Gewerkschaften zwischen Repression und Integration: Staat und Arbeitskampf im Kaiserreich 1884-1914
In: Auf dem Wege zur Massengewerkschaft: die Entwicklung der Gewerkschaften in Deutschland und Großbritannien 1880-1914, S. 433-453
Der Beitrag untersucht die staatliche Reaktion auf die zunehmende gewerkschaftliche Organisierung und die steigende Anzahl von Arbeitskämpfen. Je nach Unterschiedlichkeit des politischen Klimas nördlich oder südlich der Mainlinie und der oft unkoordinierten Politik der Bundesstaaten teilte sich die öffentliche Meinung und die Bürokratie in zwei Lager. Die einen sahen in den Gewerkschaften Strukturelemente einer zeitgemäßen Sozialordnung, die anderen betrachteten sie als sozialistische Tarnorganisation. Vor diesem Hintergrund erfolgten Versuche zur Endpolitisierung und Einbindung der Gewerkschaften und zur staatlichen Konfliktregelung gleichzeitig mit Plänen und Vorstößen für eine Verschlechterung der gewerkschaftlichen Rechtsstellung und Interessenvertretung durch Maßnahmen der Verwaltung-, Justiz- und Polizeibehörden. Nur hinsichtlich einzelner Berufsgruppen gelang es dem Staat, eine Organisierung zu unterbinden. (HOE)