Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2006

Diskurse in der Diktatur?: Überlegungen zu einer Analyse des Nationalsozialismus mit Foucault

In: Foucault: Diskursanalyse der Politik: eine Einführung, S. 123-144

Abstract

Mit der Geschichte des Wahnsinns und des Gefängnisses hat sich Michel Foucault gesellschaftlichen Gruppen zugewandt, die marginalisiert und zum Ziel umfassender Kontroll- und Normalisierungspolitiken wurden. Die dort entwickelten Kategorien der Ausschließung, Kriminalisierung und Disziplinierung scheinen auch zur Analyse des nationalsozialistischen Herrschaftssystems geeignet. Ebenso könnte Foucaults Macht- und Herrschaftsverständnis, das den Zusammenhang von Wissen, Macht und Subjektivierung thematisiert, etwa bei der Betrachtung der Wissenschaften oder der NS-Rassenpolitik neue Einsichten eröffnen. Das Ziel des vorliegende Beitrags besteht darin, das Potenzial einer an Foucault orientierten Perspektive auf den Nationalsozialismus zu erkunden. Dazu geht die Autorin in vier Schritten vor: Nach einer knappen Rekapitulation der Einwände, die innerhalb der NS-Forschung allgemein gegen den "linguistic turn" vorgetragen werden, wird nach den Möglichkeiten gefragt, dennoch eine Diskursanalyse ins Auge zu fassen. Diese hätte sich mit einem Herrschaftssystem ohne pluralistische Öffentlichkeit zu befassen. In einem dritten Schritt wird in den Schriften Foucaults nach konkreten Anschlussmöglichkeiten für eine Analyse des Nationalsozialismus gesucht. Es werden Beispiele innerhalb der NS-Forschung aufgegriffen, die sich explizit mit Foucault auseinandersetzen. Vor diesem Hintergrund werden dann Potenzial und Grenzen einer an Foucault orientierten Diskursanalyse des Nationalsozialismus bewertet. (ICA2)

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