Chaotische Stabilität - stabiles Chaos - Indiens Demokratie als fließendes Gleichgewicht extremer Heterogenität
In: Schriften von Clemens Jürgenmeyer 31
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In: Schriften von Clemens Jürgenmeyer 31
In: Schriftenreihe Gerechtigkeit und Frieden
In: Werkstücke 1
This paper is the second part of an investigation into the problem of how Indira Gandhi and her party, the Congress-I, could return to power in the 7th Lok-Sabha-Elections. The so-called landslide victory of the Congress-I party in fact reflected only an 8,3 % increase in valid votes compared with the 1977 elections (see Part I in the last issue, p. 5-44). This paper examines the sources of this support; it hypothesises that somewhat more than half of the newly-won votes came from the minorities - mainly Muslims, Scheduled Castes and Tribes, which constitute about one third of the electorate. These people apparently believed Mrs. Gandhi to be the only leader capable of fundamentally changing the situation. Thus, Mrs.Gandhi emerged as a charismatic leader of the poor. In a final chapter the future perspectives are dealt with. Mrs. Gandhi's victory implies a return to the authoritarianism of the Gandhi family and its allies.
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This paper is the first part of an investigation into the problem of how Indira Gandhi and her party, the Congress-I, could return to power in a landslide victory in the 7th Lok-Sabha-Elections in January 1980. The focus of the argumentation centers on three fields: 1) The internal quarrels together with the 'non-government' of the Janata and the subsequent split of this party resulted in the dissolution of Parliament. High prices and deteriorating law-and-order worsened the general situation. This gave Mrs. Gandhi the chance to present herself as the only competent politician able to deal with the day-to-day running of the country. 2) An unjust election system favoured the Congress-I disproportionately. With 42,7 % of all votes polled, i. e. only 8. 3 % more than in 1977, Mrs. Gandhi gained a two-thirds majority in Parliament. Thus the Congress-I profited from the factionalism and splits of the other parties. 100 seats won by Congress-I pluralities would have gone to Janata or Lok Dal, if they had made an election pact. 3) An analysis of the regional distribution of the voting shows clearly, that especially in the Hindi-belt the position of Congress-I is still fairly weak compared with Lok Dal and Janata Party together. In the two southern states Karnataka and Andhra Pradesh, however, as well in some other non-Hindi states the Congress-I could hold or regain its leading position. Part II, which will be published in the next issue of this journal, will deal with the voting behaviour of the minorities and the charismatic qualities of Mrs. Gandhi.
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In: Peripherie: Politik, Ökonomie, Kultur, Volume 37, Issue 3, p. 469-483
ISSN: 2366-4185
Ende Februar und Anfang März dieses Jahres fanden in Indien die zwölftegn Parlamentswahlen statt. Sie markieren aufs neue eine politische Entwicklung im zweitgrößten Land dieser Erde, die sich in den vergangenen zehn Jahren eingestellt hat: die Etablierung des Hindunationalismus als einer der tragenden Kräfte in der politischen Landschaft Indiens. Die Partei des Hindunationalismus, die Bharatiya Janata Party (BJP - Indische Volkspartei), konnte bei den jüngsten Wahlen ihre Position im indischen Unterhaus, der Lok Sabha, nicht nur weiter festigen, sondern sie schaffte es auch, an der Spitze einer Koalition aus 13 Parteien die neue Regierung zu bilden und das Vertrauen der Mehrheit der Parlamentarier zu erhalten.
