Eine adäquate Verwertung von universitären Bildungstiteln ist schon für Einheimische ein Problem; für Einwanderer, die ihren Hochschulabschluss im Ausland erworben haben, ist ein adäquater Berufseinstieg noch schwieriger. Auf der Grundlage narrativer Interviews wird untersucht, wie hochqualifizierte Einwanderer ihr Wissen und Können in Kanada und Deutschland nutzen. Am Beispiel von Ärzten und Zahnärzten wird auf professionsrechtliche Vorgaben eingegangen. Außerdem werden die beruflichen Erfahrungen von Managern aus beiden Ländern beleuchtet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Menschen, die trotz oder gerade wegen einer Weiterbildung einen Verlust an kulturellem Kapital hinnehmen mussten. Für diese drei Fallgruppen und die beiden Länder werden unterschiedliche Muster der Anpassung an die Erwartungen des Arbeitsmarktes herausgearbeitet. (IAB)
"In diesem Beitrag wird anhand einer Fallstudie argumentiert, dass eine umfassende empirische Analyse schulischer wie außerschulischer religiöser Unterweisung im Islam (wie auch anderer Formen organisierter Erziehung) drei Ebenen berücksichtigen sollte: 1. die expliziten Regeln, Curricula und Wissensbestände der Bildungseinrichtungen; 2. das konkrete Erziehungs- und Bildungsgeschehen, in dem die Curricula in die Praxis übertragen werden; 3. das Passungsverhältnis zu den Teilnehmer(inne)n der religiösen Unterweisung. Gegenstand der Fallstudie ist eine Medrese, eine informelle Wohn-, Gebets- und Studienstätte, in der sich die jugendlichen Anhänger Said Nursis, eines Religionsführers aus der Frühzeit der türkischen Republik, treffen. Am Beispiel des Verhältnisses von Religion und Wissenschaft wird deutlich, auf welch spezifische Weise die Anhänger Said Nursis dessen Lehrbriefe in ihre eigene religiöse Praxis übertragen. Dass diese religiöse Praxis in bestimmter Hinsicht zur Lebenssituation der Jugendlichen der zweiten Migrationsgeneration 'passt', sollte auch dann beachtet werden, wenn man Inhalt und Methode dieser religiösen Unterweisung kritisch gegenüber steht." (Autorenreferat).;;;"Drawing on a case study, this article shows that a comprehensive empirical analysis of formal and non-formal Islamic education should take three levels of empirical data into account: 1. the explicit rules, curricula and stocks of knowledge in these educational facilities; 2. the actual educational situations in which the curricula are transferred into practice; 3. the relation to the participants of religious education. The case study deals with a Medrese, a non-formal facility in which young followers of Said Nursi, a religious leader in the early Turkish republic, live, pray and study. Focusing on the relation between religion and science, the article shows the specific way how these followers of Said Nursi transfer his teachings into their own religious practice. Even if the contents and methods of this practice may be criticized, it should be taken into account that in a certain way this practice 'fits' the social situation of the second migrant generation." (author's abstract).
This contribution introduces, from a media education perspective, two concepts which may be useful for further theoretical reflection upon the rich empirical material provided in the other articles of this special issue. The first concept, 'cultures of media practice', refers to habitualized patterns of media practice collectively shared by members of a specific social group. The articles provide many examples of such cultures of media practices, including different 'experiential spaces' such as gender, ethnicity, social class and generation. The second concept, 'media- bildung', covers fundamental changes which people undergo in their attitude towards the subject-matter covered by the media and/or the media itself. In the contributions to this special issue such processes of 'media-bildung'can be identified along with processes of media learning in which people acquire new knowledge and/or develop new skills without transforming their orientations.
Sammelrezension zu: (1) Jean Lave, Etienne Wenger: Situated learning. Legitimate peripheral participation. Cambridge: Cambridge University Press 1991, 138 S. ISBN 9-780521-423748. (2) Heidrun Herzberg: Biographie und Lernhabitus. Eine Studie im Rostocker Werftarbeitermilieu. Frankfurt a.M./ New York: Campus 2004, 324 S. ISBN 3-593-37483-8. (3) Melanie Fabel-Lamla: Professionalisierungspfade ostdeutscher Lehrer. Biographische Verläufe und Professionalisierung im doppelten Modernisierungsprozess. Wiesbaden: VS-Verlag 2004, 395 S. ISBN 3-8100-3806-7.
