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Der Beitrag untersucht die staatliche Reaktion auf die zunehmende gewerkschaftliche Organisierung und die steigende Anzahl von Arbeitskämpfen. Je nach Unterschiedlichkeit des politischen Klimas nördlich oder südlich der Mainlinie und der oft unkoordinierten Politik der Bundesstaaten teilte sich die öffentliche Meinung und die Bürokratie in zwei Lager. Die einen sahen in den Gewerkschaften Strukturelemente einer zeitgemäßen Sozialordnung, die anderen betrachteten sie als sozialistische Tarnorganisation. Vor diesem Hintergrund erfolgten Versuche zur Endpolitisierung und Einbindung der Gewerkschaften und zur staatlichen Konfliktregelung gleichzeitig mit Plänen und Vorstößen für eine Verschlechterung der gewerkschaftlichen Rechtsstellung und Interessenvertretung durch Maßnahmen der Verwaltung-, Justiz- und Polizeibehörden. Nur hinsichtlich einzelner Berufsgruppen gelang es dem Staat, eine Organisierung zu unterbinden. (HOE)

Die Politik der Arbeitgeber und ihrer Verbände in Hamburg-Altona wird von 1896-1914 nachgezeichnet. Grundlegend waren Berichte des Arbeitgeber-Verbandes Hamburg-Altona, sowie Akten des Staatsarchivs Hamburg. Ausführlich beschrieben wurden Zentralisierung und Ausbau der Arbeitgeberorganisation, die Einführung des Arbeitsnachweises und die Arbeitskämpfe mit ihren Formen von Streik, Aussperrung und Boykott. Es wurde gezeigt, daß sich die Arbeitgeber-Verbände seit ihrer Gründungsphase 1888-1891 als Kampforganisationen verstanden. Seit der Modernisierung der "Streikabwehr" 1896 schlossen sie zwar als Mittel zur Bewahrung der Einheitsfront der Groß- und Kleinbetriebe das Verhandeln mit Gewerkschaften und selbst Tarifverträge nicht aus; doch demonstrierten sie andererseits immer erneut den Anspruch, nicht eigene Interessen zu vertreten, sondern die "bürgerliche Ordnung" zu verteidigen. Das zeigte sich in der kompromißlosen Bekämpfung der Maifeier, der forcierten Mobilisierung mittelständischer antisozialistischer Ressentiments im letzten Friedensjahrzehnt und der gehässigen Bekämpfung der "Versöhnungspolitik" der bürgerlichen "Sozialideologen", der nichtkonservativen Parteien und der Reichsleitung. (HRS)

Untersucht wird, wie die konservative Struktur Ostelbiens durch ein System administrativer und sozialer Herrschaft gesichert wurde. Neben zeitgenössischer Presse wurden Materialien aus dem Zentralen Staatsarchiv der DDR (Merseburg) und dem Archiv des Deutschen Landwirtschaftsrats herangezogen. Vorausgeschickt wurde eine Bestandsaufnahme der Landflucht mit ihren Ursachen und Folgen. Angesichts der durch Arbeitermangel wirksamen Durchsetzung von Landarbeiterinteressen wurde ein latenter Klassenkampf konstatiert: bis 1914 rissen die Forderungen landwirtschaftlicher Interessenvertretungen nicht ab, durch gesetzliche und administrative Maßnahmen Abwanderung und Arbeitsplatzwechsel der Landarbeiter zu erschweren, zumindest aber die rechtliche Gleichstellung mit den gewerblichen Arbeitern zu verhindern. Zwar konnte die Abwanderung nicht gestoppt werden, doch bis 1914 zeigten alle staatlichen Stellen weitgehendes Entgegenkommen für die Wünsche der landwirtschaftlichen Arbeitgeber nach Ersatzbeschaffung. Auch die Lähmung des Willens zur Reform des ländlichen Arbeitsverhältnisses und zur Verbesserung der Lebensbedingungen wurde entscheidend dem Zurückweichen der preußischen Staatsregierung vor den Forderungen der agrarischen Interessenvertretungen bei der Zulassung ausländischer Arbeitskräfte angelastet. (HRS)