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"Selbst Jahrzehnte nach seinem gewaltsamen Tod am 30. Januar 1948 ist wohl kaum ein anderer Inder weltweit so bekannt und angesehen wie Mahatma Gandhi. Er, dieses dürre Männlein mit Wickeltuch und Wanderstab, gilt allgemein als der furchtlose Kämpfer, der mit den Mitteln des gewaltlosen Widerstands die Unabhängigkeit Indiens von der übermächtigen britischen Kolonialmacht im August 1947 errungen hat. In seinem Heimatland ist er überall präsent, auf Bildern, als Statue auf öffentlichen Plätzen, als Namensgeber vieler Institutionen und natürlich in den Sonntagsreden der Politiker, die nicht müde werden, bei jeder Gelegenheit auf die Größe des Mahatma zu verweisen. Indien hat Gandhi zum Heiligen erhoben, der respektvoll "Father of the Nation" tituliert wird. Auch außerhalb Indiens weckt Gandhi immer wieder das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Zuletzt in der deutschen Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung der achtziger Jahre wurde Gandhi intensiv diskutiert und von vielen Aktivist*innen als Vorbild für die unterschiedlichen Formen des gewaltlosen Widerstands gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen und den Ausbau der Atomenergie angesehen. Richard Attenborroughs Film "Gandhi" kam im Jahr 1983 in die Kinos und füllte die Säle. (.)"
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In: Entwicklung, Gewalt, Gedächntis: Festschrift für Reinhart Kößler, p. 142-156
Indien wird gemeinhin als "die größte Demokratie der Welt" bezeichnet. Diese Bezeichnung gilt zu Recht für ein Staatswesen, das nach China die zweitgrößte Bevölkerung aufweist. Mit ca. 1,1 Milliarden Menschen und ca. 700 Millionen Wahlberechtigten organisiert diese außereuropäische Demokratie ein Sechstel der Menschheit und damit weit mehr Bürger und Wähler als alle etablierten Demokratien der westlichen Welt zusammen. Doch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ nimmt die indische Demokratie, vor allem im Vergleich mit anderen Ländern der Dritten Welt, eine Sonderstellung ein. Sie hat seit über 60 Jahren Bestand und zeichnet sich durch regelmäßig stattfindende Wahlen mit einer relativ hohen Wahlbeteiligung von nunmehr rund 60%, friedliche Regierungswechsel und einen leidlich funktionierenden Rechtsstaat aus. Diese Sonderstellung gilt umso mehr, als Indien bis heute zu einem der ärmsten Länder der Welt zählt, von einer geradezu beispiellosen Vielfalt der Völker, Sprachen und Kulturen geprägt ist und noch immer einen hohen Grad an Analphabetismus aufweist. Clemens Jürgenmeyer zeichnet in seinem Beitrag die Entstehung und Funktionsweise der indischem Demokratie nach. Zudem werden die Fragen, wieso die indische Demokratie funktioniert und welche Bedeutung sie für andere Staaten der Dritten Welt hat, diskutiert.
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In: Kulturen und Konflikte im Vergleich: Festschrift für Theodor Hanf, p. 632-647
Der Autor geht der Frage nach, warum in der heutigen Zeit viele Inder bereitwillig einer exklusiven, hindunationalen Ideologie und Politik mit einer klaren antimuslimischen und auch antichristlichen Stoßrichtung folgen. Er zeigt in seiner detaillierten Analyse, dass der Erfolg des Hindunationalismus und die damit einhergehenden Konflikte zwischen Hindus und Muslime das Ergebnis einer spezifischen Konstellation politischer, sozio-ökonomischer und religiös-kultureller Faktoren sind. Dabei spielen vor allem die politischen Strategien der Parteien und ihrer Führungspersonen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sprechen die Hindunationalen die Vorstellungen vieler Inder und ihre verdeckten Wünsche, Ängste und Hoffnungen an, die in der jüngsten Vergangenheit zu Tage getreten sind. Diese neuen Lebenslagen haben sich in einem widersprüchlichen Prozess der Modernisierung herausgebildet, dem die indische Gesellschaft seit längerem unterworfen ist, wie der Autor im einzelnen zeigt. Er thematisiert unter anderem die Schwäche und Militanz des Hindunationalismus, den gegenwärtigen "Pseudosäkularismus" in Indien sowie den Kommunalismus der Muslime. (ICI)
