A new controversy has arisen in practical philosophy concerning the principles of normativity. Conceptual approaches in the Kantian tradition, which derive the fundamental norms for human coexistence from formal determinants of reason are countered by models that have revived the notion of an authentic normativity of nature or of life, following Aristotle and Thomas of Aquinas. The volume brings together advocates of both positions.
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie die ausgezeichnete normative Funktion, die unser vernünftiges Denken und Handeln normiert, ursprünglich konstituiert wird, indem es Husserls und Wittgensteins Spätphilosophie systematisch vergleicht. Jeweils in ihrer späten Phase interessierten sich sowohl Husserl als auch Wittgenstein für die Frage, auf welchem Fundament die Normativität der Logik und Mathematik fußt, diejenige Normativität also, die uns am meisten streng, daher grundlegend erscheint. Bei der Beantwortung dieser Frage haben beide recht ähnliche Programme entwickelt, nämlich einen Rückgang auf die vorwissenschaftlich-alltagspraktische Ebene, die Husserl mit dem Begriff der Lebenswelt und Wittgenstein mit dem der Lebensform erfasst. Dieser Rückgang ist in Wirklichkeit nichts anderes als der Versuch, die Konstitution der Normativität auf die Konstitution der Normalität zurückzuführen. Die entscheidende Frage lautet nun: Wie und wodurch wird Normalität konstituiert? Der Autor stellt detailliert dar, wie ähnlich, aber auch wie unterschiedlich Husserl und Wittgenstein diese Frage zu beantworten versuchen. Dabei wird auch gezeigt, wie die beiden Erklärungsmodelle einander produktiv ergänzen können. Das Verdienst dieses Buchs ist zweierlei: Es ist die erste philosophische Monografie, die das komplexe Verhältnis zwischen Normativität und Normalität systematisch untersucht. Dieses Thema ist bislang wenig erforscht, aber zieht gerade in der gegenwärtigen Philosophie zunehmend ein breites Interesse auf sich. Gleichzeitig ist es die erste Studie in Monografielänge, die Husserls und Wittgensteins Spätphilosophie nicht sporadisch, sondern durchgehend systematisch vergleichend darstellt.
In: Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften: zdg : Geographie, Geschichte, Politik, Wirtschaft = Journal for didactics of social sciences, Band 13, Heft 1, S. 1-8
In diesem Sammelband werden Körperkonzepte aus unterschiedlichen philosophischen Traditionen unter der gemeinsamen Fragestellung nach dem Verhältnis von Körper und Normativität zusammengebracht. Es gibt in der Philosophie eine starke Tendenz, den Bereich der Normativität, sei sie moralisch, sozial oder politisch, von demjenigen des Körpers zu trennen oder zumindest ihr Verhältnis so zu gestalten, dass Normen und Regeln auf den Körper angewendet werden und nicht vom Körper selbst ausgehen. Ausgangspunkt der vorliegenden Aufsätze ist die Beobachtung, dass sowohl der eigene Körper als auch der Körper anderer Menschen nicht primär als physikalischer Körper beschrieben und erlebt wird, sondern handlungsorientierenden oder sogar auffordernden Charakter haben kann. Die hier vorliegenden Texte fragen, ob der menschliche Körper Anlässe oder gar Maßstäbe für diese normative Behandlung und Bewertung bzw. für eine eigene moralische oder soziale Normativität bietet. Die Grundfrage nach dem Verhältnis von beschreibbaren Fakten und normativen Bewertungen wird hier zugespitzt auf die Frage danach, inwieweit der menschliche Körper in sich selbst Maßstäbe zum menschlichen Handeln und zu einem Umgang mit Menschen enthält. Der Körper unterhält nicht nur interessante Verhältnisse zur Seele oder zur Vernunft, sondern er ist je nach Position auch Ansatzpunkt oder gar Quelle von Normativität.
Die Diskursfelder "globaler Wandel" und "Nachhaltigkeit" sind von Ungewissheiten, Unsicherheiten und Dissensen in vielfacher und tiefgreifender Weise geprägt: Es sind nicht nur bestimmte Sachverhalte ungewiss und unsicher, sondern es ist auch unsicher und strittig, wie man mit dieser Unsicherheit und Ungewissheit umzugehen hat. Dies wirft die Frage auf, in welcher Art und Weise ethische Vorgaben berücksichtigt werden müssen. Die Autorin nimmt philosophische Fragen der Bestimmung von Normativität zum Ausgangspunkt, um einige Dissense in den gegenwärtigen Debatten um Nachhaltigkeit und globalen Wandel zu analysieren. Sie erörtert zunächst Grundlagenprobleme der Modellierung von Normativität, um nachfolgend einige Aspekte zentraler normativer Themen in den Diskursen um Nachhaltigkeit und globalen Wandel näher zu untersuchen. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Konzeptionen von Gerechtigkeit, die Modellierung der Berücksichtigung zukünftiger Generationen sowie die Frage nach Verteilungsgerechtigkeit und Gleichheit. Ferner werden einige Aspekte der Diskurse um Nachhaltigkeit und globalen Wandel im Hinblick auf Fragen der Normativität rekonstruiert und Schlussfolgerungen für die Modellierung integrativer Forschung gezogen. (ICI2)
Abstract Actions are intelligible to the extent that their agents know what they are doing and are able to make sense of their own behaviour. It is widely held, both in tradition as well as in current philosophical debate about practical reasons, that this requires people to act for reasons they consider normative: Agents must see something good about their actions. This article argues against such a conceptual restriction on intelligibility. Not only can people act intentionally without acting for normative reasons as they would be mentioned in contexts of justification. It is also possible for us to understand our own actions without believing that they are supported by good reasons. The constitutive aim of intentional action, which is intelligibility, is distinct from the ideal of being able to consider one's actions as right and good. It is desirable, however, that we can understand our own actions not merely by reference to any reasons but to reasons that we regard as good ones.
Das mit der Subjekt-Objekt-Interdependenz verbundene "Paradox der Erkenntnissituation der Soziologie" beschäftigt Kritiker und Verfechter des Wertfreiheitsprinzips. Dieses pro und contra Wertfreiheit wird dem hochkomplexen Problem des Doppelverhältnisses des Sozialwissenschaftlers zur Gesellschaft nicht gerecht. Es wird hier dafür plädiert, Theorie und Praxis der Sozialwissenschaften nicht zu trennen, um dann nach ihren externen Beziehungen zu fragen, sondern ein Modell kollegialer Wechselwirkungen zwischen Soziologie und Gesellschaft heranzuziehen: alle Menschen sind Laien-Soziologen - einmal mit und einmal ohne Diplom. Hier wird die Normativitätsdimension soziologischer Wissenschaft deutlich, gleichzeitig aber auch das Dilemma soziologischer Kritik in der industriealisierten Gesellschaft. Die mit Sachaussagen-Wertungen und Forschungsvorgehen verbundene Problematik wird erläutert. (MM)