziehungen der Slowenen (in Kärnten), den Kroaten und den Ungarn (im Burgenland) untersucht. Sie alle zeigen eine über mehrere Jahrhunderte zurückreichende Kontinuität in territorialer, kultureller und sprachlicher Hinsicht. Es zeigt sich, daß die Immigrationsgesellschaft (die Mehrheit ebenso wie die "heimischen" Minderheiten) nicht frei ist von Fremdenfeindlichkeit, Gruppenegoismus und Provinzialismus, alles Faktoren, die einer befruchtenden interkulturellen und interethnischen Kommunikation und Solidarität im Wege stehen. (GF)
In: Organisation und Profession, S. 285-298
"Der Band wird abgeschlossen durch Günther Ortmann, der in seinem Beitrag drei Gesichtspunkte entfaltet. Zunächst plädiert er für einen 'sanften linguistic turn' der Organisationstheorie (Ortmann 2004), auf dessen Grundlage er Professionen als soziale Realitäten bestimmt, die durch performative Sprechakte selbstreferentiell konstituiert werden. Er weist in diesem Zusammenhang sodann darauf hin, dass Professionen durch Handeln in wie auch durch das Handeln von Organisationen zerstört wie auch etabliert werden können. Ortmann versteht die Rolle der Professionen im Sinne eines 'social trustee professionalism': Denn jenseits des ökonomischen Tausches können die Professionen für eine funktionsnotwendige Ethik einstehen, die eine Ethik der Gabe sei. Ohne eine so verstandene professionelle Pflicht erodiert Vertrauen, mit der Folge, so Ortmann, dass es letztlich für Organisationen wie auch für die Gesellschaft kein Auskommen mehr gibt." (Autorenreferat)
In: Foucault: Diskursanalyse der Politik: eine Einführung, S. 123-144
Mit der Geschichte des Wahnsinns und des Gefängnisses hat sich Michel Foucault gesellschaftlichen Gruppen zugewandt, die marginalisiert und zum Ziel umfassender Kontroll- und Normalisierungspolitiken wurden. Die dort entwickelten Kategorien der Ausschließung, Kriminalisierung und Disziplinierung scheinen auch zur Analyse des nationalsozialistischen Herrschaftssystems geeignet. Ebenso könnte Foucaults Macht- und Herrschaftsverständnis, das den Zusammenhang von Wissen, Macht und Subjektivierung thematisiert, etwa bei der Betrachtung der Wissenschaften oder der NS-Rassenpolitik neue Einsichten eröffnen. Das Ziel des vorliegende Beitrags besteht darin, das Potenzial einer an Foucault orientierten Perspektive auf den Nationalsozialismus zu erkunden. Dazu geht die Autorin in vier Schritten vor: Nach einer knappen Rekapitulation der Einwände, die innerhalb der NS-Forschung allgemein gegen den "linguistic turn" vorgetragen werden, wird nach den Möglichkeiten gefragt, dennoch eine Diskursanalyse ins Auge zu fassen. Diese hätte sich mit einem Herrschaftssystem ohne pluralistische Öffentlichkeit zu befassen. In einem dritten Schritt wird in den Schriften Foucaults nach konkreten Anschlussmöglichkeiten für eine Analyse des Nationalsozialismus gesucht. Es werden Beispiele innerhalb der NS-Forschung aufgegriffen, die sich explizit mit Foucault auseinandersetzen. Vor diesem Hintergrund werden dann Potenzial und Grenzen einer an Foucault orientierten Diskursanalyse des Nationalsozialismus bewertet. (ICA2)
In: Wes Land ich bin, des Lied ich sing?: Medien und politische Kultur, S. 261-272
Die Autorin diskutiert in ihrem Beitrag folgende Fragen: Was sind die Bedingungen für eine europäische politische Kommunikation? Wie hängen die Mechanismen der politischen Entscheidungsfindung mit der Darstellung derselben zusammen? Welche Wirkungen zeigen die Interdependenzen zwischen europäischer Politikgestaltung und politischer Kommunikation für die europäische Demokratie? Die Autorin benennt vor allem einige "Baustellen" in der europäischen politischen Kommunikation, denn die europäische Politikgestaltung findet nach ihrer Einschätzung ohne wichtige Elemente der Zivilgesellschaft statt, wie sie in den Mediendemokratien der Mitgliedsländer definiert werden. Sie kennt keine gemeinsame Sprache, sie besitzt kaum gemeinsame europäische Medien und es sind nur wenige Elemente einer europäischen politischen Kultur erkennbar. Die Autorin setzt sich vor diesem Hintergrund mit der strukturellen Diversität der national gebundenen Sprach-, Medien- und Politikkulturen kritisch auseinander und skizziert ein Arena-Modell politischer Kommunikation. In der europäischen Diskussion gibt es zwar einen "linguistic turn" in Richtung einer impliziten Elite-Öffentlichkeit, aber diese ist der Autorin zufolge nach wie vor selektiv und auf eine issue-spezifische Zusammenarbeit ausgerichtet. Eine Inklusion freier und gleicher Bürger in den öffentlichen Diskurs kann nur über eine Stärkung der Input-Strukturen und eine Öffnung der europäischen politischen Kommunikation innerhalb Europas stattfinden. (ICI2)