In: Kulturen und Konflikte im Vergleich. Comparing Cultures and Conflicts, p. 632-647
In: Staat und Demokratie in Asien: zur politischen Transformation einer Weltregion, p. 129-141
Eine parlamentarische Demokratie, aber zwei gegenläufige Interpretationen: So stellt sich aktuell für den Autor der Stand der politikwissenschaftlichen Interpretation der indischen Demokratie dar. Ist Indien eine "interessante Anomalie" des Westminster-Modells oder "eine eindrückliche Bestätigung" der konkordanzdemokratischen Theorie, also der Machtteilung? Diese Frage ist nicht nur von akademischem Interesse, weil diese beiden gegenläufigen Demokratiemodelle die Mittel und Wege kennzeichnen, wie sie die Verfahren der politischen Entscheidungsfindung institutionalisiert haben. Sie unterscheiden sich grundlegend voneinander in der Art und Weise, wie Wahlen und andere Institutionen und Praktiken organisiert sind, um eine Regierung zu gewährleisten, die auf die Wünsche der Bürger eingeht. Der Autor betont hier die Bedeutung von Institutionen für die Politik. Sie strukturieren die Erwartungen und Strategien der politischen Akteure innerhalb eines bestehenden Regierungssystems. So macht es einen großen Unterschied, ob das Parlament eines Landes nach dem Prinzip der Mehrheits- oder der Verhältniswahl gewählt wird. Insgesamt lehrt das indische Beispiel, dass Demokratie kein Luxus der reichen Staaten dieser Welt ist, den sich nur wenige leisten können. Es zeigt, dass auch arme, "unterentwickelte" Länder und Völker mit ganz anderen kulturellen und geschichtlichen Hintergründen sowie unter ungleich schwierigeren Bedingungen zur Demokratie fähig sind und autoritären oder diktatorischen Regimen ablehnend gegenüber stehen. In diesem Sinne hat die indische Demokratie Vorbildcharakter über die Grenzen des indischen Subkontinents hinweg. (ICA2)
Der Autor geht in diesem Beitrag der Frage nach, wie das Erstarken des Hindunationalismus in Indien zu erklären ist, welche Inhalte von hindu-nationalen Organisationen und Parteien vertreten werden und wie sich der Hindu-Nationalismus auf die Funktionsfähigkeit der indischen Demokratie auswirken wird. Clemens Jürgenmeyer arbeitet heraus, dass das Erstarken des Hindu-Nationalismus das Ergebnis von sozio-ökonomischen, politischen und religiös-kultureller Entwicklungen ist, die u.a. mit den Modernisierungsprozessen in Indien sowie dem Niedergang des Indian National Congress zusammenhängen. Auf lange Sicht bezweifelt der Autor, dass der Hindu-Nationalismus die Funktionsfähigkeit der indischen Demokratie nachhaltig gefährden kann.
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Ausgehend von der Frage, ob Indien als Mehrheits- oder Konsensdemokratie gelten kann, befasst sich der Autor mit der Funktionsfähigkeit der indischen Demokratie. Dabei stellt Clemens Jürgenmeyer fest, dass das indische Regierungssystem zwischen den beiden Polen Mehrheits- und Konsensdemokratie osziliert und Elemente beider Regierungsformen aufweist. Insbesondere die Heterogenität und Größe der Gesellschaft bedingen dabei, dass Elemente einer Konkordanzdemokratie für das Funktionieren der indischen Demokratie von Nöten sind.
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Der Autor berichtet in diesen Report über eine Konferenz zu den Wahlen in Indien des Jahres 2004, die zur Überraschung vieler einer Regierungswechsel zur Folge hatte. Die BJP-geführte Koalition "National Democratic Alliance" wurde durch die INC-geführte Koalition "United Progressive Alliance" abgelöst. Auf der Tagung, die am 2. und 3. Juli 2004 in Berlin stattfand und vom Seminar für Geschichte und Gesellschaft Südasiens an der Humboldt-Universität zu Berlin organisiert wurde, analysierten 15 Wissenschaftler aus Indien und Deutschland verschiedene Aspekte der Wahlen sowie zu erwartende Auswirkungen auf verschiedene Politikbereiche.
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