Die Abwehr der sozialistischen Agitation unter den ostelbischen Landarbeitern und der erfolgreiche Kampf des mit dem preußischen Staat eng verbundenen ostelbischen Großgrundbesitzes gegen jegliche Art gewerkschaftlicher Organisation des Landproletariats stabilisierten die politische Macht der konservativen Elite in Preußen und im Reich bis 1918. Sie garantierten darüber hinaus das Abschreckungspotential der preußischen Armee im Kampf um die Erhaltung des Staatsmacht, indem sie sicherstellten, daß die ostelbischen Provinzen ein dem Staat gegenüber loyales Reservat bleiben. Die vorliegende Arbeit umfaßt als Untersuchungszeitraum die entscheidende Periode zwischen der Aufhebung des Sozialistengesetzes und den Reichstagswahlen von 1903. Analysiert werden die Methoden und Grenzen der sozialistischen Landagitation und der mannigfaltigen Abwehrstrategien der staatstragenden Kräfte, angefangen beim "Junkerterrorismus", d.h. bei der Verfolgung all jener, die sozialistische Flugblätter verteilten oder sozialdemokratische Wähler waren, über die Anfänge organisierter Selbsthilfe in den Assoziationen zur Verbesserung der Situation des Landproletariats. Darüber hinaus geht es in der Arbeit um das breite Spektrum administrativer Schikanen bis hin zur ideologischen Gegenoffensive durch den Aufbau einer konservativen Lokalpresse und zur staatlichen Organisation bei der Verteilung antisozialistischen Propagandamaterials. (SKÜbers)

Der Autor untersucht die nach dem Fall des Sozialistengesetzes gewandelten Methoden der Repression und Agitation gegen Sozialdemokratie und Gewerkschaften, die als "Mächte des Umsturzes" diffamiert wurden. An diesem umfangreichen System antisozialistischer Repression und Indoktrination beteiligten sich die Regierungen des Kaiserreichs, unterstützt von Kirche und den Verbänden des "nationalen" Bürgertums. Deren Vorgehen zeigt sich bereits bei der ersten Maifeier 1890, bei der eine enge Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und Arbeitgebern zu beobachten war. Als weitere Mittel im Kampf gegen die Sozialdemokratie werden u.a. die Erlasse zur Handhabung des Vereins-, Versammlungs- und Presserechts, Streikerlasse und andere gesetzliche Verfügungen genannt, die insgesamt eine "Vielzahl gehässiger Schikanen" darstellen. Ferner diente zur antisozialistischen Repression das System der sozialen Ächtung. So wurde z.B. jeder Beamte, der sich zur SPD bekannte, entlassen. Als ein Beispiel der umfangreichen antisozialistischen Agitation nichtstaatlicher Stellen wird die Tätigkeit des Christlichen Zeitschriftenvereins, der protestantischen Agitationszentrale, dokumentiert. (WJ)

Obwohl der Einfluss gesellschaftlicher Führungsgruppen auf die politische, ökonomische, soziale und kulturelle Entwicklung Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert schon lange unbestritten ist, widmet sich die deutsche Forschung erst seit einigen Jahren der Genese, dem Charakter und der Funktion von Eliten. Das Buch bietet einen Überblick über das junge Forschungsfeld der historischen Elitenforschung. Nach einer theoretisch und methodisch orientierten Einführung zu verschiedenen Konzepten der historischen Elitenforschung werden exemplarisch verschiedene Ansätze der historischen Elitenforschung präsentiert. Zu den AutorInnen gehören u.a. Hans-Joachim Bieber, Jens Flemming, Michael Grüttner, Arno Herzig, Ulrike Jureit, Axel Schildt, Dirk Stegmann, Volker Ullrich und Klaus Weinhauer.