Der Autor zeigt anhand von einschlägigen Forschungsarbeiten der frühen Chicagoer Schule, wie die perspektivengebundene Konstitution von Ethnisierung empirisch rekonstruiert werden kann. Er reformuliert die zentralen Grundsätze der Forschungshaltung in der Chicagoer Schule, welche eine Reduktion der Einwanderungsproblematik auf die Migrantinnen und Migranten von vornherein ausschließt, mit dem begrifflichen Instrumentarium der dokumentarischen Methode. Diese einleitenden methodologischen Erörterungen bilden den Hintergrund für eine anschließende Untersuchung der Ethnisierungserfahrungen von Jugendlichen im Migrationskontext. Das Ziel der dokumentarischen Interpretation von Gruppendiskussionen besteht darin, die Unterschiedlichkeit von Ethnisierungserfahrungen bei Jugendlichen im Kontext ihrer milieuspezifischen Perspektiven und Lebensorientierungen sowie im Rahmen einer umfassenden komparativen Analyse aufzuzeigen. (ICI)
Der Autor zeigt anhand von einschlägigen Forschungsarbeiten der frühen Chicagoer Schule, wie die perspektivengebundene Konstitution von Ethnisierung empirisch rekonstruiert werden kann. Er reformuliert die zentralen Grundsätze der Forschungshaltung in der Chicagoer Schule, welche eine Reduktion der Einwanderungsproblematik auf die Migrantinnen und Migranten von vornherein ausschließt, mit dem begrifflichen Instrumentarium der dokumentarischen Methode. Diese einleitenden methodologischen Erörterungen bilden den Hintergrund für eine anschließende Untersuchung der Ethnisierungserfahrungen von Jugendlichen im Migrationskontext. Das Ziel der dokumentarischen Interpretation von Gruppendiskussionen besteht darin, die Unterschiedlichkeit von Ethnisierungserfahrungen bei Jugendlichen im Kontext ihrer milieuspezifischen Perspektiven und Lebensorientierungen sowie im Rahmen einer umfassenden komparativen Analyse aufzuzeigen. (ICI).
"Zwar ist die Bildsamkeit des Internet theoretisch evident, doch gilt es nun, sie auch empirisch zu erforschen. In diesem Beitrag wird daher auf der Basis eines narrativen Interviews der Bildungs- und Wandlungsprozess rekonstruiert, den eine Seniorin angesichts ihrer Erfahrungen mit dem Internet durchläuft. Dann aber wird die Frage nach dem 'Wesen' solcher Prozesse gestellt: Ist der Mensch das Subjekt eines solchen Bildungsprozesses oder sein Handeln mit der Maschine? Letzteres steht im Zentrum der Technikphilosophie Bruno Latours, das genauer als Handeln soziotechnischer Netzwerke gefasst wird. Aus deren Perspektive kann ein neuer Blick auf Bildungsprozesse im Internet gerichtet werden, der allerdings in handlungs- und sozialtheoretischer Hinsicht mit der praxeologischen Wissenssoziologie zu schärfen ist. Bildung kann dann als ein soziotechnischer Prozess aufgefasst werden, der seinen Anfang in der Erfahrung der Differenz zwischen dem vertrauten und einem fremden technischen Erfahrungszusammenhang, z.B. dem Internet, nimmt. Dieser Blickwechsel hin zu soziotechnischen Bildungsprozessen stellt auch erhöhte Anforderungen an die qualitative Sozialforschung, denen in ersten Ansätzen mit der dokumentarischen Methode der Bildinterpretation nachgekommen werden kann. Jene wird abschließend auf die Analyse zweier Homepages angewandt. Deren Vergleich lässt Aussagen über den soziotechnischen Bildungsprozess zu, den die Seniorin und die internetrelevanten Techniken in den zwei Jahren zwischen der Erstellung einer ersten und einer zweiten Homepage gemeinsam durchlaufen haben." (Autorenreferat)
"Arnd-Michael Nohl setzt sich in seinem Beitrag mit den Erfahrungen und Lebensorientierungen von bildungserfolgreichen Jugendlichen aus türkischen Einwandererfamilien auseinander. Der Autor zeigt, dass diese Jugendlichen die migrationsbedingten Unterschiede zwischen ihrer Familie und der Gesellschaft besonders eindringlich erleben. Bildungserfolgreiche Jugendliche bewältigen diese Diskrepanz, indem sie gegenüber den verschiedenen Sphären der Herkunftsfamilie und der Aufnahmegesellschaft 'eine intellektualisierende Grenze' ziehen. Auf der Grundlage von Wissen und Reflexion setzen sie sich mit Theorien und Stereotypen, die in der Türkei und in Deutschland über sie selbst kursieren, und mit der Situation und der Handlungspraxis ihrer Eltern auseinander. Nohl beschreibt, wie hierdurch 'ein virtueller, weil in der Gedankenspielerei und theoretischen Reflexion verbleibender Bereich' entsteht, der sich zu einer stabilen dritten Sphäre entwickelt, wenn 'das Reflektieren und Produzieren von Sinn zur spontanen, immer wiederholten und selbstgenügsamen Handlungspraxis der Gruppe wird'. Der Autor zeigt am Beispiel einer islamischen Bildungsstätte, wie diese zu einem 'Ort der dritten Sphäre' wird, an dem die Jugendlichen ihre bildungs- und migrationsspezifischen Brüche und Diskontinuitäten auf kreative Weise zu bewältigen versuchen." (Autorenreferat)
"Arnd-Michael Nohl setzt sich in seinem Beitrag mit den Erfahrungen und Lebensorientierungen von bildungserfolgreichen Jugendlichen aus türkischen Einwandererfamilien auseinander. Der Autor zeigt, dass diese Jugendlichen die migrationsbedingten Unterschiede zwischen ihrer Familie und der Gesellschaft besonders eindringlich erleben. Bildungserfolgreiche Jugendliche bewältigen diese Diskrepanz, indem sie gegenüber den verschiedenen Sphären der Herkunftsfamilie und der Aufnahmegesellschaft 'eine intellektualisierende Grenze' ziehen. Auf der Grundlage von Wissen und Reflexion setzen sie sich mit Theorien und Stereotypen, die in der Türkei und in Deutschland über sie selbst kursieren, und mit der Situation und der Handlungspraxis ihrer Eltern auseinander. Nohl beschreibt, wie hierdurch 'ein virtueller, weil in der Gedankenspielerei und theoretischen Reflexion verbleibender Bereich' entsteht, der sich zu einer stabilen dritten Sphäre entwickelt, wenn 'das Reflektieren und Produzieren von Sinn zur spontanen, immer wiederholten und selbstgenügsamen Handlungspraxis der Gruppe wird'. Der Autor zeigt am Beispiel einer islamischen Bildungsstätte, wie diese zu einem 'Ort der dritten Sphäre' wird, an dem die Jugendlichen ihre bildungs- und migrationsspezifischen Brüche und Diskontinuitäten auf kreative Weise zu bewältigen versuchen." (Autorenreferat).
Im Mittelpunkt der empirisch-rekonstruktiven Studie stehen die unterschiedlichen Milieus männlicher Jugendlicher und deren Differenzerfahrungen. Von den verschiedenen Erfahrungsdimensionen, die in den Milieus erkennbar sind, wie z.B. die Sozialisation oder die Bildungslagerung, wird insbesondere die Migrationslagerung von türkischen und deutschen Jugendlichen untersucht, um die Diskrepanz von inneren und äußeren Sphären in der jugendlichen Lebenswelt deutlich zu machen. Während die innere Sphäre durch die Normalitätserwartungen der Eltern und ihrer Migrationsgeneration geprägt ist, wird die äußere Sphäre durch gesellschaftliche Normalitätserwartungen und Beziehungsformen bestimmt. Der Autor untersucht die mit der Sphärendiskrepanz verbundenen Probleme der Migrationslagerung sowie die habituellen Bewältigungsformen Jugendlicher durch die Schaffung von neuen, spezifischen Milieus. Anhand von Gruppendiskussionen, biographischen Interviews und teilnehmenden Beobachtungen bei 16 Gleichaltrigengruppen überwiegend männlicher Jugendlicher zwischen 18 und 23 Jahren wird ein Vergleich von migrationsspezifischen und ethnischen Aspekten der Milieus unternommen. Die Handlungspraxis einer dritten Sphäre, die sich innerhalb der peer groups von türkischen und deutschen Jugendlichen beobachten lässt, wird ferner am Beispiel des Breakdance und des intellektuellen Aktionismus in der "Medrese", einer informellen islamischen Schule, aufgezeigt. (ICI)